Genova a mano armata (IT)
L'homme sans pitié (F)
Åt helvete med alla (SW)
Merciless Man
IT 1976
R: Mario Lanfranchi
D: Tony Lo Bianco, Maud Adams, Adolfo Celi, Howard Ross, Ottaviano Dell'Acqua, Carlo Gravina, Carmen Russo, Fiona Florence, Yanti Somer, Daniele Pagani u.a.
Italienische Erstaufführung: 04.12.1976
Score: Franco Micalizzi
IMCDB
OFDb
"Geboren in Brooklyn, USA, im Jahr 1939. 1965 wurde er infolge rücksichtslosen Verhaltens dientlich degradiert. Ab 1970 arbeitete er als Lieutenant bei einer Anti-Drogen-Einheit von Interpol. Dort wurde er 1973 aufgrund gewalttätigen Verhaltens von der Führung rausgeschmissen. "
Soweit zum Lebenslauf des ehemaligen Polizisten (Tony Lo Bianco), der lediglich unter dem Spitznamen 'der Amerikaner' bekannt zu sein scheint und sein Dasein zwischenzeitlich als Privatschnüffler in Genua fristet. Sein aktueller Auftrag betrifft die Suche nach den Entführern eines vermögenden Unternehmers, wozu er wiederum von dessen Tochter, Marta Mayer (Maud Adams) angeheuert wurde. Zwar wurde Signor Mayer mittlerweile von seinen Peinigern eiskalt ermordet, aber da Marta den Entführern bereits ein milliardenschweres Lösegeld zukommen gelassen hat, soll 'der Amerikaner' dieses von den Verantwortlichen wieder zurückfordern. Während seinen Ermittlungen gerät 'der Amerikaner' am laufenden Band in brenzlige Situationen, denn sowohl Kommissar Lo Gallo (Adolfo Celi) als auch der grimmige Franzose Caleb (Howard Ross) und seine Bande kleben ihm andauern an den Fersen. Während Lo Gallo lediglich Misstrauen gegenüber seinen strafrechtlich nicht immer adäquaten Ermittlungsmethoden hegt, machen ihm die Schergen des Franzosen andauernd das Leben zur Hölle. Nicht nur, dass ihn diese ständig auflauern, um ihm egal wie und wo nach seinem Leben zu trachten, sondern schrecken auch nicht davor zurück, mit scharfem Sprengstoff gegen ihn zu hantieren. Zu allem Überfluss, scheint die Bande des Franzosen auch noch in ein weit verzweigtes Netzwerk von Rauschgifthändlern involviert zu sein, wenn sie nicht sogar als Strippenzieher des Ganzen fungieren. Bleibt schlussendlich wie immer die obligatorische Frage, ob es dem 'Amerikaner' gelingen wird, den Auftrag körperlich unversehrt zu überstehen sowie der Drogenbande als auch den niederträchtigen Entführern das Handwerk zu legen?
Bei GENOVA A MANO ARMATA handelt es sich um einen außergewöhnlichen Poliziottesco aus dem Jahr 1976, der neben den üblichen Genre-Ingredienzien auch noch eine ordentliche Prise an Zynismus und Selbstironie beinhaltet. Sowohl das Drehbuch als auch die Regie stammen von dem früheren Opernregisseur Mario Lanfranchi, der eigentlich nach dem sehenswerten DJANGO - UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE im Jahr 1976 liebend gerne einen weiteren Italo-Western gedreht hätte, was ihm aber die zuständigen Produzenten aufgrund des zwischenzeitlich fast schon vesumpften Genres untersagte. Um ihn dennoch für den Filmdreh zu begeistern, suggerierten ihm die Produzenten, dass es sich bei dem Streifen um einen quasi-Western dreht, dessen Handlung lediglich in die Neuzeit verlegt wurde. Schlussendlich sagte Mario Lanfranchi zu und bewerkstelligte nach der Vollendung seines Drehbuchs einen sehenswerten Genrevertreter, bei dem eine kernige deutsche Synchro wie die Faust aufs Auge gepasst hätte.
Als Hauptdarsteller wurde Tony Lo Bianco engagiert, der in der Rolle des unehrenhaft entlassenen Ermittlers vollends überzeugen kann, denn in seinem neuen Beschäftigungsverhältnis als rastloser Privatschnüffler ist er sich für beinahe nichts zu schade. Dabei tritt 'der Amerikaner' einigen mächtigen Ganoven etwas zu arg auf die Füße, so dass diese einen ballerwütigen Howard Ross auf ihn ansetzen, der den unbändigen Detektiv von da an mit einer stets geladenen Knarre auf Schritt und Tritt verfolgt. Zwischendrin verdient sich der passionierte Milchshaketrinker so ganz nebenbei das goldene Seepferdchen und lässt sich auch ansonsten von Nichts aus der Bahn werfen, denn 'der Amerikaner' ist ein ganz harter Hund, für den dann auch nur das eine Gesetz gilt: nämlich ausschließlich das Seinige! Doch leider missfällt dem ehrenhaften Kommissar Lo Gallo die Einstellung seines Ex-Kollegen, der übrigens routiniert von Adolfo Celi dargestellt wird. Die unfassbarste Szene zeigt Tony Lo Bianco beim Injizieren einer überdurchschnittlichen Dosis Heroin, denn um Zutritt zu einer Suchtklinik zu erhalten, haut er sich mit dem Höllenstoff völlig aus dem Leben. Das Kuriose dabei: nur kurze Zeit später juckelt er bereits wieder quietschfidel in Gegend rum...
Neben einer französischen VHS-Fassung in Vollbild existiert auch noch eine VHS-Fassung mit englischem Ton und Untertiteln aus Schweden, wo der Film sogar 1982 im Kino zu sehen war. In Italien wurde der Film nach seinem damaligen Kinostart zumindest 1984 im TV (Italia 1) ausgestrahlt, bevor die Pollanet-Crew im Jahr 2007 eine etwas ramponierte Kinokopie im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung aufführte. Von dieser 35mm-Kopie stammt dann auch die mir vorliegende Telecine-Fassung, der aber infolge zahlreicher Filmrisse und Beschädigungen ca. 15 Minuten an Filmmaterial abhanden kamen. Im Jahr 2008 scheint es im Kino Trevi in Rom zu einer Aufführung einer vollständigeren Fassung aus der Cineteca Nazionale gekommen zu sein.
Abgerundet wird das westernlastige Polizeifilm-Spektakel mit einer genretypischen Filmmusik von Franco Micalizzi, die seinen fulminanten Kompositionen für die Lenzi-Merli-Produktionen in rein gar nichts nachsteht.
Fazit: Ein sehenswerter Poliziottesco, der dringend einer adäquaten Veröffentlichung bedarf.
Filmplakate & VHS:
Open Credits & Score:
Trailer: