BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Literarische Klassiker und Neuerscheinungen zum Lieblingsthema
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Sid Vicious
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BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Beitrag von Sid Vicious »

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Jerry Vermilye geht nur selten auf das Privatleben von Barbara Stanwyck ein. Sein Hauptaugenmerk liegt auf ihrer umfangreichen Filmografie. Folglich erhält man unzählige Inhaltsangaben und begleitende Infos über die notwendigen Anforderungen für die entsprechenden Rollen.

Von den Regisseuren wurde Missy immerzu gelobt. Sie benötigte wenige Regieanweisungen und dito wenige Retakes. Billy Wilder lobte auch ihren Umgang mit Marilyn Monroe, die gemäß seiner Worte andauernd ihren Text als auch ihre Einsätze vergaß. Missy blieb immerzu ruhig und ließ sich zu keinen Wutausbrüchen oder Hetzkampagnen hinreißen.

Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert. Auf eines (Vom Salon in die Steppe) hatte ich mich besonders gefreut, da ich 16 Seiten Lesestoff über ihre Western erwartete, was leider nur bedingt erfüllt wurde, da der Autor akribisch an seiner chronologischen Verfahrensweise festhält.

Jerry Vermilye hat freilich kein uninteressantes Buch verfasst, aber der Schreibstil ist (besonders bei den unzähligen Kurzinhaltsangaben) zu leblos geraten. Hätte Sabine Reichel ein Buch über Barbara Stanwyck geschrieben, dann wäre das Lesen vermutlich ein Freudenfest gewesen. Jenes zum Feste benötigte Herzblut, das fortwährend durch Sabines tollem Buch „Bad Girls“ (eine glühende Liebeserklärung an Missy und Co.) strömt, ist in Jerry Vermilyes Buch (weitestgehend - die Ausnahmebeschreibung folgt im nächsten Satz) leider nicht präsent. Dass Vermilye es besser kann, wenn er denn will, beweist das letzte Kapitel „Miss Stanwyck rides again“, welches einen Missy-würdigen als auch herzerwärmenden Nachruf inkludiert.
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Prisma
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Re: BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Beitrag von Prisma »



Musste mir erst einmal einen Überblick verschaffen, was ich bislang schon alles mit ihr gesehen habe. Als Interpretin würde ich Barbara Stanwyck im ersten Impuls als spröde bezeichnen, aber nicht uninteressant als Persönlichkeit, was sich auch auf ihre Charaktere in entsprechenden Rollen bezieht. Ich glaube, mein erstes Aufeinandertreffen mit ihr dürfte in "Die Dornenvögel" gewesen sein, eine zutiefst verunsichernde Rolle, wie ich finde, die dann alles weitere mit ihr beeinflusst. Dann folgen "Der Denver Clan" und "Die Colbys - Das Imperium". Ich muss also sagen, dass ich sie erst im Spätherbst ihrer Karriere kennengelernt habe, was insofern prägend ist, dass ich derartige Rollen weiterhin erwartet habe. Nett fand ich ihre Ausflüge in den US-TV-Horror, doch unterm Strich kenne ich noch nicht allzu viele ihrer Arbeiten, bis auf einige Hochglanz-Hollywood-Klassiker.

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Sid Vicious
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Re: BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Beitrag von Sid Vicious »

Meine Erstbegegnung müsste DAS GEISTERHAUS gewesen sein. Ich habe da jedenfalls was in Erinnerung, was mir in ganz, ganz jungen Jahren große Angst vor dem TV bereitete. Es kann aber auch BIG VALLEY gewesen sein?

Es folgten zahlreiche Begegnungen im Dritten Programm des WDR, denn da hat man manchen Film mit ihr ausgestrahlt. Als ich „Bad Girls“ ausgelesen habe (fast auf den Punkt ein Jahr her), habe ich umgehend FRAU OHNE GEWISSEN (den ich mit Sicherheit zuvor beiläufig im TV geschaut habe) geordert. Seitdem hat die feminine Hinterhältigkeit einen zweiten Namen: Phyllis Dietrichson, denn mit Phyllis fing – gemäß Sabine Reichel – das Morden an. Ebenfalls spitze finde ich UNION PACIFIC, das ist ein ganz toller Western, der während der Errichtung der Bahnverbindung zwischen Nebraska und Kalifornien spielt. Es gibt Leute, die werfen dem Film Rassismus vor, was die Sichtung noch interessanter macht.
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Prisma
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Re: BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Beitrag von Prisma »



Ich habe mir jedenfalls mal das raus gelegt, was ich gerade spontan gefunden habe: "Das Geisterhaus", "Der Hauch des Bösen", "Die Colbys - Das Imperium" und "Die seltsame Liebe der Martha Ivers". Wie gesagt, dieser atmosphärische TV-Horror hat mir ganz gut gefallen und mich damals dazu animiert, mich ein bisschen mehr mit ihren Filmen zu beschäftigen. Wie so oft, ist es allerdings nur bei DVD-Käufen geblieben. Nein, "Die Colbys" habe ich mir angeguckt, das hatte Stanwyck aber bereits nach einer Staffel wieder gecancelt, da diese Serie nach ihren Angaben »das Schlechteste gewesen sei, was sie je gemacht habe.« War auch ihre letzte Rolle.

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Sid Vicious
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Re: BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Beitrag von Sid Vicious »

DALLAS und DENVER war für mich okay, aber DIE COLBYS habe ich niemals geschaut. Vielleicht ist die schlechte Meinung der Stanwyck ja gerechtfertigt.
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Prisma
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Re: BARBARA STANWYCK - IHRE FILME - IHR LEBEN - Jerry Vermilye

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 29.11.2022 13:15
Vielleicht ist die schlechte Meinung der Stanwyck ja gerechtfertigt.

Irgendwie schon. Ich habe die zweite und gleichzeitig letzte Staffel hier schon seit Jahren zwar angefangen aber weitgehend ungesehen herumliegen. Auch wenn Barbara Stanwyck die gesamte Serie als schlecht einschätzt, darf man wirklich nicht unterschätzen, dass ihr Fehlen ab der zweiten Staffel, ein Loch in die Dramaturgie gerissen hat und die ohnehin nur leidlich interessanten Geschichten noch uninteressanter zurückgelassen hat. Ihre paar Gastauftritte bei "Denver Clan" waren wesentlich publikumswirksamer und temperamentvoller inszeniert.

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