RITUAL UND VERFÜHRUNG - Marcus Stiglegger

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Sid Vicious
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RITUAL UND VERFÜHRUNG - Marcus Stiglegger

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Die Geschichte des Kinos ist ein einziges Ritual der Verführung: eine Verführung durch Sinnlichkeit, Körperlichkeit, Bewegung, Rhythmus, Licht, Raum und Klang – aber auch eine Verführung mittels des Begehrens, zur Souveränität wie zum Bösen. Die Verführungsstrategien der filmischen Inszenierung quer durch die Filmgeschichte werden anhand unterschiedlicher Werke aus den verschiedensten Genres eingehend beschrieben und analysiert. Dabei werden Autorenfilme ebenso wie populäre Genrefilme einer differenzierten Betrachtung unterzogen: LETZTES JAHR IN MARIENBAD, DAS PIANO, BASIC INSTINCT, APOCALYPSE NOW, IM REICH DER SINNE, FRENCH CONNECTION, DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER, MATADOR, CRASH, QUERELLE, DER LETZTE TANGO IN PARIS, ROMANCE X, THE WILD BUNCH, DIE 120 TAGE VON SODOM, EXISTENZ, TITANIC und viele andere. (Klappentext)

Die Geschichte des Kinos ist ein einziges Ritual der Verführung! Doch was reflektiert die Verführung? Wie kann es einem Film überhaupt gelingen, seinen Zuschauer zu sich (dem Film) zu verführen? Dürfen wir überhaupt von Verführung sprechen? Oder müssen wir die Begrifflichkeit, um Fehlinterpretationen zu vermeiden, durch den Begriff Seduktion ersetzen? Stiglegger hilft uns, dieses zu verstehen. Spricht von der sinnlich-erotischen Verführung, von der Verführung durch die fatale Logik des Eros/Thanatos-Modells, von der Verführung durch Bewegung und Sensation, von der Verführung zum Abjekten und von der Verführung zur Souveränität.

Da ich einige Texte zur Filmtheorie (Kracauer, Balázs, Arnheim, Metz etc.) durchgearbeitet habe (was nicht immer einfach war), muss ich festhalten, dass Stigleggers Theorien sehr gut nachvollziehbar sind, da er seine Erkenntnisse (die er mit den Schriften von Filmtheoretikern und Philosophen belegt) unter anderem anhand plausibler Beispiele und ohne Verwendung unnützer und verschlüsselnder Fremdworte transportiert. Das Buch ist demnach extrem reich, aber um die Wissensflut erfolgreich aufnehmen und später erfolgreich anwenden zu können, sind zumindest filmwissenschaftliche Grundkenntnisse (Castangaben aus Wikipedia, ofdb und imdb, die einigen Bookletautoren als ihr Wissensreservoir dienen, reichen hier freilich nicht aus, aber an diese Leute ist das Buch ja auch nicht adressiert!) unabdinglich.

Wer sich für Filmtheorie interessiert, für den wird RITUAL UND VERFÜHRUNG zu einem stets hilfreichen Standardwerk avancieren.
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