DAS BLAUE PALAIS

Der Tummelplatz für alle Serienjunkies und Binge-Watcher!
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Prisma
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DAS BLAUE PALAIS

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DAS BLAUE PALAIS


● DAS BLAUE PALAIS (D|F|1974-1976)
in den Hauptrollen | Silvano Tranquilli | Peter Fricke | Loumi Iacobesco | Dieter Laser | Eva Renzi | Helga Anders | András Fricsay | u.a.
eine Co-Produktion der Bavaria Atelier GmbH | mit dem französischen Fernsehen ORTF | im Auftrag des ZDF
ein Mehrteiler von Rainer Erler



Universum Film hat geschrieben:
Hinter der Fassade des "blauen Palais", einem alten Herrenhaus, erforschen fünf internationale Wissenschaftler die Zukunft und stoßen dabei auf merkwürdige Phänomene und an moralische Grenzen. Der junge Biochemiker Jeroen de Groot (Peter Fricke), der ehrgeizige Chemiker Enrico (Polazzo (Dieter Laser), der Schweizer Kybernetiker Carolus Büdel (András Fricsay Kali Son) und Assistentin Yvonne (Lynne Chardonnet) gehören zum engagierten Forscherteam unter der Leitung des bedachten Louis Pslm (Silvano Tranquilli). Bei ihren biochemischen, parapsychologischen und chemischen Experimenten stehen sie vor allerhand gefährlichen Rätseln.

Rainer Erlers "Das blaue Palais" wird nicht zu Unrecht als eines der besten und aufwändigsten deutschen Science-Fiction-Formate gehandelt. Die fünfteilige Reihe wurde seinerzeit vom ZDF ausgestrahlt und jeder Beitrag verfügt über Spielfilmlänge, wobei die ersten drei im Jahr 1974, die folgenden 1976 hergestellt und gesendet wurden. Hervorzuheben ist der Abwechslungsreichtum der Episoden, die mit mit diversen Aufnahmen an Original-Schauplätzen, hoch interessanten Geschichten rund um die Wissenschaft und internationalen Besetzungen aufwarten und überraschen. Geschrieben und inszeniert von Rainer Erler, kann sich das Publikum erwartungsgemäß auf spannende und gut durchdachte Fernsehfilme freuen, die nichts von ihrer Brisanz und Aktualität eingebüßt haben.

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Prisma
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● DAS BLAUE PALAIS | FOLGE 01 | DAS GENIE (D|1974)
mit Rolf Henniger, Luomi Iacobesco, Peter Fricke, Silvano Tranquilli, Dieter Laser, András Fricsay Kali Son, Herbert Steinmetz, Lyne Chardonnet, u.a.
eine Produktion der Bavaria Atelier GmbH | Office de Radiodiffusion Télévision Française | im Auftrag des ZDF
ein Fernsehfilm von Rainer Erler

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»Ich behaupte, unsere Versuche hier haben gewissermaßen Modellcharakter!«


Hinter den Mauern des sogenannten Blauen Palais verbirgt sich ein Forschungsinstitut, in dem fünf internationale Wissenschaftler in den Bereichen der Molekularbiologie und der Genetik forschen. Im Rahmen von Tierversuchen injiziert man Gehirnextrakt, welches sich positiv auf die Intelligenz von Ratten auswirken soll und eines Tages soll dieses Modellprojekt auch für den Menschen anwendbar sein. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit wird Jeroen de Groot (Peter Fricke) auf einen Mann namens Felix van Reijn (Rolf Henniger) aufmerksam, der ein Klavierstück eines begnadeten Künstlers interpretiert, welcher vor Jahren plötzlich spurlos verschwand. Es stellt sich heraus, dass van Reijn ein wahrhaftes Genie sein muss. Er brilliert beispielsweise im Simultanschach und ist überaus polyglott, außerdem hat er ein beachtliches Fachwissen im Bereich der Molekularbiologie. Das Team des Blauen Palais setzt ihre Kollegin Sibilla (Luomi Iacobesco) auf ihn an, um das Rätsel um seine Intelligenz zu lösen. Ihre Reise geht nach Japan und später nach Italien, doch Sibilla meldet sich nicht mehr. In der Zwischenzeit stößt man auf eine ungeklärte Mordserie, bei welcher die Gehirne der Opfer jeweils entfernt wurden...

Die erste Folge von Rainer Erlers fünfteiliger Serie befasst sich mit der Jagd nach dem perfekten Gehirn. Um einen schnellen und vor allem transparenten Einstieg zu gewährleisten, wird zunächst Besatzung des wissenschaftlichen Forschungsinstituts etwas näher vorgestellt. Zu sehen sind Wissenschaftler bei ihrer täglichen Arbeit und man bekommt ihre Ambitionen näher gebracht. Schnell wird klar, dass es sich um Idealisten handelt, die sich charakterlich allerdings stark voneinander unterscheiden, vor allem aber im Bereich des Gewissens. Der universelle Wunsch, der Menschheit einen großen Dienst zu tun, steht absolut im Vordergrund und die Wahl der Methoden gipfelt schließlich in außerordentlichen Handlungsweisen, die jedoch stets unter dem Deckmantel der gemeinnützigen Arbeit gerechtfertigt werden. Auch ist unschwer zu erkennen, dass sich gewisse Kollegen persönliche Denkmäler setzen möchten. Wer in dieser Folge in Spielfilmlänge schließlich Skrupel bekommen wird, ist sehr lange unklar und hält eine subtile Spannung allzeit bereit. Bemerkenswert erscheinen hier die Dialoge, bei welchen sehr genau heraus zu hören ist, dass es eine profunde wissenschaftliche Beratung gegeben haben muss, auch wenn die Vorhaben insgesamt (noch) zu abstrakt klingen. Die visionäre Forschung die zukunftsorientiert und oft wenig greifbar erscheint, wird mit dem großen Traum eines jeden Palais-Wissenschaftlers sehr anschaulich dargestellt. Bemerkenswert ist, dass dieser Pilotfolge eine sehr aufwändige Inszenierung zu Teil wurde. Schauplätze und Ausstattung wirken überaus hochwertig, gedreht wurde offenbar unter anderem in Kyoto und Venedig und das Blaue Palais steht nicht erdrückend im Vordergrund.

Das internationale Ensemble ist hier zwar mitunter weniger bekannt, aber dennoch glaubwürdig aufgestellt worden. Besonders Rolf Henniger trägt diese Folge in der Titelrolle, über die der Tod keine Gewalt mehr haben soll. Felix van Reijn steht über den Dingen und über allen Personen um ihn herum, was er ihnen unmissverständlich demonstriert und sie jederzeit spüren lässt. So rückt er nicht nur vollkommen in den Mittelpunkt von "Das Genie", sondern wird in vielerlei Hinsicht zum Objekt der Begierde. Die Biologin Sibilla wird von der aparten Luomi Iacobesco dargestellt, mit der man eine unberechenbare Reise erleben wird, da selbst ihre Emotionen wissenschaftlich angehaucht wirken, zumindest unterm Strich. Schließlich ist noch Peter Fricke zu nennen, der jede Produktion pauschal aufwerten kann, was ihm hier ebenfalls spielend gelingt. Die sorgsam aufgebaute Geschichte weckt in kürzester Zeit die Neugierde des Publikums, da sie mysteriös und abstrakt wirkt. Da sich Folge 1 recht ausladend darstellt, bleiben etliche schwunglose Passagen leider nicht aus, und für einen Thriller haben sich vielleicht insgesamt zu viele Anflüge der Langatmigkeit eingeschlichen, die allerdings mit einem gut konstruierten und beinahe nachdenklichen Finale weniger schwerwiegend erscheinen. Die Ausstattung des Labors wirkt glücklicherweise nicht allzu utopisch und selbst die Erklärungen bleiben theoretisch nachvollziehbar. Die große Stärke dieser Folge liegt hier eindeutig im Gesamtkonzept. Der Zuschauer wird mit vielen Informationen versorgt, die teils völlig irrelevant erscheinen, aber Steinchen eines spät sichtbaren Mosaiks darstellen. Rainer Erlers Einstieg in die fünfteilige Serie ist von Grund auf gelungen und steigert definitiv die Vorfreude auf den weiteren Verlauf.

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● DAS BLAUE PALAIS | FOLGE 02 | DER VERRÄTER (D|1974)
mit Werner Rundshagen, Luomi Iacobesco, Georg Marischka, Silvano Tranquilli, Dieter Laser, Peter Fricke, Herbert Steinmetz, u.a.
eine Produktion der Bavaria Atelier GmbH | Office de Radiodiffusion Télévision Française | im Auftrag des ZDF
ein Fernsehfilm von Rainer Erler

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»Wir betreiben hier schließlich Grundlagenforschung für die Zukunft!«


Im "blauen Palais" findet eine wissenschaftliche Erörterung durch den Laser-Spezialisten von Klöpfer (Werner Rundshagen) statt. Er möchte einen Laser entwickeln, der mit minimalem Aufwand eine neue Kunstdünger-Synthese bewirken kann. Der Antrag wird vom skeptischen Kollegium bewilligt, obwohl die Forschungskosten den Etat mit mehreren hunderttausend Mark sprengen. Von Klöpfer sondert sich ab und entwickelt das Gerät hinter verschlossenen Türen. Erste Zweifel kommen auf, da er seine Erfindung zur Herstellung von tödlichen Stickoxiden missbrauchen könnte. Professor Palm (Silvano Tranquilli) nimmt die Forschungsunterlagen an sich und erwartet die Rechtfertigung seines Kollegen. Dieser flieht jedoch mit der heißen Ware nach Hongkong und schließlich Kanada. Dort werden unterschiedliche Interessengemeinschaften auf ihn aufmerksam und eine gefährliche Jagd beginn, denn jeder möchte das Material in die Hände bekommen. Wieder einmal setzt man Sibilla (Luomi Iacobesco) auf den vermeintlichen Verräter an...

"Der Verräter" knüpft nahtlos an das unkonventionelle Konzept an, welches bereits in der ersten Episode zu sehen war. Ein neues Thema aus dem Spektrum der Wissenschaft ebnet den Weg zu einer spannenden Folge, die überraschenderweise mit zahlreichen Thriller-Elementen angereichert wurde. Der Einstieg in diesen Fall erfolgt genauso wie bereits in "Das Genie": Professor Palm steht zusammen mit deinem Team vor dem Titel gebenden Gebäude und erklärt dem Publikum, worum es dieses Mal gehen wird. Unmittelbar im Anschluss ist bereits eine Beerdigung zu sehen, die nur insofern zuzuordnen ist, da sie offensichtlich in einem fernen Land stattfindet. Die gleichen Bilder werden sich gegen Ende wiederholen, was der Spannung allerdings keinen Abbruch tut, da es sich lediglich eine verheißungsvolle Ankündigung handelt. Erneut fallen die sehr hochwertigen Dialoge auf, die mit versiertem Fachjargon ausstaffiert sind. Die Thematik rund um den Prototypen des bahnbrechenden Lasers erinnert ein wenig an einen gewissen Herrn namens Doktor Mabuse, der über diesen Weg schon einmal versuchte, die Welt in die Knie zu zwingen, wenngleich es nicht in seiner Absicht lag, Kunstdünger für die Länder der Dritten Welt herzustellen, damit sie weitgehend autark existieren könnten. Auch hier wird die interessante Frage nach nach der möglichen Gefahr aufgeworfen, falls eine solche Erfindung in falsche Hände geraten sollte, und die gegnerischen Interessengemeinschaften sind dem Wissenschaftler von Klöpfer schnellstens auf der Spur. Die Labors und die Apparaturen wirken sehr originell, es besteht kein Zweifel, dass an der Produktion bezüglich Beratung und Ausstattung nicht gespart wurde, sodass man sich nach einiger Zeit sogar in Hongkong und später Kanada wiederfindet.

Was das Forscher-Team betrifft, ist die Besetzung mit der aus der ersten Folge identisch, allerdings ist jedes Mal ein Gast-Darsteller zu sehen, der zum Protagonisten der jeweiligen Folge wird. Hier handelt es sich um Werner Rundshagen, der dem in eigenen Gedanken verlorenen Wissenschaftlers Charisma verleiht, der nur für seine Arbeit und entsprechende Visionen zu leben scheint. Dabei hat er nichts schlechtes im Sinn, ist aber auf der Suche nach alternativen Geldgebern dazu gezwungen, nicht lupenreine Kompromisse einzugehen. Sein Verlangen, sich ein Denkmal zu setzen, ist größer als die Skrupel gegenüber seinen Geschäftspartnern, die seine Erfindung missbrauchen wollen, beziehungsweise könnten. Die Leistung von Werner Rundshagen ist hierbei beachtlich, auch die Rumänin Luomi Iacobesco trägt diese Episode wieder einmal entscheidend mit, Dieter Laser und Herbert Steinmetz rücken etwas mehr in den Fokus und zusätzlich ist Georg Marischka als skrupelloser Geschäftsmann zu sehen. Schon bevor die Jagd über einige Stationen der Polar-Route beginnt, steigt die Spannung bereits im Palais. Die Kollegen errechnen, dass von Klöpfer sie mit falschen Informationen getäuscht haben muss und befürchten, dass sein Experiment unberechenbare Kräfte auslösen könnte. Eine wahrscheinliche Explosion steht im Raum, es gibt mehrmals einen Notalarm und ein Feuer bricht aus, grelle Dämpfe treten aus dem Labor. In Hongkong bekommt man zusätzlich ein straffes Tempo geboten, wie etwa durch eine Hetzjagd durch die unübersichtliche Stadt, Helikopter-Aufnahmen und die Flucht über unzählige Dschunken, die einem Irrgarten gleichen, und schließlich landet man auf einem riesigen, dunklen Friedhof. Hierbei wirkt die ohnehin sehr gute Musik von Eugen Thomass noch treffsicherer. Entstanden ist eine insgesamt temporeiche aber auch kritische Folge. Überzeugend.

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● DAS BLAUE PALAIS | FOLGE 03 | DAS MEDIUM (D|1974)
mit Angelika Bender, Luomi Iacobesco, Edward Meeks, Silvano Tranquilli, Henning Gissel, Peter Fricke, Günther Kaufmann, Dieter Laser, u.a.
eine Produktion der Bavaria Atelier GmbH | Office de Radiodiffusion Télévision Française | im Auftrag des ZDF
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»Zwischen Geist und Materie zu unterscheiden ist nicht mehr zeitgemäß!«


Die 18-jährige Petra (Angelika Bender) besitzt eine erstaunliche Gabe. Sie kann Dinge und Situationen vorhersagen. So hat sie bereits durch das exakte Voraussagen der Zahlen zwei Lottogewinne einfahren können, die mehrere hunderttausend Mark einbrachten. Doch sie hat von dem Geld am wenigsten, weil die Motorrad-Gang mit der sie sich herumtreibt, den Profit daraus schlägt. Durch Zeitungsberichte wird der Quantenphysiker Dr. Cavington (Edward Meeks) auf das junge Mädchen aufmerksam, und macht sie gemeinsam mit einem Journalisten (Henning Gissel) ausfindig. Im Blauen Palais beginnen für Petra harte Wochen, da sie einen stereotypen Test nach dem anderen absolvieren muss. Doktor Cavington verspricht sich bahnbrechende Erkenntnisse in den Bereichen der Psychokinese und der Präkognition, doch während der Testreihe kommt es zu nicht einkalkulierten Komplikationen...

Folge 3 der spektakulär angelaufenen Serie "Das blaue Palais" beschäftigt sich mit einem damals brandaktuellen Thema und zwar mit dem Ψ. Psi, der dreiundzwanzigste Buchstabe des griechischen Alphabets, ist das Symbol der Psychologie. "Das Medium" erinnert teilweise etwas an den seinerzeit ebenfalls mit diesem Populärthema lockenden "Parapsycho - Spektrum der Angst", allerdings weniger von der Umsetzung her, als auf hypothetischer Basis durch die Abhandlung ähnlicher nicht zu erklärender Phänomene. Noch deutlicher kommt diese Folge dann der Serie "Merkwürdige Geschichten" nahe. Es ist erstaunlich wie die Reihe ihrem offensiven Konzept treu bleibt, aber dennoch mit den unterschiedlichsten Themen für eine gehobene Unterhaltung sorgen kann. Geschildert wird eine Fähigkeit von der viele bestimmt schon öfter geträumt haben. Lottozahlen exakt vorhersagen, beim Pferderennen immer auf das richtige Pferd setzen, oder Gefahren vorhersehen um sie umgehen zu können - die Titelrolle erzählt in diesem Zusammenhang eine Geschichte über Fluch und Segen. Doch geschieht die Abhandlung in dieser Folge nicht so simpel, wie man zunächst vermuten könnte, da die unbarmherzige Kehrseite deutlich ebenso wie die beneidenswerte Seite herausgearbeitet wird, und die junge Frau zusehends fast erdrückt. Mit allen Mitteln will man ihr mysteriöses Geheimnis erforschen, vor allem wie Petra ihre beeindruckenden Informationen unter unzähligen anderen einfach so herausfiltern kann. Aber nutzt es, die Zukunft zu kennen, die Psi-Antenne im Gehirn lokalisieren zu können? Am wenigsten Nutzen davon hat jedenfalls Petra, die sich bis zur Katastrophe selbst quält, und von ihren profitgeilen Kumpanen quälen lässt. Petra wird sehr glaubwürdig dargestellt von Angelika Bender und sie verleiht der Episoden-Titelrolle einen spürbaren doppelten Boden.

Sie treibt sich mit einer berüchtigten Motorrad-Clique herum, die insgesamt gewaltbereit und dem Vandalismus nicht abgeneigt zu sein scheint. Jedoch sieht es auch so aus, als sei sie nur aufgrund ihrer außerordentlichen Fähigkeiten dort anerkannt und geschätzt. Beim Happening Pferderennen sagt sie sicher voraus, welches der Pferde gewinnen wird, hat aber aus unerfindlichen Gründen diffuse Zweifel, die sich noch als berechtigt herausstellen werden. Vertrauensvoll setzen die jungen Männer Tausende von Mark auf den von Petra ausgemachten Favoriten, die sie übrigens ohne Petra gar nicht zur Verfügung gehabt hätten, der Tipp war richtig, doch das Rennpferd wird unvorhergesehen disqualifiziert. So setzt es auch schon mal eine deftige Ohrfeige von Günther Kaufmann für das normalerweise Gewinn bringende Medium, das vor allem eingeschüchtert wirkt. Da die Clique daraufhin vollkommen ausrastet, wird Petra von Dr. Cavington aus dem blauen Palais in Sicherheit gebracht. Dort angekommen, starten nun die Testreihen, die auch dem Publikum endlos vorkommen. Das Aufschlüsseln der Ergebnisse geschieht weniger flüssig, und es entstehen sonderbare Zusammenhänge. Was "Das blaue Palais" ausmacht und was das Format sehr glaubhaft erscheinen lässt, ist der hervorragend konstruierte Realitätstransfer, da man permanent den Eindruck vermittelt bekommt, dass alles Gezeigte doch im Bereich des Möglichen liegen könnte. Das Finale liefert eine überaus logische Erklärung warum es "Das Medium" in der Praxis eigentlich nicht geben kann, und dabei geht die Regie durchaus kritisch vor. So bleibt die Folge sehr schlüssig, sie transportiert phasenweise sogar eine mysteriöse Spannung, die zur Aura der Folge beiträgt, verfügt allerdings genau so über ihre nachdenklichen Komponenten, und insgesamt ist zu sagen, dass dieses Konzept mit jeder Folge dem Empfinden nach besser wird.

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● DAS BLAUE PALAIS | FOLGE 04 | UNSTERBLICHKEIT (D|1976)
mit Evelyn Opela, Eva Renzi, Peter Fricke, Udo Vioff, Silvano Tranquilli, Helga Anders, Dieter Laser, Herbert Steinmetz, u.a.
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ein Fernsehfilm von Rainer Erler

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»Eines Tages werden die Insekten die Herrschaft über diesen Planeten erhalten!«


Das Team des blauen Palais ist offensichtlich auf eine Sensation gestoßen. In einer Abhandlung des britischen Biologen Ian McKenzie (Udo Vioff) heißt es, er habe durch die Verkürzung der DNS bei ihrer Reproduktion den Schlüssel zur Unsterblichkeit gefunden. Die Biologen des Teams Sibilla Jacopescu (Evelyn Opela) und Jeroen de Groot (Peter Fricke) gehen der unglaublichen Behauptung nach und reisen zur University of Cambridge. Dort erfährt man, dass sich der Forscher zurückgezogen hat. Schließlich machen sie ihn in einem schottischen Schloss ausfindig, und sie finden einen unheilbar kranken Mann im Rollstuhl vor. Die Forschung im Palais geht weiter, bis Schließlich die Frau von Ian McKenzie im Palais auftaucht. Eva (Eva Renzi) hat die wichtigsten Forschungsergebnisse ihres mittlerweile verstorbenen Mannes bei sich und liefert entscheidende Erkenntnisse. Der Weg zur Unsterblichkeit ist frei, man will nicht wie der Erfinder nur an Taufliegen experimentieren, sondern an Menschen. Doch die Situation gerät außer Kontrolle...

Zur vierten Episode "Unsterblichkeit" der erst im Jahr 1976 fortgesetzten Reihe "Das blaue Palais" gibt es zunächst einige Bemerkungen hinsichtlich der Besetzung zu machen. Luomi Iacobesco wurde durch Evelyn Opela, und Lyne Chardonnet durch Helga Anders ersetzt, was dieser vierten Folge in jeder Hinsicht sehr zugutekommt. Wieder einmal greifen die Wissenschaftler des blauen Palais ein spektakuläres Forschungsergebnis auf, welches durch die Schilderungen im Endeffekt theoretisch möglich erscheint, doch die bedeutende Dimension noch nicht greifbar erscheinen lässt. Unsterblich zu sein bedeutet in diesem Kontext also, dass der Alterungsprozess aufgehalten werden könnte, indem man die Zellteilung um ein vielfaches beschleunigt. Doch so erstrebenswert, wie das Ganze vielleicht zunächst klingen mag, wird es in dieser Folge gar nicht dargestellt, denn es kommt zu einer Vielzahl kritischer Untertöne. McKenzies Arbeit wurde aufs Schärfste angeprangert und eine eingesetzte Kommission will alle gewonnenen Erkenntnisse ungelesen zur Vernichtung freigeben. In diesem Zusammenhang werden die Forschungen und die Laborarbeit sehr eingängig demonstriert, vor allem aber bekommt man es mit vielen Zweifeln zu tun, mit moralischen Ehrbegriffen, der Frage über Fluch und Segen, Ursache und Wirkung, was die Protagonisten und die Zuschauer hin und her reißt. Zu welchem Ergebnis wird man also kommen, zu welcher Seite wird man unbeschadet gelangen können? Dank Eva McKenzie kann die Forschungsarbeit zu einem positiven und vielversprechenden Abschluss gebracht werden. Um die Tauglichkeit zu testen, unterzieht sich Sibilla einem waghalsigen Selbstversuch, was man als Zuschauer nahezu bestürzt wahrnimmt. Alles gerät jedoch außer Kontrolle, da es verschiedene Interessengemeinschaften gibt. So kämpft die eine Seite schließlich gegen das feststehende Ende von Leben, die andere aber kämpft gegen die Unsterblichkeit.

Nichts gegen Luomi Iacobesco, die ihre Sibilla drei sehr unterhaltsame Folgen lang sehr gut darstellte, aber Evelyn Opela stellt die Wissenschaftlerin in einer ganz anderen Intensität dar. Sie übernimmt die Rolle buchstäblich aus dem Stand und gestaltet sie wesentlich facettenreicher und greifbarer. Es ist ebenfalls interessant, dass Evelyn Opelas markante und darüber hinaus charmante Originalstimme aufgrund ihres Akzents nicht wie so häufig synchronisiert wurde, denn sie stellt ja schließlich eine aus Rumänien gebürtige Biologin dar. Nach dieser temperamentvollen Leistung wünscht man sich fast, sie hätte diese Rolle von Anfang an übernommen. Die sympathische Sibilla macht eine bemerkenswerte Metamorphose durch und mit ihr erlebt man den ultimativen Showdown der kompletten Serie. Auch Peter Fricke bekommt glücklicherweise wieder eine exponiertere Rolle angeboten, die er wie üblich überzeugend darbietet, und das nicht ohne eine Nuance Arroganz anzuwenden. Udo Vioff und insbesondere Helga Anders kommen leider kaum über Statistenrollen hinaus. Das große Highlight dieser Folge und der gesamten Serie ist selbstverständlich die unwiderstehliche Eva Renzi in der Episoden-Hauptrolle. Ihr ernster und manchmal beinahe oppositionell wirkender Charakter kommt der Figur sehr zugute, dabei transportiert sie eine hohe Präzision und Glaubwürdigkeit. Die vierte Folge überrascht mit hoher (An-)Spannung und überaus raffiniertem Thrill, sie hätte durchaus als eigenständiger Spielfilm durchgehen können, der unbequem mit Urängsten des Publikums spielt. Das Finale deutet schließlich eine latente Horrorvision an, die sehr aussichtsreich wirkt, wenn 4 von 5 Lebewesen auf der Erde bereits ohnehin schon Insekten sind. "Unsterblichkeit" ist der bislang kritischste und nachdenklichste Beitrag im blauen Palais geworden. Der folgende Satz hallt auch weit über das Ende der Episode nach: »Wir sind die Neandertaler von morgen, nicht einmal als Irrtum perfekt.«

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● EVA RENZI als EVA MACKENZIE in
DAS BLAUE PALAIS - UNSTERBLICHKEIT (D|1976)



Nach einer Reihe internationaler Spielfilm-Erfolge wechselte Eva Renzi ab dem Jahr 1971 hauptsächlich ins TV-Fach. Auch Rainer Erlers fünf Jahre später entstandenen Science-Fiction-Serie, die übrigens als eine der besten der deutschen Fernseh-Geschichte gehandelt wird, fällt in diese Phase und die Berlinerin war in zwei von fünf Episoden zu sehen. Schaut man sich die spannenden Teile an, die jeweils Spielfilmlänge haben, darf schon festgestellt werden, dass es sich um sehr anspruchsvolle und weitsichtige Inhalte handelt, die sehr publikumswirksam in einen Unterhaltungsmodus verpackt sind. Eva Renzi teilt sich die spektakuläre Episoden-Hauptrolle mit ihrer exzellent aufspielenden Kollegin Evelyn Opela. Beide Darstellerinnen übernehmen sehr wichtige Funktionen im Rahmen von Schlüsselrollen. "Unsterblichkeit" behandelt dabei ein Thema, das im weiteren Verlauf in eine klassische Horror-Vision umschlagen und in der Eva Renzi die Überbringerin dieser Theorie werden wird, nachdem sie von den Wissenschaftlern des blauen Palais aufgesucht wurde, die an wichtige Informationen für die weitere Forschung gelangen wollten. Bereits diese Szenen im Schloss entwickeln sich zu einer eindeutigen Vorstellung der Eva, die plötzlich und wie aus dem Nichts erscheint. Ihren Mann, der im Rollstuhl sitzt, trägt sie in das Laboratorium, welches in einem der oberen Etagen liegt. Hier entstehen eigenartige Szenen zwischen ihr und Udo Vioff, den sie tatsächlich wie ihren Bräutigam und in umgekehrter Art und Weise über die Schwelle tragen muss. Dieser Eindruck ist mehr als wegweisend für die eigentliche Anlegung dieser hoch interessanten Rolle, denn man sieht eine Frau, die es gewöhnt ist, ihren Mann zu stehen. Allerdings ist ihr Verhalten auch von Vorsicht geprägt und einem nur indirekten Verantwortungsbewusstsein, da sie nicht zu kalkulierende Entscheidungen einfach an Andere delegiert. Diese Eindrücke werden ruhen gelassen, sodass im Geschehen schließlich ein komplettes Jahr vergeht, bis die konträr wirkenden Wissenschaftler wieder aufeinander treffen werden.

»Ein Engel kommt nach Babylon!«, heißt es, als Eva Renzi vor dem Namen gebenden Haus auftaucht. Im strömenden Regen und alles andere als ein Engel aussehend, wird sie von den Kollegen der Biochemie, die in diesem Zeitraum ergebnislos weiter geforscht haben, euphorisch empfangen. Tatsächlich serviert sie die Forschungsergebnisse ihres mittlerweile verstorbenen Mannes und gleichzeitig den Schlüssel zur Unsterblichkeit auf einem silbernen Tablett. Die Schauspielerin agiert zunächst unscheinbar, sie kann dem Zuschauer durchaus Sympathien entlocken, aber man will erneut einen gesunden Sicherheitsabstand bewahren, da sie unergründlich und sprunghaft erscheint. Hinzu kommt eine durch und durch wissenschaftliche Attitüde, die in der Mischung aus Sachlichkeit und Ambition zurückweisende Formen annimmt. Überhaupt sieht es so aus, als schreckten die beiden Bio-Chemikerinnen vor nichts zurück, um der Menschheit einen vermeintlichen Dienst zu erweisen. Dieses wissenschaftliche Denken im Quadrat wird sehr eingängig demonstriert. Im Sinne der Interpretation spielt Eva Renzi ihre mittlerweile feste Auffassung der Rolle klassisch aus, sodass zu sagen bleibt, dass diese Strategien nicht immer komplett zuschauerfreundlich ausgefallen sind. Hinter vorgehaltener Hand könnte man also von einer Mischung aus Impulsivität, Rücksichtslosigkeit und präziser Berechnung ausgehen, was die Entourage des Hauses aber durchaus mit einem feinen charakterlichen Schliff bereichert. Erneut drängt sich also der Eindruck auf, dass man bei derartigen Rollen nicht wahllos auf Eva Renzi zurückgegriffen haben wird, es sei denn, sie wurden aller Unwahrscheinlichkeit nach extra für sie geschrieben. Sie transportiert erneut eine nachdenkliche, trotz neuer Sachlichkeit sogar melancholische Note, wenngleich sie von ihrem Wesen her stets unberechenbar bleibt. So ist es eine große Freude, Eva Renzi in ihren zahlreichen Charakter-Rollen sehen zu können, wenngleich ihre Filmografie gerne hätte länger sein dürfen. In diesem Zusammenhang steht nach "Das blaue Palais" übrigens eine schöpferische Pause bei Film und Fernsehen bis ins Jahr 1980 zu Buche.



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● DAS BLAUE PALAIS | FOLGE 05 | DER GIGANT (D|1976)
mit Dieter Laser, Jean Pierre Zola, Helga Anders, Ben Zeller, Silvano Tranquilli, Peter Fricke, Alexis von Hagemeister und Eva Renzi
eine Produktion der Bavaria Atelier GmbH | Office de Radiodiffusion Télévision Française | im Auftrag des ZDF
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»Die ersten sind tot, die anderen kämpfen vergeblich ums Überleben«


Welcher Werkstoff könnte zukünftig Stahl ersetzen? Enrico Polazzo (Dieter Laser), ebenfalls Forscher im blauen Palais, beschäftigt sich eindringlich mit dieser Frage. Mit seiner Entwicklung eines synthetischen Stahls, legt er den Grundstein für einen universellen Material-Ersatz, doch die Möglichkeiten, dieses Produkt zu perfektionieren, sind vor Ort äußerst begrenzt. In schnellster Zeit wird ein multinationaler Mammutkonzern auf die Erfindung aufmerksam und ködert den Wissenschaftler mit verlockenden Angeboten, sodass er in den USA weiterforschen kann. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Arbeit stellt sich jedoch heraus, dass der Wirtschaftsriese nur einer Moral verpflichtet ist, und zwar dem Profit...

Wie in jeder Folge üblich rückt auch hier eine andere wichtige Person aus dem Kreis der Wissenschaftler in den Mittelpunkt. Da die Biologen-Fraktion sich bereits zu Genüge profilieren konnte, ist mit Enrico Polazzo nun ein Chemiker die Hauptperson des Geschehens. Die Entwicklung eines synthetischen Stahls klingt zunächst weniger spektakulär, jedoch wird "Der Gigant" noch einen erstaunlichen Facettenreichtum offenbaren. Die Aussage, beziehungsweise die Kritik dieser letzten Folge, wirkt auch nach Jahrzehnten immer noch brandaktuell, vielleicht heute sogar noch mehr als zur Entstehungszeit, und das Leitmotiv könnte man im Endeffekt vielleicht sogar mit der hässlichen Umschreibung Wirtschaftsprostitution zusammenfassen. In jeder Minute bekommt man die Profitgier als Wurzel allen Übels vor Augen geführt. Ein Großkonzern ohne Skrupel hat die unzähligen ausführenden Organe seines Willens wie Marionetten im Griff, Zahnräder, die plötzlich ermüden, werden rücksichtslos ausgewechselt, um das Funktionieren und Manipulieren zu garantieren. In Windeseile steht eine widerwärtige Form des Lobbyismus im Raum und demonstriert allen Widersachern, dass sie dem Lauf der Dinge machtlos gegenüber stehen müssen. Idealisten scheitern an ihren ursprünglichen Maximen, dass alles und jeder seinen Preis hat muss schließlich zur schmerzlichsten Erfahrung werden. Der Dienst für die Allgemeinheit erweist sich somit als gefährlicher Bumerang. Die fünfte Folge transportiert daher eine ungemütliche, fast stumpfe Atmosphäre, oder sogar eine negative Grundhaltung als Vorbote für das Nichts als solches, und das leider nahende Ende dieser hochqualifizierten Serie. Dieter Laser, der in "Das blaue Palais" von Anfang an mit dabei war, bislang allerdings eher im Hintergrund agierte, bekommt hier die große Bühne überlassen und er macht einen hervorragenden Eindruck im Alleingang, beziehungsweise Kampf gegen Windmühlen.

Enrico Polazzo macht eine bahnbrechende Erfindung, die für schnelles Interesse sorgt. So denkt der Zuschauer zunächst, er sei die Titel gebende Figur, doch der "Gigant" wird einen ganz anderen Namen bekommen. Der Großkonzern, der sich seine Erfindung gewinnbringend zunutze machen will, lockt ihn in einen profitablen Schraubstock. Er bietet alle Mittel zur Vollendung. Die verzweifelten Versuche sich zu befreien, scheitern, und die Titelfigur demonstriert ihre Macht auf einfache, wenn auch eindeutige Art und Weise. Sie saugt aus, manipuliert, korrigiert und zerstört. Im blauen Palais werden Gutachten erstellt, die die Produktion des neuen Werkstoffes als unberechenbares Risiko für die Umwelt entlarven, da hochgiftige Abfallstoffe entstehen. Doch die frisierten Gegendarstellungen der mächtigen Interessengemeinschaften ersticken das Aufbäumen im Handumdrehen, werden sogar von den obersten Instanzen abgesegnet. Dieter Laser spielt den engagierten Wissenschaftler, der seine eigene Erfindung lieber zum Wohle der Menschheit wieder vernichten würde, sehr überzeugend und präzise. Helga Anders als seine Freundin Yvonne (hier mit reizendem französischen Akzent) bekommt in der letzten Folge ein bisschen mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten. Sie und Enrico lockern das hoffnungslose Geschehen sogar mit ihrer Hochzeit auf. Silvano Tranquilli und Peter Fricke bereichern das Szenario gekonnt und überzeugend, wenn auch nur noch sporadisch, genau wie die schöne Eva Renzi, die hier ausschließlich noch der Großaufnahme dient. Wie erwähnt vermittelt die Folge eine sehr eigenwillige Atmosphäre, die aber ohnehin in jeder einzelnen Episode unterschiedlich war. Man bekommt erneut aufwendige Maßnahmen im Bereich der Schauplätze geboten, und "Der Gigant" punktet vor allem in Sachen Realitätsnähe. Es bleibt eine ebenfalls ansprechende Folge, die das Platzieren auf verlorenen Posten stilsicher schildert. Ein sehr unterhaltsamer Abschluss der fünfteiligen Serie.

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