DAS JAHRHUNDERT DER CHIRURGEN

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Prisma
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DAS JAHRHUNDERT DER CHIRURGEN

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DAS JAHRHUNDERT DER CHIRURGEN






● DAS JAHRHUNDERT DER CHIRURGEN (D|1972-73)
mit Harald Leipnitz, Paul Hubschmid, Gerd Baltus, Carl Lange, Bernhard Wicki, Susanne Uhlen, Hans Caninenberg,
Pinkas Braun, Kurd Pieritz, Wolfgang Kieling, Gila von Weitershausen, Rudolf Fernau, Siegfried Wischnewski, u.v.a.
eine Serie von Wolf Dietrich und Dieter Lemmel
eine Intertel Produktion für BR | SF | ORF



Im 19. Jahrhundert kam es in der Medizin zu richtungsweisenden Entdeckungen und sensationellen Fortschritten, die es sowohl Ärzten als auch Patienten ermöglichten, eine immer bessere medizinische Versorgung zu gewährleisten, beziehungsweise zu erhalten. Doch der Weg dorthin war in den meisten Fällen alles andere als einfach, denn die Distanz zwischen wirklichen Errungenschaften oder Scharlatanerie war oft nicht sehr groß. Bis heute profitiert die Medizin von den bahnbrechenden Entdeckungen dieser Zeit, die nicht nur in wenigen Fällen auf reine Zufälle zurückzuführen waren. Ob bei der Anästhesie oder Operationen, chronischen Erkrankungen, der allgemeinen Hygiene oder Patentfragen; die Fortschritte der verschiedenen Bereiche weisen oft vollkommen unterschiedliche Entstehungsgeschichten auf. Doch Neuerungen waren nicht zu jeder Zeit gerne gesehen, vor allem wenn sie etablierte Methoden oder lange bestehende Theorien zu widerlegen versuchten. Mitunter stellten Professoren und Ärzte daher die größten Kritiker und Widersacher für frei denkende Mediziner und Entdecker dar, sodass sich bestimmte Neuerungen oftmals erst Jahrzehnte später durchsetzen konnten... "Das Jahrhundert der Chirurgen" wurde in den Jahren 1972 bis 1973 in zwei Staffeln produziert und basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Jürgen Thorwald. Die Episoden weisen eine Länge von gut 25 Minuten auf und behandeln die jeweiligen Themen sehr sachlich, ohne dabei jedoch inszenatorisch steril zu wirken. Insgesamt sind 19 Episoden entstanden, deren kurzweilige Geschichten zu unterhalten wissen. Die ganz große Stärke dieser von Wolf Dietrich und Dieter Lemmel inszenierten Serie ist das beachtliche Star-Aufgebot, sodass der Zuschauer in jeder einzelnen Folge bekannte und beliebte Gesichter des deutschen Kino und TV zu sehen bekommt.

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Prisma
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Re: DAS JAHRHUNDERT DER CHIRURGEN

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● DAS JAHRHUNDERT DER CHIRURGEN | FOLGE 01 | SIEGER ÜBER DEN SCHMERZ (D|1972)
mit Dieter Kirchlechner, Monika Schwarz, Wolfgang Völz, Hans Elwenspoek, Kurd Pieritz, Michael Degen, u.a.
eine Produktion der Elan Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolf Dietrich




Im Jahr 1844 sieht sich der Zahnarzt Dr. Horace Wells (Dieter Kirchlechner) am Scheideweg seiner bisherigen Tätigkeit. Eine Patientin, die panische Angst vor Schmerzen hat, soll einen neuartigen Zahnersatz erhalten, doch dieser Eingriff wäre nicht ohne erhebliche Beschwerden zu bewerkstelligen. Zufällig stößt er auf eine Zeitungsmeldung, die über die neue Erfindung eines Heiterkeits-, beziehungsweise Lachgases berichtet. Seine Frau (Monika Schwarz) und er glauben zunächst an Schwindel, doch die Neugierde des Arztes überwiegt. Bei der Vorstellung des Gases meldet er sich freiwillig als Versuchsobjekt und lässt es sich verabreichen. Da die Wirkung vielversprechend ist, möchte Wells seine Erkenntnisse an der Universität Boston vorstellen, doch es kommt zu einem fatalen Zwischenfall...

»Wenn ich nichts erfinde gegen den Schmerz, möchte ich am liebsten meinen Beruf aufgeben!« Frustriert berichtet der Zahnarzt Horace Wells seiner Gattin von den Bürden seiner täglichen Arbeit und dabei ist es mehr als offensichtlich, dass der ambitionierte Arzt schon länger auf der Suche nach sachdienlichen Alternativen und Möglichkeiten ist, um seinen Patienten den Gang zu ihm zu erleichtern. Wie lässt sich der Schmerz eindämmen, vielleicht sogar abstellen? Diese Frage dürfte ihm schon so manche schlaflose Nacht bereitet haben, doch es liegen keine Auswege auf dem Tisch. Eine simple Tageszeitung durchbricht seine tiefe Resignation merklich, doch schnell steht die Vermutung nach Kurpfuscherei im Raum. Zu Vorführungszwecken soll ein Experiment stattfinden, welches wie eine Zirkusvorstellung wirkt, für das er sich letztlich aber selbst zur Verfügung stellt. Überraschenderweise ist der Erfolg überwältigend, da die Zahnbehandlung ohne Schmerzen über die Bühne gehen konnte. Aus Zweifeln werden schnell greifbare Visionen, die ganz auf das Wohl der Allgemeinheit zugeschnitten sind. Dennoch kommt es zu Komplikationen, die in dieser Form nicht zu erwarten waren. Wolf Dietrichs Einstiegsfolge schildert die Irrungen und Wirrungen der medizinischen Entwicklung anhand eines Einzelfalls, der später noch eine globale Bedeutung erlangen sollte. Eingebettet in zeitgenössische Sets wirkt die erste Episode nicht nur lehrreich, sondern im Rahmen der straffen Inszenierung kurzweilig, streckenweise sogar spannend.

Aufgrund der Selbsterfahrung stellen sich die Weichen für weitere Maßnahmen, doch die medizinischen Kinderschuhe werden hier in Windeseile zu klein, sodass es zu einem Fiasko im Rahmen der Vorstellung an einer renommierten Universität vor allen Professoren und Studenten kommen muss. Beim Entfernen eines Zahns werden dem Probanden erhebliche Schmerzen zugefügt, da man sein Körpergewicht und seinen Lebenswandel als Alkoholiker nicht einkalkuliert hatte. Die Vision scheint somit vom Tisch zu sein; eine Reputation von jetzt auf gleich zerstört. Die erste Episode der neunzehn Folgen starken Serie wird für den Moment keine anerkannten Erfolge zutage bringen, sondern eine entscheidende Weichenstellung für die gesamte medizinische Entwicklung weltweit. Interessant ist die Schilderung, dass viele Neuerungen einfach ihren Zeitpunkt und ihre Lobbyisten brauchten, um nennenswerte Erfolge feiern zu können. Die Charaktere werden von mehr oder weniger bekannten Schauspielern dargestellt, die ihre Sache sichtlich ernst nehmen und für starke Momente innerhalb dieses stark komprimierten Zeitfensters sorgen können. Dieter Kirchlechner, Wolfgang Völz oder Kurd Pieritz liefern authentische Eindrücke, die der Thematik sehr zuträglich sind. Zwar wird man den "Sieger über den Schmerz" in dieser Folge noch nicht kennenlernen, aber zumindest ist dem Weichensteller dabei zuzusehen, wie er sich leidenschaftlich gegen bestehende Gesetze der Medizin auflehnt, um seiner Verpflichtung, jedem Patienten bestmöglich helfen zu können, nachzukommen, auch wenn der Widerstand und äußere Umstände einen Strich durch die Rechnung machen. Ein sehenswerter Einstieg.

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