● FOLGE 01 | DIE SELTSAMEN METHODEN DES FRANZ JOSEF WANNINGER | DER ZEITZÜNDER (D|1965)
mit Beppo Brem, Maxl Graf, Wolf Ackva, Fritz Strassner
Gäste: Franziska Liebing, Fritz Korn, Fritz Strassberg, u.a.
eine Produktion der Bavaria Film | für WWF
Regie: Michael Braun
In einem Münchner Hotel geht die Meldung eines Erpressers ein. Wenn die Direktion nicht bereit ist, 10000 D-Mark zu bezahlen, soll dort eine Bombe gezündet werden. Der Polizei-Apparat kommt in Bewegung und versucht die Situation in gewünschte Bahnen zu lenken. Der Page, der die Summe nach Anweisungen überbringen soll, wird überwacht. Das komplette Hotel wird evakuiert und in der Zwischenzeit nimmt Kriminalinspektor Wanninger die leerstehenden Zimmer unter die Lupe und findet Hinweise, die zum Erpresser führen. Durch Befragungen bestimmter Personen wird er in seinem Verdacht, den er jedoch mit niemandem teilt, bestärkt. Bei der Polizeiaktion kommt es unterdessen zu einem Patzer, denn vom überbrachten Geld und dem Täter fehlt plötzlich jede Spur...
Die von Regisseur Michael Braun inszenierte Pilot-Folge erscheint aufgrund des etwas zu reibungslosen Kriminalfalles zunächst etwas eintönig zu sein. Wenn man sich aber vor Augen hält, wo die Serie eigentlich hin möchte, steht jedenfalls ein hoher Unterhaltungswert im Vordergrund. Als Einführung in die Serie tut sie ihren Dienst daher sehr gut, denn alle beteiligten Personen, sozusagen das auf den Zuschauer zukommende Stamm-Personal, wird eingängig vorgestellt. Die Arbeit der Ermittler erscheint im Großen und Ganzen überaus provinziell zu sein, was durch das behäbige Erzähltempo unterstrichen wird. Der Plot ist jedenfalls ganz nett und gut aufgebaut, es ist sehr interessant den Weg des Geldes zu verfolgen, wenn der Page an verschiedenen Orten immer neue Anweisungen zum weiteren Vorgehen bekommt, so dass das Täter-Profil, welches eigentlich komplett im Dunkeln liegt, sich weiter erschließt und der unbekannten Person eine raffinierte Strategie bescheinigt. Schließlich wird der Polizei-Apparat ausgetrickst und der Zuschauer kann sich voll und ganz auf die Titelfigur verlassen, deren unwirsche Ermittlungstaktik dadurch anerkannt wird. Wanninger, der alte Fuchs, braucht also aufgrund seiner eigenen Arbeit nur noch auf den Täter zu warten und kann ihn väterlich ermahnend abführen, während seine Kollegen wie aufgescheuchte Hühner herumlaufen und sich bereits Gedanken machen, wie sie ihren Fehler wieder gerade biegen.
Franz Josef Wanninger scheint ein Urgestein der Polizei zu sein. Zu seinen Referenzen zählt nicht alleine die langjährige Erfahrung im Polizei-Dienst, sondern vor allem seine teils doch sehr eigenwilligen Methoden, die der Titel beschreibt. Sein Dickschädel lässt mitunter sogar eine gute Portion Querdenken zu und diese Mischung, bei der noch glasklarer Verstand und Kombinationsgabe hinzukommen, ist sein Erfolgsrezept. Zuerst sieht man ihn mürrisch und darauf los polternd, da er unter einigen körperlichen Beschwerden zu leiden hat, doch man fragt sich, ob das nicht auch bei blendender Gesundheit so wäre. Seinen Gesprächspartnern kann er sich unter der Voraussetzung wichtige Informationen zu erhalten sehr gut anpassen, ansonsten wirkt er doch sehr ungeduldig. Er delegiert gerne und nimmt andere Ansichten meistens nur zur Kenntnis, was man besonders im spröden Umgang mit seinem Kollegen Fröschl sieht. Dieser stellt Fragen, die meistens sogar ignoriert werden und Wanninger spricht dann über scheinbare Nichtigkeiten weiter, beziehungsweise ganz klassisch über das Wetter. So macht insbesondere die markante Titelfigur den Reiz der Angelegenheit aus, auch die anderen ermittelnden Figuren zeichnen sich sehr unterschiedlich und glaubhaft, denn insgesamt gesehen, hat man es bei "Der Zeitzünder" mit einem eher ruhigen Kriminalfall zu tun. Die Pilot-Folge wurde als Einführung sehr ordentlich gelöst, leider ist sie im Rahmen der Gast-Darsteller viel zu schwach besetzt. Es war sehr interessant, nach vielen vergangenen Jahren wieder in die Serie einzusteigen, bei der vor allem Beppo Brem und die eingängige Musik in Erinnerung geblieben waren. Der Unterhaltungswert passte schon, wenngleich es sicherlich noch Luft nach oben gibt.