DALLAS

Der Tummelplatz für alle Serienjunkies und Binge-Watcher!
Von DALLAS bis DENVER, vom TATORT in die LINDENSTRASSE über BREAKING BAD bis hin zu GAME OF THRONES.
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Prisma
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DALLAS

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● DALLAS (US|1978-1991)
in den Hauptrollen | Barbara Bel Geddes | Patrick Duffy | Linda Gray | Larry Hagman | Ken Kercheval | Victoria Principal | Charlene Tilton | u.a.
ein Serie von | Leonard Katzman | Michael Preece | Irving J. Moore | Larry Hagman | Patrick Duffy | Nick Havinga | Corey Allen | u.a.
eine Produktion der Lorimar Television





Beim Revue passieren lassen der eigenen Filmhistorie lassen sich unzählige Licht- und Schattenseiten ausfindig machen, doch bei der vorgestellten Serie soll es ganz allgemein nicht um Qualität oder nicht gehen, da dieser Bereich seine ganz eigenen Gesetzte hat. Serien, insbesondere die sogenannten Seifenopern, liebt man eben vom Prinzip her, oder nicht, wobei sich natürlich feine Unterschiede ausfindig machen lassen. "Dallas" kenne und sehe ich fast schon so lange ich denken kann, die Leidenschaft dafür habe ich von meiner Mutter mit auf den Weg bekommen, die mir damals jede Folge aufnahm, die ja um 9.03 Uhr morgens im Frühstücksfernsehen ausgestrahlt wurden, wenn ich in der Schule war. Die Serie, die 1979 lediglich mit 5 Folgen als Miniserie angedacht war, entwickelte sich zum Exportschlager und zählt bis heute zu den erfolgreichsten fortlaufenden Formaten weltweit. Die Grundstory um die Öl-Dynastie der texanischen Familie Ewing behandelt zahlreiche Themen zwischen Macht, Geld und Kampf, und naturgemäß ist es ja so, dass jeder Zuschauer mit einer bestimmten Person, oder bestimmten Personengruppen sympathisiert. Das persönliche Elixier stellte schon immer Larry Hagman als skrupelloser J.R. Ewing dar, jeder noch so fiese Plan wurde von mir noch stets mit einem Lächeln belohnt. Steht man bei "Dallas" mit ganzem Herzen auf der Seite des Bösewichts, kann es einfach nie langweilig werden, aber das gleiche kann sicherlich auch von der anderen Seite gesagt werden. Ausgestattet mit bekannten Schauspielern im Bereich der Hauptrollen, kam es über die Jahre immer zu Erweiterungen beim Stammpersonal und bei den Gästen, und man von sehr hochkarätigen Leistungen sprechen.

Über weite Strecken kann die Serie um die Öl-Dynastie als sogenannter Straßenfeger bezeichnet werden und mit einer jeweiligen Episoden-Länge von 47-50, beziehungsweise 43 Minuten für das Programmschema des deutschen Fernsehens, musste die Dramaturgie einiges an Stoff hergeben. Im Laufe der Jahre und insbesondere in den späteren Folgen kam es zu immer abenteuerlicheren Ausuferungen der Drehbücher und dem Empfinden nach hatte sich das immer wiederkehrende Thema deutlich abgenutzt, sodass "Dallas" nach 357 Folgen und drei TV-Filmen im Jahr 1991 eingestellt wurde. Vermutlich handelt es sich um das Schicksal einer jeden Serie, wenn nicht heute dann morgen. Charakteristisch nach jeder Staffel war ein besonderer Cliffhanger, mit dem man in die Sommerpause ging, und zu den berühmtesten dieser offenen Ausgänge zählt die Episode "Abrechnung", in der ein Unbekannter auf J.R. geschossen hatte. "Dallas" ist nach wie vor einer der persönlichen Dauerbrenner geblieben und ich sehe mir die komplette Angelegenheit etwa zwei bis drei Mal pro Jahr an, da sie ideal für unterhaltsames Nebenherlaufen ist. Gerade wieder chronologisch von vorne begonnen, ist es immer wieder erstaunlich, dass die Serie für mich kein Verfallsdatum besitzt und es ist stets leicht, wieder hineinzukommen. Etwas zäh gestaltet sich allerdings erneut der Anfang, da sich die Geschichte und die beteiligten Charaktere noch im Aufbau befinden und es deswegen noch nicht so heiß zur Sache geht, wie im späteren Verlauf. Mal schauen, was sich im Sinne von Vorstellungen oder Besprechungen aus der langen Öl-Saga herausholen lässt, und vielleicht hat der ein oder andere ja auch noch ein paar Erinnerungen zur der Serie zu parat.

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Prisma
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● DALLAS | FOLGE 01 | DIGGER'S DAUGHTER | DIE FAMILIE (US|1978)
mit Barbara Bel Geddes, Jim Davis, Patrick Duffy, Linda Gray, Larry Hagman, Victoria Principal, Charlene Tilton
und Tina Louise, Steve Kanaly, Ken Kercheval, David Wayne, Donna Bullock, Bill Thurman, James R. Gough, u.a.
eine Produktion der Lorimar
Regie: Robert Day



Die Fehde der Familien Ewing und Barnes reicht mehrere Jahrzehnte zurück und konnte nie beigelegt worden. Gerade als Cliff Barnes die Ewings in seiner Funktion als Leiter eines Untersuchungsausschusses wieder öffentlich angreift, stellen sich Jock, das Familienoberhaupt der Öl-Dynastie, und sein ältester Sohn J.R. auf schwierige Zeiten ein und planen Gegenmaßnahmen. Wer allerdings dachte, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, hat sich grundlegend getäuscht, denn Bobby, der jüngste Sohn von Jock, bringt seine frisch angetraute Braut mit auf den Familiensitz Southfork. Die Freude hält sich in Grenzen, denn Bobbys Frau Pamela ist keine Geringere als die Tochter von Jocks Erzfeind "Digger" Barnes. Die Lage auf der Ranch droht zu eskalieren...

Ende der 70er Jahre plante der amerikanische Sender CBS eine Miniserie mit lediglich fünf Folgen, und zu diesem Zeitpunkt war noch nicht zu erahnen, dass sich "Dallas" einmal zu einer der weltweit erfolgreichsten Seifenopern entwickeln würde, die phasenweise Ausmaße eines Straßenfegers annehmen sollte. Die erprobte Produktionsfirma Lorimar spielte hier ihre ganze Erfahrung aus. Die erste Episode der Serie startet mit dem unscheinbaren Titel "Digger's Daughter" und deutet subtil auf die bevorstehende Brisanz der dramatischen Ereignisse an, die nach und nach sorgsam aufgebaut werden. Der deutsche Titel verspricht mit "Die Familie" ebenfalls nicht zu viel, da die Hauptrollen und wichtigen Zubringer sehr eindringlich vorgestellt werden, allerdings nur um die Weichen für Richtungen zu stellen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erahnen sind. Bobby bringt seine bildschöne Frau mit in die Höhle der Löwen , in welcher sich der Empfang alles andere als herzlich gestaltet. Jock Ewing hasst Pamelas Vater und sie erscheint plötzlich wie ein wandelndes Mahnmal, das die Jahrzehnte andauernde Fehde in neue Dimensionen hebt. J.R., von Natur aus misstrauisch, wird »Miss Barnes« ein finanzielles Angebot für ihr hoffentlich baldiges Verschwinden machen, denn seiner Ansicht nach ist alles und jeder käuflich, solange der Preis stimmt. J.R.'s Frau Sue Ellen kann das junge Glück offensichtlich kaum ertragen, da ihr altes Glück mit ihrem Gatten nur noch eine Erinnerung von einst geblieben ist. So gefällt sich die überaus angepasst und devot wirkende Frau darin, kleine verbale Giftpfeile abzufeuern, doch Pamela lässt sich nicht so einfach treffen. Brisant: Pams ehemalige Affäre Ray ist Verwalter auf Southfork, der Heimlichkeiten mit Lucy, der verwöhnten und halsstarrigen Enkelin des Hauses, hat. Jeder scheint die Neue zu verachten, zu fürchten, dort hin zu wünschen wo der Pfeffer wächst, oder zumindest misstrauisch zu sein, sodass die schwere Rolle Bobbys, zwischen den Stühlen sitzen zu müssen, prominent in den Fokus gerückt wird. Lediglich seine Mutter verhält sich korrekt seiner Frau gegenüber, wenn zu Beginn auch distanziert.

Als wären die Schwierigkeiten im neuen Domizil nicht genug, steht auch noch Pamelas Beichte bei ihrem Bruder Cliff, aber vor allem ihrem Vater bevor, den bei dieser Hiobsbotschaft beinahe der Schlag trifft. Sicherlich hätte der sich unmittelbar nach diesen ungemütlichen Neuigkeiten volllaufen lassen, wenn er es nicht längst schon getan hätte. Wie von selbst erhöht sich der Druck von allen Seiten, die suggerieren, dass das junge Ehepaar die schlimmste aller Entscheidungen getroffen hat, diesbezüglich eine Korrektur dringend nötig wäre. Regisseur Robert Day weist nicht nur geschickt auf die prekäre neue Situation hin, sondern betätigt auch zahlreiche Stellschrauben, die die Schlinge um ausgesuchte Hälse immer enger zuzieht. Dem Publikum wird durch die äußerst gelungene Vorstellungsrunde der Protagonisten von Anfang an gewährt, sich die aus persönlichem Empfinden richtige Seite auszusuchen und Sympathisant gewisser Charaktere zu werden. Begrüßenswert ist die Tatsache, dass bereits in dieser frühen Phase dichte Profile präsentiert werden, wenn auch die Brillantschliffe erst etwas später folgen sollten. Die Serien-Erfahrung zeigte häufig, dass sich Pilotfolgen unter Umständen als teilweise langatmig oder zäh herausstellten, was hier aber glücklicherweise nicht zutrifft, da die straffe Erzählstruktur die Informationsflut in Fasson bringt. Ohnehin wird sich alles Weitere klären, ergeben und formen, sodass es in Folge 1 genügen soll, die Rahmenhandlung und deren Charaktere kurz zu umranden. "Dallas" verfügt über ein gängiges Konzept, das Serien zu Dynamik und großen Erfolgen verhelfen konnte. Die Tatsache, dass man von Tugenden aus dem Bilderbuch bis hin zu der moralischen Axt im Walde alles finden kann, macht diese Angelegenheit in Kinderschuhen nicht zuletzt so interessant, da Gegensätze und aufflammende Tiraden weitaus mehr versprechen, als man sich zunächst vorstellen kann. Die Vergangenheit wird zurück schlagen, die Gegenwart kränken und die Zukunft düster aussehen. So steigt die Vorfreude darüber, Zeuge von miesen Tricks, unsauberen Geschäftspraktiken, familiären Trümmerhaufen, Affären und Romanzen zu werden. Frühstücksfernsehen vom Feinsten!

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● DALLAS | FOLGE 02 | THE LESSON | DIE LEKTION (US|1978)
mit Barbara Bel Geddes, Jim Davis, Patrick Duffy, Linda Gray, Larry Hagman, Victoria Principal, Charlene Tilton
und Steve Kanaly, Jeffrey Byron, Paul Tulley, Donna Bullock, Ryand Merkey, Jo McDonnell sowie Tina Louise
eine Produktion der Lorimar
Regie: Irving J. Moore



Lucy Ewing hat keine Lust mehr, sich mit der Schule abzugeben, und lässt es deswegen auch einfach bleiben. Da sich die Fehlzeiten häufen, weist ihr Großvater Jock den Verwalter der Southfork Ranch an, die widerspenstige junge Dame eigenhändig zur Schule zu fahren, doch es kommt nicht dazu. Ray lässt sich von Lucy um den Finger wickeln und die beiden landen auf dem Heuboden. Pamela, die von dem Verhältnis der beiden weiß, bekommt eines Tages einen Anruf aus Lucys High School , bei dem sich Abgründe auftun. Lucy schwänzt nicht nur seit geraumer Zeit den Unterricht, sondern sie hat offenbar auch alle blauen Briefe abgefangen. Ab sofort kümmert sich Pamela um einen reibungslosen Ablauf, bis Lucy ihrer Tante eine schmerzliche Lektion erteilt...

»Der Unterricht, den ich hier erhalte, reicht mir völlig aus!« Kurz und schmerzlos schmettert Lucy die Vorwürfe Pamelas ab, die sie soeben mit dem Verwalter Ray im Heu erwischt hat, und es deutet sich ein erbittertes Tauziehen ab. Starrsinn und Eigenwilligkeit gegen Vernunft und Hilfsbereitschaft - eine explosive Mischung, die den Großteil dieser zweiten Episode ausmachen wird. Pamela, die erst frisch gebackene Mrs. Ewing, ist noch dabei, sich im Haifischbecken namens Southfork zurecht zu finden. Sticheleien und prüfende Blicke gehören zum Alltag, mit dem sich Pam mittlerweile sogar schon abfinden konnte, da man schließlich weiß, mit wem man es zu tun hat. Die entsprechenden Herrschaften präsentieren sich allerdings nur als offene Bücher, da sie ihr Gegenüber unterschätzen und nach wie vor fest daran glauben, dass Pamela die Ranch irgendwann wieder verlassen wird. Allerdings kann sie wichtigen Teilen der Familie mit ihrer unbeirrbaren und aufrichtigen Art und resoluten Taten imponieren, sodass Miss Ellie und Jock schnell auf der Seite ihrer Schwiegertochter stehen, auch wenn dies bislang nicht verbalisiert wurde. Auf der Gegenseite stehen vor allem J.R., Sue Ellen und Lucy, die jeweils auf ihre Art und Weise für Torpedoschüsse sorgen. »Geschmack hat sie ganz sicher, immerhin hat sie jahrelang in Kaufhäusern gearbeitet.«, hört man Sue Ellen süffisant über den Frühstückstisch giften, um ihre eigene, vermeintlich gefestigte Stellung im Hause Ewing in Erinnerung zu rufen. Dieser solidarische Akt kann ihrem Gatten J.R. allerdings kaum imponieren, da er ein Mann der Tat ist und bereits im Hintergrund konspiriert. Lucy schließt sich dem Feldzug an und wird Pamela in dieser Folge am gefährlichsten werden. Nicht nur, dass sie im Verlauf der Episode für einen der wohl größten Skandale sorgen wird, den die Braddock High jemals erlebt hat, sie wird auch ihre Aufpasserin demütigen und bloßstellen.

Fernab der richtig schmutzigen Geschäfte rund um Macht, Geld und Öl, werden am Anfang noch kleinere Register gezogen, um vor allem die Unterschiede der Hauptpersonen herauszuarbeiten. So wird J.R. seinem Bruder Bobby noch eine mahnend-leidenschaftliche Rede halten, die eigentlich als Drohung zu verstehen ist, denn er berichtet von seinem Leben: Ewing Oil. Er habe hart unter deren Vater arbeiten müssen, während sich Bobby die Hörner abgestoßen habe, was unterschwellig seinen Anspruch auf die uneingeschränkte Alleinherrschaft in der Firma markiert. In der Zwischenzeit übernimmt wieder Lucy das Regiment der Folge und greift zu außerordentlichen Mitteln, um ihren verkorksten Willen durchzusetzen. Das Leitmotiv von "Die Lektion" ist mit der Umschreibung Erpressung vielleicht am deutlichsten Auf den Punkt gebracht, da diese Methodik von einigen Personen angewandt wird. Pam erpresst Lucy und umgekehrt, Lucy wird von einem Kommilitonen genötigt, mit ihr auszugehen und noch weiter, da dieser ihre perfide Aktion in der Schule beobachtet hatte. So droht das Spiel der verwöhnten Nichte des Oberhauptes der Ewings außer Kontrolle zu geraten. Regisseur Irving J. Moore, der in den Folgejahren bei über 50 Episoden Regie führen sollte, konzentriert sich fachmännisch auf die verschiedenen Charaktere und rückt die Personen auf Seiten, beziehungsweise teilt sie in Fraktionen ein. Für den Zuschauer werden bereits eindeutige Leitlinien in Sachen Sympathien und Abscheu gezeichnet, die eine Rolle für die Zukunft spielen können, vorausgesetzt man bleibt der Serie treu. Wenn am Ende noch die Fäuste sprechen dürfen und es zu himmelschreienden Ungerechtigkeiten kommt, dürfte sich das Publikum klar darüber sein, dass hier jeder Stoff verwendet wird, aus dem gut gemachte Serienträume sind. Außerdem darf man nach so kurzer Zeit gespannt sein, ob es so turbulent weitergehen wird.

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● DALLAS | FOLGE 03 | SPY IN THE HOUSE | SPIONIN IM HAUS (US|1978)
mit Barbara Bel Geddes, Jim Davis, Patrick Duffy, Linda Gray, Larry Hagman, Victoria Principal, Charlene Tilton
und Ken Kercheval, Norman Alden, Donna Bullock, J. Michael Jaynes, Robert Magruder sowie Tina Louise
eine Produktion der Lorimar
Regie: Robert Day



Um Einblicke in J.R.'s Geschäfte bei Ewing Oil zu bekommen und um ihn an die Familie zu binden, wird sein jüngerer Bruder Bobby als zweiter Mann in der Firma platziert. Dieser verlangt Einsicht in alle wichtigen Transaktionen, was J.R. ein Dorn im Auge ist. Als prekäre Informationen aus einer der Ewing-Geheimakten an die Öffentlichkeit geraten, überschlagen sich die Ereignisse: Cliff Barnes schlachtet die geheimen roten Akten vor der Presse aus und bringt angesehene Persönlichkeiten mit Schmiergeldzahlungen und Vetternwirtschaft in Verbindung. Für den Chef von Ewing-Oil ist klar, dass nur Bobbys Ehefrau und Cliffs Schwester Pamela für das Komplott in Frage kommen kann, doch zieht in all seiner Wut nicht in Betracht, dass es sich bei der Spionin um eine seiner engsten Vertrauten handelt...

»Du kennst mich ja. In- und auswendig!« Noch während die Atmosphäre in den Büros der Ewing-Oil durch Handwerkerarbeiten Ohren betäubend geprägt wird, hört man derartige Vertraulichkeiten zwischen J.R. und seiner Sekretärin Julie, sodass völlig klar wird, dass sie auch nach Feierabend für zuverlässige Dienste zur Verfügung steht. A propos Hämmern und Bohren: da man in den Geschäftsräumen sein eigenes Wort nicht versteht, beschließt Bobby kurzerhand, nach Hause zu fahren. Die Mahnung J.R.'s, dass die sogenannten roten Akten die Räumlichkeiten niemals und unter keinen Umständen verlassen dürften, wird dabei eher zur Kenntnis genommen, und die Katastrophe der dritten Episode nimmt ihren Lauf. Auf der Straße wird Julie von Cliff Barnes umgarnt, der ganz unverblümt davon spricht, stets an geheimen Informationen über die Machenschaften der Ewings interessiert zu sein, die er selbstverständlich vertraulich behandeln würde. Ein Schwenk zur Southfork Ranch bringt die nächsten Probleme zutage, die vor allem im Eheleben von J.R. und Sue Ellen zu finden sind. Die frustrierte und ausgehungerte Ehefrau versucht es mit längst eingeschlafenen Reizen und führt ihrem abweisenden Mann die neusten Dessous vor, doch die Verführungskünste werden unliebsam abgewürgt, einhergehend mit Demütigungen, die in dieser Folge keinen Abbruch erfahren, was sich wenig später im Separee zwischen Boss und Sekretärin zeigt. Die Folge beschäftigt sich erstmalig intensiver mit der Figur des J.R., dessen Praktiken sich noch in Andeutungen verlieren werden, aber sein Wesen offenbaren. Zu sehen ist ein kalt kalkulierender Geschäftsmann, geschäftlich wie privat, der die Personen seines Umfeldes nach Belieben hin und her schiebt. Dabei vertraut er nur wirklich sich selbst und kann sich auf einen unfehlbaren Instinkt verlassen. Widersacher pflegt er unsentimental auszuschalten, und hierbei wird die Leistung und Entwicklung von Larry Hagman außergewöhnlich sein.

Seiner Sekretärin Julie singt er das alte Lied vor, dass er sie brauche, sich auf keine andere Frau verlassen könne. Somit entwickelt sich eine eigenartig ambivalent wirkende Aura um J.R. Ewing, der seinen Charme spielen lassen kann und Frauen dazu bringt, alles für ihn zu tun. Julie ist eine von ihnen und es scheint, dass sie seit Jahren als heimliche Geliebte gehalten wird. Untergebracht in einer luxuriösen Wohnung, die sich eine normale Sekretärin wohl nie leisten könnte, wartet sie auf Abruf, vor allem, wenn es im Hause Ewing mal wieder nicht stimmt. Szenen aus dem Lotterbett bringen noch einmal Flashbacks aus der kurz zuvor gezeigten Situation vor Augen, in denen Sue Ellen ihren Mann förmlich für Sex angebettelt, dieser jedoch keinerlei Interesse gezeigt hat. Bei Julie ist dies anders, deswegen bekommt sie am Ende auch 100 Dollar, um sich etwas Schönes zu kaufen. Die außergewöhnliche Tina Louise formt diese tragische Figur mit Bravour und ihre Blicke dokumentieren, dass sie sich nicht länger zur Hure machen lassen will. Hier kommt Cliff Barnes, Berater des Untersuchungsausschusses des Senats, ins Spiel, dem die gedemütigte Privatsekretärin J.R.'s die Akten mit prekären Informationen über eine Schmiergeldaffäre und sich selbst zuspielt. Es ist ein ganz großes Vergnügen Tina Louise in dieser Episoden-Hauptrolle zu sehen, die ungewöhnlich dicht und greifbar von ihr ausbuchstabiert wird. So spinnt man den Faden gerne weiter, dass sie eine feste Größe in der Serie hätte werden können. Doch das Schicksal und die Dramaturgie werden es anders wollen und arrangieren. Folge 3 deutet bevorstehende Konfrontationen im familiären, geschäftlichen, politischen und intimen Bereich unmissverständlich an, und macht bei dieser Gelegenheit neugierig auf mehr. Dass sich eindeutige Fraktionen unter den Serienhelden bilden, ist nicht nur selbstverständlich, sondern verweist den Zuschauer nochmals ganz deutlich auf seine Stammplätze, die erfahrungsgemäß über Jahre oder für immer eingenommen werden können.

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● DALLAS | FOLGE 04 | WINDS OF VENGEANCE (US|1978)
mit Barbara Bel Geddes, Jim Davis, Patrick Duffy, Linda Gray, Larry Hagman, Victoria Principal, Charlene Tilton
und Steve Kanaly, Brian Dennehy, Cooper Huckabee, Niki Flacks, Laura Mae Tate, David Honey, Nancy Lydick
eine Produktion der Lorimar
Regie: Irving J. Moore



J.R. und Ray, sein Vorarbeiter auf der Southfork Ranch, besuchen eine Viehauktion in Waco, und es kommt nicht nur zu geschäftlichen Abschlüssen, sondern auch zu schnellen Damenbekanntschaften. Am nächsten Morgen schleichen sich Ray und J.R. aus einem Motel und das Abenteuer mit Wanda und Mary Lou soll nur noch eine aufregende Erinnerung bleiben. Zurück auf der Ranch, braut sich ein Hurrikan zusammen, doch dieser wird nicht die größte Gefahr darstellen, da der aufgebrachte Ehemann von Wanda die Verfolgung gemeinsam mit dem Bruder von Mary Lou aufnimmt, um sich zu rächen. Auf Southfork nehmen die beiden Männer die Familienmitglieder als Geiseln und beginnen vor allem die Frauen zu erniedrigen und zu quälen. Die mit Hass aufgeladene Situation droht jederzeit außer Kontrolle zu geraten. Wer wird die selbst ernannten Richter, die sich gleichzeitig als Henker betätigen wollen, noch aufhalten können..?

Die vierte Folge "Winds of vengeance" der in diesem Stadium noch sehr jungen Serie wurde nie im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, dementsprechend auch nie ins Deutsche synchronisiert. Der Titel stellt eine sehr klare Verbindung zum bevorstehenden Inhalt dar, in dem die Themen des aufkommenden Sturms und der Rache in jeglicher Hinsicht noch eine bedeutende Rolle spielen werden. Wieso die vierte Folge seinerzeit nicht im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, kann damit zu tun haben, dass Episoden, die thematisch weitgehend als irrelevant eingestuft wurden, traditionell nicht ins Programm genommen wurden, aber auch mit der Intensität und der explizit sexuell aufgeladenen Atmosphäre, die möglicherweise als zu derb und provokant für zarter besaitete Zielgruppen eingestuft wurde. Obwohl die bereits präsentierten Episoden ausreichend auf die Charakterzüge der Hauptakteure eingehen konnten, stellt Irving J. Moores Beitrag kein unwichtiges Mosaiksteinchen für die Chronologie dar, da es insbesondere hier zum Kennenlernen der sich bald etablierenden Tugenden gewisser Personen kommt, sondern auch zum Ausleuchten der entsprechenden Leidenswege und Schattenseiten der Protagonisten der Gegenseite. Da J.R.'s Vorliebe für weibliche Reize bereits im Vorgänger ausgiebig thematisiert wurde, darf es hier genauso weiter gehen. Er und Ray haben zwei junge Frauen aufgerissen, bei denen es gilt, sich wieder schnellstmöglich wegzuschleichen. Doch diese Liaison dangereuse soll nicht ohne Folgen bleiben, da der aufgebrachte Ehemann von J.R.'s Affäre Rache will. Um die Fährte aufnehmen zu können, ist praktischerweise die Ewing-Visitenkarte ausfindig zu machen gewesen, sodass der Sturm seinen Lauf bereits vor dem Sturm nehmen kann. Mit einer vermeintlichen Autopanne im Hause Ewing aufgenommen, kann die Zirkusvorstellung der Männer aus Waco beginnen, selbstredend mit vorgehaltenen Revolvern. Angst und Schrecken machen sich breit, immerhin wollen sie Gleiches mit Gleichem vergelten.

So wissen die verängstigten Frauen, was die Stunde geschlagen hat, da die potentiellen Peiniger kein Geheimnis daraus machen, was sie in absehbarer Zeit mit ihnen anstellen wollen, doch zunächst beginnt die Show mit Erniedrigungen und Demütigungen. So muss beispielsweise Sue Ellen als ehemalige "Miss Texas" ihre damalige Performance in knapper Bekleidung und unter Tränen wiedergeben. Es ist interessant zu beobachten, wie die einzelnen Familienmitglieder charakterisiert werden, und dass sich diese frühen Eindrücke noch wie ein roter Faden durch die Serie ziehen werden. So reißen J.R.'s Affären in über vierzehn Staffeln nicht ab, außerdem wird er meistens nicht für das geradestehen, was er fabriziert hat. Sue Ellen ist wie so oft die weinende Dritte, gedemütigt und hintergangen, wie auch in dieser Situation. Wie es sich jedoch für eine treusorgende Ehefrau gehört, steht sie an seiner Seite, oftmals bis zur Selbstaufgabe. Pamela und Miss Ellie wahren ihre Begriffe von Familie, stehen zu ihren Werten und Worten; koste es was es wolle. Diese Einschätzungen ließen sich für Episode 4 und die komplette Serie beliebig fortführen, doch hier kommt es zunächst nur auf die Charakterisierungen an, die den Zündstoff andeuten, aus dem die Träume und Traumata in Dallas sein werden. Irving J. Moore fabrizierte eine sehr schmackhafte, gleichzeitig aber auch deftige Episode, die explizit auf Abgründe hinweist. Unter vorgehaltenen Waffen kommt so genügend Spannung auf, nicht aber ohne darauf hinzuweisen, dass auch subtile Untertöne ihre Daseinsberechtigung finden dürfen. Am Ende ist es für den jetzt schon treuen "Dallas"-Fan ein wenig schade, dass diese Folge seinerzeit keine deutsche Synchronisation verpasst bekam, immerhin hätte sie perfekt in das frühe Gesamtbild gepasst und bei dieser Gelegenheit einige prekäre Ankündigungen bezüglich gewisser Personen und deren Eigenschaften oder Emotionen vorweg genommen. "Winds of vengeance" bleibt schließlich als einer der Hurrikans der Serie in Erinnerung und schüttelt die Ewing-Welt ordentlich durch.

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● DALLAS | FOLGE 05 | BAR-B-QUE | DAS FEST (US|1978)
mit Barbara Bel Geddes, Jim Davis, Patrick Duffy, Linda Gray, Larry Hagman, Victoria Principal, Charlene Tilton
und Ken Kercheval, James Canning, Irma P. Hall, Jo McDonell, Haskell Craver, Paul Heckmann und David Wayne
eine Produktion der Lorimar
Regie: Robert Day



Mit dem alljährlichen Barbecue auf der Southfork Ranch sieht man einem der größten Happenings in Dallas entgegen. Doch die Festivität steht unter keinem guten Stern, zumal Pamela ihren Vater eingeladen hat. Seit Jahrzehnten besteht eine Fehde zwischen ihm und Jock Ewing, sodass eine nervöse Spannung in der nach Burbon riechenden Luft liegt. Als Pamela verkündet, dass sie und Bobby ein Baby erwarten, scheinen sich die alten Streithähne erstmals seit Jahren zusammen zu reißen, doch es braut sich ein Gewitter an anderer Front zusammen, da Sue Ellen und J.R. wenig erfreut darüber sind, nicht den ersten Nachkommen liefern zu können. Der Alkohol tut das Übrige dazu, bis sich die aufgeheizte Situation sich in einer Katastrophe entlädt...

Obwohl man sprichwörtlich sagt, dass man die Feste feiern soll, wie sie fallen, hätten einige Personen dieses Barbecue sicherlich gerne ausgelassen, vorausgesetzt sie hätten ahnen können, was sich dort zusammenbraut. Die Ewings stehen bei all ihren Querelen und Streitereien für eine lange Tradition, in der dieses Happening auf der Southfork Ranch immer groß gefeiert wurde. Bereits im Vorfeld sind es insbesondere Miss Ellie und Sue Ellen, die nichts unversucht lassen, den Gästen jeden Wunsch erfüllen zu können, immerhin ist gerade J.R.'s Frau in jeder Facette der Ehe unausgelastet und mehr als alles andere an der Meinung und Gunst anderer interessiert, um woanders an ihre Bestätigung zu kommen. Allerdings wird sich wenig später zeigen, dass auch die Miene der perfekten Gastgeberin entgleisen kann, insbesondere wenn sie einen brüchigen Spiegel vorgehalten bekommt und die schöne Nachricht über Dritte oder gleich Fünfte erfährt. Bobby und Pamela sind überglücklich, genau wie Jock, der die Dynastie mit einem Erben gesichert sieht. Für kurze Zeit kann die Freude eine alte Fehde sogar abkühlen, die jedoch durch Mengen an Whisky wieder schnell entbrannt ist. In dieser Folge ist es in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass der Alkohol wie aus Fontänen sprudelt: So ist Jock bereits nach kürzester Zeit angetrunken, J.R. und Sue Ellen unmittelbar danach, und zwar wenn die Katze endlich aus dem Sack ist. Pamelas Vater reiht sich offenbar routiniert in diese Riege ein und macht sich vor den Augen der Gäste zu allem Überfluss noch zum betrunkenen Pausenclown. So deutet sich bereits in diesem noch frühen Stadium der Serie an, dass man es mit einer Reihe Alkoholiker und dementsprechenden Exzessen zu tun bekommen wird. Die Wortwahl wird unbedachter und legerer, sodass ein Eklat nach dem anderen vorprogrammiert zu sein scheint. So etwa Sue Ellen, hoch zu Ross und betrunken, ausgestattet mit einer Armada von Giftpfeilen, die genüsslich in die Richtung ihres Gatten abgefeuert werden.

Da dieser ebenfalls schon randvoll ist, perlen die verbalen Demütigungen an ihm ab, die davon erzählen, dass er sich lieber mit irgendwelchen Flittchen vergnügt, als mit seiner eigenen Frau. Allerdings provoziert er seinen Bruder Bobby bis aufs Blut, sodass es eine Abreibung setzt. Digger Barnes muss von der Tanzfläche, beziehungsweise der Terrasse geführt werden und nicht nur er wird einen ordentlichen Rausch auszuschlafen haben. Innerhalb der Serie ist "Das Fest" sicherlich als kleiner Klassiker zu bezeichnen und markiert immerhin schon das Finale der ersten Staffel, da man seinerzeit wohl nicht mit der überwältigenden Resonanz des lediglich als Miniserie geplanten Formats gerechnet hatte. Unter Regisseur Robert Day stellen sich jedenfalls einige Weichen für die weiteren Handlungsstränge und Konstellationen untereinander, sodass sich eine geballte Ladung an Spannung und Intrigen andeutet. Über mangelnde Komplikationen braucht man sich auch in dieser fünften Folge nicht zu beklagen, denn es kommt zu einem Showdown, der für Serien einerseits handelsüblich, andererseits aber auch ungewöhnlich gnadenlos wirkt, da der Verlauf empfindlich mit Recht und Gerechtigkeit sowie dem Schicksal spielt. Für das Publikum werden wichtige Informationen aus der Vergangenheit geliefert und zurecht gerückt, die bislang eher schemenhaft über dem Szenario gelegen haben. So haben Ellie und Digger eine romantische Vergangenheit, Digger und Jock eine geschäftliche, wodurch sonnenklar wird, dass eine Versöhnung so gut wie aussichtslos sein wird. Hierbei handelt es sich aber nur um wenige Mosaiksteinchen und den Stoff, aus dem die Träume, Alpträume und großen Momente sind, aus denen man Serien in der Regel macht. Folge 5 endet schließlich mit einem großen Paukenschlag, der die Zuschauer noch eindeutiger den jeweiligen Seiten, beziehungsweise Personen zuweisen wird, und es ist als großes Glück zu bezeichnen, dass die Macher das Potenzial der Serie erkannt hatten, und die Ewings in die nächsten Runden schickte.

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Re: DALLAS

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Die erste Staffel geht also bereits nach nur fünf Folgen zu Ende, stellt aber geschickt, außerdem mit Kalkül die Weichen für den weiteren und ohne jeden Zweifel immer wieder spektakulären, nervenkitzelnden, gefühlsbetonten und abwechslungsreichen Verlauf, da die richtigen Schachfiguren bereits in Position gerückt wurden. Aus einem bislang eher erkennbaren Gardez la dame könnte bereits in absehbarer Zeit ein empfindliches Schach dem König werden, immerhin muss eine derartige Serie in erster Linie für den Ausgleich sorgen, dass dem Gerechtigkeitsempfinden des Publikums Genüge getan wird und die Sympathieträger am Ende Oberhand gewinnen könen. Bislang war ein immer wiederkehrendes Hin und Her zu beobachten: Spezielle Interessengemeinschaften unterdrücken den Gegner, Fraktionen bilden und lösen sich, bestimmte Personen konspirieren, während andere permanent damit beschäftigt sind, die mühsam konstruierte, heile Welt aufrecht zu erhalten, beziehungsweise sie zu sanieren. Dafür, dass "Dallas" zunächst nur als Mini-Serie geplant war, kam bereits viel zusammen und das Publikum kann sich die persönlichen Lieblinge und Hassobjekte heraussuchen. Im Olymp der Superreichen herrschen in der texanischen Großstadt ganz bestimmte Spielregeln, die es einzuhalten gilt - geschäftlich wie privat, wenn es nicht bereits dasselbe geworden ist. Der betriebene Aufwand wurde seinerzeit schnell mit einem hohem Interesse der frisch rekrutierten Zuschauer goutiert, sodass man sich zurück lehnen und auf die übrigen 350 Folgen freuen darf, denn die "Dallas"-Entourage steht bereits jetzt schon hoch motiviert für Spannung, Dramatik, Herzschmerz, Intrigen, Glücksmomente, Machtgier und das sich Anbahnen einer lang anhaltenden Familienfehde.

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● DALLAS | FOLGE 06 | REUNION, PART 1 | FAMILIENTREFFEN - TEIL 1 (US|1978)
mit Barbara Bel Geddes, Jim Davis, Patrick Duffy, Linda Gray, Larry Hagman, Steve Kanaly, Victoria Principal, Charlene Tilton
und David Ackroyd, Joan Van Ark, Philip Levien, Tony Frank, Oliver Seale, Francis Rizo, Benito Rizo, Theresa M. Jacobs, u.a.
eine Produktion der Lorimar
Regie: Irving J. Moore



Bobby ist für Ewing Oil in Las Vegas unterwegs und es hätte eine Geschäftsreise wie jede andere werden können, doch es kommt alles anders, als plötzlich sein Bruder Gary vor ihm steht, dem Vater von seiner Nichte Lucy. Gary lässt sich überreden, mit ihm nach Dallas zurückzukehren. Der verlorene Sohn wird euphorisch und mit offenen Armen von seiner Mutter Ellie aufgenommen, während bei den meisten anderen Familienmitgliedern Skepsis und Unmut über die Wiedersehensfreude herrscht, selbst bei seinem eigenen Vater. Als man sich in Geschichten von früher und gut gemeinten Floskeln verliert, dauert es nicht mehr lange, bis Jock endlich auf den Tisch haut und klare Worte verlangt...

»Merkt ihr wie still es wird, wenn der Name meines Vaters fällt? Ich frag mich warum...« Obwohl die Erfolgsserie erst ein halbes Dutzend Folgen hinter sich hat, sind es derartige von Lucys Wortspitzen, die bereits zum jetzigen Zeitpunkt berüchtigt waren. Kurz zuvor warnte Sue Ellen ihren Gatten noch davor, immer mehr von seinem jüngeren Bruder Bobby in die zweite Reihe gedrückt zu werden, kündigt bei dieser Gelegenheit an, dass sie aktiver werden müsse, falls er weiterhin untätig dabei zusehe. Als wäre ein Bruder vor Ort nicht problematisch genug, kündigt sich der verlorene Sohn Gary indirekt an, sodass man J.R. und Sue Ellen mit den Zähnen klappern hört, auch wenn er betont, wie gut Ewing Oil durch seine Tatkraft dastehe. Falls sie also weiterhin in seidener Bettwäsche schlafen wolle, sollte sie sich nicht weiter einmischen. Diese einfache, beinahe klischeeartige Skizzierung der jeweiligen Fraktionen und deren Attribute erfolgt ungeniert, sodass man die imaginären schwarzen Wolken zum greifen nah sieht. Da das Verhältnis zwischen Bobby, Pam und den alten Ewings wieder besser geworden ist, kann die Ausgangsposition von J.R. gelinde gesagt als fatal beschrieben werden, zumal er sich nicht für seine eigene Frau interessiert, sondern nur zahlreiche Flittchen aus Dallas und Umgebung, und somit keinen männlichen Erben in das empfindliche aber traditionelle Machtgefüge platzieren kann. Sue Ellens beinahe hysterische Verzweiflung kühlt sich erfahrungsgemäß mit jedem weiteren Drink ab, J.R. läuft der Konfrontation üblicherweise davon, und Lucy sammelt die Scherben akribisch auf, um bei jeder besten Gelegenheit Gift verspritzen und anklage erheben zu können. In dieser Folge wird sie allerdings selbst an ihrer Achillesferse getroffen, denn immerhin geht es um ihre Eltern, die vor sage und schreibe 16 Jahren das Weite gesucht haben. Oder wurden sie dazu gezwungen?

Es erscheint gut möglich zu sein, immerhin hat man mit J.R. oder sogar Jock zwei Experten des unerbittlichen Patriarchats auf dem Präsentierteller. Dann schlägt das Schicksal tatsächlich zu, und Lucys Vater Gary taucht wieder aus dem Nichts auf. Obwohl J.R. Kreide frisst und seinem Bruder Honig ums Maul schmiert, ist es dem Publikum auch ohne große Erläuterungen klar, dass schwere Geschütze aufgefahren werden müssen, um den ungebetenen Bruder wieder beseitigen zu können. Pamela scheint die Einzige zu sein, die ihre gesunde Skepsis behält, immerhin weiß sie nur zu gut, mit wem sie es zu tun hat. Viele andere Familienmitglieder sind durch die lange unterdrückte Sehnsucht und überwältigende Freude geblendet und laufen naiv in das gewetzte Messer. Gary hasst J.R. und umgedreht müsste ein neues Wort für das Gefühl erfunden werden, welches er Lucys Vater entgegen bringt. Im Grunde genommen wird diese sechste Episode davon getragen, dass sich alle der Beteiligten vor J.R.'s unberechenbarer aber gewiss eindeutiger Reaktion fürchten, oder präziser gesagt, vor den Mitteln der Wahl. Es ist, als liege die Katastrophe gekoppelt mit großer Zerstörungswut in greifbarer Nähe. Thematisch gesehen wird die bislang nur angedeutete Vergangenheit ausbuchstabiert und etwas Licht in die dunklen Kapitel der Familie Ewing gebracht. Am Ende wird klar, dass sich die Leichen in den persönlichen Kellern schließlich stapeln, bei den einen mehr, den anderen weniger. Die nervöse Aura der sechsten Folge kann als Vorbote für viele weitere Konflikte innerhalb und außerhalb der Familie Ewing gesehen werden, zumal auch Jock und Ellie andeutungsweise die Nerven verlieren, um darauf hinzuweisen, dass die alten Wunden noch längst nicht verheilt sind, was wohl auch an J.R.'s persönlichem Salzstreuer liegen dürfte. So stellt sich am Ende die Frage, wer am Ende über wessen Klinge springen muss.

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