POLIZEIFUNK RUFT

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Prisma
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POLIZEIFUNK RUFT

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POLIZEIFUNK RUFT





● POLIZEIFUNK RUFT (D|1966-70)
mit Karl-Heinz Hess, Josef Dahmen, Eckart Dux, Günter Lüdke, Karl-Heinz Kreienbaum, Karin Lieneweg, u.a.
eine Serie von | Hermann Leitner | Paul Paviot |Toshiro Jijima
eine Studio Hamburg Produktion für NDR



Kriminalkommissar Koldehoff (Josef Dahmen) ist ein routinierter Beamter der Hamburger Polizei und wie seine Kollegen tagtäglich damit beschäftigt, die Kriminalität in der Stadt zu bekämpfen. Ob Einbruch, Raub oder sogar Mord; es scheint nichts zu geben, was es nicht gibt. Hauptwachtmeister Hartmann (Karl-Heinz Hess) arbeitet zunächst als Motorradpolizist für den Kriminallkommissar und kann ihm in seinem mobilen Dienst viel Unterstützung liefern, bis er schließlich eine Beförderung erhält, um seine Tatkraft bei der Kriminalpolizei unter Beweis zu stellen. Die schnelllebige und dem Anschein nach nie ruhen wollende Stadt Hamburg bietet immer neuen Nährboden für die organisierte Kriminalität, sodass den Beamten oft keine Zeit für eine Verschnaufpause bleibt. Der österreichische Regisseur Hermann Leitner inszenierte "Polizeifunk ruft" in vier Staffeln à dreizehn Folgen. Da es innerhalb der Serie auch zu Auslandsdrehs in Frankreich und Japan kam, wurden ihm für die jeweiligen Episoden vor Ort die Regisseure Paul Paviot aus Frankreich und Toshiro Jijima aus Japan zur Seite gestellt. Das teils internationale Flair belebt die Szenerie in nicht unbeträchtlicher Weise und man bekommt es beinahe durchgehend mit spannenden, beziehungsweise kurzweiligen Fällen zu tun. Erwähnenswert ist, dass die ersten dreizehn Folgen noch in Schwarzweiß gedreht wurden, bevor man auf Farbe umstieg. Wie für eine Serie des ARD-Vorabendprogramms üblich, bekommt es der interessierte Zuschauer auch hier mit der Crème de la Crème deutscher Schauspielstars zu tun.

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Prisma
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Re: POLIZEIFUNK RUFT

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● POLIZEIFUNK RUFT | FOLGE 06 | ZWEI PROMILLE (D|1968)
mit Josef Dahmen, Karl-Heinz Hess, Günter Lüdke, Karl-Heinz Kreienbaum
als Gäste: Carl Lange, Gisela Uhlen, Gerlinde Locker, Hans Daniel, Gottfried Kramer, Marion Hartmann
eine Studio Hamburg Produktion | für NWF
Regie: Hermann Leitner



Der Kaufmann Dr. Manfred Daniel (Carl Lange) kann nach langwierigen Verhandlungen einen bedeutenden Vertrag für seine Firma abschließen. Gemeinsam mit seiner Sekretärin, Frau Schramm (Ingeborg Schöner), lässt er den Abend in einer Bar mit Champagner ausklingen, doch auf dem Nachhauseweg passiert ein Unglück, denn Dr. Daniel fährt einen Mann an. Aus Angst um seine Reputation und die ohnehin angespannte Ehe begeht er Fahrerflucht und bringt den Wagen zur Reparatur in eine dubiose Werkstatt. Prompt wird er vom Inhaber (Gottfried Kramer) erpresst, doch die Polizei ist ihm längst auf den Fersen. Er ahnt allerdings noch nicht, dass der Fall noch eine überraschende Wende nehmen wird...

Folge 6 der bekannten Serie "Polizeifunk ruft" bahnt ihre Geschichte über den bundesdeutschen Alltag von damals, sodass es gleich zu mehreren Parallelhandlungen kommt, die geschickt miteinander verknüpft sind. Zunächst sieht man die Kraft ausgewählter Drahtzieher des Kapitalismus in einer florierenden Wirtschaft, nicht aber ohne deren Opfer zu berücksichtigen. Zwar ergibt sich die kriminelle Struktur der Geschichte hier nicht aus der Tatsache, dass es primär ums Geld oder Renommee geht, sondern es sind die Szenen zweier Ehen, die miteinander kollidieren, und für einen gut konstruierten Domino-Effekt sorgen. Nicht nur die Frau des Chefs soll dem Vernehmen nach krankhaft eifersüchtig sein, sondern der Ehemann der hauseigenen Sekretärin tut sein Übriges auf der anderen Seite hinzu. Sie arbeitet hart, gewissenhaft und vor allem bis in die späten Abendstunden, damit sich ihr Gatte den erträumten Sportwagen leisten kann, wo hingegen Frau Dr. Daniel das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswirft. Antiquiert wirkende männlich-weibliche Konstellationen wirken im Rahmen der Entstehungszeit authentisch, auch die abgehandelte Kettenreaktion - in Gang gesetzt durch unterstellten Ehebruch, einen Verkehrsunfall mit anschließender Fahrerflucht, Erpressung und intriganter Manipulation - sorgt innerhalb der zeitlichen Limitierung für eine besondere Abwechslung. Trotz des Aufzeigens kriminellen Potentials, bekommt man es eigentlich mit fast ausschließlich integer wirkenden Personen zu tun, die allerdings für eine überraschende Rochade bereit stehen.

Bekannte Darsteller des deutschen Kinos und Fernsehens spielen mit all ihrem Können und Facettenreichtum auf, der innerhalb der Kürze der Abhandlung beinahe verschenkt wirken möchte wenn es nicht zu minutiös geplanten Leistungen und Präzisionsauftritten käme. Carl Lange, längst bekannt als überzeugender Vertreter von Charakteren zwischen Gut und Böse, formt die Rolle des Geschäftsmannes mit Bravour, genau wie seine Filmgattin Gisela Uhlen und die Sekretärin alias Gerlinde Locker, die es ihm gleich tun. Während Locker sich eindeutig zu positionieren weiß, und für Werte und Tugenden steht, ist es erneut Gisela Uhlen, die sich mit Vorliebe in exklusive Ensembles und Undurchsichtigkeit hüllt. Unter der Bearbeitung von Hermann Leitner kommt es zu einem klar definierten Aufbau und einer optimalen Nutzung der Voraussetzungen, sodass "Zwei Promille" zu einer der Episoden innerhalb der Reihe zählt, die sehr positiv in Erinnerung bleibt. Die Arbeit der Polizei scheint zugunsten der hochkarätigen Gäste zwar auf ein Minimum reduziert worden zu sein, wirkt aufgrund der gebündelten Form jedoch sehr effizient, sachlich und greifbar. Interessant bleibt hier vor allem das Aufzeigen der Tatsache, dass es unter bestimmten schicksalhaften Voraussetzungen zu ungewollten Konflikten mit dem Gesetz kommen kann und wie wichtig das richtige Verhalten im Zweifelsfall sein kann - falls man denn einen anvisierten Transfer zur Realität sehen will. Die sechste Episode ist nicht zuletzt wegen der beherzten Interpreten und der soliden Regie als gelungen zu bezeichnen und kann in aller Kürze überzeugen.

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