- K3.1 (350x269).jpg (96.9 KiB) 8121 mal betrachtet
● FOLGE 03 | RATTEN DER GROẞSTADT (D|1969)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Horst Frank, Werner Pochath, Gerd Baltus, Klaus Schwarzkopf, Fred Haltiner, Hilde Volk, Ilona Grübel, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Theodor Grädler
Der Wirt einer verkommenen Kneipe wird von seiner Tochter ermordet aufgefunden. Der Ruf dieser Kneipe ist genau so übel, wie das Klientel, das dort ein und aus geht. Gelegenheitsarbeiter, Landstreicher, Kriminelle und Alkoholiker sind die Stammgäste und bilden den Kreis der Verdächtigen. Die Spur führt zu einem jungen Mann, dem minderbemittelten "Mozart", der sich mit einer zwielichtigen Gruppe von Nichtstuern abgibt. Ist der Täter unter ihnen zu finden? Grabert lässt sich inkognito in die Einrichtung einschleusen, in der die eingeschworene Clique ihre Nächte verbringt, und um an ihr Vertrauen zu gelangen, gibt er sich als jüngst entlassener Sträfling aus...
Gerade in Serien-Formaten kommt es häufig zu dem Phänomen, dass die Erinnerung an bestimmte Folgen trügt, denn manche Geschichten werden als stärker, nicht wenige als schwächer eingestuft. Bei Theodor Grädlers "Ratten der Großstadt" kam es in diesem Zusammenhang zu einer deutlichen Abstufung, war Episode 3 doch in stärkerer Erinnerung geblieben. Ob überzeugend oder nicht, dieser Kriminalfall wirkt thematisch und inszenatorisch gesehen nicht immer besonders außergewöhnlich und die Konzentration des Ganzen geht eher in die eindeutige Richtung einer Milieustudie, mit welcher in Ansätzen versucht wird, die unproduktiven Mitglieder der Gesellschaft zu durchleuchten. So haben die wenig schmeichelhaft benannten Titelfiguren mangels sinnvoller Aufgaben genügend Zeit, Federn in die Luft zu blasen und auf unterschiedlichste Flausen zu kommen. Rücksichten werden keine genommen, sodass es immer wieder zu sehr impulsiven Verhaltensweisen kommt. Schnell bäumt sich die interessante Frage auf, ob einer von ihnen aber auch fähig wäre, einen Mord zu begehen? Diese Frage wird höchstens in Andeutungen, wenn überhaupt nur mittelprächtig herausgearbeitet und der Fall verläuft leider über weite Strecken zu spannungsarm und schleppend, wenngleich so gut wie alles von Seiten der Regie versucht wird, die Hauptfiguren so unberechenbar wie möglich erscheinen zu lassen. Positive Eindrücke entstehen oft schon alleine aufgrund einer spektakulären Entourage im Schauspielerbereich, was sich hier bereits nach einen kurzen Blick herauskristallisiert, denn bei den Namen der Gäste handelt es sich um gute Bekannte, die für ihre Fähigkeiten berüchtigt sind, extravagante Charaktere zu kreieren..
Horst Frank kann beinahe schon als Garant für eine besondere Art der Unterhaltung angesehen werden. Innerhalb seiner Clique genießt er das zweifelhafte Privileg, die Führungsposition inne zu haben, könnte das schwächste Glied der Gruppe omöglich in soweit manipulieren, seine Befehle und Wünsche auch im drastischsten Sinn auszuführen. Natürlich könnte er auch selbst Hand angelegt und den Wirt erschlagen haben. An seinen Kollegen haften die gleichen Verdachtsmomente. Gerd Baltus, der lethargische Alkoholiker, der im Zweifelsfall für einen Schnaps bis zum Äußersten gehen könnte, Klaus Schwarzkopf, den seine, sich von den anderen abhebende Intelligenz gefährlich machen könnte, Fred Haltiner, der sich wie es scheint, bei jeder sich bietenden Gelegenheit profilieren möchte, und Werner Pochath, der Minderbemittelte mit dem Gemüt eines Kindes, dem jeder Befehl seines Vorbildes wie gerufen kommt. Ein illustrer Kreis von Verdächtigen steht einer eigentlich unmotivierten Tat gegenüber, und in diesem Zusammenhang hat man sicherlich schon bessere Lösungen gefunden. Alle Darstellungen, vielleicht mit Ausnahme von Ilona Grübel, zeigen Personen, die längst an ihre Grenzen angekommen sind, in welcher Form auch immer. Ein beeindruckendes und differenziertes Schauspiel bügelt diese Mängel letztlich in einem gesunden Maß aus, sodass es zum Eindruck kommt, es mit einer eher gelungenen Folge zu tun zu haben, die unterm Strich doch vordergründig unterhaltsam ausgefallen ist. Sehr positiv wirkt sich ebenfalls die unkonventionelle Ermittlungsarbeit von Grabert aus, und es zeigen sich noch einige spannende Sequenzen, was leider nicht für das Finale gilt, welches leider alles andere als ein Vulkanausbruch war. Auch der Versuch, eine tragische Prognose zu transportieren, wirkt beinahe weitgehend missglückt.