DER KOMMISSAR

Der Tummelplatz für alle Serienjunkies und Binge-Watcher!
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Sid Vicious
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Re: DER KOMMISSAR - Mykonos

Beitrag von Sid Vicious »

Ich habe gestern die Episode 53 (MYKONOS) geschaut. Drehbuch und Inzenierung wirken ziemlich befremdlich auf mich. Dafür gibt es Hippies, Heroin und Pink Floyd ("Echos" und " One of these Days").

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Prisma
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Re: DER KOMMISSAR - Mykonos

Beitrag von Prisma »



"Mykonos" gehört leider auch nicht zu meinen Favoriten im "Kommissar"-Orbit, oder um es deutlicher zu sagen, ich mag diese Episode nicht besonders gerne und kann aus der Distanz noch nicht einmal mehr genau sagen warum eigentlich. Ich weiß nur, dass Jürgen Goslar doch weitaus Besseres abgeliefert hat. Bei der letzten (beinahe) chronologischen Sichtung habe ich die Folge traditionell ausgelassen. Wieso fandest du die Inszenierung und das Script so befremdlich?

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Sid Vicious
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Re: DER KOMMISSAR - Mykonos

Beitrag von Sid Vicious »

Grabert geht zur Schicki-Drogen-Crew als hätte er sich zuvor ein Schild mit der Aufschrift Bulle auf der Stirn getackert. Die Drogenfachverkäufer schalten freilich alle schnell, entlarven ihn, aber anstatt ihm was auf´s Maul zu hauen oder rauszuschmeißen, laden sie ihn und seine Ermittlermannschaft zur nächsten Party ein. Im Film hätte ich es knuffig gefunden, hier fand ich es einfach panne.

Aber ungeachtet dessen. PINK FLOYD wird mehrfach angespielt und die Hippies schweben zu den Klängen durch die Discotheque, in die auch Harry - als Hippie getarnt (!) - eintritt.
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Prisma
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »



Ja, das war alles ein bisschen zu gut gemeint von Jürgen Goslar, der sich ja ganz gerne als Abweichler von der Norm präsentierte. Hier ist es leider nicht gelungen die Folge extravagant erscheinen zu lasse, denn denn das Konzept fällt in sich zusammen, sodass "Mykonos" für mich bei seinen "Kommissar"-Regiearbeiten hinten ansteht. Da hilft auch die Musik nicht viel.

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Prisma
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »



K29.jpg
K29.jpg (65.18 KiB) 2449 mal betrachtet

● Folge 29: DER MOORMÖRDER (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Harald Leipnitz, Charles Regnier, Louise Martini, Gustl Halenke, Angelika Zielcke, Hartmut Becker, Hilde Hildebrand, Simone Rethel, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Becker



In einer unwegsamen Moorlandschaft finden Spaziergänger eine Leiche, und wie sich bei den Ermittlungen herausstellt, wurde die Frau ermordet. Der Kriminalpolizei gelingt es, die Tote zu identifizieren und die Tage vor dem Mord zu rekonstruieren. Die Spur führt in einen unscheinbaren Gasthof im Moor und schon bald bekommt es Kommissar Keller mit einigen verdächtigen Personen zu tun. Doch wo liegt das Motiv? Als man schließlich glaubt, den Mörder in eine Falle locken zu können, geschieht ein zweiter Mord, der dem ersten verdächtig ähnlich sieht...

Bereits der Anfang dieser von Wolfgang Becker inszenierten Episode hat eine besonders dichte Atmosphäre zu bieten. Eine Moorlandschaft die zu atmen scheint, bedrohlich und gefährlich wirkt, außerdem grausame Tatsachen ans Tageslicht bringt. Es handelt sich schon um eine starke Szene, als man die Hand der Toten mit einem Stock herausfischt und zum Vorschein bringt. Ein lautloser Tod, jedenfalls normalerweise, denn es ist davon auszugehen, dass das Moor keine Geheimnisse mehr preisgibt. So dachte es sich vermutlich auch der Mörder. Gleich zu Beginn zeigt die Regie ein gutes Gespür Kolorit, und in Folge 29 bringt man schnellstens mehrere Personen zusammen, die - aus welchen Gründen auch immer - verdächtig wirken. Dreh- und Angelpunkt für eigenartige Vorkommnisse und potentielle Täter ist ein relativ trostlos wirkender Gasthof, in den schließlich auch die ersten Spuren führen. Immer wieder wird dem Zuschauer das bedrohliche Moor ins Gedächtnis gerufen oder unmittelbar vor Augen gehalten, sodass man förmlich auf das nächste Unglück wartet, das in diesem Szenario nicht lange auf sich warten lässt. Hierbei entstehen sehr intensive Szenen, wenn Todesschreie aus der unübersichtlichen Dunkelheit ertönen und man nicht genau definierenden kann, aus welcher Richtung sie eigentlich zu hören sind. Sowohl die beteiligten Personen als auch der Zuschauer wird mit Angst und Schrecken konfrontiert, bis man es mit einer der Grusel-Episoden der Reihe zu tun bekommt. So besitzt dieser Fall einen morbiden Reiz und spielt die hervorragend ausgearbeitete Atmosphäre gewinnbringend aus. Gute Voraussetzungen finden sich mit bekannten und sehr überzeugenden Gastdarstellern, die sich als zuverlässige Helfershelfer für das Gelingen der kompletten Geschichte erweisen. Harald Leipnitz überzeugt als Wirt, der alles daran setzt, seine eigene Frau in diesem trostlosen Ambiente festzunageln, die lieber heute als morgen aus diesem Sumpf fliehen würde. Allerdings steht sie in erkennbarer Abhängigkeit zu ihrem Mann.

Leipnitz macht sich geschickt verdächtig und funktioniert überzeugend in dieser Rolle, die ihm auch aufgrund der unterschiedlichen Anlegung und im Vergleich zu vielen seiner anderen Rollen gut steht. Seine Frau wird von Louise Martini gezeichnet; eine Wirtin die sich im Kopf offenbar für ein Mannequin hält. Sie will weg, sie will raus, der Ruf der großen Städte hat sie erfasst, in denen sich das Leben abspielt, wie sie es sich ausmalt. In diesem trostlosen Ambiente hat sie nichts als anderes Alltag, und nur das Radio lässt sie zeitweise kurz vergessen, wo sie sich tatsächlich befindet. In einer Szene macht sie sogar Harry schöne Augen, in denen man genau ablesen kann, von was sie genau angetrieben werden. Sie würde offenbar sich an jeden hängen, der sie aus dieser Misere befreit. Charles Regnier überzeugt ebenfalls in seiner Rolle als Doktor, der dem Empfinden nach offenbar etwas zu verbergen hat. Durch seine Abgebrühtheit behindert auch er die Ermittlungen erheblich, doch leider sind diese Eindrücke nicht optimal dosiert und liefern zu viele Hinweise in einer Folge, die ohnehin nicht viele Verdächtige zu offerieren hat. Hartmut Becker ist von Beruf Sohn, macht erneut einen obligatorischen Eindruck, der nicht viel mit Sympathie zu tun hat. Er und Gustl Halenke als Jungfer, die sich in extra dafür vorgesehenen Lokalen von Männern ansprechen lässt, bekleiden für ihre Verhältnisse sehr vertraute Rollen, allerdings wie immer recht glaubwürdig. Unbedingt hervorzuheben ist noch Angelika Zielcke, die als erstes Mordopfer ihre Stärken in Rückblenden unter Beweis stellen darf. Insgesamt hat man es bei "Der Moormörder" mit keinem zu außergewöhnlichen Mordfall zu tun, aber die Episode überrascht durch ihre hervorragende Umsetzung. Trotz des erwarteten Verlaufs gibt es am Ende noch einen netten Twist, der für eine späte Zufriedenheit beim Zuschauer sorgen kann und letztlich ist der Fall doch sehr klar aufgebaut und bemerkenswert rekonstruiert worden. Eine starke, atmosphärische "Kommissar"-Folge.

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Prisma
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »



K30.1.JPG

● Folge 30: BESUCH BEI ALBERTI (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz
Gäste: Christine Wodetzky, Carl Lange, Herbert Mensching, Klaus Schwarzkopf, Signe Seidel, Stephan Stroux, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Staudte



Firmenchef Alberti wird ermordet in seinem Büro aufgefunden. Zuvor benahm er sich seinem Angestellten Sidessen - der Überstunden machte und darauf wartete, dass ihn seine Frau abholt - recht sonderbar. Um ein Haar erlebt er stattdessen den Mord an seinem Chef mit und ertappt den mutmaßlichen Täter beinahe auf frischer Tat. Doch handelt es sich bei der fliehenden Person auch tatsächlich um den Mörder? Die Kriminalpolizei durchleuchtet das Umfeld des Toten und rekonstruiert die letzten Minuten des Geschehens. Dabei kommt es kommt zu erstaunlichen Indizien, die den Mörder jedoch zunächst nicht überführen können...

Auch die "Kommissar"-Reihe verfügt über Episoden, die anfangs wesentlich stärkere Eindrücke hinterlassen konnten, als bei späteren Wiedersehen, genauso wie dies umgedreht der Fall sein kann. Wolfgang Staudtes "Besuch bei Alberti" gehört zur ersten Kategorie, denn der Lack ist wie man so schön sagt ziemlich schnell ab, da das Konstrukt überaus durchschaubar ist. Die flächendeckend hervorragenden schauspielerischen Leistungen können deutlich über diese Unzulänglichkeit hinwegtäuschen, aber am Ende keine Wunder bewirken. Es ist sicherlich nicht uninteressant, wie das bemüht rätselhaft wirkende Puzzle hier Stück für Stück zusammengefügt wird, aber das hat es bereits bei anderen Fällen von Kommissar Keller gegeben und ganz bestimmt überzeugender. Auch die Tatsache, dass man zwischen einer richtigen und einer falschen Variante des Tathergangs wählen muss, sorgt für eine gelungene Abwechslung. Die vielen Kehrtwendungen beteiligter Personen bringen lange kein wirkliches Licht in diesen relativ nebulösen Fall, der allerdings in eigenartiger Weise auf der Hand zu liegen scheint, falls man an den Täter denkt, aber die Ermittler zeigen sich wie immer hartnäckig und spüren Ungereimtheiten zielstrebig auf. Insgesamt ist hier tatsächlich die Arbeit der ermittelnden Personen das interessantere Vergnügen, welches im Kontrast zu einem eigentlich unspektakulären Fall im aufregenden Gewandt steht, bei dem unterm Strich mit allen Mitteln versucht wird, ihn irgendwie aufzupolieren, nachdem er doch so spannend begonnen hatte. Die Schauplätze wirken aufgrund des Geschehens reichlich limitiert, auch wenn anfängliche Sequenzen wie die Verfolgung durch den unübersichtlichen Heizungskeller sehr rasant wirken, doch das Tempo versandet leider im weiteren Verlauf. Folge 30 sieht sich in folgendem Prinzip: Wachse oder weiche. Da der Kriminalfall nicht über sich hinauswachsen kann - dafür ist er definitiv nicht ausgeklügelt genug - muss er schließlich einem anderen Konzept weichen, und zwar der beinahe bis ins Vakuum gehenden, viel zu zentrierten Konzentration auf die wenigen beteiligten Charaktere.

Am Ende sollen alle Personen möglichst transparent dastehen, was auch eigentlich gelungen ist, dennoch sind Tat und Motiv nicht besonders stichhaltig herausgearbeitet, wobei das noch gar nicht einmal der Fall sein muss, falls man es mit empfundener Langeweile verwechselt. Christine Wodetzky wirkt überaus rätselhaft, was sie auch wieder einmal exponiert in Erscheinung treten lässt, doch man bekommt die Quelle ihres provokanten Handelns nicht erklärt. Warum? Weshalb? Wieso? Damen die genau so sind wie sie, und bei denen es keine (un-)nötigen Erklärungen mit auf den Weg gibt, drohen entgegen der eigentlichen Intention vollkommen uninteressant zu wirken. Sie wirkt wie eine Art Schwarze Witwe und genau so präsentiert sie sich auch, was schließlich noch von der Optik her untermauert wird. Hat sie ihren Mann auf dem Gewissen, kann man sich tatsächlich auf seine Eindrücke verlassen? Wenn ja, dann wäre es eine ziemlich fade Angelegenheit - so denkt man sich zumindest - denn der Kreis der Verdächtigen ist leider schrecklich übersichtlich. Christine Wodetzky liefert jedenfalls eine ihrer leichtesten Fingerübungen beim Interpretieren einer derartigen Fassade ab, die auf ihrem Terrain stets überzeugend und glücklicherweise nie uninteressant wirkt, obwohl eingeräumt werden muss, dass sie hier einen ihrer durchschnittlicheren Auftritte hat. Carl Lange in der Titelrolle spielt in seinen kurzen Sequenzen ausgezeichnet, genau wie es bei Herbert Mensching und Klaus Schwarzkopf der Fall ist. Für eine besonders große persönliche Freude sorgt schließlich noch eine der wenigen Partizipationen von Signe Seidel, die allerdings innerhalb dieser Serie auch schon einen besseren Gastauftritt hatte. Die Verdächtigen werden also auf dem Präsentierteller serviert, die Rechtfertigungsarbeit von Regie und Drehbuch kann letztlich nicht überzeugen und das Ende kommt viel zu abrupt, konstruiert und wenig überraschend daher, sodass man im Großen und Ganzen sagen muss, es nur mit einer unbefriedigenden Arbeit von Wolfgang Staudte zu tun zu haben, darüber hinaus mit einer Folge, die innerhalb der langjährigen Reihe höchstens im Mittelfeld wiederzufinden ist.

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Prisma
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »



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● SIGNE SEIDEL als BRIGITTE MARGRAF in
DER KOMMISSAR - BESUCH BEI ALBERTI (D|1971)



Eine Frau zeigt sich verwundert über die scheinbar belanglosen Fragen, die sich aus Heines' Rekonstruktion des Abends ergeben, an dem sich der Mordfall Alberti abspielte. Fräulein Margraf, die Sekretärin und gleichzeitig Vertrauensträgerin der Firma, wirkt unwissend, aber keinesfalls konsterniert, immerhin hat es ihren Chef erwischt, der von Carl Lange in kurzen Sequenzen als rücksichtsloser Befehlshaber gezeichnet wurde, seine Ermordung somit wie ein Magnet angezogen hat. Der Kreis der Verdächtigen ist klein in diesem Vakuum, doch gehört Brigitte Margraf auch zu dieser Gruppe von Personen, die zu einem Mord fähig wären? Die Crew um Kommissar Keller wird es in "Besuch bei Alberti" klären, doch zunächst geht es mit den Erhebungen weiter. Albertis Sekretärin wirkt angespannt und es ist genaustens wahrzunehmen, dass sie die scheinbar unwichtigen Fragen über sich ergehen lässt. Gleichzeitig lässt sich aufgrund der Art ihrer Antworten feststellen, dass diese choreografiert wirken, denn Vieles kommt, ohne groß darüber nachzudenken viel zu schnell aus ihr herausgeschossen. Der Ermordete habe keine Feinde gehabt, die Sekretärin wisse von nichts, außerdem habe niemand etwas gesehen. Signe Seidel formt ihren zweiten "Kommissar"-Auftritt völlig anders als den Vorgänger, da sie hier nicht sprechen will oder darf, obwohl sie sicherlich etwas zu sagen hätte. Sie bietet dem Publikum eine nervöse Anspannung und Form der bedingungslosen Loyalität einem Toten gegenüber an, die hellhörig werden lässt. Dass es kurz nach Eintreffen des neuen Geschäftsführers eine signifikante Gehaltserhöhung gegeben hat, damit nicht über geschäftliche Dinge geredet wird, spricht Bände. Die elegant wirkende Fräulein Margraf scheint aber auch ohne diese Finanzspritze recht gut situiert zu sein, immerhin muss man Geheimnisträger und Mitwisser gut bei Laune halten. Beinahe erleichtert nimmt sie zur Kenntnis, dass die Polizisten sie mit den Befragungen in Ruhe lassen und sich an anderen Gesprächspartnern festbeißen.

Es stellt sich allerdings die Frage, wer bei wem auf Granit beißt. Die Frau des Ermordeten ist ein wenig mitteilsamer Eisblock, der neue Geschäftsführer ein Schoßhund, und die Sekretärin stellt sich nach wie vor schwer von Kapee, obwohl sie alle Fragen bereitwillig beantwortet, wenngleich dies so vage wie möglich oder befohlen vonstattengeht. Signe Seidel - deren Filmografie zwar schmal wirkt, aber durch zahlreiche Gastspielreisen ausstaffiert wurde - wirkt in ihrer gespielten Unsicherheit überaus sicher und solide. Es ist angenehm zu sehen, wie sie mit ihrer wohlklingenden Stimme spielt, außerdem ihren Blicken, die sich in der Peripherie festhaken und ein natürliches Desinteresse während den Befragungen dokumentieren, weil sie Fragen und Antworten ohnehin zu kennen scheint. Am Ende wird sie nur wie eine Schachfigur hin- und hergeschoben, ohne dabei allerdings den Anspruch zu haben, mehr aus der Situation herausschlagen zu wollen. Vor der Frau ihres Chefs kommt es zu Rechtfertigungen, denn man habe sie abgeholt. Eigentlich wollte sie betonen, dass sie für die ganze Situation nichts kann und dass kein falscher Eindruck entstehen soll, doch Frau Alberti gibt ihr die schnelle Absolution, dass alles gut sei. Im Grunde genommen ist die Markgraf eine auf das Funktionieren programmierte Maschine, die Anweisungen braucht und sie ohne zu hinterfragen ausführt. So zeichnet Signe Seidel ein gängiges Klischee der Sekretärin, wie man sie sich vielleicht vorstellte. Da sie sich trotz ihrer Attraktivität außerhalb des Radius der Geliebten des Chefs bewegt - zumindest wurde dies nicht thematisiert - braucht es eine bedingungslose Handlangerin für Aufträge jeglicher Art. Da man ihr das Denken nicht abgewöhnen kann, muss sie stets gut behandelt werden und die gegenseitige Geschäftsbeziehung steht auf den tönernen Füßen ungeschriebener Gesetze. Signe Seidel löst diese Aufgabe innerhalb der begrenzten Auftrittsdauer beeindruckend bis präzise, eben so, wie man es von einer zuverlässigen Sekretärin erwarten würde.



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Sid Vicious
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 27.01.2021 23:48
Erika Pluhar, die leider viel zu sporadisch im Fernsehen und Kino dieser Zeit zu sehen war, spielt die oberflächliche und unempfindlich wirkende Witwe des Ermordeten mit höchster Präzision. Eva Kersky, dass attraktive Mannequin, stellt das anziehende Licht dieser Folge dar, um welches die Männer aus unterschiedlichsten Gründen schwirren. Dass es sich bei ihr nur um eine schöne, aber völlig leere Hülle handelt, scheint ihre Interessenten nicht sonderlich abzuschrecken, sodass Eva immer eines männlichen Rückhalts sicher sein kann, den sie eigentlich gar nicht nötig hätte.
Jau, die finde ich auch ganz toll, und freue mich, wenn sie denn in irgend einer Krimireihe auftaucht. Es gibt da übrigens einen sehr guten Tatort, wo die Erika am Start ist. Da ich dazu meine Notizen (Juni 2020) finden konnte, werde ich sie im Spoiler anhängen.
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Prisma
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
So., 02.04.2023 11:42
Jau, die finde ich auch ganz toll, und freue mich, wenn sie denn in irgend einer Krimireihe auftaucht.

Leider kam es wie gesagt viel zu selten dazu, aber man muss sich über die Auftritte freuen, die sie im Endeffekt absolviert hat. Ich finde sie bemerkenswert in "Perrak", aber auch in "Neue Sachlichkeit" aus der Reihe "Der Alte" sollte man sie gesehen haben. Nachdem sie Köster zu ihr in die Badewanne bittet, sagt sie diesen Satz, den ich nie wieder vergessen habe: »Ich bin Alkoholikerin. Ich trinke stetig - und das ausgiebig!« Ich muss mir mal wieder die Sachen mit ihr anschauen die ich hier habe, auch die siebte "Kommissar"-Folge "Keiner hörte den Schuss".

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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 03.04.2023 10:37
Sid Vicious hat geschrieben:
So., 02.04.2023 11:42
Jau, die finde ich auch ganz toll, und freue mich, wenn sie denn in irgend einer Krimireihe auftaucht.

Leider kam es wie gesagt viel zu selten dazu, aber man muss sich über die Auftritte freuen, die sie im Endeffekt absolviert hat. Ich finde sie bemerkenswert in "Perrak", aber auch in "Neue Sachlichkeit" aus der Reihe "Der Alte" sollte man sie gesehen haben. Nachdem sie Köster zu ihr in die Badewanne bittet, sagt sie diesen Satz, den ich nie wieder vergessen habe: »Ich bin Alkoholikerin. Ich trinke stetig - und das ausgiebig!« Ich muss mir mal wieder die Sachen mit ihr anschauen die ich hier habe, auch die siebte "Kommissar"-Folge "Keiner hörte den Schuss".
Ihr Auftritt in "Neue Sachlichkeit" blieb mir ebenfalls in Erinnerung. Die Frau hat eine ganze Menge gemacht: Film, Theater, Bücher, ganz viel Musik. Und sie war auch in dem Film dabei, den ich auf Grund seiner Besetzung wie auf Anhieb als absolute Bombe bezeichen würde, aber leider funktionierte die Zündung nicht, denn SCHÖNER GIGOLO, ARMER GIGOLO hat mich dereinst doch ziemlich enttäuscht.
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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 03.04.2023 13:36
SCHÖNER GIGOLO, ARMER GIGOLO

Oh ja, den fand ich auch richtig misslungen, kann mich schon kaum mehr an Pluhars Rolle erinnern, doch ich fürchte, dass das auch so bleiben wird. Ich kenne sie noch aus einigen Fernsehproduktionen wie etwa "Gaslicht" oder "Der Strick um den Hals" und mag Otto Schenks "Reigen" besonders gerne. Dass sie viel Unterschiedliches gemacht hat steht außer Frage, vielleicht war sie ja auch gerade deswegen nicht für alles verfügbar. Ich mag ihr Buch über Marisa Mell noch sehr gerne.

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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Dschallogucker »

Der Gigolo-Film wurde im DDR Fernsehen gezeigt, weil ein DDR Komponist die Filmmusik schrieb.
So richtig hat mir der Film aber auch nicht gefallen.

Nun zurück zum Kommissar. Ich glaube ich hab davon nie eine Folge gesehen. Mit Serien im allgemeinen hatte ich es auch nicht so

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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »

Dschallogucker hat geschrieben:
Mi., 05.04.2023 21:01
Ich glaube ich hab davon nie eine Folge gesehen. Mit Serien im allgemeinen hatte ich es auch nicht so

Vielleicht klappt es ja irgendwann mal über einen anderen Anreiz, denn in zwei Folgen ist Helga Anders mit von der Partie. In "Die Schrecklichen" und "Tod eines Schulmädchens" spielt sie mehr oder weniger Episoden-Hauptrollen. Leider ist die elfte Episode unter der Regie von Zbyněk Brynych weitgehend misslungen, was sich nach meinem Gusto vor allem auf seine Art der Inszenierung bezieht, aber Folge 47 verfügt gerade wegen ihrer Zeichnung der Titelrolle über sehr starke Momente. Aber ich finde ohnehin, dass ihre Auftritte in deutschen Krimi-Reihen eine der größtmöglichen Bereicherungen sind.

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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Dschallogucker »

Jetzt wo du es sagst, glaube ich, dass ich eine der 2 Folgen mal bei youtube durchgezappt habe.
Ungesehen steht bei mir aber immer noch der Graf Yoster im Schrank. Eine Folge, die ich noch aus meiner Kindheit kannte, hab ich aber schon geschaut:
In London weiß der Nebel mehr als wir

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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »

Dschallogucker hat geschrieben:
Fr., 07.04.2023 19:38
Ungesehen steht bei mir aber immer noch der Graf Yoster im Schrank.

Ich glaube, der steht bei fast jedem noch ungesehen im Schrank. :D
Vorabendserien dieses Strickmusters sind aber auch sehr speziell. Da muss für meinen Geschmack schon jemand mitspielen, den ich besonders mag.
Bei "Der Kommissar" kommt man nicht in diese Verlegenheit. So gut wie immer voll besetzt und die meisten Geschichten sind sehr gut gemacht.

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Re: DER KOMMISSAR

Beitrag von Prisma »



K31.jpg
K31.jpg (65.15 KiB) 1932 mal betrachtet


● FOLGE 31: ENDE EINES TANZVERGNÜGENS (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper
Gäste: Alexandra Marischka, Gisela Peltzer, Karl Michael Vogler, Ellen Umlauf, Alice Treff, Dirk Dautzenberg, Detlev Eckstein, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Staudte



Ein junger Mann wird genau vor seiner Wohnungstür auf offener Straße erschlagen. Seine Schwester, die ihm öffnen wollte, hörte auf der anderen Seite zur Straße nur noch die Todesschreie ihres Bruders. Die Kriminalpolizei stellt umgehend fest, dass der Ermordete zuvor auf einer Tanzveranstaltung gewesen ist, doch alle Zeugen behaupten, sich plötzlich an nichts mehr erinnern zu können. Die Schwester des Toten glaubt die Ursache des Mordes zu kennen und führt die Polizei zu einem jungen, atemberaubend schönen Mädchen namens Ilo Kusche, die sie für verantwortlich hält. Doch ist das Tatmotiv tatsächlich Eifersucht? Keller gerät in überaus groteske Familienverhältnisse...

Wolfgang Staudtes "Ende eines Tanzvergnügens" zählt zu den ganz persönlichen Lieblingen der Reihe. Schon das Intro der Folge sorgt für intensive Momente und bahnt eine spannende Geschichte um fatale Verwicklungen an. »Wer war das?«, schreit die verzweifelte Schwester des Toten, und der Zuschauer sieht sich nach kürzester Zeit mit einer beinahe rhetorischen Frage konfrontiert. Wo die Charakterzeichnungen in Staudtes Vorgänger-Episode noch ausbaufähig waren, bekommt man hier schon wesentlich mehr Konturen geboten. Der Kriminalfall an sich steht lange Zeit im Licht eines eher profanen Mordfalles, doch zahlreiche Wendungen und Überraschungen sind vornehmlich zum Finale hin mit eingebaut. Außerdem hat man es mit der Figur der Ilo Kusche mit einer der gefährlichsten Frauenrollen innerhalb der Reihe zu tun. So funktioniert jedes Zahnrad in dieser Geschichte sachdienlich und transportiert im Endeffekt eine hohe Glaubwürdigkeit in einem der vielen beinahe unglaublichen "Kommissar"-Märchen. Gut herausgearbeitet wird die jeweilige Atmosphäre, ob in komplett verdrehter Verhältnismäßigkeit bei den Kusches zu Hause, wo Ilo in keinem goldenen Käfig sitzt, denn sie ist eher der goldene Vogel in einem ziemlich heruntergekommenen Milieu. Dies zeigt sich auch beruflich, wo sie in einem Ambiente arbeitet, das ihr zwar temporär genügt, ihren Bedürfnissen jedoch auf Dauer nicht entsprechen kann. In Discotheken ist sie ausgelassen zu sehen und die Zeichnungen der anderen Personen zeigen, dass ihr unbekümmertes Dasein ausschließlich auf Kosten anderer ausgetragen wird, da viele Männer um sie herum schlicht und einfach gefährdet sind, den Verstand zu verlieren. Alexandra Marischkas erster Auftritt wird mit den eindeutigen Worten der verbitterten Schwester des Ermordeten eingeleitet: »Komm raus du Dreckshure!«, ruft Lisa Stoltze in das Fenster der sich in einem Hinterhof befindenden Wohnung, in jenes Fenster, an dem auch ihr Bruder oft stand und auch andere junge Männer wohl Nacht für Nacht Schlange gestanden haben. Die verwunderte Polizei findet nur eines vor, nämlich die Unempfindlichkeit und irritierende Gleichgültigkeit einer jungen Frau, die selbst einen Mord lediglich abwesend zur Kenntnis nimmt.

Die junge Frau wird von ihren Eltern wie ihr wertvollster Besitz behandelt und alle Unannehmlichkeiten werden ferngehalten, damit es zu keinem Wertverlust kommt. Sie soll einmal ein besseres Leben haben, vor allem auch für andere mit sich bringen. Dabei heiligt der Zweck schließlich alle Mittel. Wird es durch die persönlichen Umstände also verständlicher, warum Ilo Kusche so ist, wie sie sie ist? Diese junge Frau besitzt alle Waffen, die Männer freiwillig zur bedingungslosen Kapitulation bringen. Kusche ist auf den ersten Blick eine Kreuzung aus einer Art amouröser und elitärer Narzisstin. Sie liebt sich selbst so sehr, dass die Liebe der anderen wertlos und uninteressant wird. Dementsprechend wird jeder, der ihren Köder schluckt, auf der Strecke bleiben. Der Tote reagierte beispielsweise eindeutig auf diese falschen Signale, für die offenbar jeder Antennen hat: »Ich bin fasziniert, ich bin einfach glücklich!« Ein hoher Preis für ein wirkungsvolles Gefühl ohne greifbaren Ursprung der Gegenseite, wenn am Ende schließlich der Tod steht. Über die perfekte Besetzung durch Alexandra Marischka braucht man nicht lange weiter zu diskutieren. Besonders hervorzuheben ist in dieser Folge die Interpretation von Gisela Peltzer, deren Person zum universellen Vorwurf wird. Auch Karl Michael Vogler, der der Versuchung in vollem Umfang verfallen zu sein scheint, spielt sehr überzeugend, genau wie Ellen Umlauf als hinnehmende, aber autonome Ehefrau, der ihre gute materielle Stellung wichtiger als Treue erscheint, solange sie nicht durch ein jüngeres, aufregenderes Modell ausgetauscht wird. Ilos Eltern bekommen durch Alice Treff und vor allem Dirk Dautzenberg beinahe paradoxe Anstriche, die Besetzung ist durchgehend ein Fest. Folge 31 überrascht mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise und stellt eine kleine Ausnahmeerscheinung dar. Das Finale liefert schließlich noch einen der vielen atemberaubenden Momente der Reihe, sodass man es aufgrund unterschiedlichster Komponenten mit einer ausgefallenen und lange in Erinnerung bleibenden Episode zu tun hat. Die Prognose der Folge bleibt unterm Strich ernüchternd: Ilo Kusche wird definitiv weiter tanzen, es werden noch unzählige Motten über die Klinge springen, die um dieses verwirrende Licht schwirren.

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Re: DER KOMMISSAR

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K32.jpg
K32.jpg (73.71 KiB) 1284 mal betrachtet


● FOLGE 32: DIE ANHALTERIN (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Karin Baal, Helga Lehner, Werner Pochath, Max Mairich, Peer Schmidt, Lambert Hamel, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Staudte



Ein Zug naht mit hoher Geschwindigkeit heran, auf den Gleisen liegt eine junge Frau, die in letzter Minute gerettet werden kann. Von Rettung kann allerdings keine Rede mehr sein, denn das Opfer ist bereits tot und wurde dort nur platziert, um sie unkenntlich zu machen oder um womöglich einen Selbstmord vorzutäuschen. Die Ermittlungen ergeben, dass die Ermordete an Wochenenden immer zur gleichen Zeit als Anhalterin von einem Lastwagenfahrer mit ins Wochenende genommen wurde. Nun heißt es für die Kripo, die betreffende Spedition ausfindig zu machen. Die Schwester der Toten begibt sich derweil selbst in tödliche Gefahr, da sie sich an die Autobahn-Auffahrt stellt, um von dem betreffenden LKW mitgenommen zu werden...

Wolfgang Staudte schickt mit "Die Anhalterin" erneut einen rasanten Beitrag ins buchstäbliche Rennen, bei dem man bereits in der Anfangssequenz mit Hochspannung konfrontiert wird. Hierbei merkt man durch die schnelle Montage fast einen Sekundenzeiger ticken. Der Zug naht heran, die Tote wurde auf die Gleise gelegt, anschließend ist wieder der Zug zu sehen und abwechselnd die Gleise, der Mörder rennt durch den neben der Strecke liegenden Wald - man fiebert mit. Dem Zuschauer ist natürlich klar, dass die Frau nicht mehr am Leben ist, doch es entsteht eine große Hektik, da man befürchten muss, dass der Zug über den Kopf rollen wird und es sich dabei um ein überaus grauenvolles Vorhaben handelt, die Leiche unkenntlich machen zu wollen. Dass die Spur sehr schnell an die richtige Adresse führt, und damit die richtige Spedition ausgemacht wird, tut der Spannung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, denn man bekommt in diesem Unternehmen eine Reihe von zwielichtigen Verdächtigen serviert, die dem Vernehmen nach schon so mancherlei auf dem Kerbholz haben. Interessant ist die Idee, die Schwester der Toten als laienhafte Ermittlerin in der Geschichte zu integrieren. Man muss aufgrund ihrer offensiven Herangehensweise befürchten, dass sie früher oder später ebenfalls in Gefahr geraten wird. Auch die Hauptpersonen bekommen in dieser abwechslungsreichen Geschichte erneut genügend Spielraum, sich glaubhaft zu profilieren, und dafür hatte man eine blendende Besetzung zur Verfügung. Zunächst muss auf die schöne und leichtfüßig agierende Helga Lehner aufmerksam gemacht werden, die alleine von der Optik her eine glaubwürdige Schwester von Karin Baal darstellt. Die 1944 geborene Schauspielerin, deren Arbeiten für den Film leider recht übersichtlich geblieben sind, formt eine überzeugende Titelrolle, die in verständlicherweise Rückblenden angelegt ist. Da sie so sympathisch wirkt und ihr die eigene Zutraulichkeit zum Verhängnis wird, stattet sie das Geschehen mit einer ordentlichen Portion Tragik aus.

Das stichhaltige Pendant zu ihr liefert Karin Baal, die ihre Wandlungsfähigkeit in beinahe aufdringlicher Art und Weise erneut unter Beweis stellen darf. Ihr hätte ein wenig mehr Temperament sicherlich ganz gut gestanden, außerdem vermisst man vielleicht etwas mehr Emotion, beispielsweise in der Pathologie, als sie die Todesnachricht mitgeteilt bekommt. Wie dem auch sei, Karin Baal trumpft dennoch in erinnerungswürdiger Manier auf. Ihr erscheinen alle Mittel recht, um in der Mordsache endlich weiterzukommen. Sie wirkt gehetzt, gereizt und getrieben, sieht es daher überhaupt nicht ein, Kompromisse zu machen oder erst lange herumzufackeln. Auch pfeift sie auf alle möglichen Konventionen und agiert kaltschnäuzig und indiskret. »Sie haben noch nie ein Mädchen angerührt?«, fragt sie einen der Fahrer, der sich in Gedanken eine intimere Beziehung mit der Anhalterin vorstellte, dies unter Kollegen allerdings als Tatsache hinstellte. Diese Frage bekommt übrigens Werner Pochath vor die Füße geworfen, und als Zuschauer hält man einen Moment den Atem an, da man es ja oft gewöhnt war, dass er bei derartig unliebsamen Konversationen gerne mal ausgerastet ist. Hier allerdings nicht, denn er zeichnet einen eher bedauernswerten Charakter, der genau wie sein Kollege Peer Schmidt sehr überzeugend interpretiert wirkt. Dies kann man auch uneingeschränkt von Max Mairich, dem Chef der Spedition, behaupten, der einen insgesamt unangenehmen Eindruck in der Rolle und einen hochklassigen Eindruck in seiner Darstellung präsentiert. Folge 32 ist insgesamt sehr ausgewogen geraten, sie wurde mit genügend Spannung versehen und auch mit unterschwelliger Gefahr, da sich Karin Baal immer wieder mutwillig tödlichen Gefahren aussetzt. Die Schauplätze und das Ambiente passen, sodass unterm Strich ein solider Kriminalfall entsteht, der eine gute Unterhaltung liefert. Besonders erwähnenswert ist die alternative Abspann-Idee, die sehr gut gefällt, in der die Kamera immer weiter über die Autobahn davon fährt, und somit erneut Distanz beim Zuschauer aufbaut.

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Prisma
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● FOLGE 33: LAGANKES VERWANDTE (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Josef Meinrad, Konrad Georg, Ralf Schermuly, Susanne Uhlen, Volker Lechtenbrink, Peter Martin Urtel, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Becker



Als Herr Schöndorf mit seinem Hund um den Block gehen möchte, nimmt er verdächtige Geräusche in dem Juwelierladen wahr, der sich im Untergeschoss seines Wohnhauses befindet. Umgehend alarmiert er Herrn Laganke, den Inhaber des Geschäfts, der eigenhändig versucht, den Einbrecher zur Strecke zu bringen. Doch plötzlich fallen Schüsse und der Juwelier kommt ums Leben. Für die Polizei stellt sich bei den Ermittlungen heraus, dass der Täter unbedingt mit den Örtlichkeiten vertraut gewesen sein muss, außerdem benutzte er wohl einen Schlüssel bei dem Einbruch. Die Befragungen unter den Verwandten des Toten ergeben schnellstens diffuse Hinweise, denn jeder von ihnen hätte ein Tatmotiv gehabt...

Wolfgang Beckers mittlerweile neunter Serien-Beitrag startet zunächst sehr vielversprechend und kann mit einer gelungenen Atmosphäre überzeugen. Dabei kommt viel Dynamik durch Beckers routinierten Drive und viele ausgefallene Kameraperspektiven auf. Schnell muss man jedoch bemerken, dass sich diese positiven Eindrücke leider nicht lange halten können, da ein eigenwillig schwaches Script zugrunde liegt. Die Anfangssequenz erweist sich als überaus gelungen und zählt zu den bislang überzeugendsten Openern der Reihe, da der Atem stockt. Hier kommt eine gute Portion Spannung auf, was der Folge dann im Verlauf aber leider vollkommen abzugehen droht. Negativ in dieses Gesamtbild breiten sich im Besonderen die beteiligten Personen aus, die einen gehörigen Schliff nötig gehabt hätten, da sie teilweise einfach zu uninteressant wirken, sich aber dennoch mit aller Gewalt wichtig zu machen versuchen. Die beinahe drastische Unterteilung in sehr verdächtig und vollkommen unverdächtig kann man als absolut misslungen bezeichnen, ohnehin gibt es sowieso kaum Personen, die für die Tat in Frage kommen, was zu allem Überfluss auch noch schwammige Motive zu Tage bringt. So bekommt der Zuschauer nur gewöhnliche familiäre Schuldzuweisungen aufgetischt, also kleine Privatkriege, die alles andere als Aufsehen erregend wirken. Sowohl der Kriminalfall - der schnellstens untergeordnet erscheint - als auch die mit starrer psychologischer Architektur versehenen Hauptpersonen können nicht überzeugen, und machen "Lagankes Verwandte" zu einer über weite Strecken zähen und vergleichsweise rückwärtsgewandten Angelegenheit, die man doch beinahe aus der eigenen Familie oder Nachbarschaft kennen könnte. Das Gäste-Karussell sieht dabei trotz allem sehr verlockend aus, doch erweist sich im Rahmen der schwachen Rahmenbedingungen als diesen eher ebenbürtig. Josef Meinrad hinterlässt beispielsweise einen unbefriedigenden Gesamteindruck. Obwohl er die Anforderung augenscheinlich ernst nimmt, agiert er dennoch verhalten und inkonsequent genug, um Angriffsflächen entstehen zu lassen.

Dies gilt nicht nur für die Personen um ihn herum, sondern auch für seine Leistung im Allgemeinen. Das fortwährende Tauziehen mit der buckligen Verwandtschaft wirkt ermüdend, da bei keinem der Beteiligten eine klare Motivation oder ein greifbarer Ursprung für ihr Handeln zu erkennen ist. Dass sie sich hassen, erscheint hierbei nicht genug zu sein. Auch die emotionalen Verbindungen werden kaum erklärt, bleiben daher weitgehend schleierhaft. Als Zuschauer wünscht man sich bei der ungleichen Konstellation Josef Meinrad und Ralf Schermuly, dass es einfach mal zu einem gewöhnlichen Gefühlsausbruch kommen sollte, gerne auch der primitiveren Sorte, denn dieses ewige unter Druck setzen, um Reaktionen zu erzwingen, beziehungsweise dieses blinde Hinnehmen ohne zu Hinterfragen, um dem Gegner den Wind aus den Segeln zu nehmen, fällt nach kürzester Zeit komplett durch. So bleiben langweilige Spielereien von Emporkömmlingen zurück, die diese Folge im Sinne der Story ergebnislos flankieren. Diese Episode bringt keine der anvisierten Komponenten konsequent auf den Punkt, und redet sich schlussendlich selbst um den heißen Brei herum. Die leider weitgehend uninteressante Rolle einer hier so schrecklich irrelevant zurück bleibenden, aber immer schönen Susanne Uhlen rundet das Bild ungeschickt ab. Konrad Georg ist hier somit der einzige nennenswerte Akteur in dieser Riege, der nachhaltig überzeugen kann, da er sich auf sein Schauspiel und die Anforderung konzentriert. Am Ende ist dieser Schuss in den Ofen sehr bedauerlich, schließlich hatte das Spektakel doch so gut angefangen, aber hier wird die Tür ganz offensichtlich ins Schloss geworfen. Spannung und Atmosphäre ebben zum gewollt bizarren Finale ab, die merkwürdige Orgelmusik der 33. Episode lässt eine eigenartig feierliche Stimmung aufkommen. Ob sie gelungen ist oder nicht, muss am Ende jeder selbst entscheiden. Da Wolfgang Beckers "Kommissar"-Folge schlussendlich so inkonsequent ausgefallen ist, wirkt ihre Vorhersehbarkeit letztlich umso ärgerlicher. Was bleibt, ist das Funkeln von Juwelen, welches von der Farblosigkeit eines Kriminalfalles eliminiert wird.

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Re: DER KOMMISSAR

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● FOLGE 34: DER TOTE VON ZIMMER 17 (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Peter Pasetti, Hannelore Elsner, Günter Mack, Peter Chatel, Hans Quest, Hans Schweikart, Joseph Offenbach, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Becker



Aufruhr in einem noblen Hotel. Ein dort abgestiegener Gast wird in seinem Zimmer mit der Nummer 17 ermordet aufgefunden. Die Polizei stellt sofort Ermittlungen an und befragt sowohl das Personal, als auch einige Hotelgäste. Schnell liegt ein mögliches Motiv auf der Hand, das allerdings in mehrere Richtungen zu deuten ist. Der Ermordete wird durchgehend als unsympathischer Zeitgenosse charakterisiert, der gerne Angestellte schikanierte und im Allgemeinen äußerst unbeliebt war. Doch ist der Mörder tatsächlich im Kreise des Hotel-Personals zu finden, oder muss Kommissar Keller von einem Motiv ausgehen, das bislang noch im Unklaren liegt?

Wolfgang Beckers "Der Tote von Zimmer 17" ist vielleicht am besten als eine durchwachsene Episode beschrieben, die in einer leichten Hängepartie entstanden ist, die in diesem bereits fortgeschrittenem Stadium der Serie zu finden war. Episode 34 ist insgesamt zwar nicht als misslungen oder langweilig zu bezeichnen, aber es kann vor allem vergleichsweise keine Euphorie aufkommen, die die Serie so stark gemacht hat. Die Vorhersehbarkeit der Geschichte und die isoliert wirkende Handlung stören das Krimi-Vergnügen am Ende erheblich, bis man sich schließlich sagen muss, dass Regisseur Wolfgang Becker Episoden kreiert hat, die wesentlich packender und ausgeklügelter waren. Für einen Kriminalfall ist ein Hotel eigentlich wie geschaffen als überzeugender Schauplatz des Verbrechens, doch hier werden diese Möglichkeiten unverständlicherweise links liegen gelassen. So entsteht unweigerlich der Eindruck, als habe man sich nicht die Mühe gemacht, das sicherlich vorhandene Potential auch nur ansatzweise auszunutzen, beziehungsweise auszubuchstabieren. Das Hauptaugenmerk liegt schließlich auf der atmosphärischen Architektur im Rahmen der Veranschaulichung deutlicher Kontraste, wie etwa die feudale Bar, in der man sich amüsiert, Ausgelassenheit an den Tag legen darf, und Verbindungen knüpfen kann - welcher Art auch immer. Gegensätzlich dazu stehen die schäbigen dunklen Dachkammern, die nichts als Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit vermitteln, in denen sich Schicksale sozusagen unter Verschluss abspielen müssen, und in denen die eingezwängten Angestellten ihre Zeit absitzen, wenn sie sich nicht gerade die Finger wund arbeiten und ihre Nerven aufreiben müssen. Diese Sachverhalte sind zwar allesamt recht gut herausgearbeitet und auch im Bild eingefangen, doch wirken die immer wieder auftauchenden, sozialkritischen Themen bei ihrer einseitigen Aufarbeitung langsam etwas zu kopflastig. Überdurchschnittlich wirken hingegen die Leistungen der Hauptdarsteller, die erfreulich hieb- und stichfest agieren, dem Ganzen somit etwas Feuer verleihen können.

Der große Interpret Peter Pasetti passt ausgezeichnet in dieses gehobene Ambiente, genau wie seine überheblichen Verhaltensweisen, die sich dem Zuschauer buchstäblich aufdrängen. Es scheint, als fühle er sich durch eine Nebensächlichkeit wie Mord belästigt, was er bei den Verhören durch die Polizei auch offen zur Schau trägt. Nicht gerade kooperativ aber vollkommen ungeduldig wirkend, zeichnet er den klassischen Snob, der nicht gerade Sympathien auf sich zieht, weil er es sich seiner Ansicht nach auch leisten kann. So interessiert es ihn auch nicht im Geringsten, dass die Ressentiments der anderen auf ihn prallen, wie auf eine Zielscheibe. Alles perlt an ihm ab, er steht über den Dingen, vielleicht sogar über einem Mord, was Kommissar Keller schließlich aufzuklären hat. Günter Mack hat keinen sonderlich großen Part zu tragen, füllt diesen jedoch sehr markant aus, Hans Quest trifft den Nagel mit seiner Darstellung wie fast immer auf den Kopf, Hans Schweikart als desillusionierter Angestellter, zeichnet im Namen vieler Leidensgenossen einen hoffnungslosen Lebensabschnitt bemerkenswert glaubhaft, und Joseph Offenbach wirkt unscheinbar, jedoch sympathisch. Die attraktive Hannelore Elsner wird darüber hinaus vollkommen eins mit ihrer Aufgabe als Zimmermädchen und man kann insgesamt sagen, dass die Besetzung hier wirklich als größter Pluspunkt dieser Krimi-Veranstaltung angesehen werden kann, da durchgehend überzeugende Leistungen zu finden sind. Bei wem es sich um den Täter handelt, wird obendrein anschaulich von der unermüdlichen Haupt-Entourage geklärt werden, die sich regelrecht festbeißt. Die Geschichte bleibt bei genauer Beobachtung leider nur mäßig spannend und leider vorhersehbar, was sich am Ende immer noch als TV-Tranquilizer herausstellen musste. "Der Tote von Zimmer 17" bleibt also bei jeder erneuten Ansicht nur eine durchschnittliche Folge, die heruntergespult wirkt, und wenig Liebe zum Detail offeriert. Positiv hervorzuheben sind schließlich eher die Befragungen und die Interaktion der beteiligten Personen, die einen gewissen Realitätstransfer herstellen können.

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● FOLGE 35: LISA BASSENGES MÖRDER (D|1971)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Boy Gobert, Klausjürgen Wussow, Diana Körner, Peter Ehrlich, Jan Hendriks, Gert Haucke, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Staudte



Wie immer winkt Lisa dem Lokführer Leo vom Fenster ihrer Wohnung zu, wenn er mit dem Zug vorbeifährt. Als er seine Freundin nach Beendigung seiner Schicht besuchen möchte, steht er vor verschlossener Tür, doch Leo weiß, dass sie zu Hause sein muss. Wenig später findet er sie ermordet auf; sie wurde erwürgt. Die Tote, die als Serviererin in einem Lokal am Bahnhof gearbeitet hatte, liefert Kommissar Keller nach kurzer Zeit ein eindeutiges Motiv, nämlich Eifersucht, da ihr die Männer zu Füßen lagen. Umso schwerer für die Polizei, denn der Kreis der Verdächtigen ist somit erheblich weitläufiger. Die Ermittlungen ergeben lange keine eindeutigen Hinweise, sodass Keller den Mörder aus der Reserve zu locken versucht...

Wolfgang Staudtes "Lisa Bassenges Mörder" konnte bezüglich der Thematik und der gut konstruierten Geschichte seit jeher als starke Episode in Erinnerung bleiben, was sich bei jeder erneuten Sichtung bestätigen kann. Im Grunde genommen handelt es sich noch nicht einmal um einen außergewöhnlichen Kriminalfall, aber Folge 35 spricht den Zuschauer auf einer recht eigenartigen aber unmissverständlichen Ebene an. Es Sentimentalität zu nennen, wäre vielleicht zu viel gesagt, doch eine gewisse Tragik des Falles und die blendend aufspielenden Charaktere geben dieser Angelegenheit einen besonders erschreckenden, aber im Endeffekt auch einfühlsamen Schliff, der bei aller Nüchternheit immer wieder durchschimmern wird. Der Schauplatz des Verbrechens spielt sich im bürgerlichen Milieu ab, das gekennzeichnet ist von den üblichen Problemen seiner Architektur und deren Überlebenskünstler. Lisa Bassenge wirkt wie ein unerwarteter Lichtblick in diesem Szenario, doch sie wird bei den eindringlichen Ermittlungen keineswegs als Heilige dargestellt, da sie eine Vergangenheit hat. Eher handelt es sich bei dieser seltsamen Lichtgestalt erneut um eine Person, der ihre Naivität und Leichtfertigkeit zum tödlichen Verhängnis wurde. Für den Zuschauer wird die junge Frau in Rückblenden transparent gemacht und mit fortlaufender Zeit ist immer deutlicher zu erkennen, dass man sich in einer ziemlich nachdenklichen Folge der K-Reihe befindet. Für das Publikum wird es dieses Mal kein leichter miterlebter Tod, da man es schließlich mit einer Person zu tun hat, die im Gegensatz zu vielen anderen Mordopfern alle Sympathiepunkte auf sich vereinen kann. Dass sie einem Mord zum Opfer fällt, löst somit Bestürzung aus, und man ahnt, dass es sich um äußerst weltliche Gründe handeln dürfte, ihr das Lebenslicht auszuknipsen. Das glaubhafte Gesicht für die Titelfigur liefert eine bezaubernde Diana Körner, die vielleicht selten einmal derartig imponiert hat, zumindest aus persönlicher Sicht. Es ist nicht nur ihre auffällige Schönheit, die Männer aller Couleur reizt bis aufs Blut, sondern ihre Art, die in dieser Reihe oft Verwendung fand, aber immer mit anderen Gesichtern ausgestattet wurde.

Erneut transportiert sie etwas indirekt Aufforderndes. Es stellt sich die Frage, ob Männer tatsächlich so leicht den Kopf oder die Contenance verlieren, dass es für Mord reicht? Bei den richtigen Objekten rückt es die Folge, und schließlich die Serie, immer wieder in den Bereich des Möglichen. Boy Gobert und Klausjürgen Wussow als ungleiche Brüder agieren sehr glaubhaft. Der eine leidet unter einer nicht näher erläuterten Erkrankung, die seine Motorik stark beeinträchtigt, und er ist es, der möglicherweise das Wahre-Liebe-Motiv bedient. Im Endeffekt ist es nicht einmal seine körperliche Beeinträchtigung die ihn für Frauen, beziehungsweise für Lisa, uninteressant macht, sondern es ist sein Verwirrung stiftendes Wesen, diese Aura, die eine Mischung aus bestem Freund, großem Bruder und möglichem Liebhaber diffus vereint. Wussow als Draufgänger kommt mit seiner direkten Art schließlich besser, vielleicht verständlicher an, und hat daher permanent wechselnde Liebschaften. Doch er investiert keine nachhaltigen Gefühle, im Gegensatz zu Alfred, der beinahe manische Tendenzen entwickelt, die seinen Komplexen entspringen. Die Dreieckskonstellation lässt schließlich viel Spielraum für Spekulationen. Hätte Lisa gerne Alfreds Kopf und Leos Körper als perfect match zusammen vereint, entwickelt sie Gefühle für Alfred, da sie sich des Ursprungs nicht bewusst ist, weil sie nur eine Sorte Männer kennen gelernt hat? Dies alles soll alles der Zuschauer entscheiden, und egal zu welchem Ergebnis man letztlich kommt, der Mordfall ist und bleibt einer der tragischen Impressionen in der Kommissar-Reihe. Dass sich letztlich doch viele falsche Untertöne im Szenario breitgemacht haben, erscheint daher leicht zu verschmerzen zu sein, auch dass der Fall eigentlich unspektakulär und vorhersehbar ist, jedoch glücklicherweise eine gute Umsetzung erfahren hat, tut der Premium-Unterhaltung keinen Abbruch. Nicht nur die immer wieder auftauchende Melancholie, die im Wechsel mit kleinen Lichtblicken ein regelrechtes Tauziehen veranstaltet, sondern vor allem das Finale wirkt letztlich schon ziemlich bitter und bleibt somit als Instanz der mittlerweile bereits fortgeschrittenen Serie in Erinnerung.

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