mit mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Thomas Holtzmann, Renate Grosser, Vadim Glowna, Eva Kinsky, Hans Quest, Sigfrit Steiner, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Theodor Grädler
Folge 13 ist geprägt von einer eigenartig beklemmenden, oftmals sehr kalten Atmosphäre, und sie zählt wegen ihrer raffinierten Architektur zu den stärkeren Kommissar-Fällen der Frühphase. Eine Tote wird gefunden und der Mörder ist in Windeseile ausgemacht. Die Schüler fallen vor allem durch erdrückende Schuldzuweisungen auf, ihre Aussagen wirken wie eine bis ins Detail abgestimmte Choreografie, selbst das Kollegium kippt nach kürzester Zeit um und steht nicht mehr hinter dem nun untragbar gewordenen Lehrer. Die Masse verurteilt und bezieht selbst die Neutralen unter ihnen mit ein, vereinnahmt die Unschlüssigen und nötigt sie zu einer eindeutigen Position. Hier werden die Szenen in der Schule äußerst überzeugend dargestellt. Dr. Dommel betritt den Gang, er wird von vorwurfsvollen und verhassten Blicken fixiert und gedemütigt, es ist plötzlich so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Auch die später eintretenden Sprechchöre und die schweren Anschuldigungen Einzelner erwecken ein unangenehmes Gefühl, aber womöglich eindeutiges Profil. Wie, so fragt man sich, hält dieser Mann das alles aus, und noch interessanter wird die Frage, wie er es erträgt, falls er nicht der Mörder ist? Es ist eine recht schwierige Angelegenheit einen klaren Blick in diesem vakuumartigen Chaos zu wahren, nicht nur für Kommissar Keller. So ist die erstaunliche Raffinesse dieser gut konstruierten Geschichte, dass tatsächlich alle geschilderten Möglichkeiten der Wahrheit entsprechen könnten. Das Herausfiltern von sachlichen Informationen stellt sich allerdings als sehr schwer heraus, da das Szenario geprägt ist von unsympathischen Erscheinungen, von Hetztiraden, Schuldzuweisungen und Destruktivität. Ein junges Mädchen, eine Mitschülerin, eine Freundin, wurde ermordet, doch die befremdlichen Emotionen aller Beteiligten führen zu Unverständnis. Als man nach einer halben Stunde Laufzeit schließlich zu sehen bekommt, dass eben auch eine Tochter ermordet worden ist, öffnet sich erstmals ein quasi herbeigesehntes Ventil, und es gibt Tränen von der Mutter der Toten zu sehen.
Thomas Holtzmann als verdächtiger Dr. Dommel kann schon als eine Art Prototyp für diese Rolle angesehen werden. Man weiß nicht, was in ihm vorgehen mag, und so richtig kann auch nicht entschlüsselt werden, was man eigentlich selbst von ihm denken soll, aber das Verhalten seiner Schüler und die mangelnden Sympathien ihm gegenüber kann man als Zuschauer irgendwie nachvollziehen. Eine sehr intensive Darbietung eines Mannes, der gehemmt wirkt und voller Komplexe zu sein scheint. Für diese Tatsache scheint seine Schwester, mit der er zusammen lebt, in großem Ausmaß mitverantwortlich zu sein. Gespielt und intensiv ausgestaltet wird sie von Renate Grosser, die offenbar ein Abonnement für Rollen von eisernen Jungfern hatte. Ihre Überzeugungskraft schlägt mehrmals voll durch, indem sie ihren Bruder charakterisiert und gleichzeitig als Schwächling degradiert. So wird ihre demonstrative Stärke zu seiner Schwäche. Vadim Glowna als Schüler Palacha liefert sich mit Thomas Holtzmann ein packendes und glaubhaftes Duell, das dem Zuschauer allerdings nicht gerade auf Augenhöhe vorkommt. Hans Quest überzeugt als einer der Lehrer, der mit seiner Meinung wie ein Fähnchen im Wind wirkt. Insgesamt hat man innerhalb bei Theodor Grädlers Arbeit mit hochklassigen darstellerischen Leistungen zu tun. Folge 13 greift aus dem Hinterhalt einen Generationenkonflikt auf, der sich aber nicht aufdringlich in den Vordergrund rückt. Ansichten wie beispielsweise jene, dass die Mädchen ja selbst schuld seien, weil sie sich zu aufreizend kleiden, wird man noch häufiger in der Reihe finden. Die Inszenierung erfreut mit aussagekräftigen Schauplätzen und die komplette Angelegenheit mit ihrer weniger überraschenden, aber beeindruckenden Auflösung, die vom Aufbau her wirklich als klug zu bezeichnen ist, da eine in Gang gekommene Kettenreaktion eine denkwürdige Vollstreckung findet. Vielleicht hätten "Auf dem Stundenplan: Mord" sogar noch ein paar Rückblenden ganz gut zu Gesicht gestanden. Es bleibt eine der starken Kommissar-Folgen, die das Potenzial besitzt, den Zuschauer nachdenklich zu stimmen.