KOTTAN ERMITTELT

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Prisma
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KOTTAN ERMITTELT

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● KOTTAN ERMITTELT (A|1976-84)
mit Peter Vogel | Franz Buchrieser | Lukas Resetarits | Walter Davy | Curth Anatol Tichy | Bibiana Zeller | u.a.
eine Produktion des ORF
eine Serie von Peter Patzak

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Die von 1976 bis 1984 produzierte, satirische Kriminalserie "Kottan ermittelt" genießt heute einen gewissen Kultstatus, wenngleich man sicherlich ein paar Antennen für das Dargebotene haben muss, was sich insbesondere gegen Ende der Serie zeigt, da hier lupenreiner Slapstick zur Anwendung kommt. Regisseur Peter Patzak hingegen zeigt sich als inszenatorisches Allround-Talent bei der Ausgestaltung und der individuellen Färbung der verschiedenen Fälle. Hin und wieder wird es zu grotesk, um die Geschichten ernst nehmen zu können, allerdings auch zu clever inszeniert und dargestellt, als dass man nicht schmunzeln könnte. Bei der Erstausstrahlung soll die Serie dem Vernehmen nach Kontroversen hervorgerufen haben, da sich der Polizeiapparat und Gewerkschaft verzerrt dargestellt fühlte, jedoch blieb der Erfolg der Reihe nicht aus, zumal das Angebot in den Augen des Publikums stimmte. Am Ende brachte es die Serie auf 19 Episoden mit einer Länge zwischen 60 und 90 Minuten; die Titelfigur wurde von Peter Vogel, Franz Buchrieser und Lukas Resetarits dargestellt.

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Sid Vicious
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von Sid Vicious »

Im letzten Jahr habe ich mir noch mal alle Episoden ab "So long, Kottan" bis "Mabuse kehrt zurück" gegeben. Je später die Produktionen, desto albener wird es. Am Ende gar zu albern, denn der laute Scherz erschlägt den Humor. Die 90Minuten Filme finde ich übrigens spitze. DROHBRIEFE = wahnsinnig gut. Das ist der Humor, den ich liebe.
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Prisma
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 20.03.2023 00:58
Je später die Produktionen, desto albener wird es. Am Ende gar zu albern, denn der laute Scherz erschlägt den Humor.

Die Serie hatte ich damals mit Folge 16 begonnen und sie dann ungefähr zehn Jahre liegen lassen, weil ich die Folge wirklich uninteressant und einfach nur unlustig fand. Hatte ich mir damals eigentlich auch nur wegen 30 Sekunden Marisa Mell zugelegt, was alleine aus diesem Grund schon lohnenswert war. Als ich dann klassisch bei Folge 1 angefangen habe, fand ich die paar gesehenen Folgen auch ganz amüsant und überraschend anders als das Strickmuster von "Smokey und Baby und Bär".

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Prisma
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von Prisma »



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● FOLGE 16: SMOKEY UND BABY UND BÄR (A|1983)
mit Lukas Resetarits, Walter Davy, C. A. Tichy, Kurt Weinzierl, Bibiane Zeller, Gusti Wolf, Leon Askin und als Gast Marisa Mell
eine Produktion des ORF
eine Serie von Peter Patzak



Im Hause Kottan kündigt sich erneut eine Ehekrise an. Elvira (Eva Kerbler) sucht plötzlich Zuflucht bei Kottan (Lukas Resetarits), da sie sich von ihrem ehemaligen Zuhälter, genannt "Bär", bedroht fühlt. Da dieser soeben aus der Haft entlassen wurde, muss Kottan den Aufpasser spielen und gewährt der käuflichen Dame Asyl. In der Zwischenzeit spielt man Major Kottan einen Super-8-Film in die Hände, auf dem ein Mord an einer Frau zu sehen ist. Doch handelt es sich dabei tatsächlich um ein Verbrechen, oder sind die Szenen aus irgend welchen Gründen nur gestellt? Kottan ermittelt und muss sich einigen Gefahren stellen, denn auf ihn folgt ein Anschlag nach dem anderen. Wird er die Lösung schon bald ausfindig machen können? Mit tatkräftiger Hilfe aus den eigenen Reihen sieht es jedenfalls ziemlich mager aus...

Es bietet sich vielleicht an, die "Kottan ermittelt"-Reihe nicht mit einem Quereinstieg zu beginnen, da Enttäuschung aufgrund der Handhabe der späten Episoden sonst groß sein könnte. Die unkonventionelle Serie des österreichischen Regisseurs Peter Patzak genießt unlängst einen gewissen Kultstatus. Marisa Mell war der Grund für einen Einstieg mit Folge 16, doch ihre Auftrittsdauer beschränkt sich auch etwa 30 Sekunden, sodass ein großer Rest zurückbleibt, der aufgrund der slapstickartigen Bearbeitung kaum überzeugen kann. Die Devise heißt also, dass man sich die Serie gleich von Beginn an anschauen sollte, um mögliche Enttäuschungen zu vermeiden. Major Kottan ermittelt also fernab aller Ernsthaftigkeit und Logik, aber das sollte man auch als Aushängeschild oder als Konzept dieser Serie erwarten. Es erweist sich als großer Fehler, andere Krimiserien als Maßstab zu nehmen, da man mit dieser Erwartungshaltung nur gegen den Wiener Humor verlieren kann. Im Großen und Ganzen ist schon zuzugeben, dass einiges an Situationskomik ausfindig zu machen ist und man sich Lacher erst gar nicht zu verkneifen braucht, aber dennoch braucht es die Voraussetzung, dass die eigene Grundeinstellung zur Serie stimmt. In dieser Episode sind die Charaktere doppelt bis mehrfach überzeichnet und in beinahe hysterischer Art und Weise überdreht, spielen dementsprechend exzessiv mit Übertreibungen aller Couleur, sodass man höchstens auf seine Kosten kommt, wenn man vielleicht keinen Humor hat. Dabei geht die Regie ganz ungeniert vor und gefällt sich darin, es bunt und laut werden zu lassen. Was die Geschichte anbelangt, so fällt es extrem schwer, ich zu orientieren, da es nicht gerade nachvollziehbar zuzugehen pflegt.

Die Hauptrollen und insbesondere Lukas Resetarits geben dem Konzept erst irrwitzige Gesichter und es ist, als wolle die Folge einem sagen, dass man es selbst schuld ist, wenn man die ganze Sache ernst nimmt. Wer hätte schon gedacht, dass beispielsweise in Leon Askin ein waschechter kleiner Komödiant schlummern könnte? Es ist vor allem bemerkenswert, dass Peter Patzak mal wieder seine Angriffslustigkeit gegenüber den Zuschauern unter Beweis stellt, und sich in unterschiedlichsten Terrains sicher bewegen kann, auch wenn man das Tempo nicht mitgehen mag. Hauptsache extravagant und am liebsten extrem, hat man es bei "Kottan ermittelt" ebenso mit einem Angriff gegen das Publikum zu tun, wie es auch etwa bei "Parapsycho - Spektrum der Angst" der Fall war, nur unter völlig anderen Voraussetzungen. Obwohl diese beiden Beiträge unterschiedlicher nicht sein könnten, kommen sie sich komischerweise in ihrer Strategie verdächtig nahe. Um den Zuschauer zu reizen und zu provozieren, ist die Wahl der Methode identisch, was sich vor allem beim Ausreizen aller verfügbaren Genre-Register durchschlägt. "Kottan ermittelt" wird die zweite Chance irgendwann bekommen, weil tatsächlich mehr dahintersteckt, als sich auf den ersten bloßen Blick ergibt. Außerdem sollte man generell nicht zögern, sich die Arbeit eines kompetenten, und darüber hinaus experimentierfreudigen Regisseurs anzusehen, der seine Schauspieler stets dazu bewegen konnte, ihr Potential auch in widrigen Ambientes zu entfalten. Was Folge 16 anbelangt, hat sich der Eindruck der damaligen Erstansicht jedoch nur betätigen können. Sie ist strapaziös und daher wenig unterhaltsam ausgefallen, und dieser Eindruck wird auch bestehen bleiben, so viel ist sicher.

ephedrino
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von ephedrino »

Auch ich kann spätestens mit der zweiten Hälfte der Resitarits-Kottans wenig anfangen, bin aber großer Fan der früheren Episoden. Die Buchrieser-Ära ist mir die liebste, aber als Besitzer der DVD Box empfiehlt es sich natürlich, chronologisch vorzugehen, um die Entwicklung der Serie und das stetige Verschieben des Slapstick-Reglers (immer nur in eine Richtung) nachzuempfinden.

Also, nicht entmutigen lassen und alsbald die Juwelen aus der Frühzeit entdecken! ;-)

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Prisma
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von Prisma »

ephedrino hat geschrieben:
Do., 30.03.2023 10:54
Also, nicht entmutigen lassen und alsbald die Juwelen aus der Frühzeit entdecken! ;-)

Ich werde mir das zu Herzen nehmen, zumal ich immer wieder dasselbe über die Chronologie zu hören bekomme. Die ersten beiden Folgen hatte ich vor Jahren auch gesehen, doch dann hatte ich wieder aufgehört, obwohl mir das Angebot wesentlich besser gefallen hat.

ugo-piazza
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von ugo-piazza »

ephedrino hat geschrieben:
Do., 30.03.2023 10:54
Auch ich kann spätestens mit der zweiten Hälfte der Resitarits-Kottans wenig anfangen, bin aber großer Fan der früheren Episoden. Die Buchrieser-Ära ist mir die liebste, aber als Besitzer der DVD Box empfiehlt es sich natürlich, chronologisch vorzugehen, um die Entwicklung der Serie und das stetige Verschieben des Slapstick-Reglers (immer nur in eine Richtung) nachzuempfinden.

Also, nicht entmutigen lassen und alsbald die Juwelen aus der Frühzeit entdecken! ;-)
:plus_1:

Kann ich nur unterschreiben. Buchrieser war ja leider nur 3mal am Start (bzw. auch noch im Kottan-Kinofilm "Den Tüchtigen gehört die Welt", obwohl Lukas Resetarits zu der Zeit schon die Rolle in der Reihe übernommen hatte, im Film aber in anderer Rolle mitspielt). Die ersten Resetarits-Folgen waren ja auch durchaus noch an Vogel und Buchrieser angelehnt. Mit der Umstellung auf 60minütige Folgen ging Kottan aber wirklich den Bach runter.
Die Suche ist vorbei

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Sid Vicious
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von Sid Vicious »

ephedrino hat geschrieben:
Do., 30.03.2023 10:54

Also, nicht entmutigen lassen und alsbald die Juwelen aus der Frühzeit entdecken! ;-)
Das kann ich so unterschreiben. Bis "Die Einteilung" (die Nummer 9) finde ich die Kottans sehr gut, dann geht es phasenweise rasant abwärts.
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Prisma
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Re: KOTTAN ERMITTELT

Beitrag von Prisma »



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● MARISA MELL als ANSAGERIN in
KOTTAN ERMITTELT - SMOKEY UND BABY UND BÄR (A|1983)



»Meine Damen und Herren. Und wieder darf ich Ihnen ein sensationelles Gastspiel ansagen!« Mit diesen Worten kündigt sich Marisa Mell nach gut sechsunddreißig Minuten in der 16. Episode "Smokey und Baby und Bär" der Reihe "Kottan ermittelt" ganz spektakulär selbst an. Die zu diesem Zeitpunkt fast Mitte vierzigjährige Schauspielerin war auch hier immer noch ein richtiger Hingucker, und es handelte sich um die zweite Zusammenarbeit zwischen ihr und Peter Patzak, nach seinem Episodenfilm "Parapsycho - Spektrum der Angst" aus dem Jahr 1974. Die rund dreißig Sekunden Erscheinungsdauer mögen nicht besonders ausfüllend erscheinen, auch dass dieser Gastauftritt für das Gesamtgeschehen völlig irrelevant ist, klingt da wie eine nüchterne Bestätigung für eine vollkommen irrelevante Etappe in Marisa Mells Schaffen. Allerdings muss man diese kleine Rolle im Karrierekontext sehen. 1983 sahen die Zeiten für Marisa Mell beruflich gesehen längst katastrophal aus und in diesem Zusammenhang es ist ein offenes Geheimnis, dass sie wohl mit jedem Engagement froh gewesen sein wird. Vor allem haben diese kurzen Einstellungen aber in mehreren Beziehungen Seltenheitscharakter für ihr 80er-Jahre-Schaffen. Gezwungenermaßen war die Österreicherin häufiger in TV-Produktionen zu sehen, im Kino gab es offensichtlich keine Rollen mehr für sie, zumindest keine außerhalb des ausgiebig bedienten und einschlägig bekannten Erotik-Sektors. Doch selbst dort ist man in diesem Alter unter Umständen nur noch eine vorzugsweise schöne Erinnerung, und es ist eine Aufgabe der vergeblichen Liebesmühe, sich dort künstlich am Leben zu halten. Marisa Mell ist mit ihrer unverwechselbaren Originalstimme zu hören, was für diese kurze Sequenz essenziell erscheint. Ihren letzten Film ins Deutsche hatte sie bereits 1965 selbst synchronisiert, und zwar den wenig spektakulären Spionagefilm "Scharfe Küsse für Mike Forster".

Danach wurde sie mit vielen unterschiedlichen Synchronstimmen für den deutschen Markt versehen, die teilweise wenig charakteristisch, beziehungsweise passend waren. Hier hört man nach fast zwei Jahrzehnten eine Stimme, die eine andere Farbgebung bekommen hat, sie ist reifer, rauchiger, erfahrener und tiefer, aber immer noch sanft im Klang, außerdem versehen mit dem charmanten österreichischen Akzent und der unverwechselbaren Betonung. Marisa Mell selbst belegt hier die Beschreibungen bezüglich ihrer Stimme, die von ihrer Freundin und Kollegin Erika Pluhar in ihrer Hommage "Marisa - Rückblenden auf eine Freundschaft" häufiger aufgegriffen wurde, und stellt der Autorin somit ein schönes Kompliment hinsichtlich ihrer Fähigkeiten des punktgenauen Beobachtens und Darstellens ihrer Schilderungen aus. Eine schöne Minirolle für Marisa Mell, die in ihrer späten Karriere beinahe schon exotisch wirkt, trotz der Kürze und Unwichtigkeit. Diese Dekade wird von vielen Fans gerne links liegen gelassen, denn es gibt nicht viel Erbauliches zu entdecken. Als Ansagerin des Kabaretts nimmt sie diese Phase ihres eigenen Filmschaffens empfundenermaßen selbst auf die Schippe, nimmt man eine doch sehr bedachte, erotische Prononcierung wahr, ein Make-up, das dem von einschlägig bekannten Maskeraden aus Erotik- und Sexfilmen gleichkommt und sie spricht geistreicherweise in ein Mikrofon, das ganz offensichtlich - und falls man denn so will - ein überdimensional großes Phallus-Symbol darstellt. Mit dem Geschehen in "Smokey und Baby und Bär" hat Marisa Mell wie erwähnt so gut wie nichts weiter zu tun, was ketzerisch ausgedrückt auch ein Fortschritt angesichts ihres, in diesen Jahren üblichen Schaffens in Sex-Komödien darstellt, denn schlechter als diese Episode waren diese Filme sicherlich auch nicht. Alles in allem handelt es sich um einen versöhnlichen Auftritt, der allerdings erst gar nicht dazu verleiten soll, ihn maßlos überzubewerten.



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