● FOLGE 16: SMOKEY UND BABY UND BÄR (A|1983)
mit Lukas Resetarits, Walter Davy, C. A. Tichy, Kurt Weinzierl, Bibiane Zeller, Gusti Wolf, Leon Askin und als Gast Marisa Mell
eine Produktion des ORF
eine Serie von Peter Patzak
Im Hause Kottan kündigt sich erneut eine Ehekrise an. Elvira (Eva Kerbler) sucht plötzlich Zuflucht bei Kottan (Lukas Resetarits), da sie sich von ihrem ehemaligen Zuhälter, genannt "Bär", bedroht fühlt. Da dieser soeben aus der Haft entlassen wurde, muss Kottan den Aufpasser spielen und gewährt der käuflichen Dame Asyl. In der Zwischenzeit spielt man Major Kottan einen Super-8-Film in die Hände, auf dem ein Mord an einer Frau zu sehen ist. Doch handelt es sich dabei tatsächlich um ein Verbrechen, oder sind die Szenen aus irgend welchen Gründen nur gestellt? Kottan ermittelt und muss sich einigen Gefahren stellen, denn auf ihn folgt ein Anschlag nach dem anderen. Wird er die Lösung schon bald ausfindig machen können? Mit tatkräftiger Hilfe aus den eigenen Reihen sieht es jedenfalls ziemlich mager aus...
Es bietet sich vielleicht an, die "Kottan ermittelt"-Reihe nicht mit einem Quereinstieg zu beginnen, da Enttäuschung aufgrund der Handhabe der späten Episoden sonst groß sein könnte. Die unkonventionelle Serie des österreichischen Regisseurs Peter Patzak genießt unlängst einen gewissen Kultstatus. Marisa Mell war der Grund für einen Einstieg mit Folge 16, doch ihre Auftrittsdauer beschränkt sich auch etwa 30 Sekunden, sodass ein großer Rest zurückbleibt, der aufgrund der slapstickartigen Bearbeitung kaum überzeugen kann. Die Devise heißt also, dass man sich die Serie gleich von Beginn an anschauen sollte, um mögliche Enttäuschungen zu vermeiden. Major Kottan ermittelt also fernab aller Ernsthaftigkeit und Logik, aber das sollte man auch als Aushängeschild oder als Konzept dieser Serie erwarten. Es erweist sich als großer Fehler, andere Krimiserien als Maßstab zu nehmen, da man mit dieser Erwartungshaltung nur gegen den Wiener Humor verlieren kann. Im Großen und Ganzen ist schon zuzugeben, dass einiges an Situationskomik ausfindig zu machen ist und man sich Lacher erst gar nicht zu verkneifen braucht, aber dennoch braucht es die Voraussetzung, dass die eigene Grundeinstellung zur Serie stimmt. In dieser Episode sind die Charaktere doppelt bis mehrfach überzeichnet und in beinahe hysterischer Art und Weise überdreht, spielen dementsprechend exzessiv mit Übertreibungen aller Couleur, sodass man höchstens auf seine Kosten kommt, wenn man vielleicht keinen Humor hat. Dabei geht die Regie ganz ungeniert vor und gefällt sich darin, es bunt und laut werden zu lassen. Was die Geschichte anbelangt, so fällt es extrem schwer, ich zu orientieren, da es nicht gerade nachvollziehbar zuzugehen pflegt.
Die Hauptrollen und insbesondere Lukas Resetarits geben dem Konzept erst irrwitzige Gesichter und es ist, als wolle die Folge einem sagen, dass man es selbst schuld ist, wenn man die ganze Sache ernst nimmt. Wer hätte schon gedacht, dass beispielsweise in Leon Askin ein waschechter kleiner Komödiant schlummern könnte? Es ist vor allem bemerkenswert, dass Peter Patzak mal wieder seine Angriffslustigkeit gegenüber den Zuschauern unter Beweis stellt, und sich in unterschiedlichsten Terrains sicher bewegen kann, auch wenn man das Tempo nicht mitgehen mag. Hauptsache extravagant und am liebsten extrem, hat man es bei "Kottan ermittelt" ebenso mit einem Angriff gegen das Publikum zu tun, wie es auch etwa bei "Parapsycho - Spektrum der Angst" der Fall war, nur unter völlig anderen Voraussetzungen. Obwohl diese beiden Beiträge unterschiedlicher nicht sein könnten, kommen sie sich komischerweise in ihrer Strategie verdächtig nahe. Um den Zuschauer zu reizen und zu provozieren, ist die Wahl der Methode identisch, was sich vor allem beim Ausreizen aller verfügbaren Genre-Register durchschlägt. "Kottan ermittelt" wird die zweite Chance irgendwann bekommen, weil tatsächlich mehr dahintersteckt, als sich auf den ersten bloßen Blick ergibt. Außerdem sollte man generell nicht zögern, sich die Arbeit eines kompetenten, und darüber hinaus experimentierfreudigen Regisseurs anzusehen, der seine Schauspieler stets dazu bewegen konnte, ihr Potential auch in widrigen Ambientes zu entfalten. Was Folge 16 anbelangt, hat sich der Eindruck der damaligen Erstansicht jedoch nur betätigen können. Sie ist strapaziös und daher wenig unterhaltsam ausgefallen, und dieser Eindruck wird auch bestehen bleiben, so viel ist sicher.