MORD IST IHR HOBBY

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Prisma
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MORD IST IHR HOBBY

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● MURDER, SHE WROTE / MORD IST IHR HOBBY (US|1984-1996)
in den Hauptrollen: Angela Lansbury, William Windom, Tom Bosley, Ron Māsak, Michael Horton, Richard Paul
eine Produktion von Universal TV | Corymore Productions
eine Serie von Corey Allen | John Llewellyn Moxey | Seymour Robbie | Allen Reisner | Walter Grauman | u. v. a.



Jessica Fletcher (Angela Lansbury) lebt in dem verschlafenen Küstenort Cabot Cove im Bundesstaat Maine. Die pensionierte Englisch-Lehrerin ist in ihrer Gemeinde sehr angesehen und beliebt. Nach dem Tod ihres Ehemannes Frank begann sie damit, ihren ersten Kriminalroman zu schreiben, der von ihrem Neffen Grady (Michael Horton) ohne ihr Wissen zu einem Verlag geschickt wurde und auf Anhieb zum Bestseller wurde. Seit diesem Zeitpunkt gerät Jessica immer wieder in mysteriöse Mordfälle, und egal wo sie sich auch gerade befindet, die Verbrechen werden mit ihrer wachen Kombinationsgabe stets aufgeklärt, natürlich sehr zum Unmut der Polizei. Bei ihren kriminalistischen Aktivitäten wird es oft gefährlich für die begeisterte Hobby-Detektivin, doch anscheinend braucht Jessica den Nervenkitzel und neues Material für ihre Kriminalgeschichten, so dass niemand die resolute Schnüfflerin aufhalten kann...

"Mord ist ihr Hobby" ist eine weitere Serie aus dem persönlichen Archiv der Erinnerungen und auch heute sehe ich die Fälle der umtriebigen Jessica Fletcher noch sehr gerne. Die Serie ist einer der Dauerbrenner des deutschen Fernsehens und lief dem Empfinden nach seit ihrer Entstehung ununterbrochen auf diversen Sendern. Der große Erfolg basiert auf dem eigentlich ziemlich simplen Konzept dieser Krimi-Reihe mit beinahe 265 Episoden, und konnte Millionen von Zuschauern weltweit in ihren Bann ziehen. Im Wesentlichen ist die Überzeugende Titelfigur ausschlaggebend dafür gewesen, aber auch das einfache Prinzip eines jeden Falles. Um Miträtseln und Mitraten zu können, muss man hier wirklich kein Krimi-Experte sein, da die Einfachheit der Geschichten dem Zuschauer ein positives Gefühl zurück gibt. Jeder kann des Rätsels Lösung herausfinden, da die Geschichten wenig komplex gestaltet sind und stets offensichtliche Hinweise zur Täter-Überführung gegeben werden. Eine Art der leichten Unterhaltung, die allerdings in allem Bereichen vollkommen aufgeht, da charmante Personen, geistreiche Plots, Humor und immer wiederkehrende Ortswechsel für Abwechslung sorgen. Ein weiterer Bonus ist in quasi jeder Episode zu finden, denn es wirken teils hochkarätige Gast-Darsteller mit. "Mord ist ihr Hobby" habe ich damals täglich bis regelmäßig nach der Schule gesehen, im Kreis der Familie oder mit Freunden, und es entstand immer eine Art Wetteifern um den besten Riecher, wobei die Lösungen zu den Mordfällen meistens wirklich auf der Hand gelegen haben. Die Serie bot und bietet einen hohen Unterhaltungswert, mittlerweile sogar einen Nostalgie-Faktor, und auch wenn man sie mag oder nicht, ich denke dass die meisten TV-Konsumenten bestimmt schon einmal bei J.B. Fletcher reingeschaut haben.

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Prisma
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● FOLGE 167 | INCIDENT IN LOT #7 | HAUS DES SCHRECKENS (US|1992)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Daniel Bardol, Jackie Gayle, Henry Gibson, Ron Glass, Michelle Johnson, Paula Prentiss, Stuart Whitman, u.a.
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: Anthony Shaw



In den Universal Studios in Hollywood soll ein Bestseller von Jessica Fletcher verfilmt werden. Zu diesem Anlass reist sie an den Ort des Geschehens, muss jedoch schnell die Kehrseiten des Showbiz kennenlernen. Ihr Roman soll publikumswirksamer gestaltet werden, sodass der junge Drehbuchautor John Cavershaw die Vorlage vollkommen umgeändert hat, was Jessicas Widerstand provoziert. Doch es zeigen sich zusätzliche Spannungen rund um das Team des Produzenten Darryl Heyward, den viele seiner Untergebenen zu hassen scheinen. Bei einem vereinbartem Treffen zwischen ihm und Jessica findet sie ihn ermordet auf. Spektakulär hierbei ist der Fundort der Leiche - nämlich das Haus, in dem über 30 Jahre zuvor Alfred Hitchcocks "Psycho" entstand...

Anthony Shaws Beitrag erweist sich als eine verspielte Hommage an Hitchcocks "Psycho", ohne dabei einen serientypischen Fall zu auszulassen. Der große Vorzug dieser Episode entsteht selbstverständlich durch die spektakulären Schauplätze der Universal Studios, die mit viel Schein und Sein ausstaffiert wurden. Als man noch mittendrin ist, die beteiligten Personen, die dazu gehörenden Spleens, Abhängigkeiten, Spannungen und Schwingungen vorzustellen, taucht plötzlich das wohl am meisten berüchtigte Haus der Filmhistorie auf, und es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass den interessierten Zuschauern leichte Schauer über den Rücken laufen. Nicht nur die Serie legte innerhalb ihrer scheinbar unzähligen Fälle immer wieder eindringlich dar, dass Verbrechen und Mord nicht aufhören werden, sondern diese Rahmenhandlung bringt zusätzlich die sekundäre Erkenntnis zutage, dass ein wahrer Mythos unsterblich zu sein scheint. Die schnell Form annehmenden Querelen rund um das Drehbuch zum geplanten Film, für den J.B. Fletcher ihren guten Namen hergeben soll, weisen gleichzeitig ein breites Unbehagen der Autorin auf, die sich in dieser artifiziellen Welt doch einige Male schwer zusammennehmen muss, da sie eine derartige Konfrontation eigentlich verabscheut. Wieder einmal zeigt sich allerdings, worin Jessicas Stärken bestehen. Geduldig hört sie hoffnungslosen Selbstdarsteller_innen zu, innerhalb ihres großen Ärgers über den geplanten Etikettenschwindel weist sie mehr als höflich darauf hin, dass das Geschäft unter diesem widrigen Umständen platzen wird, und der treue Zuschauer bemerkt schnell, dass die Autorin am liebsten schnell wieder Cabot Cove Retour buchen würde, da sie sich einen persönlichen Kulturschock ersparen möchte. Interessant bei der Inszenierung ist, dass es trotz der ausgeliehenen Thematik zu keinem unbeholfenen Horror-Einschlag kommt, und man bei den Maximen der Serie bleibt.

Zeitweise rückt der Mordfall tatsächlich in die zweite Reihe, da permanent die Übermacht eines weltberühmten Klassikers mitschwingt, doch die Inszenierung geht den determinierten Weg des hauseigenen Formats, obwohl es zu einer interessanten Allianz mit dem Universal-Fundus kommt. Das Auffinden der Leiche im "Psycho"-Haus wirkt inszenatorischen Sinn beinahe enttäuschend, doch die Dichte der Bilder sorgt für ein ganz eigensinniges, starkes Flair. Originalszenen aus Hitchcocks Film bauen beispielsweise eine wertvolle Brücke zu den aktuellen Geschehnissen und lassen einen Hauch des Übernatürlichen aufkommen, bis man den Zuschauer schließlich wieder daran erinnert, dass man sich lediglich in einer berüchtigten Scheinwelt befindet. Bekannte und gut aufgelegte Interpreten runden das Geschehen nach Kräften ab, kommen hier dem Empfinden nach aber nicht gegen eine noch mächtiger wirkende Jessica Fletcher an, deren Ermittlungen und Interaktion wiederum dem großen Abziehbild untergeordnet wirkt. In "Haus des Schreckens" offenbart sich unterm Strich vielleicht das Prinzip von style over substance, das sehr gewichtig zum Vorschein kommt, was die Folge allerdings in keinster Weise abwerten will, da die Auslese der beeindruckenden Bilder für sich selbst spricht und für eine ganz natürliche Spannung sorgt. Im Finale erweist sich nochmals das kreative Händchen der Regie, denn es kommt zu einem hervorragend konstruierten Showdown in einer der Duschen im "Bates Motel", bei dem sich viele Äquivalente zu der 1960er Version zeigen. Auch wenn die Auflösung am Ende dann doch von dieser Welt zu sein scheint, bleibt man keineswegs enttäuscht zurück, da zahlreiche Referenzen optimal in die Handlung integriert wurden. Selbst wenn man Anthony Shaws Episode innerhalb der Reihe nicht als überdurchschnittlich im klassischen Sinn bewerten möchte, ist schon viel gewonnen, wenn sie lediglich auf die fesselnde Aura reduziert wird.

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● FOLGE 31 | JESSICA BEHIND BARS | SKANDAL HINTER GITTERN (US|1985)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Margaret Avery, Adrienne Barbeau, Barbara Baxley, Yvonne De Carlo, Linda Kelsey, Janet MacLachlan und Vera Miles
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: John Llewellyn Moxey



Jessica Fletcher springt kurzerhand für eine indisponierte Kollegin als Lehrkraft in einem Frauengefängnis ein. Noch bevor sie ihr Wissen mit den Insassinnen teilen kann, ereignet sich ein rätselhafter Todesfall, der wenig später eine bewaffnete Revolte nach sich zieht. Im Gefängnis herrscht ab sofort Ausnahmezustand und Jessica versucht die Lage zu entspannen, doch die Frauen wollen der neuen Direktorin aufgrund miserabler Bedingungen an den Kragen. Außerdem behaupten einige von ihnen, sie sei die Mörderin der Gefängnisärztin. Die Hobby-Detektivin beginnt mit dem Sammeln von Indizien und als sich wenig später eine weitere Tote findet, weiß sie, dass sie sich auf der richtigen Spur befinden muss...

Bei "Skandal hinter Gittern" handelt es sich nach persönlichem Ermessen um eine der stärksten Folgen der Serie "Mord ist ihr Hobby", was auf viele Gründe zurückzuführen ist. Zunächst sollte die Regie erwähnt werden, denn mit John Llewellyn Moxey war ein erfahrener Krimi-Spezialist am Werk, der diese 31. Episode im Vakuum Gefängnis von Anfang bis Ende mit Spannung, Konfrontation und Geheimnis ausstatten konnte. Seine Inszenierung gleicht einem Wettlauf mit der Zeit, denn einige der ungeduldigen Damen aus dem Knast fallen vor allem durch Aggressionen und Gewaltbereitschaft auf. Jessica Fletcher wirkt dementsprechend wie ein Fremdkörper zwischen all diesen Kriminellen, kann ihre Pufferfunktion aber klassisch ausspielen. Ungewöhnlich bei "Skandal hinter Gittern" ist die etwas härtere Gangart, die man im Serien-Kontext nicht alle Tage zu sehen bekam. Moxey veranstaltet ein regelrechtes Zeitdiktat, in dem Zusammenhänge aufgeschlüsselt, Rätsel gelöst und Personen rehabilitiert, beziehungsweise entlarvt werden müssen, doch die Zeit rennt buchstäblich davon, da die Crème de la Crème des Knast-Abschaums Nägel mit Köpfen machen will. In diesem Zusammenhang wird man zahlreiche Verschwörungstheorien hören, die von von der erfahrenen Hobby-Detektivin widerlegt werden müssen, sehr zum Unmut der Rädelsführerinnen, die die unübersichtliche Situation für ihre persönliche Vendetta ausnutzen wollen. Pragmatismus, Logik und Fingerspitzengefühl spalten die Insassinnen in zwei Lager auf, doch zwischen allen steht die verhasste Direktorin des Gefängnisses, welche beinahe jede der Damen am liebsten teeren und federn würde. Der allgemeine Konfrontationskurs spitzt sich immer mehr zu, da die nächste Leiche nicht lange auf sich warten lässt und man beginnt, sich ungeniert gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Plötzlich stehen alle auf der gleichen Stufe. Die Insassinnen stehen unter Verdacht, das Personal ist ohnehin ominös und selbst die Integrität der Direktorin wird angezweifelt, da sie als Karrierefrau skizziert wird, die im Zweifelsfall über Leichen gehen würde. Buchstäblich? Jessica Fletcher bekommt in dieser über die Maßen unterhaltsamen Episode, in der kein einziger Mann eine Rolle inne hat, alle Hände voll zu tun und gerät mehr als nur einmal zwischen die Fronten. Das Szenario wartet mit namhaften Gästen auf, was hier einen zusätzlichen Reiz ausmacht. Hollywood-Legenden wie die unvergleichlichen Vera Miles oder Yvonne De Carlo finden sich unter den Verdächtigen wieder, die attraktive Adrienne Barbeau plustert sich als bedrohlich wirkende Anführerin der Revolte auf, oder beispielsweise Janet MacLachlan sowie Barbara Baxley können ebenfalls hervorragende Eindrücke hinterlassen. Insbesondere die Mitwirkung von Vera Miles ist hier hoch erfreulich, denn sie beweist neben ihren besonderen darstellerischen Kompetenzen die Fähigkeit, zu polarisieren und für prägende Kontraste zu sorgen. Gerade wenn sie ins Visier der aufgebrachten Gefangenen gerät, die sich über die schlechten Bedingungen in diesem Etablissement beklagen, bekommt man immer mehr den Eindruck der sich aufbäumenden Gefahr, dass sie den Schädel eingeschlagen bekommen könnte. Jessica Fletcher hingegen versucht die angespannte Lage zu beruhigen und die unübersichtlichen Voraussetzungen zu ordnen. Mit Logik und Verstand räumt sie mit geschürten Zweifeln und kursierenden Gerüchten auf, die Rekonstruktion der Taten geschieht in einer Art und Weise derart verständlich, dass selbst die letzten Kritiker verstummen. Moxeys Beitrag zählt schließlich zu den Kronjuwelen der über lange Jahre laufenden Serie und vereint Spektakel, Unterhaltung und die typischen Charakteristika spielend unter einem Hut. Immer wieder ein pures Vergnügen!

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● FOLGE 198 | A DEATH IN HONG KONG | TOD IN HONGKONG (US|1993)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Tery Austin, Barry Ingham, Dustin Nguyen, France Nuyen, Soon-Tek Oh, James Sutorius, David Warner, u.a.
eine Corymore Produktion | für Universal Television
Regie: Vincent McEveety



Jessica Fletcher trifft sich mit ihrer Freundin Emma Soong Dunbar, eine der berühmtesten Keramikkünstlerinnen der Welt, in Hongkong. Bei einer Tour durch die Einkaufsstraßen der Stadt kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem Emma von Fremden überwältigt und anschließend entführt wird. Während Jessica bei der Polizei auf wenig Unterstützung stößt, bekommt Brian, der Ehemann der Entführten, einen erpresserischen Anruf, in dem eine hohe Geldsumme verlangt wird. Brian, der Chef eines Handelsriesen ist, kann die Summe ohne Probleme bereitstellen, sodass seine Frau wenig später wieder zu Hause ankommt. Für Jessica ist diese dubiose Geschichte damit allerdings noch nicht geklärt und schon bald kommt es zu einem mörderischen Ereignis...

»Willkommen im unerforschlichen Asien, Mrs. Fletcher!« Noch während Jessica mit sichtlichem Interesse durch die Hongkonger Innenstadt gefahren wird und sie über das britische Flair der Metropole philosophiert, fällt diese verheißungsvolle Anmerkung, die für das Publikum wie einer der obligatorischen Wegweiser bezüglich des bevorstehenden Verlaufs aufgestellt wird. Viele Eindrücke und unterschiedliche Charaktere mischen das Szenario früh und nachhaltig auf, sodass die 198. Folge schnell an Dynamik gewinnt. Dunkle Machenschaften brauen sich somit unmissverständlich an, vor allem als man sich in der Chefetage eines großen Unternehmens wiederfindet, das offensichtlich kurz vor der feindlichen Übernahme steht, da eine gütliche Einigung in weite Ferne gerückt ist. Über all dem thront die interessante Tatsache, dass die Rückgabe Hongkongs an China zu dieser Zeit kurz bevor gestanden hat und dass einem die Vorstellungskraft viele namenlose Konflikte vor Augen führt, die so unterschiedlich sein könnten, wie die verschiedenen Mentalitäten, die in einer derartigen Metropole tagtäglich aufeinandertreffen. Mit diesen Unterschieden werden auch die Hauptcharaktere versehen, sodass ohne es bereits zu ahnen, eine Menge Konfrontation und Zündstoff in der Luft liegt. Eine Entführung auf offener Straße sorgt für Nervosität und Beunruhigung bei Jessica, die auf dem Polizeirevier nur noch mehr durch die lapidaren Abfertigungen des zuständigen Beamten befeuert wird. Solche Aktionen seien im gehobenen Milieu nicht unüblich, außerdem kehrten die gekidnappten Personen nach Zahlung einer gewissen Summe wieder unbeschadet nach Hause zurück. Eigenartig genug, dass der Gesetzeshüter Recht behalten sollte, denn Emma Soong Dunbar empfängt die erstaunte Hobbydetektivin wenig später unbeschadet in ihrer eigenen Villa, welche sich von so viel Abgebrühtheit und Resignation noch nicht ganz erholt hatte.

Der Zuschauer übt sich derweil ebenso in Misstrauen, und da die Geschichte bereits mehrere Konfliktpotenziale und Haifischbecken skizziert hatte, wartet man weniger gespannt als überzeugt ab, dass sich schon bald ein Toter zeigen dürfte. Die subtil angedeuteten gesellschaftskritischen Aspekte der Episode werden schnell zugunsten des Serien-Elixiers Mord fallen gelassen und der interessierte Zuschauer findet sich in einem typisch aufgezogenen Verlauf wieder, der seine Stärken vergnüglich preisgibt, um seine bestehenden Schwächen vielleicht ein bisschen zu kaschieren. Dem Vernehmen nach soll man in Hongkong alles kaufen können, falls der Preis stimmt, doch eines scheint es nicht in diesem Angebot zu geben, nämlich Aufrichtigkeit. Dieser Eindruck schwebt wie ein Schatten über der Geschichte, die von niederen Beweggründen und vertrauensunwürdigen Personen beherrscht wird. Hinzu kommt, dass dieUnübersichtlichkeit der Stadt die Ermittlungen in erheblichem Maß unterwandert. Da der treue Fan der Serie natürlich weiß, dass Jessica jeden noch so renitenten Polizisten in die Tasche stecken kann, darf man sich auf ihre aufmerksamen Ermittlungen verlassen, wenngleich die Thematik kein besonders extravagantes Motiv herausrücken will. Von darstellerischer Seite bekommt man in "Tod in Hongkong" recht ausgewogene Leistungen geboten, die in vielen Szenen sehr punktgenau wirken. Interessant ist das Wiedersehen mit Dustin Nguyen, der möglicherweise noch aus der Serie "21 Jump Street" ein Begriff ist. Auch wenn diese Episode durchaus ihre Erkenntnisse mit sich bringt, liegt es wieder einmal an einer überaus aufmerksamen Jessica Fletcher, diesen Fall ganz selbstverständlich zu lösen, bei dem der Geruch bitterer Mandeln in der Luft liegt. Dunkle Finanzgeschäfte und rücksichtslose Interessengemeinschaften tun das Übrige in einer örtlich blendend simulierten Folge dazu, die unterm Strich unterhaltsam ausgefallen ist.

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● FOLGE 01 | THE MURDER OF SHERLOCK HOLMES | DER MORD AN SHERLOCK HOLMES (US|1984)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Eddie Barth, Jessica Browne, Bert Convy, Herb Edelman, Anne Lloyd Francis, Michael Horton,
Tricia O'Neil, Dennis Patrick, Raymond St. Jacques und Ned Beatty, Arthur Hill sowie Brian Keith
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: Corey Allen



Kriminalromane sind die große Leidenschaft von Jessica Fletcher, einer Witwe aus Maine. Eines Tages beginnt sie, eine eigene Kriminalgeschichte zu schreiben, allerdings nur zum Zeitvertreib. Als diese Geschichte jedoch von ihrem Neffen Grady heimlich an einen Verleger geschickt wird, der diese auch noch sofort herausbringt, ist das ruhige und gemütliche Leben von Jessica Fletcher vorbei. Der Roman wird blitzartig zum Bestseller. Während einer Promotion-Kampagne in New York wird Jessica zu einem Kostümball eingeladen, auf dem es zu einem rätselhaften Mord kommt. Die Polizei tappt im Dunkeln und nun ist Jessicas wache Kombinationsgabe gefragt, die sich sonst immer nur in ihrer Fantasie abspielte. Da es auf der Party von Verdächtigen geradezu wimmelte, wird es für sie schwer, den Mörder finden und überführen zu können...

Bei der Serie "Mord ist ihr Hobby" handelt es sich nicht nur um einen Dauerbrenner im deutschen Fernsehen, sondern auch um eines der ganz persönlichen Highlights der kriminalistischen Unterhaltung. In den 90er Jahren waren die Folgen beispielsweise Pflichtprogramm nach der Schule, oftmals hat man sich die Serie sogar gemeinsam angeschaut und aufgrund des klassischen Whodunit entstanden mitunter auch nicht selten heiße Diskussionen. Nostalgisch reflektiert eine schöne Zeit, und auch heute hat die vielversprechende Ermittlungsarbeit von Jessica Fletcher nichts an Reiz und Faszination verloren. Dass sie Mord, Totschlag und Verbrechen anzieht wie ein Magnet, kann man mit vielleicht einem Schmunzeln hinnehmen, auch dass sie mit ihrer Auffassungsgabe jedem, vor allem aber der Polizei, haushoch überlegen ist, ist selbstverständlich geschenkt. Das Konzept der Serie ist aber auf eine gewollt simple Unterhaltung ausgerichtet. Oftmals ist keine besondere Kombinationsgabe erforderlich, da es viele eindeutige Hinweise aufzuspüren gibt, beispielsweise durch Kamera-Einstellungen, Verhaltensweisen oder Dialoge, sodass man den Mörder oft auch ohne Zusammenhänge erraten kann, was damals insbesondere für uns junge Zuschauer hoch interessant war. Diese wenig komplizierte Serie, die viel Identifikationspotential bietet, immer klar aufgebaut ist, und für TV-Verhältnisse ziemlich aufwendig hergestellt wurde, bietet rückblickend vor allem einen nostalgischen Aspekt. Der Pilotfilm fängt geheimnisvoll und beinahe gruselig an und Krimi-Experten sehen direkt einen Vergleich zu dem Spielfilm "Mord im Spiegel" von 1980, in dem Angela Lansbury die Miss Marple interpretierte und der ebenfalls mit einem Kinofilm im Film anfängt.

Die Einführung Jessica Fletchers ist daher ebenso eindeutig, denn sie jongliert direkt mit ihrer außergewöhnlichen Kombinationsgabe und kann einige Duftmarken setzen. Überhaupt ist die Vorstellung der Protagonistin sehr gut gelungen, denn sie wird von allen Seiten beleuchtet. Jessica ist eine überaus angesehene Bürgerin von Cabot Cove, die nahezu alle positiven Prädikate besitzt, die irgendwie vorgewiesen werden können. Auf ihrer Promotion-Tour macht sie erste unliebsame Erfahrungen mit den Medien und der Presse, sodass sie sich aus heiterem Himmel mit Feministinnen, sensationslüsternen Moderatoren, Betrügern und Klatschtanten konfrontiert sieht, was hier sehr humorvoll in Szene gesetzt wird. In ihrem Radio-Interview verliert der gelangweilte Moderator die Geduld: »Tut mir leid Süße, aber das halte ich nicht aus. Haben sie denn nicht eine lesbische Freundin oder was? Waren Sie mal im Knast?« Die Zusammenhänge der Morde sind dem Zuschauer vollkommen unklar und wie in der Serie üblich, werden auch genügend Verdächtige präsentiert. Der Inspektor dieser Folge erscheint vollkommen inkompetent aber charmant, und als auch noch Jessicas Neffe unter Verdacht steht, sieht sie sich genötigt, diesen Fall in Eigenarbeit und mit Entschlossenheit zu lösen. Dabei sieht man sie beim hartnäckigen Herumschnüffeln, sie stellt unbequeme Fragen, sieht sich bei eigenmächtigen Touren durch Manhattan auch mit Gefahren konfrontiert, aber es entsteht kein Zweifel daran, wer diese Verbrechen letztlich lösen wird. Das Finale ist spannend, logisch erklärt, jedoch kommt einfach zu viel Information aus dem Nichts hervor. Es bleibt eine gelungene erste Folge, wenn es auch außer Frage steht, dass noch wesentlich bessere Fälle kommen werden.

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Re: MORD IST IHR HOBBY

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● FOLGE 152 | MURDER, PLAIN AND SIMPLE | MORD, SCHLICHT UND EINFACH? (US|1991)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Todd Eric Andrews, Hunt Block, Martha Byrne, John Ireland, Jay Robinson, Jennifer Runyon, Michael Sarrazin, u.a.
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: Vincent McEveety



Jessica Fletcher ist mit Reuben Stoltz, dem Assistenten ihres Verlegers, auf dem Weg in ein Dorf der Amish People, um ein ganz spezielles Souvenir für ihren Neffen zu kaufen. Während der Fahrt werden die beiden in einen Unfall mit einer Pferdekutsche verwickelt, sodass sie gezwungen sind, eine Nacht bei einem dort ansässigen Bauern zu verbringen. Wenig später stellt sich heraus, dass Reuben im Dorf kein Unbekannter ist, denn er gehörte einst selbst zur Gemeinschaft, bis er verstoßen wurde. Eine alte Rivalität und Spannungen kochen erneut zwischen dem Gastgeber Jacob Beiler und Reuben hoch, bis es zu einem tödlichen Zwischenfall kommt, durch den der Geächtete unter Mordverdacht gerät...

Angenehme Gespräche und eine idyllische Landschaft ebnen den Einstieg in diese bereits 152. Folge der erfolgreichen Krimiserie, bis es schnell zu einer Wendung kommt, die die Geschichte schnell vorantreibt. Im Dorf der Amish People scheint die Zeit ein Stück weit stillgestanden zu haben, und es ist interessant und angenehm zugleich, dass die Regie sich Vorbehalte oder das Zeichnen eines Kulturschocks in dieser anders aussehenden Welt weitgehend aufspart, sodass es nicht zuletzt wegen einer immer offen, besonnen und liberal wirkenden Jessica Fletcher zu keinerlei Berührungsängsten, geschweige denn Vorverurteilungen kommt. Die sich mittlerweile im siebten Jahr befindende Serie zeichnete sich über die gesamte Dauer durch ihren Facettenreichtum an den unterschiedlichsten Schauplätzen aus, und in "Mord, schlicht und einfach?" wird die spannende und mysteriös angehauchte Geschichte durch eine empfundene Isolation einer eingeschworenen Gemeinschaft, die sich aufgrund ihrer Werte nach Außen hin im Rahmen der Nächstenliebe öffnen muss, nur befeuert, was sich als ansehnlicher Leitfaden herausstellen wird. Set und Ausstattung wirken in dieser mit zaghaften wenn auch mit kritischen Untertönen angereicherten Episode sehr authentisch, und generell lässt sich sagen, dass die Geschichte mit all ihren Impressionen einen perfekten Rahmen für die rücksichtsvolle und mit feinen Antennen ausgestattete Jessica bietet, die hier erneut zur Höchstform auflaufen darf. Geschehnisse und Kontakte, die gegen Regeln der Gemeinschaft und des Glaubens verstoßen, kommen offen aufs Tableau, sodass ein kleiner Hauch von Absolution im Szenario mitschwingt, weil jeder seine Makel und Fehler hat und auch haben darf. Als Markenzeichen dieser Folge entfaltet sich schließlich eine wirklich gute Balance in nahezu allen Bereichen, die sich im Gedächtnis etablieren wird.

Regisseur Vincent McEveety wartet auch mit einer Reihe sehr gelungener Szenen auf, die mit dem Auffinden des quasi vorprogrammierten Toten ihre Erfüllung finden, und dabei ziemlich beeindrucken können, schließlich kommt eine geistreiche Metaphorik zum Vorschein, die in einem solchen Format aber naturgemäß etwas untergehen wird, da die Strategie der passiven Berieselung und die Tatsache der Abnutzung nach über 150 Folgen kein Geheimnis mehr darstellt. Viele Charaktere erscheinen aufgrund ihrer nahezu weltlichen Darstellung sehr greifbar zu sein und es geschieht ein gelungener Transfer in die Zeit der Entstehung. Sehr atmosphärische Sequenzen sorgen insgesamt für genau jene Kurzweiligkeit, die zu einem der Aushängeschilder der laufenden Serie geworden ist. Hinzu kommt der obligatorische Whodunit-Effekt, der treue Anhänger auch hier zufriedenstellen dürfte. Die mit obligatorischen Charakteristika versehene Rolle von Jessica Fletcher wirkt erneut überaus sympathisch, und es besteht kein Zweifel daran, dass die aufmerksame Autorin und Hobby-Detektivin diesen Fall lösen wird, obwohl sich ihr zahlreiche Komplikationen und Widerstände in den Weg stellen. Mithilfe von tatkräftigen Gaststars wie Hunt Block, Martha Byrne oder John Ireland kommt eine angemessene Dynamik auf. Das Fazit, dass Verbrechen, Mord und Tod tatsächlich überall lauern können, wirkt insbesondere in dieser Episode wie ein Etikett, das in der Serie zwar haufenweise wahrzunehmen war, aber gerade hier noch etwas auffälliger angebracht zu sein scheint, als üblich. Vom ersten Eindruck her verlaufen Finale, Auflösung und Zukunftsprognose von "Mord, schlicht und einfach?" etwas zu glatt, aber man darf schon eine gewisse Tiefe zwischen den Zeilen herausfiltern, die glücklicherweise nicht zu gestelzt wirkt. Vincent McEveety konnte erneut wirksam schildern, dass Jessica Fletcher das Verbrechen offensichtlich anzieht wie ein Magnet, ohne das es allzu unglaubwürdig erscheinen will.

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● FOLGE 87 | DEADPAN | KRITIKER LEBEN GEFÄHRLICH (US|1988)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Lloyd Bochner, Miles Chapin, Carole Cook, Marilyn Hassett, Rich Little, Eugene Roche, Dean Stockwell, u.a.
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: E.W. Swackhamer



Das Stück "Hauptsache Mord", basierend auf einem Roman von Jessica Fletcher, soll am Broadway uraufgeführt werden und schlägt einige Wellen. Walter, einer ihrer ehemaligen Schüler, ist für die Adaption verantwortlich und konnte Jessica mit seiner Arbeit begeistern. Bis zur Generalprobe ist beiden jedoch nicht ganz klar, dass die verantwortlichen Produzenten das Stück bis zur Unkenntlichkeit überarbeitet haben. Schlechte Kritiken scheinen somit vorprogrammiert zu sein, und Walters Debüt könnte gleichzeitig das Ende seiner Karriere bedeuten, immerhin haben sich zwei der Top-Kritiker bereits in Stellung gebracht, von denen einer allerdings nach der Premierenfeier ermordet aufgefunden wird...

E.W. Swackhamer ist in Episode 87 als Gast-Regisseur zu finden und realisierte keine weiteren Arbeiten für die erfolgreiche Serie. Mit "Kritiker leben gefährlich" ist es dem gut beschäftigten Regisseur allerdings gelungen, eine der besonderen Fälle von Jessica Fletcher zu realisieren, nicht etwa, weil es sich um einen der außergewöhnlichsten Kriminal- oder Mordfälle dieses Formats handelt, sondern es kommt zu exzellenten Inszenierungen zwischen den Haupt-Charakteren, die im Rahmen einer bissigen Dialogarbeit auffallen. Dies erscheint auch vollkommen erforderlich zu sein, immerhin werden scharfzüngige Kritiker in die Manege geschickt, vor denen Produzenten, Schauspieler und Regisseure nur so zittern, da sie von deren Gunst oder Launen abhängig sind. Die anfängliche Euphorie und das Vertrauen in ihren ehemaligen Schüler Walter erscheint in einem Interview für das Fernsehen noch unerschütterlich zu sein, obwohl sie von einem der gefürchtetsten TV-Kritiker namens Elliot Easterbrook hart angegangen wird. Hier entsteht wohl eine der denkwürdigsten Clashs der gesamten Serie, und es ist ein besonderes Vergnügen, Jessica dabei zu beobachten, wie sie mit derartig prekären Situationen umzugehen pflegt, insbesondere weil sie unbeirrbar bei ihren stets höflichen Umgangsformen bleibt, wenngleich ihr Sarkasmus bei so viel Kaltschnäuzigkeit geweckt wird. »Ist es nicht wahr, dass das einzige das man voraussagen kann im Theater, dass man nichts voraussagen kann?« Jessicas gut gemeinter Einwand wird von ihrem blutrünstigen Gegenüber postwendend als Steilvorlage angenommen und er versucht sie zu verspotten, indem er ihre intellektuellen Fähigkeiten in Frage stellt: »Oh, Bravo Mrs. Fletcher! Sie sind wohl die ganze Nacht aufgeblieben um sich diesen Text auszudenken?« Es folgt die spontanste Form der Schlagfertigkeit, die zum Hochgenuss wird: »Um genau zu sein, Molière hat das für mich getan, vor etwa 200 Jahren.«

Dieses Interview, welches live im Fernsehen übertragen wird, findet erwartungsgemäß ein größeres Echo, insbesondere bei Easterbrooks Kollegen und Erzfeind Danny O'Mara, der diesen Torpedo der Rhetorik dankend annimmt und Mrs. Fletcher selbstverständlich dafür feiert. Die beiden Kritiker blicken offensichtlich auf einen gemeinsamen, äußerst steinigen Weg der gegenseitigen Verachtung und des Hasses, sodass der aufmerksame Zuschauer das designierte Mordopfer unter den beiden Männern ausmacht. In der Zwischenzeit kommt es zu gelungener Situationskomik, die sogar ein wenig Mitgefühl für Jessica Fletcher mit sich bringt, da sie der Generalprobe beiwohnt und von ihrer eigenen Romanvorlage kaum mehr die kleinsten Nuancen erkennen kann. Ihre Erklärungsnöte und das irritierte Blicken wirken belustigend und auflockernd, täuschen vielleicht sogar über einen eigentlich herkömmlichen Kriminalfall hinweg, der aber wie gesagt einwandfrei inszeniert wurde. Der anschließende Mord wirkt überraschend, da man einfach im Gefühl hatte, dass es jemand anderen nach dem Gesetz der Serie erwischen dürfte, und auch der Hauptverdächtige wird der erneut hilfsbedürftigen Polizei auf einem Silbertablett serviert, was Jessicas Skepsis weckt, da alles zu genau zusammen zu passen scheint. Der Hauptermittler will nur einen Kopf rollen sehen, einen Mörder präsentieren und hinterfragt erst gar nicht lange, sodass sich die Hobby-Detektivin erneut erbarmen und in Position bringen muss. Folge 87 überzeugt mit einem klaren Aufbau und gut durchdachten Intervallen, die ein paar Überraschungen bereit halten, die für ein kurzweiliges Krimi-Vergnügen stehen. Am Ende manifestiert sich nicht nur die Tatsache, dass es keinen perfekten Mord gibt, sondern auch die simple Gewissheit, dass Jessica in jedem noch so aggressiven Haifischbecken alles andere als im Trüben fischt. So bleibt "Kritiker leben gefährlich"t als scharfzüngige und kurzweilige Episode zurück, die bei Fans der Serie ihre Anhänger haben dürfte.

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Re: MORD IST IHR HOBBY

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● FOLGE 39 | ONE GOOD BID DESERVES A MURDER | DAS VERHÄNGNISVOLLE TAGEBUCH (US|1986)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Jack Bannon, Karen Black, Ray Girardin, Vic Tayback, Anthony Geary, Robert Gray, Hurd Hardfield, Edward Mulhare und Jerry Orbach
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: Seymour Robbie



Richard Bennett, ein befreundeter Filmstar von Jessica Fletcher, bittet seine langjährige Freundin, an einer Auktion teilzunehmen. Dort soll sie in seinem Namen auf das Tagebuch der verstorbenen Schauspielerin Evangeline bieten, sogar wenn der Preis weit über eine Million Dollar gehen sollte. Falls Jessica den Zuschlag bekommt, soll sie das Tagebuch ungesehen vernichten. Da die Versteigerung sehr hohe Wellen schlägt, gibt es allerdings noch eine Schar anderer Interessenten; insbesondere diejenigen, die in den Aufzeichnungen verewigt wurden. Noch bevor die Bid-Schilder in die Höhe schnellen können, stellt sich zum Entsetzen der Anwesenden heraus, dass das Tagebuch gestohlen und Richard Bennett ermordet wurde...

Bekannte Stars deuten gleich zu Beginn an, dass Seymour Robbies "Das verhängnisvolle Tagebuch" zu einer spannenden Angelegenheit werden könnte, zumal die ersten Dialoge zwischen Jessica Fletcher und ihrem alten Bekannten, dem Schauspieler Richard Bennett, eine nahezu geheimnisvolle Atmosphäre aufbauen können. Eine Filmdiva segnet das Zeitliche, noch bevor sie eine Legende hätte werden können. Legendär und sagenumwoben ist den ersten Erkenntnissen nach lediglich ihr geheimes Tagebuch, das bei einer viel beachteten Auktion den Besitzer wechseln soll. Die ehemaligen Bekannten der Toten schleichen umher wie Hyänen, denn sie möchten an die Beute gelangen, bevor es jemand anders tut. Es kommt zu nahezu hysterischen und mindestens einmal nervösen Anwandlungen, immerhin sollen die Aufzeichnungen, die vermutlich im roten Negligée geschrieben wurden, pikante Details über diese Herrschaften offenbaren. Richard Bennett möchte Jessica zu seiner Gewährsfrau machen, da sie die einzige vertrauenswürdige Person ist, die er kenne, was schon einmal viel über die Branche aussagt, in der er sich bewegt. Neben ein paar Anweisungen erhält die Schriftstellerin einen horrenden Scheck, der - wenn die Million nicht ausreichen sollte - beliebig erhöht werden könne. Anschließend soll das Werk vernichtet werden. Dem aufmerksamen Publikum wird spätestens jetzt klar, dass es sich offensichtlich um Sprengstoff handelt, und dass es auch für einem Mord reichen dürfte. Doch der Zuschauer wird eines Besseren belehrt, denn es wird nicht bei einem Verbrechen bleiben. Die kryptische Atmosphäre dieser Episode weiß gleich zu Beginn zu gefallen, und man erwartet mit Suspense, wer sich alles positionieren wird. Es wird unmissverständlich klar, dass die Aufzeichnungen die Macht darüber haben, Existenzen zu vernichten, doch diese Spannung wird sehr effektiv in die Länge gezogen, da das Tagebuch zunächst einmal spurlos verschwindet, und man auf einer unbequemen Leiche sitzen bleibt.

Hierbei darf man sich an den besten inszenatorischen Maßstäben der Serie erfreuen, da der Ermordete sehr publikumswirksam auftaucht. Die Frage, wer es gewesen sein könnte, lässt sich nicht so einfach beantworten, immerhin hätte so gut wie jeder ein Motiv gehabt. Da jeder der Beteiligten das Objekt der Begierde in Händen halten, lesen, vernichten oder wahlweise verfilmen will, wird das Publikum mit einer Bagage konfrontiert, die nach eingängigen Selbstvorstellungen einfach für sich spricht. Bekannte Stars des internationalen Kinos und TV werten diese Episode zusätzlich auf, wie beispielsweise Karen Black, Hurd Hardfield oder Edward Mulhare. Auch Jerry Orbachs immer wiederkehrende Figur sorgt für Auflockerung und Humor, vor allem, weil er Jessica ermittlungstechnisch unterlegen ist, sie ihn aber immer die Lorbeeren abgreifen lässt. Die Polizei erfährt erfahrungsgemäß einen stets unterschiedlichen Anstrich, sodass es sogar soweit kommt, dass der Hüter des Gesetzes Jessica des Mordes verdächtigt, da er sie seiner Ansicht nach auf frischer Tat mit der nächsten Leiche entdeckt hat. So viel Absurdität erfreut nicht nur den Zuschauer, sondern stachelt die Hobby-Detektivin nur noch mehr an, diesen eigentümlichen Fall eigenhändig aufzuklären. Der Kreis der Verdächtigen ist ausgewogen und bringt die unterschiedlichsten Rechtfertigungen, Behauptungen, Drohungen oder Alibis hervor, sodass das Täter-Raten wieder einmal Spaß macht, wenn auch ein oder zwei zu deutliche Hinweise zum Mörder gegeben werden. Jessica bewegt sich gewohnt routiniert und wach am Tatort und der Peripherie; man wartet eigentlich nur noch auf den entscheidenden Geistesblitz. Episode 39 gehört zu der Fraktion der Selbstläufer, die gut und abwechslungsreich unterhalten, auch wenn man betonen muss, dass das Finale etwas enttäuschend verläuft, da die Mystik dem Profanen weicht. Alles in allem verspricht "Das verhängnisvolle Tagebuch" nicht zu viel und verfügt über eine Dynamik, die die Vorfreude auf weitere Episoden anfeuert.

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Prisma
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Re: MORD IST IHR HOBBY

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● FOLGE 198 | LOVE'S DEADLY DESIRE | TÖDLICHE BEGIERDE (US|1992)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
als Gäste: Carroll Baker, John David Bland, David Gail, William Katt, Ron Māsak, Christopher Murray, Andrea Roth, Yvonne Suhor und William Windom
eine Produktion der Universal Pictures
Regie: Robert M. Williams, Jr.



Die Schriftstellerin Sibella Stone hält eine Lesung aus ihrem neuen Roman in Cabot Cove, den sie dort fertigstellen möchte. Auch ihre langjährige Freundin Jessica Fletcher ist an diesem Abend zugegen. Als Sibella eines Abends von einer Party verschwindet und nicht wieder auftaucht, werden ihre Bekannten misstrauisch, zumal sie einen Hinweis entdeckt hatten, dass sie sich mit jemandem im nahe liegenden Bootshaus treffen wollte. In letzter Sekunde kann Sibella aus dem Wasser gerettet werden. Die Polizei nimmt an, es handle sich um einen Unfall, doch findet heraus, dass die Bretter des Stegs angesägt waren. Jessica schaltet sich ein und ermittelt gegen Unbekannt, bis tatsächlich ein Mord geschieht...

Die beliebte Krimiserie "Mord ist ihr Hobby" konnte nicht nur mit einem besonders bekömmlichen Konzept auftrumpfen, sondern auch immer wieder mit prominenten Gästen, die einen zusätzlichen Reiz ausmachen. Diese Episode bekommt unter anderem Hollywood erprobte Unterstützung von Carroll Baker, die zu ihrer Zeit auch große Erfolge im europäischen Kino mit Klassikern wie beispielsweise "Der schöne Körper der Deborah" oder "Così dolce… così perversa" feiern konnte. Dabei erscheint ihre Attraktivität im mittlerweile gehobeneren Alter nicht nur eine Erinnerung von damals zu sein, denn sie erscheint immer noch auffällig, wenn auch reifer. Daher wirkt sie insgesamt weniger wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, zumal ihre Spiellaune ungebrochen ist. In dieser 198. Folge ist die US-Amerikanerin in der Episoden-Hauptrolle zu sehen, die aufgrund ihres Berufs - oder besser gesagt ihrer Berufung - in direkter Konkurrenz zu Jessica Fletcher steht, da sie ebenfalls erfolgreiche Autorin ist. Sibella Stone agiert allerdings in einer anderen literarischen Welt als Jessica, denn sie schreibt Kitschromane. Wie üblich hervorragend synchronisiert von Ursula Heyer, hört das Publikum zu Beginn theatralische Sätze aus einem Buch, das erst noch in Cabot Cove fertig gestellt werden soll. Oder gibt es auch andere Gründe für ihren Aufenthalt? Ein mysteriöser Zettel, der ein geheimes Treffen arrangieren soll, lässt Zweifel aufkommen, allerdings gerät die Schriftstellerin in eine beinahe tödliche Falle, da sie fast ertrinkt. Jessica Fletcher wirkt in dieser Folge ungewöhnlich distanziert zum Geschehen, was vielleicht an der größeren Bühne für ihre Kollegin liegen mag, aber ihre Neugierde wird natürlich durch den Anschlag geweckt, zumal erfahrungsgemäß ein wirklicher Mord in der salzigen Luft liegt, der sich der Frage der Zeit beugen wird. Regisseur Robert M. Williams, Jr. stattet die Szenerie mit viel Blitz, Donner und Dunkelheit aus, sodass die aufkommende Atmosphäre zum Aushängeschild des Verlaufs wird.

Diese wirkt lauernd, abwartend und verheißungsvoll, zumal das designierte Mordopfer noch einmal davon gekommen ist, aber der Killer jederzeit wieder zuschlagen könnte. Nach beinahe 200 Folgen hinterfragt man nicht mehr, warum in Cabot Cove dem Empfinden nach alle Nase lang ein Mord geschieht und blickt erwartungsvoll auf die entscheidende, von Naturgewalten dominierte Nacht, in der es tatsächlich eine Tote zu beklagen gibt. Als Überraschung konstruiert, entwickelt sich so die nötige Spannung und Weichenstellung für den weiteren Verlauf, in dem quasi alle Beteiligten nur durch hohe gegenseitige Widerstände auffallen. Jessicas Ermittlungsarbeit wird ebenso wenig in Frage gestellt, wie die Tatsache, dass sie ein echter Mordmagnet zu sein scheint und auch hier kommt der Zufall mit einer Nuance zur Hilfe, und die Kombinationsgabe ist aktiviert. Die Polizei sieht neben der Hobby-Ermittlerin wieder einmal alt aus und muss sich mit der rolle des Stichwortgebers zufrieden geben. Der Kreis der Verdächtigen ist dieses Mal sehr unübersichtlich und man hat Probleme, sympathische Personen herauszufiltern, was hin und wieder auch für die Episoden-Hauptrolle zu gelten scheint, die sich immer mehr in einen mysteriösen Nebel hüllt. Vielleicht handelt es sich lediglich um die Allüren eines Genre-Stars, was sich nicht zweifelsfrei klären lässt, da die Regie jede der nicht ortsansässigen Personen des Küstenorts in einen verdächtigen Fokus rückt. Jeder könnte es also gewesen sein -irgendwer muss es gewesen sein - doch diese schwierige Aufgabe hat wieder einmal Jessica Fletcher zu lösen, die sich resolut und hartnäckig an jeden der Verdächtigen heftet und an jedem noch so abgelegenen Ort zu finden sein wird. "Tödliche Begierde" zählt zu den spannenderen Fällen der Serie, in dem es glücklicherweise noch nicht so viele Abnutzungserscheinungen gibt, wenngleich sich treue Fans der Serie sicherlich nicht über das Offensichtliche des Falls hinweg täuschen lassen. Des Weiteren ist das Wiedersehen mit Miss Baker hoch interessant.

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