HÖCHSTE EISENBAHN - GESCHICHTEN RUND UM DIE BAHN

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Percy Lister
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HÖCHSTE EISENBAHN - GESCHICHTEN RUND UM DIE BAHN

Beitrag von Percy Lister »

"Höchste Eisenbahn - Geschichten rund um die Bahn" Episode "Auf der Strecke" (Österreich 1987)
mit: Johanna von Koczian, Heinz Drache, Harald Serafin, Kurt Jaggberg, Harald Hofbauer | Buch: Felix Dvorak | Regie: Herbert Grunsky

Eine elegante Dame, die auf dem Weg nach Salzburg ist, sucht im Speisewagen nach einem freien Tisch. Kaum hat sie Platz genommen, nähert sich ihr ein Herr, der sich als Kosmopolit vorstellt. Er sei Konsul und lebe in Nizza, reise von Berufs wegen viel und habe schon die spannendsten Geschichten erlebt. Gebannt lauscht die Frau seinen Schilderungen von Schmuckdiebstählen in der Transsibirischen Eisenbahn und merkt dabei gar nicht, wie er sie nach und nach ihrer zahlreichen Pretiosen erleichtert. In Linz steigt er plötzlich aus, sein Platz wird aber umgehend von einem distinguiert wirkenden Herrn eingenommen, der sich als Inspecteur Valblanc von der französischen Kriminalpolizei vorstellt und die sprachlose Dame darauf aufmerksam macht, dass ihr Schmuck gestohlen wurde. Er persönlich wolle sich darum kümmern, dass der Verbrecher gefasst werde....

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Anlässlich des 150. Jubiläums der Österreichischen Bundesbahnen wurden mehrere Kurzgeschichten inszeniert, Ereignisse im Zug oder am Bahnhof, die vor allem die Garnituren und die schöne Landschaft der Alpenrepublik ins Licht eines breiten Publikums rücken sollten. Prominente Namen wie Grit Boettcher, Eddi Arent, Heinz Drache, Karl Schönböck, Walther Reyer oder Johanna von Koczian konnten für die Episoden gewonnen werden. Nach einer langen Fahrt im Führerstand steuert der Zug einen Bahnhof an, es ist jener von Salzburg, dem Ziel der Folge "Auf der Strecke". Die Koczian betritt den Waggon wie eine Diva, ganz in Creme gekleidet, mit Goldschmuck und Perlen behangen und wie immer top frisiert. Mit ein paar Worten weist sie den Ober in seine Schranken, als er sie - die allein reisende Frau - zu einer anderen Passagierin an einen kleinen Tisch setzen will. Sie möchte einen besseren Platz an einem großen Tisch und bekommt ihn auch durch die ihr eigene natürliche Autorität. Doch bald verlässt sie ihr gutes Urteilsvermögen und sie verfällt dem Charme eines Betrügers, der sie mit französischem Cognac und schönen Worten einlullt. Fast unbemerkt betritt dann jener Mann den Speisewagen, den man wegen seiner Auftritte in der berühmten Edgar-Wallace-Reihe als gewieften, aber stets den eigenen Vorteil im Auge behaltenden Ermittler kennt: Heinz Drache. Auch er kleidet sich in die Farben des Großbürgertums, eines Mannes, der den Schlendrian der eigenen Unabhängigkeit genießt und nicht nur den "Figaro" studiert, sondern auch nur kurz am zuvor bestellten Getränk nippt, bevor er sich dann wieder aufmacht, um jene Aufgaben zu erledigen, die er aufgrund der Bürde seines Amtes selbstverständlich ausführt - wie man am Ende sieht, wieder in egoistischer Absicht. Die Insignien seines Lebensstils - Zigaretten und ein nonchalanter Blick über seine Goldrandbrille - trägt er mit aufgesetzter Höflichkeit vor sich her, um dann doch ordinär zu werden ("die alte Ziege"), wenn er glaubt, sein wahres Gesicht zeigen zu können. Eine hübsche kleine Episode, leider zu kurz, leider zu harmlos, leider ein wenig zu schnell abgehakt - Kurt Jaggbergs Triumph geht im Lärm der Bahnsteigkante unter.

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