EIN FALL FÜR ZWEI

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Prisma
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EIN FALL FÜR ZWEI

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● EIN FALL FÜR ZWEI (D|1981-2013)
in den Hauptrollen | Claus Theo Gärtner | Paul Frielinghaus | Rainer Hunold | Günter Strack | Renate Kohn | Ludwig Blochberger | Mathias Herrmann | u.a.
eine Serie von | Michael Mackenroth | Michael Kreindl | Peter Adam | Rolf Liccini | Michael Meyer | Boris Keidies | Uli Möller | u.a.
eine Produktion von ZDF | ORF

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Die Reihe "Ein Fall für zwei" brachte es auf eine über 30jährige Laufzeit und die 300 Episoden wurden in 31 Staffeln beim ZDF gesendet. Das Konzept der Serie konnte gleich zu Beginn für gute Einschaltquoten sorgen, und bis auf wenige Variationen unterscheidet sich dieses Modell der Kriminalserie nicht von Konkurrenten und Vorläufern. Als Protagonisten agieren ein Privatdetektiv und ein Rechtsanwalt, die im Raum Frankfurt am Main ermitteln. Auch wenn einige Rollen im Lauf der Jahre immer wieder durch andere Schauspieler für die Rollen der Protagonisten ausgetauscht wurden - so beispielsweise Günter Strack durch Rainer Hunold nach 60 Folgen - blieb die Serie insbesondere wegen Claus Theo Gärtner als Privatdetektiv Matula interessant, spannend und transportierte den hohen Wiedererkennungswert, den Serien wie diese nötig haben. Bekannte Akteure und Stars vor und hinter der Kamera sorgen für eine inszenatorisch und darstellerisch ansprechende Krimi-Unterhaltung, die man sich aufgrund der nicht selten realitätsnahen Fälle immer wieder anschauen kann, von denen selbst die älteren Episoden teilweise noch über eine gewisse Aktualität verfügen.

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Prisma
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Re: EIN FALL FÜR ZWEI

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● EIN FALL FÜR ZWEI | FOLGE 03 | DAS HAUS IN FRANKREICH (D|1981)
mit Günter Strack und Claus Theo Gärtner
als Gäste: Barbara Rütting, Karl Heinz Vosgerau, Erik Schumann, Gerhard Retschy, Kurt Conradi, Ute Uellmer, u.a.
eine Produktion der Galmon Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Hans-Jürgen Tögel



Rechtsanwalt Renz staunt nicht schlecht, als er eines Abends von einer engen Freundin aus der Vergangenheit aufgesucht wird und die er beinahe seit 30 Jahren kennt. Birgit Weißenborn sucht den Juristen allerdings nicht auf, um in alten Erinnerungen zu schwelgen, denn sie ersucht Hilfe bei einem Geschäft unübersichtlicher Größenordnung. Es geht zunächst um ihren millionenschweren Landsitz "L'acardie" in Frankreich, den Renz für die veräußern soll, um sich anschließend in deiner deutschen Firma einzukaufen. Renz bleibt überaus skeptisch und setzt den Privatdetektiv Matula auf diese dubiose Geschichte an, der schnell herausfindet, dass der Farbenfabrik namens GAFAL der Ruf vorauseilt, kurz vor dem Bankrott zu stehen...

Die dritte folge der gut angelaufenen Serie beginnt mit einem Fall, der sich auffällig mit hartnäckigem Nebel schmückt, um seine innersten Geheimnisse nicht preiszugeben. Der Einstieg wirkt nostalgisch und beinahe schmeichlerisch, denn Rechtsanwalt Renz ist von einer Seite zu sehen, die bislang unbekannt war. Als er die Türe öffnet, kann man in seinem Gesicht sehen, dass gerade buchstäblich die Sonne aufgegangen ist, als er seine alte Freundin Birgit erkennt. Die beiden scheint viel zu verbinden, allerdings verhält sich die Dramaturgie nicht indiskret und lässt zahlreiche Vermutungen rund um diese Verbindung einfach offen. Birgit legt einen Teil ihrer Absichten dar, bei Renz bäumt sich sofort Skepsis auf, deren Ursprung sein unfehlbarer Instinkt ist. Er scheint zu fühlen, dass er nur mit der halben Wahrheit versorgt wurde - wenn überhaupt. Als Birgit sieht man eine wie üblich kraftvoll aufspielende Barbara Rütting, die sofort alle Hebel der Nostalgie in Bewegung setzt, falls Renz nicht gleich spurt. Der Slogan, dass man Berufliches doch unbedingt von Privatem trennen sollte, wird hier sehr transparent veranschaulicht, aber es hilft alles nichts gegen Rüttings immer noch wirkungsvolles Augenklimpern. Renz setzt sicherheitshalber Matula auf die dubiose Geschichte an, findet aber schon bald heraus, dass in der anvisierten Firma der Pleitegeier krächzt. Wieso hat sich Birgit darauf eingeschossen, unbedingt die Macht in diesem Betrieb übernehmen zu wollen? Renz lernt ihren Schwager (und offenbar Liebhaber) kennen, der sich noch weniger als sie in die Karten schauen lässt, sodass der aufmerksame Rechtsanwalt ziemlich bald in die Verlegenheit kommt, nur noch nach Anweisung zu agieren, bis das Ausgangsgeschäft mit dem wunderbaren Landsitz "L'Acardie" über die Bühne geht. Als Zuschauer sträubt man sich genau wie Renz gegen dieses Geschäft, da man in unbestimmter Weise wittert, dass es faul ist, aber man kann nicht benennen, woran es eigentlich liegt.

Langsam aber sicher erschließt sich, dass Birgit ausschließlich von persönlichen Gründen getrieben zu sein scheint, daher nicht mehr pragmatisch nachdenkt, was bei einem Geschäft dieser Größenordnung durchaus angebracht wäre. Allerdings handelt es sich um keine naive Frau, was die Angelegenheit noch unverständlicher aussehen lässt. Neben Barbara Rütting und Erik Schumann wird noch ein wie so oft aalglatt wirkender und undurchschaubarer Karl Heinz Vosgerau ins Szenario installiert, der ebenfalls nicht aus seiner Deckung kommen will. Ist er nur Interessent an dem Landhaus, dass die Besitzerin deutlich unter Wert verkaufen muss, da es schnell zu gehen hat, oder hat er mit der GAFAL zu tun? Der Zuschauer vermutet beides und mehr, allerdings schafft es Regisseur Hans-Jürgen Tögel erstaunlich gut, die mühelos kreierte Spannung auch bis kurz vor Ende aufrecht zu erhalten. "Das Haus in Frankreich" wird noch emotionale und temperamentvolle Tendenzen annehmen, auch die Arbeit des Duos Renz und Matula wird sehr anschaulich aufgerollt, bis man sich irgendwann in einer Schweizer Bank wiederfindet, um die Tausender bündelweise abzuholen. Diese Episode lebt letztlich von den bemerkenswerten Interpretationen ihrer Hauptdarsteller, und besonders das Wiedersehen mit Barbara Rütting sorgt für Freude, da es hauptsächlich sie ist, die dieser Episode eine Seele verleiht. Zusätzlich ausgestattet mit einer ausgekochten Geschichte und zahlreichen Wendungen, entsteht ein Krimi-Vergnügen, das dieses Mal erstaunlich von Emotionen geleitet zu sein scheint, die unausweichlich in eine Einbahnstraße führen werden. Zum Duo Günter Strack und Claus Theo Gärtner lässt sich abschließend noch sagen, dass beide bereits in dieser erst dritten Folge wie ein eingespieltes Team wirken und man eine Zusammenarbeit geboten bekommt, die so aussieht, als sei sie schon immer dagewesen. So zählt "Das Haus in Frankreich" zu einer der sehenswertesten frühen Folgen der Serie.

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