DIE MUNSTERS

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Prisma
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DIE MUNSTERS

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DIE MUNSTERS


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● THE MUNSTERS / DIE MUNSTERS (US|1964-66)
in den Hauptrollen | Fred Gwynne | Yvonne de Carlo | Al Lewis | Beverly Owen | Pat Priest | Butch Patrick
eine Produktion der Kayro-Vue Productions | für CBS Television Network
Regie | Lawrence Dobkin | Jerry Paris | Norman Abbott | Seymour Berns | Earl Bellamy | Ezra Stone | Joseph Pevney | u.a.



Die Familie Munster ist nicht gerade das, was man als eine amerikanische Durchschnittsfamilie bezeichnen würde. Vater Herman ähnelt Frankensteins Monster und ist in einem Experiment geschaffen wurden, Lily und ihr Vater sind aktive Vampire, und Eddie, Hermans und Lilys Sohn, wächst in Vollmondnächten zu einem Werwolf heran. Frisch aus Transsilvanien in die Vereinigten Staaten umgezogen, kämpfen die Familienmitglieder in ihrer alten Villa in der Mockingbird Lane 1313 mit den Tücken der modernen Gesellschaft und deren Konventionen. Dabei stellt gerade Marilyn, die Nichte der Munsters, ein sehr gutes Bindeglied zum alltäglichen Leben dar, da sie nach Ansicht der Familie aufgrund ihres normalen Aussehens aus der Art geschlagen ist. Ihr Weg zur normalen amerikanischen Familie ist mit vielen Hindernissen und Rückschlägen verbunden, doch die Minsters lassen sich auch von den widrigsten Umständen nicht unterkriegen...

Die Comedyserie "Die Munsters" wurde seinerzeit parallel zu der ebenso erfolgreichen Serie "The Addams Family" gesendet und behandelt in vielerlei Hinsicht ähnliche Inhalte. Diese Serie brachte es von 1964 bis 1966 auf zwei Staffeln und es wurden 70 Episoden abgedreht. Die alltäglichen Missgeschicke der schaurig-schönen Familie wirken wie ein Selbstläufer für amüsante Unterhaltung und auch die Darsteller_innen tun hier ihr Bestes, um den verschiedenen Geschichten Glaubhaftigkeit, Witz und Charme zu vermitteln. Auch wenn die Serie schon viele Jahre hinter sich hat, kann sie auch heutzutage noch blendend unterhalten und für zündenden Humor sorgen - quasi ohne jegliche Verjährungsfrist. Zahleiche running gags und Umkehrreaktionen wirken ebenso geistreich, wie das genüssliche Jonglieren mit gesellschaftlichen Schablonen und Klischees, sodass jede Folge ihre Stärke im Handumdrehen aufbauen kann. Die gruselig-amüsante Atmosphäre und die schrägen Personen tun ihr Übriges dazu.

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Prisma
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Re: DIE MUNSTERS

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● FOLGE 01 | MUNSTER MASQUERADE / DAS KOSTÜMFEST (US|1964)
in den Hauptrollen: Yvonne de Carlo, Al Lewis, Beverly Owen, Butch Patrick und Fred Gwynne
Gäste: Linden Chiles, Mabel Albertson, Frank Wilcox, Lurene Tuttle, Walter Woolf, Nina Roman, u.a.
eine Produktion der der Kayro-Vue Productions | für CBS Television Network
Regie: Lawrence Dobkin



Marilyn geht seit längerer Zeit mit Tom Daly aus, einem jungen Mann der aus einer angesehenen Familie stammt. Da Marilyn bislang kein gutes Händchen mit Männern hatte, ist sie umso glücklicher und möchte ihren Freund der Familie vorstellen. Doch zu einem Aufeinandertreffen soll es erst zu einem späteren Zeitpunkt kommen. Toms Familie lädt die Munsters zu einem Kostümfest ein und es kommt bereits im Vorfeld zu Unstimmigkeiten, da Grandpa keine Einladung erhalten hatte. Toms Eltern wundern sich über die seltsamen Ansprüche der Gäste und zweifeln daran, ob Marilyn die richtige Partie für ihren Tom sei. Da man sich zur Party verkleiden muss, fallen die Munsters im Getümmel nicht weiter auf, die sich allerdings über die anderen Gäste wundern, weil sie trotz Kostümierung, in ihren Augen so normal aussehen. Der Abend nimmt seinen Lauf, bis es zu einem kleinen Eklat kommt, da unterschiedliche Welten aufeinander treffen...

Eine junge hübsche Frau steht mit ihrer Verabredung auf der Türschwelle. Sie möchte ihren Freund endlich einmal der neugierigen Familie vorstellen, doch er hat lediglich Absichten amouröser Art. Man sieht ein Szenario, das einem ziemlich bekannt vorkommt, da es Anwendung in unzähligen Filmen gefunden hat, doch erscheint ebenso auffällig, dass irgend etwas am Ambiente nicht zu stimmen scheint. Das düstere Haus wirkt verkommen, es stürmt und es klappert, bis man plötzlich Onkel Herman hinter dem Fenster hervor blicken sieht, bei dessen Anblick Marilyns Kavalier sicherlich direkt das Weite gesucht hätte, was - wie man erfährt - schließlich schon öfter vorgekommen sein soll, da die Natur es laut Familie mit der armen Marilyn nicht besonders gut gemeint habe. Die Familie wird sofort sehr sympathisch gezeichnet und zieht den Zuschauer selbstverständlich direkt auf ihre Seite. Herman hat das friedfertige und naive Gemüt eines Kindes, Lily besticht durch Charme, Skurrilität und Aura, Grandpa hat immer eine schaurige Geschichte aus der Gruft zum Besten zu geben und Eddie ist eben ein ganz normales Kind mit netten Flausen im Kopf. Es darf also herzhaft gelacht werden und die erste Folge gibt nach kürzester Zeit eine eindeutige Marschrichtung vor. Die Munsters müssen sich erst einmal in der neuen Welt einfinden und die running gags werden über die Verwunderung über eigenartige Leute um sie herum und deren unmögliches Aussehen aufgebaut. Diese permanenten Umkehrreaktionen und das leichtfüßige Spiel mit gesellschaftlichen Konventionen wirkt absolut geistreich und erheiternd. Thematisch bringt die erste Folge mit dem bevorstehenden Kostümfest günstige Voraussetzungen dafür, dass die Familie sich unauffällig in der Öffentlichkeit bewegen kann und ganz nach Stil des Hauses Munster wird eine charakteristische und ebenso witzige Maskerade veranstaltet.

Bevor man sich am Titel gebenden Ort wieder findet, gibt es allerlei Konversationen zum Schmunzeln und einige Hintergrundinformationen zur Familie, die sich im Serien-Verlauf immer weiter verdichten werden. Bevor man aufbricht, merkt Herman an, dass es aufgehört habe zu regnen. Der Zuschauer denkt sich, dass man von Glück sagen kann, doch Grandpa bemerkt dazu nur trocken: »Ja, aber davon sollten wir uns den Abend nicht verderben lassen!« Ja, es macht schon riesigen Spaß, weil es sich bezüglich der Dialogarbeit nicht nur um Zufallstreffer oder erfreuliche Tendenzen handelt, es geht auf absolut gleich bleibendem Niveau weiter und man bekommt immer neue Finessen angeboten. Auch eine kleine Nebenhandlung sorgt für heiter bis düstere Momente, da der Sohn des Hauses eine Babysitterin für den Abend vor die Nase gesetzt bekommt. Bei dieser Gelegenheit werden die Eigentümlichkeiten des Hauses und dessen Innenleben näher durchleuchtet. Hier kann durchaus betont werden, dass man es mit absolut stilvoll hergerichteten und atmosphärisch dienlichen Kulissen zu tun hat. Auch die kruden Haustiere, wie die schwarze Katze, die wie ein Löwe brüllt, oder der Rabe in der Uhr, sorgen für platziertes Amüsement. Der Start in die Reihe ist mit "Das Kostümfest" mehr als gelungen und man darf auf die weiteren Abenteuer der Familie Munster gespannt sein. Übrigens war es eine blendende Idee der Produktion, sich für die Schwarzweiß-Variante zu entscheiden, da die atmosphärische Dichte hierdurch nicht nur begünstigt wird, sondern auch nur schwer zu überbieten ist. Der in Farbe gedrehte Pilotfilm ist zu Vergleichszwecken zwar interessant, wirkt aber bezüglich der Aufmachung zu übertrieben, künstlich und letztlich sogar aufdringlich. Ein weiterer Clou ist außerdem die Verpflichtung von Yvonne de Carlo als Lily Munster geworden, die Joan Marshall ersetzte. Es bleibt eine schöne Folge, nach der es gerne so weiter gehen kann!

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Prisma
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Re: DIE MUNSTERS

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● Folge 02 | MY FAIR MUNSTER / DER LIEBESTRANK (US|1964)
in den Hauptrollen: Yvonne de Carlo, Al Lewis, Beverly Owen, Butch Patrick und Fred Gwynne
Gäste: John Fiedler, Claire Carleton, Edward Mallory
eine Produktion der der Kayro-Vue Productions | für CBS Television Network
Regie: David Alexander



Marilyn hat wieder einmal einen neuen Liebhaber und nach einigen Rendezvous möchte sie ihren Freund der neugierigen Familie vorstellen. Doch bereits beim Anblick von Onkel Herman nimmt der junge Mann die Beine in die Hand und sucht verängstigt das Weite. Marilyn versteht die Welt nicht mehr und zweifelt an sich und ihrem Aussehen. Nach einem Familienrat beschließen die Munsters etwas zu unternehmen. Grandpa soll einen Liebestrank zusammenbrauen, der alle Männer absolut verrückt nach Marilyn werden lässt. Opas Experiment erzielt leider nicht den gewünschten Erfolg und der Trank gerät in Lilys und Hermans Haferbrei. Ab sofort sind beide mit einer magischen Anziehungskraft gesegnet; sie bringt den Postboten und er die sich sonst so abweisend verhaltende Nachbarin um den Verstand...

Auch diese zweite Folge ist auf dem immer wiederkehrenden Umstand aufgebaut, dass die bedauernswerte Marilyn kein besonderes Glück bei ihren Männerbekanntschaften zu haben scheint. Gerade dann, wenn sie ihre Freier der Familie vorstellen wollte, suchten diese verängstigt das Weite und niemand hat sie je wieder in ihrer Nähe gesehen. Marilyn versteht die Welt nicht mehr und bezieht jedes fluchtartige Ende der Beziehungen auf sich, wobei die Familie Munster hinter vorgehaltener Hand einen Schritt weiter geht. So hört man beispielsweise Lily erwähnen, dass die Natur es mit Marilyn nicht so gut gemeint habe, wie mit dem Rest der Familie. Für alle ist also klar, dass die aus der Art geschlagene Nichte unter diesen Voraussetzungen niemals einen Mann abbekommen dürfte, bis man sich schließlich gezwungen sieht, zu außerordentlichen Mitteln zu greifen. Auch wenn die Serie zu diesem Zeitpunkt noch blutjung ist, ahnt man schnell, dass jegliche Maßnahme dazu prädestiniert sein dürfte, ein totales Fiasko zu werden, doch genau hierbei entsteht der große Spaß. Die Frage und die Verwunderung über das eigenartige Aussehen von Otto-Normalverbraucher stellt einen immer wiederkehrenden und witzigen running gag dar, der noch zahlreiche Variationen innerhalb der laufenden Serie erfahren wird. Grandpa braut also einen Liebestrank zusammen, doch seine Zauberkünste sind mittlerweile recht angestaubt, was den Eindruck vermittelt, dass er aus Versehen auch das gesamte Haus in die Luft jagen könnte. Durch einen glücklichen oder unglücklichen Zufall läuft das geplante Experiment in vollkommen unerwartete Bahnen. Plötzlich stellen Lily und Herman die Objekte der Begierde dar und es darf tatsächlich ausgiebig gelacht werden, wenn sie jeweils einen unfreiwilligen zweiten Frühling erleben, da jeder, der die beiden erblickt, in einen unbändigen Liebesrausch verfällt.

Bei Mrs. Munster ist es in diesem Fall der Postbote, der sich vorsichtig und wie üblich angewidert auf die Tür der Familie zubewegt. Ein Blick genügt und er wird zum Tiger. Herman bekommt es unterdessen mit der sonst so abweisenden und schrulligen Nachbarin zu tun, die ihn ebenfalls verfolgt und ganz offensichtlich verführen möchte. Im Haus entsteht schließlich ein sagenhaftes Chaos, denn die liebestollen Gäste verfolgen die Munsters quer durch das komplette Interieur, wobei das Stilmittel der Zeitraffer hierbei blendend funktioniert und alle Bewegungsabläufe obendrein hervorragend choreografiert erscheinen. Bei dieser Gelegenheit lernt man das alt-ehrwürdige Haus der Familie auch etwas besser kennen und erfährt, wie man in den zahlreichen Geheimgängen beinahe spurlos verschwinden kann. Als der in Ekstase versetzende Trank nachlässt, kehrt wieder etwas Ruhe bei den Munsters ein, doch man ist beim eigentlichen Problem kein Stück weiter gekommen, denn Marilyn ist immer noch ohne Mann. Die kurze Spieldauer hat erneut eine optimale Nutzung erfahren und ist von der Gruft bis in die oberen Gemächer mit genügend schwarzem Humor angereichert worden. Interessant dabei ist, dass kein Mitglied der Familie zum bloßen Stichwortgeber degradiert wird, sodass sich eine sehr angenehme Eigendynamik entfalten kann. Die großen Momente entstehen zum Beispiel, wenn Herman und Lily in einen Spiegel schauen, der dann sofort zerspringt, oder wenn es zu den üblichen Umkehrreaktionen kommt, wie etwa in folgender Szene, als Eddie Schlafen gehen soll und er nur erwidert, dass er noch nicht ins Bett möchte, da es draußen immer noch dunkel sei. Derartige Szenen tragen zu einem sehr hohen Wiedererkennungswert bei und sorgen nicht nur für Situationskomik, sondern auch für Flair. Man darf daher gespannt sein, wie es mit dieser recht unkonventionellen Familie weiter geht.

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