PERCY STUART

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Prisma
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PERCY STUART

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● PERCY STUART (D|1969-72)
mit Claus Wilcke | Horst Keitel | Robert Meyn | Ulrich Beiger | Gerhrd Frickhöffer | Otto Stern | Günter Lüdke | u.a.
eine Hamburgische Film- und Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie | Ernst Hofbauer | Hans- Georg Thiemt

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Die wöchentlich ausgestrahlte Abenteuerserie mit Krimi-Einschlag "Percy Stuart" brachte es insgesamt auf beachtliche 52 Folgen in vier Staffeln, die bis zu ihrem Ende recht hohe Einschaltquoten verbuchen konnte. Dabei erscheinen die Geschichten rund um den amerikanischen Multimillionär, der einem Millionärs-Club beitreten will, für die Aufnahme aber 13 schwierige Aufgaben erfüllen muss, thematisch unausschöpflich zu sein. Anschließend folgten zahlreiche Formate, die sich an dieser Serien orientierten. Vielleicht muss man die Aufmachung und das breite Augenzwinkern der Folgen bedingungslos mögen, um sich auch restlos mit dieser Serie und deren Marschrichtung anfreunden zu können, denn es tun sich immer wieder ein paar strapaziöse Abgründe auf, was am auftauchenden Humor und einigen Personen liegt. Die Titelfigur wird sehr intensiv und ambitioniert von Claus Wilcke dargestellt, bei dem erst gar kein Zweifel aufkommt, dass er die teils unorthodoxen Fälle als sogenannter deutscher James Bond auch lösen kann. Die geheimnisvollen Aufgaben verfügen über wechselhaft interessante Storys und Personen, aber hauptsächlich sehr schöne Schauplätze, dialogreichen Humor, Action und bekannte Interpreten des deutschen Films und Fernsehens. Es bleibt also abzuwarten, ob sich beim zweiten Anlauf ein Zugang zur Serie, die bis zur ersten Hälfte noch in Schwarzweiß gedreht wurde, finden lässt...

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Prisma
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Re: PERCY STUART

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● FOLGE 27 | PERCY STUART | FÜNF PFEIFEN (D|1970)
in den Hauptrollen: Claus Wilcke, Horst Keitel, Robert Meyn, Gerd Frickhöffer, Günter Lüders
als Gäste: Hela Gruel, Balduin Baas und Marlies Draeger
eine Hamburgische Film- und Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Hans-Georg Thiemt



Sir John, der Vorsitzende des Millionärs-Clubs, unterrichtet Percy Stuart davon, dass er noch nicht in das Gremium aufgenommen werden kann, da seine letzte Prüfung nicht zufriedenstellend gelöst worden sei. Dieser nimmt es sportlich und setzt sich sofort mit einer neuen Anforderung auseinander. Es gilt einen fünfpfeifigen Dudelsack in Schottland zu finden, auf dem Stuart ein Lied im Club vorspielen soll. Er und Reginald machen sich schon bald auf die Suche und werden erstaunlich schnell fündig, doch sie haben die Rechnung ohne die tückische schottische Landschaft gemacht...

Angekommen in den Farb-Episoden der Serie, geht es wie gehabt weiter mit einer recht unorthodoxen Aufgabe aus dem Gremium des Clubs, in den die Titelfigur aufgenommen werden will. Hin und wieder fragt man sich vielleicht, ob es die Bürden dieser Anforderungen wert sind, sich so ins Zeug zu legen, aber Percy Stuart braucht als Privatier schließlich eine sinnvolle Beschäftigung, denn es wäre nicht auszudenken, dass er sich am Ende noch zu Tode langweilt, was übrigens auch für das treue Publikum zutrifft. Es gilt einen fünfpfeifigen Dudelsack in Schottland aufzutreiben. Nach wenigen Minuten scheint diese Aufgabe auch schon erfüllt zu sein, doch die unwegsame Landschaft und die Witterung kommen den beiden Protagonisten in die Quere. Stuart verliert seinen Aufpasser Reginald Prewster, der für die sachgemäße Durchführung der jeweiligen Anforderungen bürgen soll, bis es den Multimillionär in ein abgelegenes Schloss verschlägt, in dem die Uhren gefährlich anders zu gehen scheinen. Die dort wohnenden Pimbrooks fallen durch äußerst merkwürdiges Verhalten auf, werden aber dargestellt von hoch interessanten Interpreten, deren beinahe theaterhaftes Schauspiel die große Bühne dieser kleinen Episode ebnen wird. Während Prewster sich im Moor verirrt und in Lebensgefahr gerät, die allerdings durch den für die Serie typischen Humor aufgeweicht wird, muss Percy Stuart zunächst die Qualen einer ständigen musikalischen Berieselung durch einen Dudelsack aushalten. Tom, der Sohn des Hauses - offensichtlich vollkommen verrückt - schnappt sich zu allem Überfluss noch das fünfpfeifige Modell und will es nicht wieder hergeben. Seine Mutter dreht am gleichen Rad wie ihr Sohn, sodass diese Episode sehr unruhig vonstatten gehen wird.

Man muss sicherlich ein Faible für die musikalische Untermalung eines Dudelsacks haben, denn ansonsten fühlt man sich wie ein kurz vor dem Durchdrehen stehender Kunstbanause auf der Streckbank, der gleich nichts mehr aushält. Isa, die Schwiegertochter des Hauses, wird wie eine Gefangene gehalten. Sie ist dem Vernehmen nach Witwe, da sie ihren Ehemann einst im Moor verlor. Dargestellt von der atemberaubend schönen Marlies Draeger, deren Intentionen verunsichern, und das bloße Dasein nicht immer ganz klar zu sein scheint, denn sonst hätte sie dieses hysterische Vakuum schon längst verlassen, gibt sich by the way als bedrohte Schöne hin, die sich in Percy Stuarts starke Arme fallen lässt, wann immer es nur möglich ist. Aber immerhin ist ja noch ein Sohn da, den sie einfach heiraten könnte, zumindest wenn es nach Hela Gruel, der Schlossherrin, gehen würde. Gruel zieht wie üblich alle Register und begeistert mit ihrem aufdringlichen Verhalten, das von Tatkraft erzählt und mit ironischen Pfeilspitzen versehen ist. Balduin Baas ist ohnehin immer eine spezielle Kategorie für sich, sodass man sich trotz peinlich berührender Momente recht gut unterhalten fühlt. Schließlich läuft alles dann doch nicht so glatt, wie man es sich erhofft hat, und am Ende hat man als Publikum das Hausrecht, um sich ganz ernsthaft zu fragen, was das eigentlich alles sollte. "Fünf Pfeifen" - dessen Titel hoffentlich nicht die fünf maßgeblichen Akteure dieser Groteske meint - ergibt sich vollkommen der bisherigen Marschrichtung der Serie, kann bei Genügsamkeit und der Anerkennung der dynamischen Leistungen der Interpreten auch irgendwie überzeugen, was bei einer Spielzeit von ungefähr 25 Minuten auch einfach drin sein sollte, aber es gibt definitiv strapaziösere Episoden.

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● MARLIES DRAEGER als ISA PIMBROOK in
PERCY STURAT - FÜNF PFEIFEN (D|1970)



Marlies Draegers Mitwirkung in der 27. Folge der Vorabendserie "Percy Stuart" markiert auch beinahe schon das abrupte Ende ihrer eigentlich so vielversprechenden Karriere, die lediglich 16 Auftritte in Film und Fernsehen umfasst. Ihre Rolle in der Episode "Fünf Pfeifen" baut sich ein wenig als Gegengewicht zu dem hauptsächlich aus Humor und grotesken Momenten bestehenden Fall, denn sie präsentiert sich als wandelnder Vorwurf, dessen Mimik nichts anderes kennt als anklagende Gesten und Hilferufe, immerhin darf sie sich wie eine Gefangene in dem Haus ihrer Schwiegermutter fühlen. Sie soll sich an den übrig gebliebenen Sohn des Hauses verschwenden, so will es zumindest die Mutter, aber wie es scheint, tritt sie in einen Generalstreik. Komischerweise kann sie ihr sonst abgeschlossenes Zimmer verlassen, als Stuart aufkreuzt, aber die Situation ist ja auch äußerst dringlich. Marlies Draeger nutzt die naturgemäß beschränkten Voraussetzungen einer derartig kurzen Episode optimal, sodass der Zuschauer mitfiebert, denn immerhin könnte sie einem ausgewiesenen, permanent Dudelsack spielenden Irren in die Hände fallen und es wäre doch wirklich viel zu schade um sie. Glücklicherweise hilft der gemeine Zufall, beziehungsweise Percy Stuart, und lässt die Hoffnung aufkommen, die bildschöne Gefangene aus ihrem Gruselschloss zu befreien. Natürlich denkt man unweigerlich an bekannte Märchen-Vorlagen, doch Regisseur Hans-Georg Thiemts Inszenierung hat am Ende sehr wenig damit zu tun, da er etwas in diese Folge integriert, das kammerspielartig oder theaterhaft, spröde und letztlich störend anmutet, weil man es nicht gleich identifizieren kann. Vielleicht muss man auch einfach nur Fan derartiger Veranstaltungen sein? Wie dem auch sei, das störrische Treiben bahnt sich einen unaufhaltsamen Weg in die Katastrophe, deren Elixier Marlies Draeger alias Isa zu sein scheint.

Die im Jahr 1947 in Heiligenstadt geborene Schauspielerin wirkt wie ein Fremdkörper in diesem B-Ambiente, das von Frauen dominiert wird, da keine starken Männer mehr übrig sind, sondern nur noch Karikaturen ihrer selbst. Im Vergleich zu ihrer Kontrahentin Hela Gruel, die permanent die Offensive ergreift, außerdem mit giftigen Wortspitzen auffällt und mindestens genauso durchgedreht ist, wie ihr Sohn - der von Balduin Baas Leben nach Art des Hauses eingehaucht bekommt - bleibt sie starr. Draegers Isa verfällt somit immerzu in eine mittlerweile resignierende Defensive und es scheint, als habe die schöne Frau mit ihrem Schicksal längst abgeschlossen. Die Interpretin ist auch hier schön und vor allem geheimnisvoll wie üblich, sodass sich auch aus dieser kleinen Rolle etwas Aura herausschlagen lässt. Eine tiefe Melancholie und Traurigkeit überspielt das sonst sichtbare verschlagen wirkende Wesen, doch hier spielt hauptsächlich Verängstigung eine entscheidende Rolle. Die Kamera deckt ihre Gemütszustände ungeschönt auf, indem sie sich für dieses außergewöhnlich schöne Gesicht interessiert und ihm einige Großaufnahmen zuteil werden lässt. Percy Stuart drängt die Figur der Isa zusätzlich in die Defensive, da man es hier mit einer ganz klassischen und von Klischees triefenden Rolle der bedrohten Schönheit zu tun hat, die Marlies Draeger eigentlich nicht besonders gut stehen will, da man ihre teils selbstbewussten, wortergreifenden und unkonventionellen Tendenzen in so guter Erinnerung behalten hat. Nichtsdestotrotz ist eine bekannte Vorabendserie genau auf solche Engagements angewiesen, die durch irgendwas zwischen bekannt und unbekannt, Haupt- und Nebenrolle sowie attraktiv und unergründlich eine Art Zauber entwickeln kann, der von Marlies Draeger immer auszugehen scheint. So bleibt ein überaus nettes Wiedersehen vor ihrem unbemerkten Verschwinden.

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