DAS HAUS AUF DEM GEISTERHÜGEL - William Castle

Slasher, Backwood, Grusel oder auch herber Splatter: der Platz für die dunkle Seite des amerikanischen Films
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Percy Lister
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Registriert: Sa., 14.11.2020 16:15

DAS HAUS AUF DEM GEISTERHÜGEL - William Castle

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"Das Haus auf dem Geisterhügel" (Original: House on Haunted Hill) (USA 1959)
mit: Vincent Price, Carol Ohmart, Richard Long, Carolyn Craig, Alan Marshal, Elisha Cook jr., Julie Mitchum, Howard Hoffman, Leona Anderson | Drehbuch: Robb White | Regie: William Castle

Frederick Loren und seine Frau Annabelle geben eine Spukparty für fünf geladene Gäste. Der exzentrische Millionär hat jedem von ihnen 10 000 Dollar versprochen, wenn sie es schaffen, über Nacht in dem verschachtelten Anwesen auszuharren. Um Mitternacht schließen sich die Stahltore hinter den Besuchern und bald schon bereuen es die ersten, nicht noch in letzter Minute abgereist zu sein. Sieben Menschen sind in dem Haus bereits auf gewaltsame Weise zu Tode gekommen und es scheint so, als ginge auch in dieser Nacht das Grauen um, das selbst vor der Hausherrin nicht Halt macht....

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Eines der beliebtesten Sujets des Horrorfilms stellt das abgeschiedene Landhaus dar, dessen Geschichte auf Jahrhunderte blicken kann und innerhalb dessen Mauern mehrere Menschen gestorben sind - bevorzugt auf unnatürliche Weise. Der Zuschauer bringt klar umrissene Vorstellungen und Erwartungen an diese Filmgattung mit, was es den Produzenten einerseits leicht macht, die Handlung in bestimmte Bahnen zu lenken, andererseits auch einen gewissen Sättigungsfaktor bedeutet, da sich oftmals das Gefühl einstellt, es nur mit alten Hüten zu tun zu bekommen. Der Name Vincent Price bürgt wie kein anderer für grausame Rache und finstere Pläne, die er meist an unliebsamen Konkurrenten oder untreuen Ehefrauen verübt. Sein Name ist Programm und wurde oft als Aushängeschild für drittklassige Reißer verwendet, die er durch seine markante Präsenz aufwerten sollte. "Das Haus auf dem Geisterhügel" verfügt über jene Attribute, die den Film klassisch und stilvoll machen und deren Charme wie ein guter Tropfen im Laufe der Jahre veredelt wird. Die Horror-Elemente verraten alte Handwerkskunst und muten für den heutigen Betrachter sehr nostalgisch an, etwa wenn ein Geist auf Rollen ins Zimmer schwebt oder ein Skelett an Fäden zum Klappern gebracht wird. Die grausamen Mordmethoden der Vergangenheit, deren Schrecken durch von Decken tropfendes Blut oder ein Säurebecken im Weinkeller noch immer präsent sind, geben den Eindruck eines unerklärlichen Spukes, aber wie so oft verbergen sie auch hier nur einen konventionellen Mordplan, der freilich teuflisch ausgeschmückt wurde. Neben einem aalglatten Vincent Price überzeugt vor allem Carol Ohmart, die neben ihrer verführerischen Aura auch eine Antenne für das Übersinnliche transportiert und die eigentliche Heldin der Geschichte, welche von Carolyn Craig gespielt wird, bieder und unscheinbar wirken lässt. Dabei kommt es zum schauspielerischen Duell zwischen der unnahbaren Schönheit und der scream queen, deren Begegnungen mit dem Abscheulichen wie eine Vorstufe zum wahren Grauen sind, das hinter den Schockeffekten lauert. Der Film vermag gut zu unterhalten, wenn auch freilich eine FSK 18 keineswegs gerechtfertigt ist, in diesem Paradebeispiel schwarzen Humors, in dem selbst das Skelett in der Cast-Liste aufgeführt wird. Die Gruselatmosphäre wird angenehm gehalten und manifestiert sich in düsteren Momenten, wobei eine wirkliche Bedrohung der Sympathieträger so gut wie ausgeschlossen wird, was dem Film leider ein wenig den Biss nimmt. Vincent Price, Carol Ohmart und Alan Marshal hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck.

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