DIE BLUTORGIE DER SATANSTÖCHTER - Ted V. Mikels

Slasher, Backwood, Grusel oder auch herber Splatter: der Platz für die dunkle Seite des amerikanischen Films
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Maulwurf
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DIE BLUTORGIE DER SATANSTÖCHTER - Ted V. Mikels

Beitrag von Maulwurf »

Die Blutorgie der Satanstöchter
Blood orgy of the she-devils
USA 1972
Regie: Ted V. Mikels
Lila Zaborin, Victor Izay, Tom Pace, Leslie McRay, William Bagdad, Annik Borel, Ray Myles, Kebrina Kincaide, Paul Wilmoth, Curt Matson


Die Blutorgie der Satanstöchter.jpg

OFDB

Die Hexe Mara ist ziemlich geschäftstüchtig, weswegen sie mehrere Geschäftszweige gleichzeitig unterhält: Sie zeigt Menschen das Ende ihres letzten Lebens, sie hält Seancen ab, und sie agiert als Auftragskillerin. Per schwarzer Magie kann sie über große Entfernungen hinweg ihre Opfer töten ohne Spuren zu hinterlassen. Ihre aktuellen Auftraggeber allerdings halten sie nach dem durchgeführten Hit (nennt man das dann noch so?) für eine Gefahr und erschießen sie ganz banal. Mmh, schon mal eine praktizierende Hexe erschossen? Denn manchmal kommen sie wieder … Parallel interessieren sich das Penthouse-Pet des Jahres 1849 Lorraine und Aushilfs-Zoowärter Mark für schwarze Magie, gehen bei Mara auf Seancen, und holen sich bei der parapsychologischen Koryphäe Dr. Helsingford Rat für das zukünftige theologisch-korrekte Vorgehen …

Kaum beginnt der Film, wähnt man sich freudestrahlend bei Joe Sarnos SEXORGIEN DER SCHWARZEN HEXEN: Ein dunkler Partykeller voller leichtbekleideter Damen und ein schwarzer Trommler lassen hoffen. Aber Achtung, Europa war in dieser Zeit bezüglich dem Zeigen weiblicher Schauwerte schon erheblich weiter, und wo Nadia Henkowa ihren aufregenden Körper minutenlang zum hypnotischen Trommelbeat schwingt, da bleiben die US-amerikanischen Damen mal hübsch angezogen. Auch später, wenn die Aufforderung zum Enthüllen erfolgt damit die Schwingungen empfangen werden können, zieht nur der einzige anwesende Mann(!) sein Hemd(!!) aus. Aber sei’s drum, darum geht es ja nicht. Obwohl, worum geht es hier eigentlich sonst?

Es geht um die Rache einer toten Hexe, und da hat es durchaus ein paar nette Einfälle. Etwa eine tote Hexe wiederauferstehen zu lassen, damit sie später noch einmal getötet werden kann. Oder Dr. van Helsford, der aus seinen Fingern bläuliche Strahlen schießen kann, um damit das grünliche Nordlicht rund um das Haus Maras zu bekämpfen. Oder die tolle Seance zu Beginn, bei der ein Geist eines Häuptlings einer Anwesenden Frau in Indianerdeutsch erklärt, dass sie ihr noch nicht einmal gezeugtes Kind verlieren wird: „Du nicht traurig sein.“ Die Angesprochene trägt’s mit Fassung … Gigantisch auch die Mordszene mit der großbusigen Dunkelhaarigen, die in der originalen Sprachfassung mit einer mitten im Mord beginnenden Kuckucksuhr zu kämpfen hat. Oder die Bibermütze des Hausfaktotums. Oder die „Musik“, die in ihren wenigen erträglichen Momenten an die Beschwörungsexperimente von Psychonaut erinnert und ansonsten eher an Oskar Sala, und den kann ich nun ehrlich gesagt nicht so ab. Ich Kulturbanause ich …

Wahrscheinlich muss man sowas halt einfach mögen. Wer Spaß daran hat, dass vier vertrocknete Gelehrte sich in eine Tür drängeln, der Vorderste meint „Beten wir zu Gott dass wir nicht zu spät kommen.“, und dann alle noch mindestens 5 Sekunden einfach nur dastehen und dumm glotzen, wer an so etwas Spaß hat wird diesen Film durchaus goutieren können. Auch die Szenen, in denen Stricknadeln in Puppen gesteckt werden und irgendjemand daraufhin anfängt zu tanzen wie Joe Cocker, diese Szenen haben ihren ganz eigenen Charme. Mir persönlich war allerdings ganz erheblich zu wenig Nacktheit dabei und einigermaßen zu wenig Blut und Gewalt. Der Film ist brav und bieder in seinen Schauwerten und erzeugt bei solcher Erwartungshaltung dummerweise einiges an Leerlauf. Auch die Stimmung ließ im Gegensatz zu den erwähnten SEXORGIEN zu wünschen übrig, weswegen wahrscheinlich dann das Bild der DVD so dunkel ist, dass man sich darum in einem düsteren Film wähnen kann.
Leslie MacRay hätte zwar mit ihrem Schlafzimmerblick und der Modelfigur keine Mühe für Erotik zu sorgen, hat aber tatsächlich die Ausstrahlung einer Hausfrau beim Großreinemachen und bringt außer einer sexy Figur nicht wirklich viel mit. Tom Pace als männliche Hauptrolle hat den Charme und die Intelligenz eines amerikanischen B-Serienhelden und wirkt auch genauso nichtsnutzig. Victor Izay als Dr. van Dingens raucht Pfeife, Zigarillo und Zigarre und kann sowohl toll sinister als auch prima nachdenklich schauen und steckt die beiden erwähnten Darsteller locker in die Tasche, und Lila Zaborin als Mara macht zwar am meisten her, darf aber gleichzeitig auch am wenigsten agieren. Eigentlich schaut sie nur eindringlich auf ihren Mys-Tisch und redet dummes Zeug. Schade, denn ihr eigenwilliges Gesicht hätte bei geschickter Inszenierung einiges retten können.

Ich denke mal ich bin einfach nicht die richtige Zielgruppe. Unterhalten habe ich mich durchaus, aber das geht auch besser. Weswegen ich mir jetzt den Sarno-Film reinziehe und heute Nacht freudig erregt von Nadia Henkowa träumen werde …

5/10 (aber sehr wohlwollend)

Drauf gekommen bin ich übrigens durch ein Video der amerikanischen Band Uncle Acid, in dem Ausschnitte aus dem Film verwurstet werden. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Damit es euch aber nicht so geht wie mir weise ich darauf hin, dass der Clip ein Sammelsurium aus verschiedensten Filmen ist, nicht nur aus den SATANSTÖCHTERN.


Im Übrigen hätte ich mir DIE Mukke zu dem Film gewünscht, anstatt des üblen Gepiepses, das auch im eigentlichen Trailer zu hören ist:


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