DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI - André De Toth

Slasher, Backwood, Grusel oder auch herber Splatter: der Platz für die dunkle Seite des amerikanischen Films
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Prisma
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DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI - André De Toth

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● HOUSE OF WAX / DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI (US|1953)
mit Vincent Price, Frank Lovejoy, Phyllis Kirk, Paul Picerni, Roy Roberts, Paul Cavanagh, Charles Bronson und Carolyn Jones
eine Produktion der Warner Bros. | Bryan Foy Productions | im Verleih der Warner Bros.
ein Film von André De Toth

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»Ein Künstler muss anscheinend ein bisschen verrückt sein!«


Der Bildhauer Professor Bondi (Vincent Price) verliert durch die Geldgier seines Geschäftspartners Burke (Roy Roberts) nicht nur sein gesamtes Kabinett und alle in jahrelanger Arbeit geformten Wachsfiguren, sondern auch sein Leben, da Burke das Studio in Brand setzt, um die Versicherungssumme zu kassieren. Nach dem Tod des Künstlers wird die Stadt von einer bizarren Mordserie heimgesucht, der auch Bondis ehemaliger Geschäftsführer zum Opfer fällt. Die Leichen der Opfer werden anschließend geraubt und verschwinden wie ihr Dieb spurlos. Als der tot geglaubte Professor Bondi eines Tages wieder auftaucht und ein neues Wachsfigurenkabinett eröffnet, gerät er unter Verdacht, allerdings wollen Zeugen eine entsetzlich entstellte Kreatur gesehen haben, die für die Morde verantwortlich ist...

André De Toths "Das Kabinett des Professor Bondi" markiert die spektakuläre Neuverfilmung des bereits im Jahr 1933 entstandenen "Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts" des ebenfalls aus Ungarn gebürtigen Regisseurs Michael Curtiz. Die Besonderheit dieser zwanzig Jahre später entstandenen Version ist die Tatsache, dass es sich dabei um die erste Großproduktion in einem 3-D-Verfahren und mit Stereoton handelt. Dieser Film gilt bis heute als einer der atmosphärischsten Horror-Klassiker, und De Toth versteht es in einmaliger Art und Weise, dem Publikum an den Nerven zu ziehen, es über die Maßen mitfiebern zu lassen und es das Fürchten zu lehren, indem er Bilder präsentiert, die sich alptraumhaft entfalten und sich in immer wiederkehrenden Sequenzen weiter zuspitzen. Mit einem Top-Akteur wie Vincent Price wirkt die Titelfigur besonders gespenstisch und geheimnisvoll und setzt alles daran, für Rätsel zu sorgen, die die Handlung antreiben. Ein Künstler gerät an einen Geschäftsmann, der nur seinen Profit im Sinn hat, sodass die Zusammenarbeit ein jähes Ende finden muss, schließlich sind die Ansichten zu weit voneinander entfernt. Bondis Kompagnon legt ein Feuer, um die Versicherungssumme zu kassieren und nimmt dabei in Kauf, dass der Professor bei dem Versuch umkommt, seine Kreationen zu retten. Diese dramatischen Szenen in einer Feuerhölle enden mit einer höllische Explosion und es scheint zur Gewissheit zu werden, dass der Inhaber des kleinen Wachsfigurenkabinetts tot ist. Unmittelbar danach sieht man eine entsetzlich entstellte Kreatur umher schleichen, die offensichtlich auf Rache aus ist. Hier muss man der Maske ein Kompliment aussprechen, denn sie in Schwarz gekleidete und vollkommen entstellte Gestalt besitzt das Potenzial, einem einen gehörigen Schrecken einzujagen.

Das hinkende Phantom tötet zielstrebig und unbeirrbar, versucht dabei, unbequeme Zeugen aus dem Weg zu schaffen. Dabei entstehen atemberaubende Verfolgungsjagden, die an atmosphärischer Dichte schwer zu überbieten sind und in Verbindung mit der teils wimmernden Musik für die großen Momente sorgen werden. Es kommt zu rätselhaften Geschehnissen, wie einem fingierten Selbstmord und abscheulichem Leichenraub, bei dem der Zuschauer zwar zum Komplizen gemacht wird, die Polizei aber völlig im Dunkeln tappt. Plötzlich taucht Professor Bondi wieder nahezu unversehrt auf, sitzt jedoch im Rollstuhl und kann seine Hände nicht mehr für seine Arbeit gebrauchen. Heimlich denkt man, dass er doch eigentlich glimpflich davongekommen ist, wenn man an die Explosion denkt, aber es scheint, als wäre der Künstler lieber in den Flammen umgekommen, als so weiterleben zu müssen. In der Zwischenzeit kommt es immer wieder zu gut gemachten Horror-Elementen, die ein spektakuläres Finale andeuten, das man hier auch geboten bekommt. Im schauspielerischen Bereich zeigen sich durchweg hervorragende Leistungen, die bei Vincent Price anfangen und in einer kleineren Nebenrolle bei Charles Bronson aufhören. Insbesondere Phyllis Kirk funktioniert hervorragend als Projektionsfläche für Angst und Schrecken, da das entstellte Monster ihr immer wieder bei Nacht und Nebel nachstellt. Natürlich ahnt man trotz aller angebahnten Verwirrung sehr deutlich, wohin sich die Geschichte entwickeln wird, allerdings kommt es hier auf die einwandfreie Inszenierung De Toths an, die sich in den wichtigen Momenten entlädt. "Das Kabinett des Professor Bondi" ist und bleibt ein ganz großer Vertreter des frühen und überaus klassischen Horrorfilms, der seine Schreckensmomente und Beklemmungszustände immer wieder aufs Neue entfalten kann.

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