THE RED HOUSE - Delmer Daves

Slasher, Backwood, Grusel oder auch herber Splatter: der Platz für die dunkle Seite des amerikanischen Films
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Percy Lister
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Registriert: Sa., 14.11.2020 16:15

THE RED HOUSE - Delmer Daves

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"The Red House" (USA 1947)
mit: Edward G. Robinson, Judith Anderson, Allene Roberts, Lon McCallister, Rory Calhoun, Julie London, Ona Munson, Harry Shannon, Arthur Space, Walter Sande u.a. | Drehbuch: Delmer Daves, Albert Maltz nach dem Buch von George Agnew Chamberlain | Regie: Delmer Daves

Der Farmer Pete Morgan und seine Schwester Ellen haben die Waise Meg adoptiert, nachdem deren Eltern ums Leben gekommen sind. Nun, da das Mädchen fast volljährig ist, sorgt sich Pete um ihr Seelenheil. Sie hat die Bekanntschaft mit dem jungen Nath Storm gemacht, der unbedingt ergründen möchte, warum Pete Meg verboten hat, die Wälder von Oxhead zu betreten. Als er eines Nachts eine Abkürzung durch den Wald nimmt, ergreift ihn angesichts der unheimlichen Atmosphäre die Panik und er läuft zur Farm zurück. Dort macht ihm Pete schwere Vorwürfe und warnt ihn vor dem Unheil, das in den Wäldern lauert....

Die freundliche ländliche Atmosphäre, die das einfache Leben der Farmer umrahmt, kann nur kurz darüber hinwegtäuschen, dass ein furchtbares Geheimnis im Schoß der Familie schlummert. Einer Familie, die als Zweckgemeinschaft gegründet und angesichts einer neuen Verbindung mittelfristig vor der Auflösung steht. Ein Wandel, der mit großen Emotionen einhergeht und Verlust- und Bindungsängste wachwerden lässt. Verzicht, Opfer und Misstrauen gegenüber dem Neuen begegnen in der jungen Generation Zuversicht, Neugier und dem Wunsch nach einem erfüllten Leben. Die Vorahnungen einer unangenehmen Wahrheit, die erfahrungsgemäß auf den "Sünden der Väter" basiert, sorgen für eine zunehmend beklemmende Atmosphäre. Die Wildnis der Natur soll begangene Verbrechen decken und erfährt in der Entdeckungslust von Nath und Meg ein unangenehmes Erwachen. Die Kameraeinstellungen der drei jungen Leute zwischen den Felsen finden ihr unheilvolles Déjà-vu am Hanging Rock in Peter Weirs "Picknick am Valentinstag" (1975). Die Spaltung der Gruppe hier und dort in zwei Lager markiert den Scheideweg, der zum Scheitern oder zum Sieg über die Vergangenheit führt. Die Darsteller spielen mit natürlichem Engagement und zeichnen ihre Charaktere in kräftigen Farben. Vor allem Edward G. Robinson und Allene Roberts als ungleiches Gespann, das als gegenseitiges Mahnmal fungiert, dessen Seelenverbindung durch das Aufbrechen alter Wunden gesprengt wird, überzeugen in dem düsteren Drama. Die größten Schrecken leben in den Köpfen der Menschen. So bezieht der Country Noir sein Angstpotenzial aus der Pein, die sich die handelnden Personen durch Sturheit, Eigensinn und dem Wunsch nach Vertuschen der Wahrheit bereiten. Das verwunschene Haus im Wald als Projektion von Mord und Totschlag zieht nicht nur das junge Paar magisch in seinen Bann, was auch musikalisch wieder von Profihand unterstützt wird - Miklós Rózsa, der für seine symphonischen Kompositionen bekannt ist, liefert emotional verstörende Töne, die die unheimlichen Bilder verstärken. Im deutschen Sprachraum ist der Mystery Thriller relativ unbekannt.

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