NAILS - John Flynn

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Maulwurf
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NAILS - John Flynn

Beitrag von Maulwurf »

Nails
Nails
USA 1992
Regie: John Flynn
Dennis Hopper, Anne Archer, Tomas Milian, Keith David, Carlos Carrasco, Charles Hallahan, Jay Acovone, Earl Billings, Cliff de Young, Luis Ramos, Raymond Cruz


Nails.jpg
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OFDB

Aus US-amerikanischen Mülltonnen direkt auf den TV-Schirm: Der Partner des rüden Cops Harry(!) Nails (Dennis Hopper) wird vor dessen Augen von bösen Buben abgemurkst, Nails macht darauf hin die Blutwurst und mischt halb Los Angeles auf. Welch Überraschung für den Zuschauer, dass er dabei auch bis in korrupte Politikerkreise vorstößt.

Der Plot und seine Umsetzung sind definitiv nur was für harte 80-er-Jahre-Copfilm-Freaks. Der LAST ACTION HERO als Parodie und somit Endpunkt dieses Genres kam erst ein Jahr später, also ist das bei NAILS alles noch ernst gemeint. Au weia …

OK, der Beginn ist Plattitüde pur. Die heulenden 80er-Jahre-Gitarren im Soundtrack, die schmierigen Latino-Gangster, der Mordauftrag für die Cops, die offensichtliche Falle, Dennis Hopper kommen die Tränen wenn er den Lieblingsfusel seines toten Buddys trinkt, der Vorgesetzte ist ein unfähiges Arschloch usw. usw. Der neue (Kurzzeit-) Partner für ungefähr 50 Sekunden ist ein Sesselfurzer, und seit Dirty Harry hat sich an den Stereotypen und den Abläufen irgendwie nichts geändert. Aber irgendeine Vorhersehung hat eben Dennis Hopper als Clint Eastwood des Tages besetzt, und das ist ein wahrer Glücksfall, weil der das ganz große Kino rauslässt. Was Hopper hier flucht geht auf keine Kuhhaut* und dürfte wohl auch der Grund für die 18-er Freigabe sein, weil die paar verirrten Titten wären kein Grund, und die ein oder zwei kurzen und nicht allzu blutigen Shoot-Outs noch viel weniger - John Woo-Ballett hatte sich 1992 wohl noch nicht bis nach Hollywood durchgesprochen.

Hopper also. Chef:"Sie müssen sich auch mal beugen." Hopper: "Damit ich mich in den Arsch ficken lassen kann?" Und dabei glitzern seine Augen als ob er zu den Produzenten spricht, die seine Karriere unter dem Tisch halten wollten. "Sie müssen vorsichtig sein. Kluge Frauen geilen mich auf." Hah, den muss ich zur Teamassistenz mal sagen, vielleicht klappt es. "Der Herr Kongressabgeordnete braucht noch einen der ihm den Schwanz hält wenn er auf die Wähler pisst." Muhaha …! .
Hopper hat sichtlich Spaß daran den wilden Max zu machen, und den Zuschauer freut es. Seine One-Man-Show rettet den ganzen Film. Wenn er das Wahlkampfbüro aufmischt oder im Luxusrestaurant den bösen Cop rauslässt ist die Stimmung garantiert. Neben ihm verblasst der eh schon blasse Rest völlig, nur der interessierte Genre-Fan bemerkt noch Tomas Milian. Der wiederum hat die Rolle des Sidekicks, was ihm zumindest einige Screentime beschert. (Die Pizzalieferaktion während der Observation hat auf jeden Fall Stil, da kommt der Superbulle bei ihm durch). Und sein Lachen und seine Gestik sind stellenweise wie in den guten alten Zeiten in Rom, nur ein bisschen fülliger.

Also: Die Handlung ist schrottig. Die Bösen sind furchtbar böse, die Dummen furchtbar dumm, und Tomas Milian ist furchtbar verfressen. Die Musikuntermalung ist grauenerregend (und dass Chi Mai in einer 80-er-Synthie-Weichspül-Version dabei verhackstückt wird macht es nicht besser). Die Synchro ist für einige Schenkelklopfer gut, inwieweit der O-Ton da schon was vorlegt lässt sich mangels englischer Tonspur nicht sagen. Hopper ist genial, Milian ist ein etwas farbloser Milian, Anne Archer lässt sich nackich doubeln, und die Locations sind so austauschbar wie nur was. Aber dank Hopper und der launigen Synchro langt es für 6 von 10 Burritos.

Als Betthupferl noch die Szene, in der sich der schmierige Politiker zusammen mit den Live-Kameras der Fernsehsender bei den beiden Cops bedanken will die ihm gerade den Arsch gerettet haben, und die auf seiner Wahlkampftribüne sitzen und Pizza mampfen.
Politiker: "Meine Herren, vielen herzlichen Dank. Gute Arbeit."
Milian schüttelt die dargereichte Hand: "Oh, vielen Dank. Danke, Sir"
Politiker zu Hopper: "Darf ich Ihnen danken? Gute Arbeit."
Hopper hält seine Pizza fest: "Geh und fick Dich selbst."
Wer träumt da nicht davon Angela Merkel einmal das Leben zu retten, wenn er hinterher so etwas sagen dürfte …

*Die Bösen übrigens genauso. Wenn in einem normalen US-Krimi eine weibliche Geisel begutachtet wird heißt es normalerweise sowas wie "Dich würde ich ja auch mal gerne näher kennenlernen, häh Puppe?". Hier sagt der Schmierlappen stattdessen "Ich finde trotzdem dass wir sie ficken sollten." Was a) näher an der Realität liegen dürfte, b) das Sackgesicht ziemlich gut charakterisiert, und c) dem Film einen gewissen sleazigen Charme gibt.

6/10

Und einen Trailer hat's auch:


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