TOP SECRET - THE SALZBURG CONNECTION - Lee H. Katzin

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Prisma
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TOP SECRET - THE SALZBURG CONNECTION - Lee H. Katzin

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TOP SECRET


● TOP SECRET / TOP SECRET - THE SALZBURG CONNECTION (US|1972)
mit Barry Newman, Anna Karina, Karen Jensen, Klaus Maria Brandauer, Wolfgang Preiss, Helmut Schmid, Udo Kier,
Patrick Jordan, Joe Maross, Raoul Retzer, Bert Fortell, Christine Buchegger, Elisabeth Felchner, Kurt Jaggberg, u.a.
eine Produktion der Twentieth Century Fox | im Verleih der Centfox
ein Film von Lee H. Katzin


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»Leb wohl Salzburg, auf Wiedersehen!«


Der amerikanische Anwalt Bill Mathison gerät während seines Aufenthalts in Salzburg ins Kreuzfeuer undurchsichtiger Machenschaften. Alles beginnt mit dem Tod eines Fotografen, der zuvor Aufnahmen von österreichischen Seen gemacht hatte, doch wenig später taucht eine weitere Leiche auf: Richard Bryant (Patrick Jordan) kommt nach einem Tauchgang im Toplitzsee ums Leben, damit seine Entdeckung rund um alte NS-Dokumente nicht publik gemacht werden kann. Unterdessen trifft Bill Mathison Bryants Frau Anna (Anna Karina), die ihm bei der Aufklärung des nebulösen Falls helfen soll, doch die beiden ahnen noch nicht, in welche Gefahren sie sich begeben werden, da es immer noch zahlreiche Personen zu geben scheint, die alles daran setzen, die Dokumente und unliebsame Mitwisser für immer verschwinden zu lassen...

Um den Toplitzsee im Salzkammergut in der österreichischen Steiermark halten sich bis heute Gerüchte über versenkte Nazi-Schätze. Schenkt man den Gerüchten Glauben, wäre auf dem Grund des kleinen Sees einiges zwischen Goldbarren über gefälschte Banknoten bis hin zu brisanten Dokumenten alles Mögliche zu finden. Auf dieser Grundlage erreichte der Toplitzsee häufig namentliche Erwähnungen in unterschiedlichen Filmproduktionen, die den Mythos am Leben halten konnten. Diese 1972 entstandene Produktion präsentiert sich ganz klassisch als Thriller mit handelsüblichen Elementen, allerdings stellt sich schnell heraus, dass es zu vielen Ungereimtheiten Im Rahmen der Dramaturgie und Inszenierung kommt. Zunächst ist zu erwähnen, dass die wirklich hochwertigen Schauplätze und herrlichen Bilder das Auge verwöhnen, die beeindruckende Kontraste zwischen vermeintlicher Idylle und dunkler Vergangenheit herzustellen wissen. Die Geschichte an sich startet schnell und ohne Vorinformationen und leider wirkt es oft so, dass die Regie wichtige Zusammenhänge schuldig bleiben wird, was schließlich lückenhafte Eindrücke vermittelt. Die geheimen Dokumente, die für immer ihre Ruhe auf dem Grund des Sees hätten finden sollen, wirken nach ihrem plötzlichen Auftauchen und erneuten Verschwinden wie Blindgänger, die über dreißig Jahre lang keine Gefahr darstellten, solange sie unbemerkt schlummern konnten. Plötzlich aber entwickeln sie sich zu gefährlichem Sprengstoff, da offensichtlich etliche Personen im Hintergrund um ihr zu Unrecht unbehelligtes Leben fürchten müssen. Mehrere Tote und Anschläge auf die Leben der ermittelnden Personen beweisen, dass die Brisanz dieser Papiere auch nach Jahrzehnten keine Verjährungsfrist erfahren hat, sodass sich der Verlauf wie von selbst und schichtweise aufbauen kann.

Dennoch macht sich immer wieder das Fehlen wichtiger Mosaiksteine bemerkbar, sodass die Kombinationsgabe des Publikums gefragt sein wird, welches unterm Strich jedoch überstrapaziert wird. Daher wirkt es, als schlichen sich dramaturgische Absencen ein, die am Ende unüberbrückbar wirken, da man sich hin und wieder beinahe genötigt fühlt, verschiedene Zusammenhänge selbst zusammenzureimen. Das Stakkato einer empfundenen Zusammenhanglosigkeit setzt dem Verlauf zu, der auf schnellen Aneinanderreihungen von Szenen basiert, die nicht genügend ausbuchstabiert wurden. Beim Thema Spannung lassen sich des Weiteren kaum nennenswerte Ausrufezeichen ausfindig machen, außerdem macht sich immer wieder etwas Leerlauf bemerkbar, der die eigentlich hochinteressante Geschichte schwächt. Erfreuliches wird hingegen von darstellerischer Seite geboten. Die Besetzung der Hauptrollen mit Barry Newman und Anna Karina bleibt trotz Karinas eher unauffälliger Darbietung ein echter Hingucker, denn die beiden funktionieren sehr gut als unfreiwillig zusammengestelltes Duo. Die vielleicht beste Leistung bietet die US-Amerikanerin Karen Jensen an, deren sympathische Erscheinung möglicherweise nicht ihre eigentliche Funktion widerspiegelt. Zahlreiche bekannte Interpreten des deutschsprachigen Film- und Fernsehgeschäfts staffieren das Szenario glaubhaft aus, helfen bei dieser Gelegenheit etwas über die unausgegorenen Phasen des Films hinweg. "Top Secret - The Salzburg Connection" behält insgesamt leider zu viele seiner Geheimnisse für sich und arbeitet nur halbherzig an der Aufklärung dieses besonderen Ausgangsstoffs, der immer wieder aktuell zu sein scheint. Im Rahmen von Lee H. Katzins fahriger Regie ist somit ein gut gemeinter Thriller ohne wirklichen Nervenkitzel entstanden, da er in seinen Konturen uneindeutig bleibt und nicht das hält, was er zu versprechen versucht. Zu unterhalten vermag dieser Beitrag dennoch gut, da die Zeit ungewöhnlich kurzweilig vergeht.

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