DAS MÄDCHEN AUS DER CHERRY-BAR - Ronald Neame

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Maulwurf
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DAS MÄDCHEN AUS DER CHERRY-BAR - Ronald Neame

Beitrag von Maulwurf »

Das Mädchen aus der Cherry-Bar
Gambit
USA 1966
Regie: Ronald Neame
Shirley MacLaine, Michael Caine, Herbert Lom, Roger C. Carmel, Arnold Moss, John Abbott, Richard Angarola, Maurice Marsac, Paul Bradley


Das Mädchen aus der Cherry-Bar.jpg


https://ssl.ofdb.de/film/31772,Das-M%C3 ... Cherry-Bar

Ahmad Shabandar ist der reichste Mann der Welt. Oder der zweitreichste. Oder der dritt- oder vier- oder zwanzigstreichste. Das ist völlig egal, denn er hat etwas, was Harry Dean unbedingt haben will: Eine unermesslich wertvolle Büste einer chinesischen Kaiserin aus dem 2. Jahrhundert. Und weil Harry Dean ein Dieb ist, und nach seiner eigenen Meinung auch ein ziemlich gewitzter, hat er sich einen Plan überlegt, wie er mit Hilfe seines Freundes, des Kunsthändlers Emile, und der Nachtclub-Tänzerin Nicole, wie er mit diesen beiden die Maske in seinen Besitz bringen kann. Ein guter Plan, der leider nur zwei Schwachstellen hat: Zum einen ist er relativ komplex. Und zum anderen leider überhaupt nicht an der Wirklichkeit orientiert. Ganz im Gegensatz zu Nicole …

Im letzter Zeit habe ich ein paar Filme von Ronald Neame gesehen, die alle irgendwie das gleiche Problem haben: Sie sind gut, sie sind ordentlich, sie sind nett … Und es hat immer dieses besondere Etwas gefehlt, das aus einem durchschnttlichen Film einen guten, beziehungsweise aus einem guten einen sehr guten Film macht. Bei DAS POSEIDON INFERNO waren die Figuren ausgesprochen stereotyp angelegt, und bei DIE AKTE ODESSA habe ich einfach die Schärfe und den Biss vermisst, der solch einem Thema angemessen wäre.
Bei GAMBIT läuft es in eine ähnliche Richtung. Shirley MacLaine spielt ihre übliche Rolle als gewitztes loses Mädchen mit der üblichen Klasse, Michael Caine bietet ein Mittelding aus seinen bisherigen Hauptrollen, dem Überflieger Alfie und dem coolen Harry Palmer, und Herbert Lom zeigt deutliche Spiellaune mit seinem Shanbandar, den alle Welt unterschätzt, und der doch selber auch den gleichen Fehler macht. Die drei Charaktere und die an Ideen und Twists nicht arme Handlung verbinden sich auch, und der Film macht auf jeden Fall gute Laune und unterhält hervorragend. Aber er glitzert und prickelt nicht, wie das zum Beispiel TOPKAPI tut, dessen Charaktere einfach etwas extrovertierter sind, und bei dem die Handlung dieses Mehr an Irrwitz und Abgedrehtheit bietet, dass TOPKAPI aus der Masse der Heists heraushebt. Wenn TOPKAPI ein leckeres mehrgängiges Menü ist, dann entspricht GAMBIT einem Zürcher Geschnetzeltem: Es sättigt, es schmeckt, es hat ein hohes Niveau – aber es ist und bleibt Hausmannskost. Die erstklassigen Ideen des Drehbuchs (wie zum Beispiel die ersten 20 Minuten, die quasi in einer anderen Realität spielen) sind wirklich gut, aber der Funken der Regie, der Begeisterung auslöst, der bleibt einfach aus.

6/10

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