DER LETZTE ZUG - Blake Edwards

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Maulwurf
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DER LETZTE ZUG - Blake Edwards

Beitrag von Maulwurf »

Der letzte Zug
Experiment in Terror
USA 1962
Regie: Blake Edwards
Glenn Ford, Lee Remick, Stefanie Powers, Roy Poole, Ned Glass, Anita Loo, Patricia Huston, Gilbert Green, Clifton James, Al Avalon, William Bryant,Dick Crockett


Bild

https://ssl.ofdb.de/film/27649,Der-Letzte-Zug

Als die Bankangestellte Kelly Sherwood abends in ihre Garage fährt, steht hinter ihr plötzlich ein Mann der ihr die Kehle zudrückt. Mit heiserer Stimme verlangt er von ihr, Geld aus der Bank zu rauben, andernfalls wird ihrer kleinen Schwester Toby ein Unglück geschehen. Sobald sie allein ist geht sie ans Telefon und ruft das FBI an, aber der Unbekannte hat das vorausgesehen und warnt sie, dass sie niemals unbeaufsichtigt sein wird. Dass sie immer unter Beobachtung steht. Und dass sie zu tun hat was er von ihr verlangt, andernfalls …
Kelly aber ist tougher als gedacht, und als das FBI in Form von Inspektor Ripley an sie herantritt erklärt sie sich zur Mitarbeit bereit. Ein Versteckspiel beginnt, dessen Preis 100.000 Dollar sind. Und das Leben ihrer Schwester …

Ein Giallo. Ich habe einen Giallo gesehen, der im Jahr 1962 in den USA entstanden ist! Gerade der Vorspann und die Eröffnungssequenz sind so unglaublich dicht, so spannungsgeladen, so unheimlich, dass man unweigerlich denkt einen Film von Luciano Ercoli zu sehen. Und Lucio Fulci dürfte die Inspiration für die Nachtclubszene in NACKT ÜBER LEICHEN direkt aus DER LETZTE ZUG bezogen haben, so frappierend ähnlich sind sich die Szenen. Sogar dass beide Filme in San Francisco spielen …

Leider verflacht DER LETZTE ZUG nach dem starken Beginn etwas. In dem Augenblick, in dem das FBI ins Spiel kommt, schaut vieles nach den Semi-Documentaries aus, die in den 50ern so beliebt waren, und in denen die Polizisten gut, aufrecht und ehrlich waren. Keine Tricksereien, keine Bestechung, keine Drogen, sondern nur und ausschließlich ein Leben im Dienste der Verbrechensbekämpfung. Was den Grundtenor leider etwas bieder macht und den Schwung rausnimmt. Schade, denn Blake Edwards und seinem Kameramann Philip Lathrop gelingen oft sehr starke Bilder mit harten Kontrasten, die ihre Herkunft aus dem Noir gar nicht verleugnen wollen. Wenn es in die Hintergassen und in die leerstehenden Lagerhäuser geht wird es sofort schwül und schmutzig, was der Stimmung sehr gut tut. Auch das klaustrophobisch-spannende Showdown zeugt von dem Willen, mehr als nur einen 08/15-Krmi von der Stange zu drehen.

Auf der anderen Seite ist dann da dieser Subplot um Lisa Soong und ihr behindertes Kind. Vordergründig eingebaut um die Frauen im Publikum anzusprechen, wird hier eine Seite des Bankräubers beleuchtet, die Stoff für ein hochinteressantes und spannendes Drama abgibt. Abgeben würde, denn leider wird dieser Subplot zu früh abgewürgt. Oder anders gefragt: Was wäre gewesen, wenn der FBI-Mann
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Licht und Schatten, harte Kontraste: Ein später Noir aus einer Zeit, in der die US-amerikanische Filmproduktion mit dem Rücken zur Wand stand und mühsam nach den richtigen Rezepten gesucht hat. Das perfekte Rezept ist es hier nicht, aber für Krimifans ist DER LETZTE ZUG auf jeden Fall eine unbedingte Empfehlung.

7/10

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