DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR - Delbert Mann

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Prisma
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DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR - Delbert Mann

Beitrag von Prisma »




James Garner   Eva Renzi   Geoege Kennedy   in

DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR


● THE PINK JUNGLE / DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR (US|1968)
mit Nigel Green, Michael Ansara, George Rose, Fabrizio Mioni, Vincent Beck, Val Avery, Robert Carricart, Natividad Vacío, u.a.
eine Produktion der Cherokee Productions | im Universal Filmverleih
ein Film von Delbert Mann


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»I don't think that's ketchup!«


Ben Morris, Berufsfotograf mit dem Auftrag einer Lippenstift-Reklamekampagne, hält den primitivsten Dschungel Südamerikas für einen effektvollen Hintergrund kosmetischer Werbung. Als er in dem Urwaldnest Guadagil eintrifft und die Gegend inspiziert, ist Polizei-Oberst Celaya der felsenfesten Überzeugung, dass Ben eine Art Geheimagent sei, ein Verdacht der sich auch mit der Ankunft seines aufreizenden Fotomodells Alison Duquesne nicht zerstreut. Die Diskussion darüber wird gestört, als Sammy Ryderbeit, ein bärenstarker Bursche, mit der Whisky-Flasche in der einen und einer Maschinenpistole in der anderen Hand, den gecharterten Hubschrauber klaut, mit dem Alison gelandet ist. Da Celaya zwischen Lippenstiften, Kameras und Reiseutensilien nicht das Geringste findet, was auf eine Spionagetätigkeit schließen lässt, schleust er Ben und sein Foto-Modell durch den Zoll und erklärt ihnen, dass sie noch ein paar Tage dableiben müssten, denn bevor ein Seeflugzeug einer offiziellen Luftfahrtlinie in Guadagil aufkreuzt, wird eine Woche vergehen. Das Hotel "Bolivar" bietet kaum mehr Komfort als eine Scheune, und ein Stadtbummel zeigt ihnen, dass sie in einem äußerst langweiligen Nest gelandet sind. Wovon sie allerdings nichts wissen, ist eine brutale Szene in einem Hinterraum des "Bolivar", wo zwei muskelstarke, widerliche Kerle, Sanchez und Rodriguez, den bedauernswerten Piloten des gestohlenen Hubschraubers mit unerbittlicher Tortur in die Zange nehmen, der nach wiederholter Bewusstlosigkeit in seinen kurzen lichten Momenten verzweifelt beteuert, nichts mit einem Komplott zu tun zu haben.

Die beiden Gauner Sanchez und Rodriguez machen sich nämlich ihre eigenen Gedanken über die Fremden und das verschwundene Transportmittel. Mit einem unbeschreiblich schwierigen Telefonat versucht Ben, eine neue Chartermaschine aufzutreiben und resigniert schließlich. Er und Alison trösten sich damit, dass ihnen eine zweite Panne erspart bleibt. Sie suchen daraufhin Ablenkung in der Bar und machen die Bekanntschaft des mit allen Wassern gewaschenen Figueroa, der ihnen die tollsten Touristenattraktionen aufschwatzen will. Am Gespräch beteiligt sich Raul Ortega, ein Südamerikaner, der Miss Duquesne im Hubschrauber als Fahrgast begleitete und später mit Sanchez und Rodriguez Kontakt aufnimmt. Um der zermürbenden Langeweile von Guadagil zu entrinnen, mieten Ben und Alison ein Auto von Figueroa, weil sie das 80 Meilen entfernte Parataxin zu einem Ausflug reizt, ein Unternehmen, das von den verschiedensten Personen mit wachsamem Interesse verfolgt wird. Unterwegs werden sie von Ryderbeit aufgehalten, der behauptet, Kenntnis von einer sagenhaften, nicht ausgebeuteten Diamanten-Mine zu haben. Er bietet dem Paar die Partnerschaft an, falls Ben die Expedition mit finanziert. Irgendwie überrumpelt von dem undefinierbaren Charme des Dschungel-Riesen, gehen Ben und Alison auf seine Vorschläge ein. Ryderbeit will sie mit einem versoffenen Engländer, Captain Stopes, bekanntmachen, der behauptet, er alleine wisse, wo die vergessene Mine sei. Doch als sie in sein Appartment kommen, finden sie ihn ermordet vor [...]


Mit diesem Auszug aus der Zusammenfassung der "Illustrierten Film-Bühne" lässt sich schnell herleiten, dass es sich bei diesem Beitrag von Delbert Mann, der bei rund 65 Filmen als Regisseur tätig war, um eine Komödie mit kriminalistischem Einschlag handelt, oder umgekehrt. Ausgestattet mit einer namhaften Besetzung, wie etwa James Garner oder George Kennedy für die männlichen Hauptrollen, ist es sehr interessant, dass Eva Renzi den Sprung in einen internationalen Film schaffte, obwohl sie zuvor erst in drei Kinofilmen zu sehen und die Karriere noch in den Anfängen war. Laut eigenen Angaben hatte sie kurz zuvor ein Engagement in John Guillermins "Jedes Kartenhaus zerbricht" abgelehnt, was den Gang auf US-amerikanisches Parkett jedoch nicht verhindern sollte. Es ist zu vermuten, dass "Die Schurken vom Bolivar" zu keinem internationalen Erfolg avancieren konnte, denn dagegen spricht einfach die Tatsache, dass der Film quasi in Vergessenheit geraten ist und er für die Heimkino-Auswertung lediglich auf VHS erschienen ist. Die Geschichte ist interessant und der Verlauf leichtfüßig inszeniert worden, insbesondere die Darsteller überraschen mit unkonventionellen Darbietungen und demonstrieren ihre komödiantischen Fähigkeiten. Dennoch muss angesichts des Gesamtpakets betont werden, dass "The Pink Jungle", wie er im Originaltitel heißt, gerade im Vergleich mit ähnlich gestrickten Produktionen ein wenig in die Bedeutungslosigkeit abrutscht. Die letzte Sichtung ist schon länger her, der Verlauf blieb dennoch als überaus kurzweilig in Erinnerung und es ist demnächst an der Zeit für eine kleine Auffrischung des Ganzen.

Loco Burro
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Re: DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR - Delbert Mann

Beitrag von Loco Burro »

Der Hauptdarsteller selbst hat in seinen Memoiren "The Garner Files" dafür übrigens nicht all zu viele freundliche Worte übrig:

"Hunting diamonds in South America, or something. I made this thing for the money, and I'm lucky it didnt wreck my career." Bewertung: 0,5 von 5

(James Garner gibt im Anhang seines Buches Einschätzungen zu all seinen Filmen ab, was sehr vergnüglich zu lesen ist. "The Pink Jungle" ist dabei noch nicht mal der "schlechteste")

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Prisma
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Re: DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR - Delbert Mann

Beitrag von Prisma »

Danke für die Info, so was finde ich immer sehr interessant! Da schien jemand ja alles andere als begeistert gewesen zu sein. :D

Ich habe den Film lange nicht mehr gesehen und fand ihn damals vor allem wegen Eva Renzi interessant.
Aber ein großer Wurf ist wohl tatsächlich nicht entstanden, vom ungünstig gewählten deutschen Verleihtitel ganz zu schweigen.
Ich muss das Teil wirklich nochmal anschauen.

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Prisma
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Re: DIE SCHURKEN VOM BOLIVAR - Delbert Mann

Beitrag von Prisma »



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Am 09. April 2021 veröffentlicht Pidax voraussichtlich Delbert Manns "Die Schurken vom Bolivar", was ich doch ziemlich überraschend finde, da der Film ziemlich in Vergessenheit geraten war. Hier ist nicht nur die Freude über eine weiteres Eva Renzi-Release sehr groß, sondern auch darüber, dass der Film jetzt in einer besseren Präsentation und in deutscher Sprache kommt. Bislang kannte ich das kleine Spektakel nur von der amerikanischen VHS und hier lässt das Bild schon sehr zu wünschen übrig. Mal schauen, ob Pidax diesbezüglich etwas mehr herausholen kann. Ich bin jedenfalls gespannt!

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