DIE UNFASSBAREN - NOW YOU SEE ME - Louis Letterier

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Maulwurf
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DIE UNFASSBAREN - NOW YOU SEE ME - Louis Letterier

Beitrag von Maulwurf »

Die Unfassbaren - Now You See Me
Now you see me
Frankreich/USA 2012
Regie: Louis Leterrier
Jesse Eisenberg, Mark Ruffalo, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco, Mélanie Laurent, Morgan Freeman, Michael Caine, Michael Kelly, Common, David Warshofsky, José Garcia


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OFDB

Vier Zauberer betreten die Bühne. Sie nennen sich Die vier Reiter und liefern die ganz große Show. Zuerst in Las Vegas: Dort rauben sie auf offener Bühne, vor einem riesigen und frenetischen Publikum, eine Bank mitten in Paris aus, und verteilen das Geld an die anwesenden Zuschauer in Vegas. Das FBI steht natürlich sofort auf der Matte, und mit ihm die Interpol-Agentin Dray aus Frankreich, aber den Vieren lässt sich nichts anhaben. Und nach ihrem Coup in New Orleans genauso wenig, wo sie eine Versicherung, die sich am Katrina-Hurrikan und auf dem Rücken der kleinen Leute gesundgestoßen hat, bluten lassen. In New York soll dann der Höhepunkt passieren, und in New York steht auch ein Tresor, der eine halbe Milliarde Dollar enthält! Doch außer dem FBI ist den vier Zauberern noch ein Mann auf der Spur: Der Magier Thaddeus Bradley, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Tricks anderer Zauberer zu durchleuchten. Und weil Thaddeus Bradley schon so viele Tricks gesehen hat, ist er nicht nur cool, sondern auch verdammt gewieft …

Ein Film wie ein abendliches Besäufnis in einer Kneipe. Während der Show ist man voll dabei, ist begeistert, kippt den Stoff in sich rein, ist lustig, ist gelöst, kann aufregende Sachen vollbringen. Doch der Kater danach … Oh je, oh je …

DIE UNFASSBAREN beginnt fulminant mit einer gigantischen Show, während welcher der Zuschauer durch ein unfassbares Tempo und stark aufspielende Schauspieler komplett aufgesogen und in die Geschichte hineingepflanzt wird. Der erste Raub ist grandios, der Zuschauer ist begeistert. Auftritt Ermittlungsbehörden, die Agenten Hobbs und Dray. Was während der parallel geschnittenen und wieder extrem schnell ablaufenden Verhöre passiert, wie die Zauberer die Ermittler vorführen und austricksen, das ist hochgradig beeindruckend und, weil der Zuschauer die Zauberer mittlerweile als sehr sympathisch empfindet, vor allem sehr witzig.

Es folgt der Versuch, die eigentliche Geschichte zu etablieren, und man ahnt bereits, dass unter all dem Blendwerk und dem hohen Tempo nicht mehr viel steckt. Doch es folgt Schlag auf Schlag: Die zweite Show, das Absägen einer vermeintlichen Hauptfigur, das Staunen des Zuschauers über die Show … Ja, die Show. Denn nichts anders wird uns hier gezeigt als eine Show. Eine Zaubershow, die nur aus Gaukelei und Illusion besteht. DIE UNFASSBAREN enthält keinerlei Geschichte, keinerlei Inhalt, und biegt sich die Zusammenhänge dermaßen hanebüchen hin, dass man, wenn man darüber nachdenkt, Bauchschmerzen bekommen könnte. Wenn(!) man es vermag darüber nachzudenken, denn tatsächlich lassen einem Tempo und Bilder keinerlei Chance, die Tricks der Produktion zu durchschauen. Die Ermittler rücken den Zauberern, die zunehmend in den Hintergrund der Story treten und allmählich unwichtiger werden, immer näher, und der Höhepunkt des Films ist ganz klar die Erstürmung des Appartements in New York. Allein die Aktionen, die Dave Franco und Mark Ruffalo hier bringen, vom Ruhigstellen Michael Kellys ganz zu schweigen, das presst den Zuschauer in den Sessel und lässt ihn nach Luft schnappen. Und ich meine das unbedingt positiv! Eine starke Sequenz, die zwar auch mit Tricks und Spiegeln arbeitet, aber ungeheuren Spaß macht.

Der dritte Coup, dieses Mal in New York. Thaddeus Bradley ist sehr nahe an den Zauberern dran, und die Ermittler ebenfalls. Wer sein Gehirn noch nicht ganz ausgeschaltet hat weiß jetzt bereits, wer der Fünfte Reiter ist, denn die Menge an Verdächtigen ist ausgesprochen klein, und die roten Heringe sehr deutlich markiert. Es ist ebenfalls bereits klar, dass dieser letzte Coup glatt über die Bühne gehen wird, denn die Zauberer sind ähnlich wie Ethan Hunt in MISSION IMPOSSIBLE als Supermänner und –frauen etabliert, auf deren Seite die Zuneigung des Zuschauers liegt. Die einzige Frage, die jetzt noch geklärt werden muss, ist die nach dem Motiv.

Und ein Motiv muss sein. Eine logische Erklärung. Es kann nicht angehen, dass man den Zuschauer mit einem Leuchten in den Augen und dem Staunen über die gesehenen Dinge einfach gehen lässt. Nein, rationale Erklärungen und das Aufdröseln aller Erzählstränge (viel sind es ja nicht) gehören heute leider dazu. Und zerstören jeden Zauber, der während der ersten ungefähr 90 Minuten aufgebaut wurde. Der Kater beginnt, und man bedauert ein wenig das letzte Bier, das wohl offensichtlich schlecht war. Der Abend hatte doch so lustig begonnen und hat so viel Spaß gemacht. Warum dann der Katzenjammer in den letzten 30 Minuten? Das überflüssige und schlechte Motiv? Warum der gewaltsame Drang zur Aufkläreritis, welche die Illusionen des Zuschauers zerstört? Haben Whodini und David Copperfield jemals ihre Tricks enthüllt?

Aber wie eine richtig gute Zaubershow unterhält DIE UNFASSBAREN ungemein. Es ist Unterhaltungskino, an das man halt keine Ansprüche stellen darf. Also weder Whodini noch David Copperfield, sondern vielleicht eher der große Zampano, der von den Sorgen und Nöten des Alltags ablenkt und für Zerstreuung sorgt, aber auch genauso schnell wieder vergessen wird. Hübsch zum Anschauen, toll zum Staunen, große glänzende Kinderaugen hinterlassend, aber definitiv nichts für die Ewigkeit. Genauso wie auch der Kater wieder vergeht, und die Lust auf den nächsten Kneipenabend wiederkommen wird …

6/10

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