BLINDER HASS - Penelope Spheeris

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Prisma
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BLINDER HASS - Penelope Spheeris

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BLINDER HASS


● THE BOYS NEXT DOOR / BLINDER HASS (US|1985)
mit Maxwell Caulfield, Charlie Sheen, Christopher McDonald, Hank Garrett, Paul C. Dancer, Richard Pachorek, Lesa Lee,
Kenneth Cortland, Dawn Schneider, Kurt Christian, Don Draper, Blackie Dammett, Phil Rubenstein und Patti D'Arbanville
eine Republic Entertinment Intenational Produktion
ein Film von Penelope Spheeris

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»Scheiß auf die Welt!«


Roy (Maxwell Caulfield) und Bo (Charlie Sheen) werden aufgrund ihres provokanten und teils aggressiven Verhaltens von ihren Mitschülern gemieden. Am Tag ihres Highschool-Abschlusses haben sie keinerlei Perspektiven für die Zukunft und verlassen ihre Kleinstadt um den Rest ihrer Ferien in Los Angeles zu verbringen. Doch der Trip entwickelt sich zu einem Alptraum für all diejenigen, die ihnen in die Hände fallen. Getrieben von blindem Hass entsteht eine Schneise aus Verwüstung und Mord, doch die Polizei hat die Verfolgung längst aufgenommen. Wird sie noch schlimmere Vorfälle verhindern können..?

Szenen einer Highschool leiten diesen ankündigungsfreudigen Film der Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Penelope Spheeris ein, die ihre Berühmtheit vor allem durch den 1992 entstandenen "Wayne’s World" erlangte. Schnell zeigt sich auch hier ein besonders gutes Händchen für die Thematik, die vor allem provokant und brutal präsentiert wird, ohne dabei im Wesentlichen in die Tiefe gehen zu wollen. Diese Strategie steht dem Verlauf äußerst gut, sodass man sich erwartungsvoll auf das Angebot rund um die hier geschilderte und grenzenlose Ziellosigkeit einlassen kann. Zwei Freunde sind berüchtigte Schüler ihrer Highschool, doch sind sie eigentlich Freunde oder eher hausgemachte Leidensgenossen? Diese Frage beantwortet sich kaum, da beide mehr oder weniger an einem Strang ziehen, und Personen ihres Umfeldes wahlweise terrorisieren, belästigen, mobben oder einfach nur dumm anmachen, weil sie angeguckt wurden. Dabei funktioniert das Duo Maxwell Caulfield und Charlie Sheen hervorragend als vergiftete Einheit, die sich noch eine Vielzahl an Opfern aussuchen wird. Die Vorgehensweise ist wahllos - zumindest relativ - denn wer ihnen in die Quere kommt, sollte sich warm anziehen oder gleich einen Sarg bestellen. Ein undefinierbarer, blind gelenkter Hass richtet sich gegen einfach alles, aber insbesondere Personen, die im Dickicht der Gesellschaft auffallen. Frauen sind alle Nutten, Homosexuelle Perverse, Polizisten gleich Terroristen, und es geht munter so weiter, dass sich eine Gewaltspirale entwickeln kann, deren Ursprung nicht geklärt wird. Zwar sieht man beispielsweise, aus welchen trostlosen Verhältnissen Roy stammt, aber mehr als einen Bier saufenden Vater, der nicht auf ihn reagiert und nur in die immer laufende Glotze starrt, bekommt man nicht geboten. Maxwell Caulfield, der vor seinen großen Erfolgen bei "Der Denver Clan" und "Die Colbys - Das Imperium" stand, bietet sich hier mehr als sein Partner Charlie Sheen als Aggressor an. Gut aussehend, aber zurecht gemieden, vulgär und völlig ungebildet, aggressiv und zutiefst gemein, zutiefst wütend und mit Hass erfüllt, kann sich eine Vendetta ohne wirklichen Anlass entladen, sodass eine Stadt den Atem anhalten muss.

Bo kann nicht positiv auf ihn einwirken, da ihm die Kapazitäten fehlen und sich stets eine negative Eigendynamik entwickelt, die sich irgendwann von selbst gegenseitig überbietet. Es kommt zu brutalen Szenen der Willkür, die erschüttern und einen daran erinnern, dass man im richtigen Film gelandet ist, falls man auf Spektakel aus war. Wildfremde Personen werden zusammengeknüppelt, so lange geschüttelt, bis sie für immer schweigen, kaltgestellt, weil sie anders sind, als die Gesellschaft vorgibt. Unter Penelope Spheeris Regie kommt es zu ausufernden Gewaltexzessen, die im Endeffekt auf ein katastrophales Ende hinweisen, aber die Perspektivlosigkeit und die Blicke auf die womöglich glücklichen und erfüllten Leben und Situationen anderer Leute lässt insbesondere Roy Amok laufen. Charly Sheen und Maxwell Caulfield zeichnen ihre Charaktere mit erstaunlicher Präzision und sorgen für Atemlosigkeit, Spannung und blutige Intervalle, die aufgrund ihres brutalen Einfallsreichtums triggern. Als Repräsentanten einer verlorenen Jugend, die nicht einmal auf die Idee kommen, dass es andere Wege geben könnte, funktionieren die Interpreten sehr gut und zeichnen den menschlichen Abschaum, den dieser Verlauf nötig hat. Als Waffen ins Spiel kommen, garantiert selbst die Regie für gar nichts mehr und man beginnt sich als Zuschauer zu fragen, wie die handelsübliche Vergeltung wohl aussehen wird. Noch schmerzlicher wird es, als sich Lichtblicke andeuten, die aber umgehend von einem schwarzen Loch verschluckt werden. "Blinder Hass" schafft das Kunststück, seinem Titel alle Ehre zu machen und hier und da noch ein bisschen mehr draufzulegen. Das unberechenbare Schauspiel von Caulfield und Sheen sowie eine Regie, die sich in dieser Beziehung einklinkt, macht den Film zu einer besonders intensiven Angelegenheit, die sowohl als Berieselung und mit Gehirn abschalten funktioniert, als auch dann, wenn man die Geschichte ernster nimmt, als sie zugegebenermaßen abgehandelt wird. Die Thematik bleibt jedenfalls brandaktuell, wenngleich sich die Produktion eher dazu entschieden hat, ein skrupelloser Unterhaltungsfilm sein zu wollen, und das im positivsten Sinn. Dieser GTA-ähnliche Trip ist überraschend gut gelungen.

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