NOVEMBER - Greg Harrison

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Maulwurf
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NOVEMBER - Greg Harrison

Beitrag von Maulwurf »

November
November
USA 2004
Regie: Greg Harrison
Courteney Cox, James Le Gros, Michael Ealy, Nora Dunn, Nick Offerman, Anne Archer, Matthew Carey, Robert Wu, William Bonilla, Constance Hsu, Brittany Ishibashi, Timothy Jieh


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OFDB

Bei einem kurzen nächtlichen Abstecher in ein 24-Stunden-Geschäft geschieht das Unfassbare: Gerade wie Hugh an der Kasse steht kommt ein Straßenräuber in den Laden und erschießt alle Anwesenden. Hughs Ehefrau Sophie sitzt draußen im Wagen und bekommt davon nichts mit. Die Zeit danach ist hart für Sophie. Kein Wunder, dass ihr Kopf zunehmend schmerzt hat und sie Probleme damit hat, ihre auftretenden Visionen mit der Realität in Übereinklang zu bringen. Wer hat das Foto vom Geschäft aufgenommen und in ihren Diaprojektor geschmuggelt? Wer hat Sophie, im Wagen sitzend, fotografiert? Wieso weiß die Polizei von einer weiteren, im Geschäft anwesenden, Person, von deren lebloser Hand ein Foto existiert? Und wer hat dieses Foto gemacht? Sophie selber? Woher stammt das Blut an der Glühbirne? Und der Zeitungsausschnitt in der Wand, der den Überfall behandelt?

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Ein Vexierbild, ein freies Spiel dreier unterschiedlicher Wahrnehmungsebenen, die alle vom gleichen Sujet handeln, nämlich dem blutigen Überfall auf ein kleines Geschäft, und die alle drei gleich sind und doch so unterschiedlich. Aufgeteilt in drei Erzählblöcke mit den Titeln Verleugnung, Verzweiflung und Akzeptanz geschehen hier viele Dinge, die mit dem logischen Verstand nicht immer zu erklären sind. Im dritten Block überlappen sich dann die verschiedenen Realitäten und laufen auf eine alternative Wahrheit hinaus, die vieles von dem, was in Verleugnung geschieht, erklären kann. Oder auch nicht, das kommt auch ein wenig auf den eigenen Standpunkt an. Und auf das, was man als Beobachter wahrnehmen WILL und akzeptieren KANN. Ist es denn nicht vielleicht so, dass allein durch die Tatsache der Beobachtung das beobachtete Objekt sein Verhalten ändert? Was dann unter Umständen auf die Methode der Beobachtung Rückschlüsse zulässt …

Es wird wenig erklärt, und die Handlung findet vielmals über Bilder und Assoziationen statt. Merkwürdige Ereignisse treten auf, und manchmal hinterlassen sie Spuren. Oder auch nicht. Manche Spuren bleiben, andere wiederum verschwinden. Auf dem LOST HIGHWAY reist man nach RASHOMON. Ein Film zum Hineinfallenlassen und betäuben lassen. Ein Film zum Orientierung verlieren und doch wieder Herausfinden. Oder auch nicht. Das einzige was mir persönlich fehlt ist das Zwingende, der Sog, der den Zuschauer bei der Gurgel packt und ihn mit sich zieht. Die Distanz zu den Figuren ist da und bleibt da, und der Beobachter muss sich selber am Schlafittchen packen und dazu gesellen. Ist dieser Wille da, ist NOVEMBER aber in jedem Fall ein faszinierendes und optisch erstklassiges Gedankenspiel.

6/10

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