LADY VENGEANCE - Park Chan-wook

Klirrende Klingen, fliegende Krieger und harte Handkantenkracher.
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Maulwurf
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LADY VENGEANCE - Park Chan-wook

Beitrag von Maulwurf »

Lady Vengeance
Chinjeolhan geumjassi
Südkorea 2005
Regie: Park Chan-wook
Lee Young-ae, Choi Min-sik, Kwon Ye-yeong, Kim Si-hoo, Nam Il-woo, Kim Byeong-ok, Oh Dal-soo, Lee Seung-sin, Kim Boo-seon, Ra Mi-ran, Go Soo-hee, Seo Yeong-joo


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OFDB

Die Poesie des Massakers. Die Verträumtheit des Blutbades. Rache als Lebenszweck. Eine grundsätzliche Abwägung darüber was schwerer wiegt: Schuld? Oder Sühne? Eine Rache, die über 13 Jahre geplant wurde. 13 Jahre, in denen Frau Geum-ja im Gefängnis saß, verurteilt für den Mord an einem fünfjährigen Jungen, den sie nicht begangen hat. Ihre Rache am tatsächlichen Mörder ist extrem und rücksichtslos, aber mit westlichen Vorstellungen von Rache, irgendwo zwischen Django und den Klingonen, in keinster Weise übereinstimmend.

Man stelle sich vor: 9 Eltern, deren Kinder von einem Mann ermordet und verscharrt wurden. 9 Eltern, die an einem abgelegenen Ort die Möglichkeit haben, diesem Mann gegenüber zu treten. Die Eltern haben Messer und Äxte, der Mann ist gefesselt. Und keiner hört ihn schreien …

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Das Kunststück von Park Chan-wook ist es, diese Rache in Bildern darzustellen, die zum Niederknien schön sind. Die wie Kunstwerke aussehen, wie Tableaus eines großen Künstlers. Stillleben des Sterbens, im Portrait festgehalten vom Meister des Schmerzes. Bei diesen eindrücklichen Bildern fühle ich mich oft an Lucio Fulci erinnert, der das gleiche bildliche Gespür hatte für die Schönheit im Grauen, und für das Unvergängliche im Vergänglichen. Und wir reden hier nicht von einem Torture Porn, der das Hirn mit einem Übermaß an Ekel und Stumpfsinn überfluten will! Tatsächlich ist das zentrale Motiv in LADY VENGEANCE die Frage nach der Schuld, nicht die Antwort auf den Schmerz. Gore-Bauern werden sich enttäuscht abwenden, können sie die erwarteten und aus dem Vorgängerfilm OLDBOY auch bekannten Blutbäder hier doch so gar nicht sehen. Park Chan-wook verweigert sich dem Voyeurismus und legt die Blutfontänen zwischen die Einstellungen. Der Zuschauer sieht das Ergebnis, er sieht den Schmerz im Blick des Opfers (und auch im Blick des Rächenden!), aber nicht das Zufügen des Schmerzes. Unterlegt von barockem Gesang, der eine Reinheit und Unschuld evoziert, die sich den Charakteren auf geradezu unheimliche Art und Weise entzieht, wirkt der Film fast wie ein mittelalterliches Ornament. Verästelungen, Ranken, Blumen, Girlanden, und jedes einzelne Dekor entspricht einer einzelnen Handlung, einem Nebenplot, einem Charakter. Wie ein gigantisches Wimmelbild ergibt sich über Personen und Fantasmen, über Verschiebungen von Zeit und Raum, ein assoziatives Puzzle, ein pointilistisches Kunstwerk, dessen Gesamtbild erst nach und nach sichtbar wird. Und welches dann, wenn das Portrait dieser Kunst in ihrer Ganzheit sichtbar wird, vor Schönheit und Schmerz überwältigt.

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7/10

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DJANGOdzilla
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Registriert: Sa., 31.10.2020 22:55

Re: LADY VENGEANCE - Park Chan-wook

Beitrag von DJANGOdzilla »

Toller Text zu einem grandiosen Film. Bin sehr froh, dass man den hierzulande ins Kino gebracht und mit einer sehr guten Synchronisation versehen hat.

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