GEFÄHRLICHE LEIDENSCHAFTEN
GEFÄHRLICHE LEIDENSCHAFTEN zeigt mal wieder wie dreckig und unmoralisch es in reichen Familien zugeht. Alle Mitglieder haben Dreck am Stecken oder sind einfach nur naiv und verwöhnt wie die jüngste Tochter. Es gibt keine wirkliche Bindung zwischen den Mitgliedern, jeder kümmert sich nur um sich und sie denken, sie können machen was sie wollen. Einzig Priscilla (Lydie Denier) hebt sich von den anderen ab, ist distanziert und fühlt sich eher unwohl im Kreise der Familie. Ihr Handicap lässt ihr aber keine große Wahl. Sie kommt in dem perfiden Spiel Raphaels noch am besten weg, denn auch er erkennt ihren Stolz und die Abneigung gegen ihre Familie. Dennoch kommt auch sie nicht ungeschoren davon – auch wenn er anfangs immerhin ein Gefühl von Zuneigung und Sex gibt, welches sie sich nicht mehr erhoffte.
Sonst ist hier nicht viel zu holen. Die Sexszenen wirken eher etwas statisch und wenig aufreizend und wenig explizit. Fast sogar etwas zurückhaltend. Auch ist die kalte Art die Bernhardt als Raphael an den Tag legt auch nicht besonders erregend. Gefühlvoller sind höchstens die Szenen zwischen Lydie Denier und ihm, aber auch hier ist wenig Anschauungsmaterial vorhanden. Leider, denn gerade Lydie Denier (später in diversen US B-Filmen und Serien zu finden) ist wirklich richtig hübsch und sexy anzuschauen. Da ist es schade das die viel zu kurz kommt und sich Raphael oftmals um die Mutter (Eva Czemerys aus RIFFS 2 oder WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN?)kümmert, die aber nicht so attraktiv ist wie Denier.
So richtig Spannung will auch nicht aufkommen, denn früh wird in kurzen Rückblenden angedeutet, dass etwas mit seiner Mutter passiert ist und nach und nach wird die Vergangenheit enthüllt. So sind die Dialoge und Szenen zwischen den Erotikszenen auch nicht besonders aufregend und wenn beides nicht funktioniert, merkt man schnell, dass man kein Highlight des Genres vor sich hat. Hinzu kommt etwas schwülstige Saxofonmusik - die irgendwie an Kenny G. - erinnert und immerhin solide Leistungen der Darsteller.Kevin Bernhardt ist okay und übt mit seiner Arroganz schon mal für seine spätere Rolle in HELLRAISER, ist aber so jung nicht wirklich ein richtig geiler Typ – auch wenn man es uns weißmachen will. Es war aber auch seine erste Rolle und man merkt ihn etwas die Unerfahrenheit an. In Actionrollen machte er später jedenfalls eine bessere Figur (worauf auch das Cover der US Fassung hindeutet, der den Film einen Actioneinschlag verpasst). Der Rest des Ensembles ist nicht der Rede wert und nur Lydie Denier (ebenfalls das Filmdebüt) schafft es ihre Figur eine Traurigkeit und Verbitterung einzuhauchen und dennoch hübsch und sexy zu sein. So fällt auch die Regie von Kikoine eher harmlos und unaufgeregt aus. Er hat den Film sicherlich im Griff und wirkliche Ausfälle sind nicht zu vermerken, aber gerade in den Sexszenen hatte ich doch deutlich mehr von einem anerkannten Pornoregisseur erwartet. Diese fallen hier wirklich schon sehr soft aus und erschaffen nur wenig Spielraum um den Zuschauer anzuheizen. Nach diesem Film drehte er übrigens gar keine Pornos mehr sondern nur noch Spielfilme wie SPLIT mit Anthony Perkins oder die DRAGONARD Filme mit Oliver Reed.
GEFÄHRLICHE LEIDENSCHAFTEN hätte ein aufregender und abgründiger Erotik-Thriller werden können. Aber leider wird der Film nie von der Leine gelassen. Weder bei seinen Erotikszenen, noch in der Auflösung und gesamten Handlung. Zu harmlos und fast nett sind die Spiele die Raphael mit der Familie treibt und auch die Sexszenen sind manchmal fast prüde anzuschauen. Da gab es doch deutlich andere Werke, die expliziter zur Sache gegangen sind. So ist der Film zwar recht solide ausgefallen, aber auch kein Film den man unbedingt gesehen haben muss. Höchstens um die Karrierestarts des coolen Kevin Bernhardt und der niedlichen Lydie Denier zu verfolgen.
DVD
Ich habe die DVD von Madison Home Video. Das Bild ist vielleicht etwas besser als eine VHS, aber mehr auch nicht. Der Ton ist nur Deutsch und die Synchro eine solide, typische VPS DTV Synchro mit einigen bekannten Stimmen. Inzwischen gibt es eine neue Auflage aus dem Hause White Pearl/Daredo. Inwiefern die Version besser oder gleich ist (dort gibt es auch einen englischen Ton, aber sicherlich mies gedubbt), kann ich nichts zu sagen. Komisch ist der Laufzeitunterschied von fast 10 Minuten zwischen den VÖs. Aber ob sich die Fassungen wirklich unterscheiden entzieht sich meiner Kenntnis. In der IMDb wird zumindest auch von einer Lauflänge von 93 Minuten gesprochen. Aber das hilft auch nicht wirklich weiter.