LA FEMME-OBJET
La Femme-Objet
Frankreich 1980
Regie: Claude Mulot als Frédèric Lansac
mit Marilyn Jess, Nicole Segaud, Catherine Marsille, Laura Clair, Nadine Roussial, Richard Allan
Ich frage mich, ob Dr. Frankenstein mit seinem Geschöpf ebensoviel Vergnügen hatte wie ich ...
Science Fiction-Autor Nicolas (Richard Allan) sitzt an seiner Schreibmaschine in der Luxuswohnung und schlürft während der Arbeit J&B. Wenn er es nicht treibt. Denn er kann und will ständig. Irgendwann haben seine Freundin (Nicole Segaud), seine Sekretärin (Laura Clair) und seine Geliebte (Nadine Roussial) genug. Also baut er sich im Keller eine Sex-Roboterfrau. Er nennt sie Kim (Marilyn Jess) und steuert sie mit einem kleinen Gerät.
Die stumme Kim ist perfekt, aber dann entwickelt sie ein eigenes Bewusstsein und legt Nicolas' Ex-Freundin flach. Als Nicolas begeistert mitmachen will, schmeißen ihn die Frauen raus. Das kann sich der Macho nicht gefallen lassen. Also baut er noch einen Sex-Roboter (Catherine Marsille). Aber Kim übernimmt die Macht. Am Ende steuern Kim und die Neue Nicolas mit dem Gerät und befehlen ihm, wie er sie zu vögeln hat. Er ist jetzt der Sex-Roboter.
Das ist noch ein auf 35mm gedrehter Kinoporno, und das sieht man ihm an. Professionell fotografiert, ausgeleuchtet und geschnitten unterscheidet sich das abgesehen vom Inhalt kaum von einem Mainstream-Filme der Zeit. Vieles ist witzig und dürfte heute kaum noch möglich sein. So die Straßenszenen, die es häufig in französischen Pornos gab, oder der R2D2-Spielzeugroboter, der oft in Großaufnahme durchs Bild rollt und sogar die Schlusseinstellung bildet.
Mit dem Drehbuch hat sich Mulot Mühe gegeben, er erzählt hier tatsächlich eine Geschichte (egal wie albern sie sein mag). Verglichen mit anderen seiner Pornos wie
Les Petit Escoliéres nimmt sich das aber alles etwas zu ernst. Aber vielleicht ist dieser Eindruck auch dem zeitlichen Abstand geschuldet. Heute wirkt die Story vom Supermacho, für den Frauen nur ein Gegenstand sind, der am Ende dann aber selbst zum Gegenstand wird, wenig originell. In den Extras legen die Beteiligten viel Wert darauf, dass sie da damals etwas Besonderes und sogar Kontroverses produziert haben, weil hier die Frauen das Kommando übernehmen. Vielleicht haben sie ja recht.
Interessant ist, dass die deutsche Synchro der Robot-Marilyn eine quäkende Roboter-Stimme geben und sie damit humanisieren musste, während das Original da konsequent bleibt und sie bestenfalls stöhnen lässt. Eben so, wie sich der Macho-Held die perfekte Frau vorstellt, stumm und allzeit bereit. Da waren wohl offenbar Befindlichkeiten am Werk.
Die restaurierte Bildqualität ist gut, Marilyn Jess sieht umwerfend aus, der Rest vom Cast ist gut in Szene gesetzt. Das sind noch normale Leute, nicht die sportgestählten Modells von heute, die ihre endlosen und öden Turnübungen absolvieren. Aber vermutlich dürften die eher biederen Fickszenen das heutige Publikum eher langweilen.
Die Extras: Eine 55-minütige Dokumentation fährt Dominique Troyes (heute 61) alias Marilyn Jess, Didier Philippe Gérard, den damaligen Regieassistenten und Mädchen für alles, den Kameramann Francois About, den Produzenten Francis Mischkind und Richard Lemieuvre alias Richard Allan (heute 78) auf. Für Leute, die sich für das Golden Age des französischen Pornos interessieren, ist das toll gemacht. Es ist eine Mischung aus Filmkommentar – wo sie was wie gedreht haben und wer die Fetischklamotten mitgebracht hat (sie kamen teilweise aus Jess' Kleiderschrank, ihr verstorbener Mann stand darauf) und nostalgisch verklärten Erinnerungstrip, kommt aber sehr launig, unverkrampft und vor allem glaubhaft rüber. Man glaubt den Leuten, dass sie inspiriert von einem plötzlich freien Zeitgeist waren und wenn das Budget stimmte auch Qualität abliefern wollten und konnten, bevor Video kam und alles zur Fließbandproduktion machte. Allein dafür lohnt sich die Anschaffung.
Dann gibt es noch einen kurzen Einblick mit Mischkind in die Restaurierungsarbeiten, drei recht lange Trailershows, bei denen die Arbeiten von Mulot und Lansac voneinander getrennt sind (zusammen 38 Min) , und einen von Marilyns Wirken (25 Minuten).
Audio ist in französischer, spanischer, englischer und deutscher Sprache, der Film hat wahlweise englische Untertitel und die Dokus ebenfalls.
Sollte sich das Teil gut verkaufen, gibt es vielleicht weitere solcher Produktionen. Die Kickstarterkampagne aus Frankreich für die hier war erfolgreich, die Produktpalette war groß, von 25 bis 500 Euro. Es gab signierte BDs, eine Vinyl-Platte der Filmmusik, Merchandising, Bücher über Mulot oder das Lahaie-Buch
Le films de culte. dazu. Ebenfalls signiert.