LATEX - Michael Ninn

Softer und harter Schmuddelkram mit nackten Leibern.
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Maulwurf
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LATEX - Michael Ninn

Beitrag von Maulwurf »

Latex
Latex
USA 1995
Regie: Michael Ninn
Sunset Thomas, Jon Dough, Juli Ashton, Tiffany Million, Jeanna Fine, Emerald Estrada, Debi Diamond, Lacy Rose, Barbara Doll, Tasha Blades, Jordan Lee, Zack Addams


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OFDB

Malcolm ist in einer psychiatrischen Haftanstalt, denn er hat die Fähigkeit, bei Körperkontakt die sexuellen Phantasien seines Gegenübers zu visualisieren. In der Welt, in welcher Malcolm lebt, ein Verbrechen, denn diese düstere und dystopische Welt lässt Gefühle nicht zu. Malcolm kommt vor Gericht, aber da ist noch Kato, die keine Geheimnisse und keine Phantasien hat, sondern immer alles auslebt was in ihr ist, weswegen Kato seine einzige Vertraute ist. Kann Kato Malcolm retten?

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Kurze Werbeunterbrechung. Eine Frau werkelt in einer Küche, ein Mann betritt das kleine Ambiente. Alles ist klein und sichtlich als Fernsehkulisse gehalten.
- Meine Güte, Jane, das ist aber mal ein schickes Kleid das Du da an hast. Was ist das eigentlich für Material?
- Das ist Latex, Liebling.
- Latex? Du meinst … Gummi?
- Haha, genau! Gummi.
- Toll! Das steht Dir wirklich ausgezeichnet, Darling. Ich bekomme eine Erektion. Sieh doch mal …
- Ooh ja, wie groß er ist. Och komm, ich nehm ihn in den Mund.
- Ja, und gleich werden wir es tun! Hier auf dem Küchentisch, Sweetheart!
Und das alles in einem Tonfall wie in diesen 50er-Jahre-Fernsehwerbungen, in denen jedes Wort eine eigene und glücklich untermalte Betonung bekommt. Oder wie in PLEASANTVILLE …

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LATEX ist ein wunderbarer und meistens düsterer Bilderrausch. Ich habe den BLADE RUNNER erkannt, MAX HEADROOM ist geradezu omnipotent vertreten, METROPOLIS wird direkt zitiert genauso wie 1984, und die abschließende Fahrt durch die Nacht dürfte Roberto Rodriguez zu einer fast gleichen Szene in SIN CITY inspiriert haben. Schade nur, dass die Sexszenen bis kurz vor Schluss des Films eher brav gehalten sind, und optisch nicht ganz so viel hermachen wie die Hintergrundgeschichte. Sehr erotisch sind die Szenen, aber es wirkt oft so, als ob Michael Ninn sich nicht traute weiter zu gehen, seine eigenen Phantasien nicht zuzulassen. Erst am Ende, bei der Gerichtsverhandlung und Malcolms Befreiung, wird auch die Kamera endlich von ihren Fesseln befreit, und beginnt orgiastisch und entfesselt zu filmen. Die Schnitte werden immer schneller und immer intensiver, ohne dabei aber die Erotik zu vernachlässigen. Im Gegenteil ist das Schnittgewitter der Verhandlung sogar die sexy Apotheose des gesamten Films, und die entstehende Struktur betäubt und erregt den Zuschauer zugleich in hohem Maße. Ninn arbeitet mit Morphing, mit Überblendungen, mit Mehrfachbelichtungen, er setzt künstliche Hintergründe und künstliche Spielzeuge ein und generiert scheinbar mühelos eine Welt, in der natürliche Gefühle unterdrückt werden und Trieb und Phantasien nicht mehr zulässig sind. Wie aufregend wäre es gewesen, wenn Ninn in jener Zeit einen starken Drehbuchautoren gehabt und sich getraut hätte, in der Welt zwischen Spielfilm und Hardcore bei den Pionieren zu sein? Dystopische SF-Filme mit Hardcore-Elementen wären das Ergebnis gewesen … *träum*

Trotzdem, auch mehr als 25 Jahre nach seiner Entstehung ist LATEX immer noch eine hocherotische und düster-sinnliche Erfahrung mit viel sexy Style und vielleicht nicht so ganz so viel Substanz wie möglich gewesen wäre…

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6/10

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