DER TEUFEL IN MISS JONAS - Erwin C. Dietrich

Softer und harter Schmuddelkram mit nackten Leibern.
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Prisma
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DER TEUFEL IN MISS JONAS - Erwin C. Dietrich

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DER TEUFEL IN MISS JONAS


● DER TEUFEL IN MISS JONAS / LE SEXE AU VENTRE (CH|1974)
mit Christa Free, Herbert Fux, Michael Jacor, Marianne Dupont, Jürg Coray
eine V.I.P. Produktion der Elite Film | im Avis Verleih
ein Film von Erwin C. Dietrich

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»Ja, ich bin geil!«


Die durch und durch nymphomanisch veranlagte Miss Jonas (Christa Free) wird trotz ihres vehementen Flehens, es vorher noch einmal mit irgend jemandem treiben zu dürfen, hingerichtet. Für all ihre Sünden landet sie schließlich vor dem Leibhaftigen (Herbert Fux), dessen entzündete Augen jedoch merken, dass sich ein Fehler in der infernalen Bürokratie eingeschlichen hat und die liebestolle Dame einige Tage zu früh vor ihm steht. Er sendet sie zurück auf die Erde. Mit der Gewissheit, ohnehin in der Hölle zu landen, zieht die Bedienstete der Lust noch einmal alle Register und genießt ihre letzten Tage voller Ausschweifungen. Sie reanimiert ihre alten Freunde und Liebhaber, die zwar erstaunt sind, sie wieder unter den Lebenden zu sehen, aber sie können ihren freizügigen Angeboten nicht widerstehen. Wird Miss Jonas ihr übliches Beischlaf-Pensum in dieser kurzen verbleibenden Zeit schaffen können..?

»Du bist eine Gefahr für die Männerwelt!« Was wie eine vorwurfsvolle Anklage klingt, wird von der vor Geilheit flehenden Miss Jonas nur schnell mit einem »Und ob!« quittiert. Reue und Einsicht gibt es keine, man sieht bei der wohlgeformten Angeklagten nur eines: die Sorge, ihre üblichen sexuellen Ausschweifungen nicht schleunigst wieder praktizieren zu können. Aufgrund dieser Tatsache, dass sie den Tod unmittelbar vor Augen hat und Miss Jonas' einziges Problem nur darin besteht, unbefriedigt dahin zu gehen, entstehen gleich zu Beginn bedeutende Sequenzen, die mit wahnsinnigen Dialogen und absolut starken Bildern verfeinert werden. Alles Betteln und Flehen hilft allerdings nicht, und die geile Angeklagte wird hingerichtet. Ihre nächste Station ist der Leibhaftige, der jedoch einen bürokratischen Fehler einräumt, um die erleichterte Jüngerin der Liebe zurück ins Leben zu schicken, wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum. Und wenn schon, die freizügige Dame wird keine Zeit verlieren. Ihre erstaunten Liebhaber und Gespielinnen wundern sich zunächst über diese seltsame, wenn auch willkommene Rückkehr, stellen aber erst gar keine zeitaufwendigen Fragen, sodass der schnelle Weg zurück ins Lotterbett geebnet ist. Es folgen lange, lange Sexszenen und stellen weitgehend auch die Handlung dieser Geschichte dar. Oftmals können unter solchen Umständen gewisse Längen entstehen, doch dank der auf Hochtouren agierenden Christa Free wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig oder zäh. Wie auch, denn ihr praktisches Repertoire sorgt für Hingucker und erotische Momente am laufenden Band, aber vor allem sieht man ästhetische und aufregende Kamera-Einstellungen. »Du bist besser als alle Männer die ich hatte! Es waren Hunderte und Hunderte...« Erstaunt vernimmt man diese Aussage der willigen Protagonistin, von der es in dieser Art noch mehrere geben wird, auch ist es kaum zu glauben, wie schamlos diese Dame doch zu untertreiben beliebt.

Unterm Strich bleibt wirklich zu sagen, dass der Verlauf ohne die aufregende Hauptdarstellerin Christa Free nur halb so interessant und free geworden wäre. Zunächst sind ihre optischen Qualitäten zu erwähnen, sie wirkt wie ein Konglomerat aus allen Attributen, die man sich vorstellen oder bestenfalls wünschen kann, daher dürfte auch für jeden Zuschauer etwas dabei sein. Aufsehen erregende Proportionen, ein paar akrobatische Fähigkeiten, eine ordentliche Portion Willen- und Zügellosigkeit und selbstverständlich ist sie schlagfertig mit ihren physischen und verbalen Argumenten, sodass nur zu sagen bleibt, dass Christa Free bei dem was sie und mit wem sie es treibt, vollkommen überzeugend wirkt. Die Titelfigur fügt die Geschichte nicht nur, sie hält sie auch zusammen und man wartet nur auf neue Ausschweifungen und unersättliche Zustände. Herbert Fux bereichert das Geschehen mit einer nahezu beeindruckenden Performance. Was er hier an Überzeugungsarbeit leisten kann, ist schon als enorm zu bezeichnen, und seine Rolle als Leibhaftiger, der immer wieder mit seiner grinsenden Fratze erscheint, die in grellen Farben schimmert und Anweisungen delegiert, macht einiges her. Des Weiteren bleibt noch die attraktive Marianne Dupont zu erwähnen, die in ihren diversen (Ein-)Stellungen zu überzeugen weiß. »Du bist die Hure Babylon in Person!«, hört man dann quasi als abschließendes Fazit über Miss Jonas, aber auch dieser Vorwurf bleibt wie üblich nur als netter Versuch zurück, da sie es erneut als Kompliment auffasst. Die Geschichte kann rückblickend vielleicht als inhaltlich schwach bezeichnet werden, wenn auch nicht gerade schwach auf der Brust, weil es sich schlussendlich doch nur um sagenhafte Aneinanderreihungen von Miss Jonas' Sex-Gerangel handelt, allerdings wird das geneigte Publikum wenige Längen finden, sodass "Der Teufel in Miss Jonas" eine aufregend-kurzweilige Angelegenheit geworden ist, die innerhalb der C-Kategorie definitiv als A-Film bezeichnet werden darf.

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Maulwurf
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Registriert: Fr., 20.11.2020 05:39

Re: DER TEUFEL IN MISS JONAS - Erwin C. Dietrich

Beitrag von Maulwurf »

Der Teufel in Miss Jonas
Schweiz 1974
Regie: Erwin C. Dietrich
Christa Free, Marianne Dupont, Herbert Fux, Michel Jacot, Jürg Coray, Roman Huber


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OFDB

Filme von Erwin C. Dietrich faszinieren mich immer mehr, je mehr ich sehe. Begonnen habe ich mit eher unterdurchschnittlichen Episoden-Heulern im Stil von BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN, und irgendwann kam dann der absolute Tiefpunkt meiner Filmleidenschaft: HEISSER SEX IN BANGKOK - Schlimmer geht nimmer …
Aber seit einiger Zeit entdecke ich zunehmend psychotronische Tendenzen in Dietrichs Filmen: Der unglaubliche, mit Geräuschen aus einem Fußballspiel unterlegte und mit Mehrfachbelichtung gedrehte Rudelbums aus DIE BETT-HOSTESSEN zum Beispiel, oder die Entdeckung der Metaebene in ADAM & EVA – MÄDCHEN, DIE ES GERNE MACHEN. Oder eben DER TEUFEL IN MISS JONAS …

Wir begleiten die erotisch aufgeladene Christa Free als Marilyn Jonas zuerst einmal bei ihrem Tod. Sie landet in der Hölle, beim Teufel: Herbert Fux als der süffisant-zynische Verderber himself. Allerdings erfährt sie auch, dass sie einen Tag zu früh in die Hölle kam, und der Leibhaftige gibt ihr die Chance, für diese eine Nacht zurückzukehren und ein Leben in Buße zu führen. Weiß er doch schließlich genau, dass ihre Lust unstillbar ist, da er ja höchstpersönlich in ihr steckt.
Marilyn kehrt also zurück, erinnert sich an ihre verflossenen Liebhaber, und holt einige davon zu sich, um soviel wie möglich Sex zu haben, bevor es dann endgültig in die Hölle geht. Das nymphomane Dienstmädchen Dorthe muss genauso ins Bett wie Carlos, Jacques und Otto, die allerdings, wir dürfen dem beiwohnen, gleich nach Marilyns Tod ebenfalls mit Dorthe in die Kiste gehüpft sind. Und der Teufel freut sich, und lacht, und lacht …

Psychotronisch? Ja durchaus, denn zwischen den einzelnen Akten rennt Marylin nackt durch den verregneten Wald und begegnet einem Dämon, der sich über sie hermacht, während sie sich lüstern im Gras wälzt. Noch intensiver ist es, wenn Dorthe nackt im nassen Laub liegt, das Becken unaufhörlich hoch und runter stößt, während eine ganze Gruppe von Dämonen sich an ihr delektiert: Marilyn, Otto, Carlos, und auch der Teufel persönlich, alle regennass und mit Dämonengesichtern, befriedigen die kleine und zart gebaute Dorthe. Eine intensive und dunkelerotische Szene, die wie ein Drogenrausch wirkt und den Betrachter geradezu in sich hineinzieht. Ein heidnisches Fest zu Ehren des Gottes Lug, ein Samhain–Ritual im finsteren Wald, so wirkt diese Szene, und alles andere verblasst daneben.

Alles andere? Nein, denn Christa Free mit ihrer Ausstrahlung beherrscht den gesamten Film. Sie steht meilenweit über den idiotischen Dialogen, sie ist Sexus, sie ist die wahre Magierin der Liebe. Ihr Prachtkörper darf in allen erdenklichen Arten bestaunt, und gemeinsam mit den Liebhabern erkundet werden. Was für ein Kontrast daneben die kleine und zart gebaute Marianne Dupont, und gerade aus diesem Wechselspiel ergibt sich trotz aller Billigkeit der Produktion eine ungeheuer starke erotische Wirkung.

Und noch etwas sorgt für Begeisterung beim Zuschauer, nämlich die fantastische Kameraarbeit von Peter Baumgartner. Herbert Fux als Teufel, sowieso schon DIE Rolle seines Lebens, der in einer Einblendung zu sehen ist wenn Marilyn und/oder Dorthe Sex haben, das ist einfach überwältigend. Der Teufel grimassiert, höhnt, lacht, und ist eindeutig derjenige, der die beiden Hauptfiguren zu ihrer Lust führt. Optisch ist dies ein Hochgenuss, und auch die Sexszenen sind hier einige Male sehr gekonnt in Szene gesetzt.

Filme von Erwin C. Dietrich faszinieren mich immer mehr, je mehr ich sehe. Es zeigt sich wieder einmal, dass man die Flinte einfach nicht so schnell ins Korn werfen darf, die wahren Schätze sind oft tief unter dem filmischen Müll der Jahrzehnte verborgen. In Miss Jonas steckt auch so ein Schatz …

7/10

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