FEUER FREI AUF FRANKIE - José Antonio de la Loma

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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FEUER FREI AUF FRANKIE - José Antonio de la Loma

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FEUER FREI AUF FRANKIE


● FEUER FREI AUF FRANKIE / MISIÓN EN GINEBRA / PER 50.000 MALEDETTI DOLLARI (D|E|I|1967)
mit Joachim Fuchsberger, Erika Blanc, Rik Battaglia, Karin Field, Rosalba Neri, Charles Fawcett, Mariano Vidal Molina,
Luis de Tejada, Tito García, Óscar Pellicer, Gaspar González, Carlos Miguel Solá sowie Walter Barnes und Eddi Arent
eine Produktion International Germania Film | Titosfilm | Cinematografica Associati | im Constantin Filmverleih
ein Film von José Antonio de la Loma

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»50% lebendig ist besser als alles und tot!«


Ein von Professor Peers (Charles Fawcett) entwickelter Treibstoff soll die Raumfahrt revolutionieren. Auf einer Genfer Konferenz verkündet sein Assistent Doktor Bargher (Joachim Fuchsberger) die bisherigen Ergebnisse, die das Interesse einer rücksichtslosen Gangsterorganisation weckt. Diese versucht ab sofort, den Professor zu entführen. Doch der Anschlag schlägt fehl und der Wissenschaftler kommt ums Leben, während der Doktor fliehen kann. Die CIA kommt auf die Idee, Bargher durch dessen eigenen Bruder zu ersetzen, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Vollkommen überrascht von der neuen Agilität und Widerspenstigkeit Barghers, können die Kriminellen ihn nicht so leicht in die Tasche stecken, wie erwartet, bis sich ein tödliches Katz-und-Mausspiel entwickelt, bei dem niemand dem anderen trauen kann...

Die europäische Eurospy-Welle verkaufte die unterschiedlichsten Geschichten in unterschiedlichsten Verpackungen, sodass sich viel Licht und Schatten finden lässt, wenngleich jeder dieser Filme über mindestens ein paar Zutaten verfügt, die den Fan von Spionage und Sabotage an den Haken nehmen kann. "Feuer frei auf Frankie" kann als typisches Produkt in einer Phase angesehen werden, als die entsprechenden Vertreter Hochkonjunktur hatten und ihr Zielpublikum immer noch in die Kinos locken konnten, auch wenn die jeweiligen Geschichten mit vielen Wiederholungsfaktoren zu kämpfen hatten. Der spanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent José Antonio de la Loma bietet einen Ritt durch bekannte Gefilde an, ohne sich zu sehr aus der Deckung zu wagen, denn die angebotenen Zutaten ähneln denen aus Produktionen ähnlichen Strickmusters, was sich beispielsweise auf das Humor-Angebot bezieht. Eigenartigerweise fühlt sich das deutsche Produktionsgeld der International Germania Film hier federführend an, obwohl die 1968 in Konkurs gegangene Firma nur 30% der Kosten beisteuerte; ein Eindruck, der vermutlich durch die Hauptrollen Eddi Arents und Joachim Fuchsbergers - immerhin in einer Doppelrolle - zustande kommt. Wie bereits in der Edgar-Wallace-Reihe gestaltet ich die Verteilung der Kräfte hier ähnlich, und Fuchsberger wird vor allem als Mann fürs Grobe, Eddi Arent als Vertreter des Humors wahrgenommen, immerhin spielten sie alleine in dieser Reihe zusammen in neun Produktionen. Diese Vertrautheit lässt ich nicht nur bei den beiden Interpreten beobachten, sondern generell, denn zwischen den Beteiligten scheint eine besonders gute Chemie zu herrschen, die den Verlauf immer wieder sehr positiv beeinflusst, falls die charmante Geschichte etwas zu sehr hakt. Im Grunde genommen rechnen sich hier bewährte Strickmuster, die von der Regie gut in Szene gesetzt werden, sodass der Verlauf turbulent, actionreich, humorvoll und bestenfalls überwiegend spannend wirkt.

Die gecasteten Schauspieler tragen einen Großteil dazu bei, dass die Geschichte funktioniert und sich in gewünschte Richtungen entwickelt. Die Fraktionen sind dabei schnellstens vorgestellt, nur ihr Schicksal wird sich im weiteren Kurs klären, oder ob sie überhaupt noch eines haben werden. Plötzliche Todesfälle mischen die Karten völlig neu, sodass die Bühne frei gemacht werden kann für Joachim Fuchsberger, den man hier in einer Doppelrolle bestaunen darf. Die eine Hälfte wirkt wissenschaftlich-sachlich, die andere draufgängerisch und zu allem bereit. Letztere wird den Verlauf glücklicherweise prägen, sodass man Fuchsberger dabei zusehen kann, wie er sich in Schlägereien, Verfolgungsjagden, Wortgefechten, Frauengeschichten und Ermittlungen austoben darf. Dies geschieht in seiner mehrjährigen Wallace-Pause, bevor er sich dieser Reihe im selben Produktionsjahr wieder intensiver widmen sollte. Die in diesem Zeitraum entstandenen Alternativ-Produktionen bringen ganz interessante Rollenprofile zutage, die das Publikum ebenso ansprechen können, wie seine größten Evergreens. Mit Eddi Arent ist ein guter alter Bekannter an seiner Seite zu sehen, dessen individuelle und vom Script geforderten Humor-Einlagen vergleichsweise diskreter, schließlich auch passender wirken. Gerade mit Erika Blanc findet sich hier eine echte Verbündete in Sachen Situationskomik, und die beiden überraschen in diesem Zusammenhang nicht nur einmal. Überhaupt stellt Blanc eine sehr gute Wahl für die weibliche Hauptrolle dar, was sich aus wesentlich vielfältigeren Tatsachen ergibt, als dass sie einfach nur bezaubernd und attraktiv wäre. Ihre gute Spiellaune und Anpassungsfähigkeit verhelfen dem Verlauf zu sehr guten Szenen, die er bei aller augenzwinkernder Brisanz auch nötig hat. Auf femininer Seite wird sie von ihren attraktiven Kolleginnen Rosalba Neri und Karin Field unterstützt, wenngleich auch nicht jede von ihnen für die gleiche Sache zu kämpfen scheint.

Rosalba Neri hat in diesem Zusammenhang aber den dankbareren Part erwischt, da sie schlichtweg einfach mehr als ihre deutsche Kollegin zu tun hat, deren Auftritt überdies sehr weit auseinander gezerrt wirkt. In einem waschechten Eurospyer dürfen authentische Gangster-Visagen natürlich nicht fehlen, die es dementsprechend auch hier zu finden gibt. Vor allem der Italiener Rik Battaglia glänzt in der Rolle des Gangsters, der manchmal die Show eines Gentleman abzieht, damit man sein wahres Gesicht als umso überraschender empfindet. Auch Walter Barnes als Colonel O'Connor hinterlässt brauchbare Eindrücke, vor allem wegen seiner unversöhnlich wirkenden und kommandierenden Art und Weise. Die wirklich gute Besetzung passt sich den Turbulenzen des Verlaufs erstaunlich gut an, sorgt außerdem auch immer wieder für solche, bis man mehr erfährt. Die Spannung der Geschichte wird durch Amüsement und geistreiche Einfälle immer wieder ein wenig heruntergespielt, aber man nimmt den augenzwinkernden Charakter der Produktion gerne an, die durch ihren Comic-Vorspann bereits selbst darauf hinzuweisen versucht. Ein Easy-Listening-Soundtrack von Piero Umiliani rundet das Geschehen gekonnt und passend ab, und überhaupt kann betont werden, dass der Film über eine schöne Bildsprache, Kameradynamik und angemessene Ausstattung verfügt. Kugelhagel und die Melodie von Maschinenpistolen weisen immer wieder darauf hin, dass der Kern der Geschichte doch ein wenig ernster als immer wieder präsentiert sein soll, denn es rollt eine nicht unerhebliche Anzahl von Köpfen. Regisseur José Antonio de la Loma hat unterm Strich einen unterhaltsamen, an den richtigen Stellen verspielten und charakteristischen Vertreter des Eurospy abgeliefert, der sich vor allem auf seine Stärken und Potenziale konzentriert. Unerhebliche Längen können dem Verlauf nichts anhaben und die Hauptsache bleibt, dass "Feuer frei auf Frankie" im heiteren Rahmen seines Abwechslungsreichtums wirklich Spaß macht.



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