SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z - Julio Coll

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z - Julio Coll

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SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z


● FIN DE SEMANA CON LA MUERTE / SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z / FIM-DE-SEMANA COM A MORTE (E|D|P|1966)
mit Peter van Eyck, Letícia Román, Klusjürgen Wussow, Corny Collins, Mikaela, Ricardo Rubinstein und António Vilar
eine Produktion der Hispamer Films | International Germania Film | Producciones A.V. | im Constantin Filmverleih
ein Film von Julio Coll

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»Verstehen Sie etwas von Stahl?«


In Lissabon kommt es zu einer spektakulären Entführung eines Wissenschaftlers, der eine kugelsichere Metall-Legierung erfunden hat, die alle konventionellen Waffen unwirksam machen könnte. Auf eben jenen Professor Zandor (José Cardoso) werden Geheimdienstler aus aller Welt angesetzt, unter ihnen auch der amerikanische Agent Jack Haskins (Peter van Eyck). Seiner Ansicht nach dürfte der Gangsterboss Johannson (Klausjürgen Wussow) für die Entführung verantwortlich sein. Um der Erfindung habhaft zu werden, schalten sich immer mehr Interessengemeinschaften in diesen Fall ein, der schon bald mit mehreren Leichen gepflastert sein wird...

In der Hochphase der internationalen Spionage- und Agentenfilme kamen allerlei bunte Vertreter zustande, die sich hauptsächlich aus dem Erfolg prominenter Vorgänger herleiten, aber meistens immerhin gut ausgestattet und nicht selten unterhaltsam oder sogar sehr gelungen sind sind. Ob dies auch auf die Substanz der jeweiligen Geschichte zutrifft, bleibt immer mit Vorsicht abzuwarten, obwohl die Welt durch zahlreiche abstruse Pläne und größenwahnsinnige Herrschaften ins Ungleichgewicht gestürzt werden kann. In diesem Fall geht es um eine brandneue Erfindung, die - wie sollte es anders sein - Sprengstoff in den falschen Händen darstellen dürfte. Das Verschwinden des federführenden Wissenschaftlers ist daher umso beunruhigender für die Wissenschafts- und Agentenszene, aber schließlich werden die richtigen Leute an seine Fersen geheftet und der gefährliche Fall kann beginnen. Doch wo soll man suchen, wenn jede Spur fehlt? Bestenfalls werden sich die Entführer mit entsprechenden Forderungen selbst melden und ansonsten muss der amerikanische Geheimdienst eben seinen besten Mann schicken, der hier durch Peter van Eyck an Kontur gewinnt, was hauptsächlich an dessen weltmännischer und nonchalanter Art und Weise liegt, das Szenario zu bereichern. Der Deutsche war in zahlreichen Filmen dieses Strickmusters zu sehen, kann dementsprechend auf seine bereits gesammelte Routine aber auch auf die Gabe zurückgreifen, sich dynamisch an externe Gegebenheiten anzupassen. Hin und wieder will er ein wenig zu gelassen aber ebenso gebieterisch wirken, da er dem Empfinden nach zu den beinahe aristokratischen Vertretern seiner Gattung gehört. Peter van Eyck überzeugt auch hier durch sattes Schauspiel, das er in angenehmen Einklang mit seinen Kollegen bringt, die oft andere Quellen der Überzeugung verwenden als er. Diese Abwechslung kommt bei einer teils schwächelnden Geschichte wie dieser gut an.

Das Produktionsbudget von über 1,6 Millionen D-Mark ist dem Film immer wieder deutlich anzusehen, auch wenn man nicht um den bleibenden Eindruck herum kommt, dass es Regisseur Julio Coll mit seinen ausladenden Landschaftsaufnahmen und zugegeben hoch interessanten Schauplätzen etwas zu gut meint. Der Verlauf wirkt streckenweise arg gestreckt und substanzlos, dass man über die aufkommende Spannung und Action immer wieder froh ist. Coll inszeniert seine sechs Pistolen lässig, omnipotent, geheimnisvoll und sexy, wenngleich man sich die Frage stellt wer diese sechs Leute bei fünf genannten Schauspielern im deutschen Vorspann sein sollen. So macht Peter van Eyck beispielsweise Schießübungen auf Flaschen aus seinem fahrenden Wagen - ein Mercdes-Benz Pagode Cabriolet, bei dem es sich vielleicht um eines der schönsten Autos handelt, die jemals gebaut wurden - und er macht trotz Steifigkeit eine überraschende Figur. Die geheime Formel verleitet naturgemäß dazu, dass diejenigen, die ihr habhaft werden wollen, nicht nur mit allen schmutzigen Tricks arbeiten, sondern sich auch besonders rücksichtslos präsentieren. Die weibliche Hauptrolle spielt die attraktive Italienerin Letícia Román, die zeitweise schwierig zuzuordnen ist und Jack Haskins ordentlich den Kopf verdreht, was ihr offensichtlich Zeit verschafft, da jede der anwesenden Personen ihre ganz eigene Strategie verfolgt. Mit dabei ist außerdem die vor allem in den 50er Jahren sehr gut beschäftigte Corny Collins, die hier eine gute Figur macht, auch wenn vom Fokus der Rollenprominenz her deutlich zu merken ist, dass sie nicht mehr als das große Zugpferd gehandelt wurde. Gleiches gilt für Klausjürgen Wussow, der ebenfalls eine erstaunlich untergeordnete Rolle einnimmt. Wer auf Verfolgungsjagden und Schießereien steht, wird mit "Sechs Pistolen jagen Professor Z" gut bedient sein, und auch die geistreiche Pointe tut diesem sehr schön bebilderten Film gut, der allerdings kein Klassiker des weitläufigen Eurospy-Genres geworden ist.

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