JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

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Sean Connery
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● GOLDFINGER / JAMES BOND 007 - GOLDFINGER (GB|1964)
mit Gert Fröbe, Honor Blackman, Harold Sakata, Tania Mallet, Lois Maxwell, Bernard Lee, Martin Benson, Michael Mellinger,
Richard Vernon, Burt Kwouk, Desmond Llewelyn, Margaret Nolan, Cec Linder, Austin Willis, Peter Cranwell und Shirley Eaton
eine Produktion der Eon Productions | im Verleih der United Artists
Ein Film von Guy Hamilton


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»Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!«


James Bond (Sean Connery) bekommt es mit einer äußerst schwierigen Mission zu tun, denn er wird auf den Milliardär Auric Goldfinger (Gert Fröbe) angesetzt, der im Verdacht steht, den internationalen Goldmarkt mit illegalem Schmuggel aus den Fugen bringen zu wollen. Nachdem Bond sich gleich zweimal den Spaß erlaubt hat, Goldfinger zu brüskieren, kommt es zu eindeutigen Demonstrationen in Sachen Skrupellosigkeit. Da Goldfinger plötzlich zu seinem Schweizer Firmensitz reist, nimmt 007 die Verfolgung auf. Schnell wird klar, dass es sich hierbei um keine Vergnügungsreise handelt, denn Bond steht auf der Abschussliste. Nur aufgrund eines Tricks kann 007 seine eigene Eliminierung verhindern und wird daraufhin von Goldfinger als Gast mit in die Vereinigten Staaten genommen, um Zeuge eines wahnwitzigen Verbrechens zu werden...

Der dritte Teil der James-Bond-Reihe wird häufig als Inbegriff der Abenteuer von 007 angesehen und genießt nicht zu Unrecht einen Klassiker-Status. Bereits nach dem US-Kinostart wurden zahlreiche Rekorde gebrochen, so wurde beispielsweise ein Dutzendfaches des Produktionsbudgets wieder eingespielt, was nicht nur für die Qualität dieses Bond-Abenteuers spricht, sondern auch für die Wirksamkeit der strategischen Vermarktung im Vorfeld. Natürlich ist der internationale Großerfolg unmittelbar mit der charismatischen Figur des Agenten in Zusammenhang zu bringen, denn Sean Connery konnte sich zuvor nicht nur für weitere Abenteuer empfehlen, sondern sich richtiggehend profilieren, und zwar im Sinne einer anerkannten Weltmarke, deren Sprache überall verständlich war und immer noch ist. Guy Hamiltons "Goldfinger" zählt zweifellos zu den bekanntesten Vertretern der langjährigen Reine und kann für Aufsehen im Rahmen der Bearbeitung sorgen. Wie üblich tragen unterschiedliche Schauplätze zu besonderen Flair, Dynamik und Tempo bei, sodass dieser rasante Streifen sich kaum Atempausen gönnen wird. Inszenatorisch bewegt sich die Produktion auf sehr hohem Niveau und es kommt zu vielen typischen Spielereien, die der Zuschauer seit Beginn an zu schätzen gelernt hatte. Denkt man an filmische Bond-Abenteuer, so fallen einem spontan gleich mehrere signifikante Szenen ein, die man mit der Reihe assoziiert. In "Goldfinger" ist in diesem Zusammenhang gleich eine ganze Reihe derartig epischer Szenen zu finden, die in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen sind. Die Bond-Produktionsnotizen berichten, dass Gert Fröbe, der ohne Zweifel einer der Prototypen der Bösewichter darstellt, nicht die erste Wahl für die Figur des Auric Goldfinger gewesen sein soll. Daher ist es hier umso erfreulicher, den Deutschen in der Rolle des unberechenbaren Kontrahenten zu sehen.

Bevor James Bond auf den goldverliebten Milliardär angesetzt wird, schildert der bereits turbulente Einstieg eine andere Mission in einem lateinamerikanischen Land, um für unmittelbare Action und Spannung zu sorgen. Der eigentliche Fall wird dem Agenten in üblicher Manier auferlegt, um ihm bei dieser Gelegenheit alle hilfreichen Spielzeuge vorzuführen, die ihren nützlichen Einsatz finden sollen, falls Bond von aggressiven Angreifern belästigt wird. Derartige zum Teil abenteuerliche Gadgets konnten in nahezu jedem Teil der Reihe für ein gewisses Aufsehen sorgen, und hier fällt James Bonds schöner und überaus funktionstüchtiger Aston Martin DB5 ins Auge, dem angenehmerweise eine prominente Rolle zuteil wird. In der Titelrolle ist erneut Sean Connery zu sehen, der wieder einmal überaus agil und leichtfüßig wirkt. Connery stattet die Rolle des Agenten mit weltmännischer Nonchalance aus, und im internen Vergleich wirkt er dem Empfinden nach ine Spur bissiger als sonst, was allerdings an der besonders teuflischen Skrupellosigkeit seines Gegenspielers und dessen Helfershelfern liegen mag. Bei James Bond agierte man stets nach folgendem Credo: Der Zweck heiligt alle Mittel. Dementsprechend dürfen viele Köpfe rollen, sodass der Eindruck durchgehend präsent bleibt, es liege tödliche Gefahr in der Luft. In diesem Zusammenhang bleibt die Spannungskurve weitgehend konstant und es kommt kaum zu Abfällen. Gert Fröbe als "Goldfinger" erweist sich wie erwähnt als großer Coup dieser Produktion. Seine Liebe und Gier bezüglich des wertvollen Edelmetalls verleiht ihm beinahe manische Züge, die eine ausgiebige Portion Wahnsinn mit einschließt. Wenn der Geschäftsmann Gold wittert, würde es etwa genauso aussichtslos sein, Trüffel vor einem Schwein verstecken zu wollen, was die eigentliche Gefahr darstellt. Etliche Szenen charakterisieren den schwerfällig wirkenden Mann des Geldadels als ungeduldig, ungehobelt und im Zweifelsfall ebenso brutal.

Sein stummer Handlanger, und im wahrsten Sinne des Wortes ausführender Arm der Ungerechtigkeit, wird eindrucksvoll von Harold Sakata dargestellt, der sich noch als willenlose Maschine in den Vordergrund manövrieren wird. Bei der Damenwahl zeigt sich ein ebenso glückliches Händchen, wie bei den beteiligten Herren, denn mit Honor Blackman, Tania Mallet und Shirley Eaton sind im Rahmen aller Unterschiede oder Karriereverläufe wirkliche Kapazitäten zu sehen. Für Honor Blackmans Rolle und deren Anlegung muss man vielleicht ein Faible haben, damit sie im Vergleich zwischen Bond-Glanz-und -Gloria nicht das Nachsehen hat, doch rein darstellerisch kann die Britin innerhalb ihrer sehr resolut und beinahe burschikos angelegten Rolle punkten. Ihre Landsfrau Tania Mallet, die dem Vernehmen nach bereits für Daniela Bianchis Part in "Liebesgrüße aus Moskau" vorgesehen gewesen sein sollte, und hier in ihrem ersten und einzigen Kinofilm zu sehen ist, steht für eine tragische Note zur Verfügung, ebenso wie Shirley Eaton, die trotz ihrer nur kurzen Rolle, doch mithilfe einer der erinnerungswürdigsten Szenen der gesamten Reihe zum Inbegriff des Bond-Girls wurde. Der Film profitiert insgesamt sehr stark vom Katz-und Maus-Spiel der beiden Kontrahenten Auric Goldfinger und James Bond, das zunächst von einer Art harmloseren Beschnuppern geprägt ist, bis es zu eindeutigen Machtdemonstrationen kommen darf, in denen insbesondere Gert Fröbe auftrumpfen kann. Die eingeschlagene Richtung und sorgsame Ausarbeitung der Regie garantiert über weite Strecken ein hohes Tempo und fulminante Action, sodass sich vollste Zufriedenheit einstellen kann. Auch die brutale Würze steht diesem Verlauf wirklich sehr gut, da man sich als Zuschauer immer wieder fragen muss, ob ein Wahnsinniger nicht doch das Potential haben könnte, einen derart abstrusen Plan zu verwirklichen. Alles in allem ist "Goldfinger" zurecht über die Bond-Barrieren hinaus zu einem Kult-Klassiker avanciert, der stets zu unterhalten weiß.

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alex_wintermute
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von alex_wintermute »

Mein Lieblingsbond, in dem Film stimmt alles. Unvergessen auch der Titelsong ""Goldfinger" gesungen von Shirley Bassey. Und natürlich der Aston Martin DB5... ;)

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Prisma
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Prisma »

Ich finde, bei den frühen Bond-Filmen lassen sich ja einige Anwärter für den Titel des Lieblingsfilms finden. "Goldfinger" würde ich zwar spontan nicht alsmeinen persönlichen Liebling bezeichnen, aber er ist schon so ein Kandidat für die ewige Top 3, weil da einfach alles passt. Über eine Liste habe ich mir aber eigentlich noch nie ernsthafte Gedanken gemacht. Denke mal, dass ich "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" und "Man lebt nur zweimal" vor ihm platzieren würde. Bei "Goldfinger" finde ich neben der Musik, dem schönen Bond-Vehikel und vielen anderen Charakteristika aber vor allem Gert Fröbe hervorragend, der sich hier als Bond-Gegner selbst übertrifft.

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Gliese 581 c
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Gliese 581 c »

Mir fällt es ebenfalls schwer bei den Bonds DEN Lieblingsfilm zu nennen, aber GOLDFINGER gehört für mich zu einem der Besten.

GOLDFINGER ist für mich der erste "richtige" Bond bei dem das typische Bond-Feeling aufkommt.

Bei den ersten beiden Filmen merkt man das man erst noch ein bisschen ausprobieren musste in welche Richtung es gehen sollte.

GOLDFINGER läuft dann zum ersten Mal nach diesem typischen Bond-Muster ab, das ich bei den Filmen besonders wichtig finde. Manche finden es einfallslos, aber gerade diese Standartklischees sind mir in den Filmen wichtig.

GOLDFINGER zeigt auch das erste Mal die für Bond Filme typischen Szenen mit "Q" von dem Bond seine Ausstattung erhält.

Alleine Gert Fröbe als Bösewicht ist klasse. Auch hier wieder das Standartklischee das man Bond nicht einfach erschießt, sondern ihn auf Grund der Arroganz des Bösewichts in den Plan einweiht, in dem Glauben Bond könnte den genialen Plan sowieso nicht verhindern.

Einen großen Sprung macht der Film auch im Bereich Ausstattung (Fort Knox) und der Musik von Shirley Bassey.

Für mich geht mit GOLDFINGER die Bond-Reihe erst richtig los. Ein überaus gelungener Anfang!

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Prisma
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Prisma »

Gliese 581 c hat geschrieben:
Fr., 01.01.2021 19:31
GOLDFINGER läuft dann zum ersten Mal nach diesem typischen Bond-Muster ab, das ich bei den Filmen besonders wichtig finde. Manche finden es einfallslos, aber gerade diese Standartklischees sind mir in den Filmen wichtig.

Interessant, dass Du gerade diesen Punkt erwähnst, da es den Filmen tatsächlich häufiger zum Vorwurf gemacht, oder besser gesagt kritisiert wird. Bei mir ist es vom Empfinden her aber ganz genauso, dass ich diese frühe Weichenstellung zu typischen Bond-Mustern immer sehr gern gehabt habe. Man fühlt sich einfach unmittelbar abgeholt und direkt im Geschehen. Eigentlich ist das eher ein Erfolgsrezept, sonst hätte es nicht so oft Verwendung gefunden, da man Markenzeichen auch als solche ausweisen sollte.

Percy Lister
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Percy Lister »

Meine Bond-Kenntnisse sind bisher marginal, weil ich mir prinzipiell nur die James-Bond-Filme mit Sean Connery in der Titelrolle ansehe (eine Ausnahme habe ich nur für George Lazenby in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" gemacht). "Goldfinger" ist jene Verfilmung, die ich am häufigsten hervorhole, weil sie das Thema wie kein weiterer Vertreter der Serie verkörpert. Die Leichtfüßigkeit des Helden, die unvergleichliche Präsenz des Schurken, die attraktive Kompetenz der Weiblichkeit und die schreckliche Vorstellung einer radioaktiven Verseuchung von Amerikas Goldreserven bilden eine Mischung, die mindestens so unwiderstehlich ist, wie die gesunde Ironie, mit der Sean Connery seine Rolle stemmt.

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Gliese 581 c
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Gliese 581 c »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 06.01.2021 13:44
Gliese 581 c hat geschrieben:
Fr., 01.01.2021 19:31
GOLDFINGER läuft dann zum ersten Mal nach diesem typischen Bond-Muster ab, das ich bei den Filmen besonders wichtig finde. Manche finden es einfallslos, aber gerade diese Standartklischees sind mir in den Filmen wichtig.

Interessant, dass Du gerade diesen Punkt erwähnst, da es den Filmen tatsächlich häufiger zum Vorwurf gemacht, oder besser gesagt kritisiert wird. Bei mir ist es vom Empfinden her aber ganz genauso, dass ich diese frühe Weichenstellung zu typischen Bond-Mustern immer sehr gern gehabt habe. Man fühlt sich einfach unmittelbar abgeholt und direkt im Geschehen. Eigentlich ist das eher ein Erfolgsrezept, sonst hätte es nicht so oft Verwendung gefunden, da man Markenzeichen auch als solche ausweisen sollte.

Kann Dir da voll und ganz zustimmen!

Ich schaue mir die Bond-Filme ja gerade wegen dieser Standartklischees an. Ich möchte genau DAS sehen. Für mich gehören diese zu einem guten Bond-Film dazu. Wie Du es so gut beschreibst, fühlt man sich einfach sofort abgeholt.

Die Variationen der Filme ergeben sich dann durch die unterschiedlichen Drehorte, die Musik, Bond-Darsteller, Ausstattung, Hauptquartiere der Bösewichte, skurrile Handlager, Bond-Girls, die Vorführung der Gadgets durch "Q", tolle Stunts usw.
Aber eben immer alles im Rahmen der Klischees.

Auch diese übertrieben exzentrische, heutzutage schon fast lächerlich wirkende Darstellung der Schurken (z.B. Perserkatze auf dem Schoß, Sakko mit Mandarinkragen, Lederhandschuhe etc.), gehören unbedingt dazu.
Ebenso wie die teilweise völlig absurden Pläne der Bösewichte.

Das ist auch der Grund, warum ich bei der Komplettsichtung der Reihe (die bei mir ca. alle 2-3 Jahre erfolgt), meistens erst mit GOLDFINGER einsteige, und bis maximal DIE WELT IST NICHT GENUG schaue. Nach dem Film bin ich aus der Reihe ausgestiegen.

Einfach weil mir bei der Neuausrichtung der Reihe etwas fehlt. Ganz davon abgesehen das ich auch mit der neuen Machart der Filme nichts mehr anfangen kann. Ich finde da keinen Zugang mehr. Aber das ist noch mal ein anderes Thema.


Ich denke ebenfalls, dass die Klischees und der Startablauf in den alten Bond-Filmen zum großen Erfolg der Reihe beigetragen haben. Wenn man sich einen Bond-Film anschaut, möchte man keine realistische Agentengeschichte sehen, sondern das wofür die Bond-Reihe viele Jahre bekannt war.

Percy Lister
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Percy Lister »

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"Goldfinger" (Goldfinger) (Großbritannien 1964)
mit: Sean Connery, Gert Fröbe, Honor Blackman, Harold Sakata, Shirley Eaton, Tania Mallet, Bernard Lee, Cec Linder, Martin Benson, Austin Willis, Lois Maxwell, Bill Nagy, Michael Mellinger, Burt Kwouk, Desmond Llewelyn, Mai Ling u.a. | Drehbuch: Richard Maibaum und Paul Dehn nach dem Roman von Ian Fleming | Regie: Guy Hamilton

James Bond wird auf den englischen Geschäftsmann Auric Goldfinger angesetzt, der laut Informationen der britischen Regierung unlautere Edelmetallspekulationen betreibt. Nachdem ihm Geheimagent 007 zweimal eine Lektion erteilt hat, reist der cholerische Mann in die Schweiz, wo er einen Firmensitz unterhält. Dort ereilt Bond fast der Tod, einzig ein Bluff rettet sein Leben und Goldfinger nimmt ihn als Gast mit in die USA. Er soll Zeuge eines ausgeklügelten Verbrechens werden, eines Bankraubes mit verheerenden Nachwirkungen. Goldfinger will das Goldreserven-Depot der Vereinigten Staaten in Fort Knox knacken und radioaktiv verseuchen....

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"Goldfinger" ist sicher der bekannteste Film der Reihe, wartet er doch mit allen Zutaten auf, welche die Serie so erfolgreich gemacht haben. Sean Connery ist bester Spiellaune, balanciert elegant zwischen seinen waghalsigen Unternehmungen und den Momenten der Entspannung und bewahrt auch in tödlicher Gefahr Contenance und seinen trockenen Humor. Mit Gert Fröbe wird ihm ein Gegner präsentiert, der ein teuflisches Katz- und Mausspiel mit dem Geheimagenten betreibt und in ihm nicht nur eine Bedrohung seiner Geschäftsunternehmungen, sondern einen Konkurrenten bei der Gunst der Damen sieht. Rothaarig, korpulent und grob ist er sich sehr wohl bewusst, dass sein Umfeld ihn entweder fürchtet oder verabscheut. So resultiert seine Rache an Bond nicht nur aus dem Ärger über vermasselte Geldgeschäfte, sondern auch aus dem Neid auf dessen gutes Aussehen und den Erfolg bei den Frauen seiner Umgebung. Man täte ihm jedoch Unrecht, wenn man außer Acht lassen würde, dass sich Goldfinger mit seinen intelligenten Plänen durchaus mit Bond messen kann und er diesem Respekt abnötigt. Diese Tatsache ist umso bedeutender, da der Schurke sich auf einem bestimmten intellektuellen Niveau bewegen muss, um wirklich beeindrucken zu können. In Kombination mit dem Handlanger Oddjob gelingt es hier, Schrecken zu verbreiten, der markante Gesichter trägt und sich nicht nur aus einer Armee gleichförmiger Namenloser formt. Der Zweikampf zwischen Fröbe und Connery gestaltet sich zu einem besonderen Vergnügen, weil sich hier zwei Gegner aneinander messen, die eine Vergangenheit greifbar machen und nicht wie Abziehbilder wirken. Dieser Meinung waren die Produzenten nicht ohne Grund, sonst hätte man den Sachsen, der kaum Englisch sprach, nicht verpflichtet.

Die Ikone der Bond-Reihe wartet mit geflügelten Worten auf, mit Sprüchen, die legendär geworden sind und mit Bildern, die bei jeder Filmretrospektive gezeigt werden. Der Unterhaltungswert ist hoch, was daraus resultiert, dass es viel Abwechslung gibt und das Auge viele bunte Postkartenbilder zu sehen bekommt. Auch wenn es Momente gibt, in denen die Hauptfigur kurz Gefühle zeigt und über das Schicksal einer anderen Person betroffen ist (Tod von Tilly Masterson), so weichen diese Augenblicke rasch dem kontinuierlichen Fluss der Handlung, der alles mitreißt und keine Zeit für Sentimentalitäten lässt. Wie ein unheilvolles Gewitter brauen sich die Ereignisse zusammen, sobald Bond das Terrain seines Gegners betritt. Technische Spielereien sind dabei nicht das Vorrecht des Geheimagenten, auch Goldfinger schüttelt einiges aus dem Ärmel (Treffpunkt seiner Helfer aus Mafia-Kreisen) und demonstriert damit, dass er weit mehr kann als beim Kartenspiel zu betrügen. Das Finanzielle stellt gar nicht einmal die Hauptmotivation dar, primär geht es ihm darum, zu beweisen, dass mit ihm zu rechnen ist. Die vornehmen Kreise der englischen Oberschicht ignorieren ihn, nun sorgt er dafür, dass ihr Gesichtsausdruck mehr hergibt als ein gleichgültiges Hochziehen der Augenbrauen. Es ist ein Spiel, das er gewinnen will und muss, am Ende bleibt nur der Weg ins Exil - bezeichnenderweise in ein Land, das von der Weltmacht USA (und somit auch von Großbritannien) als Feind betrachtet wird. Auch hier liegt die Botschaft des Films: politisch unkorrektes Verhalten muss mit dem Tod (oder wenigstens lebenslanger Haft) bestraft werden. James Bond jedoch bleibt bescheiden, ein Dry Martini und ein Augenzwinkern reichen ihm vollkommen, um sein Lebensmotto zu unterstreichen.

Sehr interessant und im Wesen unterschiedlich sind die drei Damen, auf die Bond im Laufe seiner Ermittlungen trifft. Shirley Eaton, die der feiste Goldfinger als unverfängliches Aushängeschild für gesellschaftliche Ereignisse und kleine Spionagetätigkeiten engagiert hatte, war bereits ein alter Hase, als sie die mit ironischen Brüchen ausgestattete Rolle der Jill Masterson übernahm. Ihre Mitwirkung in britischen Komödien war eine gute Schule für den trockenen Humor, der ihr von Gourmet James Bond serviert wurde. Tania Mallet, die elfenhaft zart, aber umso entschlossener wirkt, war ein etabliertes Fotomodell und "Goldfinger" sollte ihr einziger Film bleiben. Die Modebranche zahlte einfach höhere Gagen und so war es ein Abschied für immer, als sie vor den Attacken Oddjobs in den dunklen Wald flüchtete. Honor Blackman brachte eine adäquate Vergangenheit als Dr. Gale in "Mit Schirm, Charme und Melone" mit, was sie für Produzent Harry Saltzman zur treffenden Besetzung der leading lady unter den Bond-Girls des Films machte. Eine Frau als Pilotin mit eigener Flugstaffel, die selbst am Steuerknüppel sitzt, statt als lächelnde Stewardess Drinks zu servieren, stellte eine willkommene Innovation dar, die dem weiblichen Publikum Genugtuung verschaffte und Bond eine ebenbürtige Komplizin in spe. Honor Blackman veröffentlichte 1965 übrigens das Buch "Keiner ist wehrlos. Die Kunst, sich vor Belästigungen und Angriffen zu schützen". Pussy Galore strahlt eine auf dem Wunsch nach Veränderung beruhende Unnahbarkeit und Gelassenheit aus, deren Grenzen klar gesteckt sind und deshalb weniger typische Merkmale eines klassischen Bond-Girls aufweisen. Sie signalisiert von Beginn an Unabhängigkeit, was den Mann Bond zur Nebensache werden lässt und wiederum seinen Jagdinstinkt herausfordert. - Fazit: "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles".

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Sid Vicious
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Sid Vicious »

Nachdem ich nun endlich das schon ewig im Schrank stehende, die Lesung herbeisehnende, Buch über die James Bond Filme von Erich Kocian hervorgekramt und die ersten 100 Seiten konsumiert habe, machte sich ein Drang bemerkbar, der mich dazu bewegte, alle wartenden Filmsichtungen zu verschieben und mal wieder die GOLDFINGER-Bluray in die Playstation zu schieben. Der Montagabend wurde demgemäß von Sean und Gert ebenso versüßt wie von den großartigen und charismatischen Bond-Ladies. Bloß schade, dass die Auftritte von Tania Mallet und Shirley Eaton so dermaßen kurz geraten sind, stattdessen haut jedoch die Melone des Todes, Harold Sakata, auf den Putz und Honor Blackman (der Name Pussy Galore klingt für mich, mit Alexs Worten gesagt, wie die göttliche Musik eines Ludwig Van) ist ebenfalls mit mehr Spielzeit gesegnet und erwartungsgemäß ganz toll.

Na ja, es ist zwar schon spät, aber immer noch früh genug, um der Euphorie ein wenig Auslauf zu gestatten, ein wenig rumzuspinnen und durch die Bude zu hüpfen.

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Count Yorga
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Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von Count Yorga »

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nyby
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Registriert: Mi., 25.11.2020 10:02

Re: JAMES BOND - GOLDFINGER - Guy Hamilton

Beitrag von nyby »

"Goldfinger"-Fans sei der Bildband "The Goldfinger Files" aus dem Steidl Verlag empfohlen - anhand vieler Fotos werden die 6,7 Drehtage für den Film in der Schweiz rekonstruiert - ein sehr schönes Dokument.

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