JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

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Sean Connery

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● YOU ONLY LIVE TWICE / 007 WA NIDO SHINU / JAMES BOND 007 - MAN LEBT NUR ZWEIMAL (GB|USA|JP|1966)
mit Akiko Wakabayashi, Mie Hama, Tetsurô Tanba, Teru Shimada, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn,
Charles Gray, Tsai Chin, Peter Fanene Maivia, Burt Kwouk, Jeanne Roland sowie Donald Pleasence und Karin Dor
eine Produktion der Eon Productions | Danjaq | im Verleih der United Artists
Ein Film von Lewis Gilbert


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»Kein Vogel baut sein Nest in einem kahlen Baum.«


Um ihre Vormachtstellung im Weltall zu auszubauen, liefern sich die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion ein Wettrüsten bei der bemannten Raumfahrt, doch es kommt zu rätselhaften Zwischenfällen. Ein unbekanntes Flugobjekt entführt zuerst die amerikanische und anschließend die russische Raumkapsel. Da sich die beiden Großmächte gegenseitig beschuldigen, diese Entführungen inszeniert zu haben, steht ein Atomkrieg unmittelbar bevor. Der britische Geheimdienst hingegen glaubt, dass die Gefahr von Japan aus geplant und koordiniert wurde. Um Schlimmeres zu verhindern, schickt man den Geheimagenten James Bond (Sean Connery) dorthin, um die Hintergründe zu erforschen. Vor Ort soll ihm der japanische Kollege Tiger Tanaka (Tetsurō Tamba) zur Seite stehen. Die gefährlichen Ermittlungen führen James Bond schon bald in die Osato Chemiewerke, die offenbar in Verbindung mit einer mächtigen, aber genauso unbekannten Verbrecherorganisation stehen...

In der filmischen Bond-Chronologie war zunächst geplant, "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" vor Lewis Gilberts Spektakel ins Rennen zu schicken, doch "Man lebt nur zweimal" erhielt letztlich den Vorzug. Der nach dem gleichnamigen Roman von Ian Fleming inszenierte Film hatte ein Produktionsbudget von etwa 9,5 Mio. US-Dollar zur Verfügung und avancierte zu einem internationalen Erfolg und innerhalb der langjährigen Reihe avanciert er in der ewigen Erfolgsliste immer noch sehr weit in oberen Sphären. Unter Aufgreifen eines für die damalige Zeit aktuellen Themas, zeigt sich die Produktion im international gefärbten Flair, und die dargestellte Brisanz kann selbst heute noch eine beunruhigende Wirkung entfalten. Für die kurzweilige Geschichte liefert der von außen gelenkte Plan der Inszenierung eines potentiellen Atomkrieges genügend Zündstoff für einen Selbstläufer in Bond-Manier, in dem die Hauptfigur sich von ihrer besten und agilsten Seite zeigen kann, wenngleich zur Produktionszeit bereits Gerüchte kursierten, dass Hauptdarsteller Sean Connery seinen Anzug an den Nagel hängen wollte. Ein atmosphärischer und ebenso verwirrender Einstieg mit dem fingierten Tod des Titelhelden ebnet ein nötiges Inkognito, um die absolut verworfenen und ohne Skrupel agierenden Gegenspieler nicht gleich zum Äußersten zu zwingen. Obwohl hauptsächlich Schauplätze in Japan zu sehen sind, rückt das essentielle britische Flair nie in die zweite Reihe, was nicht zuletzt der hauptsächlich routinierten Zeichnung Connerys zu verdanken ist. Ausgestattet mit vielen internationalen Stars, darf die mit einem guten Erzählfluss ausgestatteten Geschichte sehr interessante Konturen annehmen.

Bereits zum fünften Mal ist der Schotte Sean Connery in der Rolle des James Bond zu sehen, und abermals ist er mit der Erhaltung des Weltfriedens betraut. Obwohl die Gefahren groß und für zahlreiche Beteiligte tödlich sein werden, entsteht nie ein Zweifel daran, dass Bond die schwierige Aufgabe nicht meistern könnte. Genau diese Omnipotenz in allen Lebens- und Arbeitsbereichen ist essentieller Bestandteil für den im Dienste Ihrer Majestät stehenden Agenten, dessen Mission aufgrund der Gnadenlosigkeit der konspirativen Macht im Hintergrund manchmal aussichtslos erscheinen würde, wenn der Zuschauer nicht schon hinlänglich von seinen Qualitäten überzeugt worden wäre. Mit Hilfe seiner wie ein Uhrwerk funktionierenden Behörde, beziehungsweise Entourage, kommt es zu allerlei technischen Spielereien, die für Aufsehen sorgen. Sein Weg wird immer wieder von den schönsten Frauen gekreuzt, die sich nicht nur durch seine physische Erscheinung angezogen fühlen, sondern ebenfalls durch den unerschöpflich wirkenden Sachverstand und selbstverständlich seinem ihm vorauseilenden Ruf, der unter anderem außergewöhnliche Qualitäten als Liebhaber verspricht. Connery zeigt auch hier keine Ermüdungserscheinungen und gefällt mit trockenem Humor, sowie resoluter und dynamischer Vorgehensweise. Ganz dem Land des Geschehens angepasst, bekommt James Bond erneut einige der bezauberndsten Frauen zur Seite gestellt. Die attraktiven japanischen Interpretinnen Akiko Wakabayashi und Mie Hama machen bei der Jagd nach dem Phantom nicht nur eine gute Figur, sondern fallen auch über willkommene Kontraste auf.

Nicht nur zweimal helfen sie dem Helden aus brenzligen Situationen und finden gleichzeitig ihren Einsatz als Zielscheiben, sodass der Zuschauer genügend Grund hat, mit den beiden loyalen Damen mitzufiebern. Neben der Stammbesetzung, bestehend aus Bernard Lee, Lois Maxwell und Desmond Llewelyn, agieren beispielsweise Tetsurô Tanba, Teru Shimada oder Donald Pleasence auf gutem Niveau, außerdem kommt insbesondere der deutsche Zuseher wegen Karin Dors Auftritt auf seine Kosten. Hier präsentiert sie ungewöhnlicherweise eine Art Melange aus Stilsicherheit und Angepasstheit, aber sie bewegt sich erinnerungswürdig auf internationalem Parkett, vor allem wegen ihrer finalen Szene. Ein großes Plus dieser Produktion sind und bleiben die beeindruckenden Kulissen, die wunderbar simulierten Weltraumbilder oder die vielen pyrotechnischen Spielereien, von denen auch heute noch die typische Bond-Faszination ausgeht. Hinzu kommt ein dem Spannungsaufbau förderliches, über weite Strecken gesichtsloses, aber vollkommen liquidierungslustiges Phantom im Hintergrund, dessen Enttarnung eine lange Zeit auf sich warten lässt, und man in der Zwischenzeit nur die Katze des Superverbrechers zu sehen bekommt. "Man lebt nur zweimal" profitiert enorm von seinem Momentum und der Tatsache, dass sich die Geschichte in beinahe glaubwürdigen Sphären abspielt. Viele Charakterköpfe, unvergessliche Szenen und Schockmomente, ein exzellenter Soundtrack sowie ein fulminantes Finale lassen Lewis Gilberts Werk zu einem verdienten Klassiker der langjährigen Reihe werden, der mit zahlreichen Urängsten des Zuschauers zu spielen weiß.

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Count Yorga
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Count Yorga »

IFK Filmprogramm
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:hut:

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Prisma
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

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● KARIN DOR als HELGA BRANDT in
MAN LEBT NUR ZWEIMAL (GB|USA|JP|1966)



Um die Partizipation von Karin Dor in der fünften Bond-Produktion "Man lebt nur zweimal" haben sich über all die Jahre einige kleinere Legenden gebildet, doch wenn man bei den Tatsachen bleibt, handelt es sich neben Alfred Hitchcocks "Topas" zweifellos um die international erfolgreichste Rolle in einer Ausnahmekarriere. Karin Dor fällt im Vergleich zu anderen Bond-Kolleginnen etwas aus dem Rahmen, demonstriert sie im Rahmen der Aura doch bei Weitem nicht die übliche Anpassungsfähigkeit an die bestehenden Umstände. Was die Rolle der Helga Brandt in Bezug auf die Anlegung betrifft, ist diese wiederum ein Musterbeispiel der Anpassungsfähigkeit und blinden Loyalität, konspirativen Mächten gegenüber. Im Vergleich wirkt die Deutsche empfundenermaßen jedoch angespannt und unterkühlt, was viele Fans der obligatorischen Damenriegen vielleicht etwas irritieren, wenn nicht sogar abschrecken dürfte. Die genannten Eigenschaften müssen allerdings in unmittelbarem Einklang mit Karin Dors Aufgabe unter Lewis Gilbert in Zusammenhang gebracht werden. Hin und wieder heißt es, dass deutsche Tugenden insbesondere in Japan bewundert werden, und genauso ist die hier angebotene Anlegung in erster Linie zu betrachten. Helga Brandt stellt hundertprozentig dar, was die Dramaturgie verlangt. Im Rahmen der Kürze und der deshalb naturgemäß limitierten Ausdrucksmöglichkeiten eines derartigen Auftritts, liefert Karin Dor genau das, was eine glaubhafte und nachhaltige Zeichnung ihrer Rolle erforderte. Die angebotene Reserviertheit und Kühle ist fundamentaler Bestandteil für eine nachhaltige Wirkung beim Zuschauer, wenngleich natürlich Stimmen laut werden, dass etwas mehr hätte geboten werden müssen. Derartige Wünsche laufen vor allem in eine Richtung, nämlich die des obligatorischen Bondgirl-Sex-Appeals. Karin Dor wird in diesem Zusammenhang zwar dienstbar gemacht, doch es handelt sich vergleichsweise eher um einen gestelzten Versuch, einen klassischen Spagat hinzubekommen. Erstens soll die übliche Determination der Rolle nicht aufgebrochen werden, also nicht zu viel offerieren und andersartig wirken, und zweitens gleichzeitig nonkonform aussehen.

Im Fall Helga Brandt kann daher beinahe von einer undankbaren Rolle gesprochen werden, da sie eine tückische Zwickmühle beinhaltet. Die Lösung, die die Deutsche hierbei jedoch anzubieten weiß, ist wesentlich mehr als nur zufriedenstellend. Zwar scheitert der Versuch, Alleinstellungsmerkmale für den Verlauf und darüber hinaus für den gesamten Bond-Orbit zu erarbeiten und zu etablieren, aber dennoch bleibt eine eigenartig konträr wirkende Darbietung in Erinnerung, die auch nach dem (beziehungsweise ihrem eigenen) Finale noch beschäftigen wird. Eines kann dieser Helga Brandt sicherlich nicht nachgesagt werden; nämlich, dass sie einer Fehl-Anlegung aufgesessen wäre. Die loyale Sekretärin und rechte Hand ihres Chefs Osato ist in jeder Beziehung dienstbar zu machen. Nicht nur, dass sie den Stil und die Fähigkeiten besitzt, Geschäftspartner im Sinne ihres Chefs zufriedenzustellen, sondern sie scheint auch wie ein deutsches Uhrwerk zu funktionieren, welches sich eigene Fehler am wenigsten verzeiht, im Zweifelsfall sogar zur ausführenden Instanz der Bürokratie des Grauens wird. Ihre wenigen Minuten spiegeln ein seltsames Wechselspiel zwischen Anspannung und Souveränität wider; ihre Szenen mit James Bond werden hin und wieder sogar mit begrüßenswerter Impulsivität angereichert. Ihren nicht zu leugnenden, aber vollends angepasst wirkenden Sex-Appeal einer gut organisierten Geschäftsfrau nimmt man ihr daher eher ab, als jenen der Chirurgin im Abendkleid, in dem sie sich dem Empfinden nach immer wieder gegen eine undefinierbare Unsicherheit zu stellen hat, obwohl sie in der besseren Ausgangsposition ist. Karin Dors Gastspiel in diesem unterhaltsamen Bond bleibt letztlich in angenehmer Erinnerung, zumal der deutsche Titel "Man lebt nur zweimal" nicht für die Dame, die blind Befehle ausführt, gelten wird. Ihre letzten Minuten können ohne jeden Zweifel als solche der großen Momente der langjährigen Serie bezeichnet werden, obwohl die Konkurrenz in diesem Zusammenhang bestimmt nicht geschlafen hat. Alles in allem bleibt Karin Dors Spiel in diesem unübersichtlichen Piranha-Becken gleich im doppelten Sinn einmalig; selbst wenn man alles nur durch die deutsche Zuschauerbrille sehen möchte.

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Italo
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Italo »

Karin Dor bei den Dreharbeiten.
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Prisma
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Prisma »

Ich mag den Film ja nicht zuletzt wegen Karin Dors Auftritt so gern, aber die Szenen mit der Cessna sind leider wirklich nicht gut gelungen. Diese kurze Sequenz hat für mich schon immer in großem Kontrast zu dem Aufwand an anderer Stelle gestanden. Hier sind vor allem die Eindrücke im All hervorzuheben, die sehr gut simuliert und atmosphärisch überaus dicht sind. Auch das Geheimversteck Blofelds wirkt auch heute noch ziemlich imposant. Keine Ahnung, warum das mit der Sorgfalt bei den Einstellungen rund um die abstürzende Maschine nicht geklappt hat.

Percy Lister
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Percy Lister »

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"Man lebt nur zweimal" (You only live twice) (Großbritannien 1967)
mit: Sean Connery, Akiko Wakabayashi, Tetsuro Tamba, Mie Hama, Teru Shimada, Karin Dor, Donald Pleasence, Bernard Lee, Lois Maxwell, Charles Gray, Desmond Llewelyn, Ronald Rich, Tsai Chin, David Bauer u.a. | Drehbuch: Roald Dahl nach dem Roman von Ian Fleming | Regie: Lewis Gilbert

Die USA und die Sowjetunion kämpfen jeweils um die Vorherrschaft im Weltraum und schicken bemannte Raumschiffe ins All, um ihre Stärke zu untermauern. Als ein unbekanntes Raumfahrzeug zunächst eine amerikanische und dann eine russische Raumkapsel entführt, beschuldigen sich die Großmächte gegenseitig der Täterschaft. Offensichtlich zieht jemand im Hintergrund die Fäden, um einen atomaren Konflikt zu provozieren. Die Briten glauben, dass die Operation von Japan aus gelenkt wird und schicken deshalb ihren Geheimagenten 007 dorthin, wo er mit dem Chef des japanischen Geheimdienstes, Tiger Tanaka, Kontakt aufnimmt. Osato, der Chef eines Chemiekonzerns, scheint in den Diensten der mysteriösen Verbrecherorganisation zu stehen, weshalb sich Bond dort gründlich umsieht. Mehr als einmal läuft er dabei Gefahr, liquidiert zu werden, besonders von Nr. 11, einer attraktiven Mitarbeiterin von SPECTRE....

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James Bond, der unverwundbare Geheimagent Ihrer Majestät (in der Realität wohnte Königin Elizabeth II. höchstpersönlich der Filmpremiere in London bei) navigiert erfolgreich zwischen den Welten, diesmal reicht sein potentielles Einsatzgebiet sogar bis in die unendlichen Weiten des Universums. Sein britisches Understatement würzt er mit einem Charme, den er lässig aus den Ärmeln seiner Maßanzüge schüttelt, wobei er sich über nichts mehr zu amüsieren scheint als über die unglaubliche Berechenbarkeit seiner Umgebung. Frauen finden ihn anziehend, Männer geraten bei seinem Anblick in Rage - sei es aus Neid oder wegen seiner gefährlichen Entschlossenheit, seinen Auftrag um jeden Preis auszuführen. Der Weg zu dem großen Unbekannten führt über mehrere Helfer der mittleren Führungsebene, deren Beweggründe selten erläutert werden. Ob die Solidarität und Loyalität zum Boss nun aus finanziellen oder ideologischen Gründen erfolgt, ist einerlei. Gerade die weiblichen Mitglieder der Organisation finden oft ein grausames und abschreckendes Ende, wobei man sich nicht lange mit Bedauern aufhält. Die nahtlose Aneinanderreihung von Spionagearbeit, tödlichen Kämpfen und erotischen Intermezzi unterstreicht die Wendigkeit von Bond, der mit wenig Worten auskommt, weil seine Taten für ihn sprechen. Im Grunde ist er ein Angestellter, der einen Auftrag ausführt - nur in einem weitaus glamouröseren und abwechslungsreicheren Umfeld als jenem des Durchschnittsbürgers. Ein modernes Märchen für Erwachsene, die Bond um seine technischen Spielzeuge beneiden, selbst jedoch kaum einen Nagel in die Wand bekommen. Jedes Mal wartet man gespannt darauf, welche Superautos und versteckten Waffen 007 diesmal benutzen wird. Ob zu Land, auf See oder in der Luft - die Kombination aus schnellen und schnittigen Verkehrsmitteln lässt das Herz höher schlagen als die spärlichen zwischenmenschlichen Kontakte, die sich meist auf Tarnen und Töten beschränken. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. So wie die kollegiale Partnerschaft mit Tanaka, der über den selben trockenen Humor verfügt wie sein europäischer Gast. Sean Connery verkörpert den Agenten routiniert, wobei sich alle Personen oft den Weiten der Landschaft und den utopischen Kulissen beugen müssen. Der beeindruckende Weltraumbahnhof im Schlund eines erloschenen Vulkans lässt die handelnden Personen winzig wirken und wie Marionetten einer im Verborgenen lauernden Spinne agieren. Donald Pleasence schmückt sich mit den Attributen des Exzentrikers, wobei es klug ist, ihn über lange Zeit nur in seinem Sessel sitzend zu zeigen. Er erlangt dadurch eine unheimliche Aura, die ein Hüne wie Gert Fröbe als "Goldfinger" allein durch seine Präsenz besitzt - man denke an den Schreckensmoment, als er im Präsidenten-Jet den Vorhang zur Seite reißt und sich dem verblüfften Bond präsentiert. Neben den beiden einheimischen Bondgirls gibt es mit der Deutschen Karin Dor einen Gaststar, der keine halbe Stunde anwesend ist.

Ihre roten Haare wirken zunächst ungewohnt, sind aber dem Umstand geschuldet, sie optisch von ihren Kolleginnen abzuheben und sie innerhalb der Organisation zu isolieren. Welche Motive brachten sie zu SPECTRE? Wie kommt eine (Ost-?)Deutsche in den Dunstkreis eines Gangsters, der zusammen mit den Chinesen die Weltherrschaft an sich reißen will? Karin Dor gibt sich unterkühlt und unnahbar. Sie zeigt, dass sie die Rolle hochkonzentriert und korrekt meistern und dabei keinen Fehler machen möchte. Vielleicht liegt gerade hier das Manko ihres Auftritts: ihre Persönlichkeit bleibt auf der Strecke. Besonders treffend lassen sich die Szenen mit Sean Connery mit jenen vergleichen, die sie in "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" mit Lex Barker absolvierte. Der rasche Wechsel zwischen charmanter Umgarnung und skrupelloser Täuschung gelingt ihr bei Bond nicht: sie bleibt immer angespannt und man hat das Gefühl, dass aus ihrem großen internationalen Auftritt bei weitem nicht alles herausgeholt wurde. Die Synchronstimme von Ute Marin verleiht ihr Härte und betont die Fremdheit, die das Publikum verspürt. Man möchte gern mehr über Helga Brandt erfahren, doch sie ist nur ein Rädchen im Getriebe und Werkzeug eines Mannes ohne Skrupel, der weder Abfertigungen, noch Renten ausbezahlt. Ins Ohr des deutschen Publikums dringen mit den Stimmen von Gert Günther Hoffmann, Maria Körber, Wolfgang Büttner, Beate Hasenau, Hans Hinrich, Siegfried Schürenberg, Werner Peters, Claus Biederstaedt und Friedrich Schoenfelder vertraute Klänge. Um die Traditionen Japans zu würdigen, zeigt man dem Zuschauer nicht nur die kampfstarken Ninjas, sondern auch Zeremonien in Landestracht. Die Exotik drängt den Geheimagenten stellenweise in den Hintergrund, wobei anzumerken ist, dass ihm die Verkleidung als Asiate nicht besonders überzeugend zu Gesicht steht. In gewohntem Fahrwasser verläuft die Handlung in den Verfolgungsszenen mit den klassischen Utensilien wie Sportwagen und Fluggeräten. Die Weltraumatmosphäre empfinde ich als reizvoll, gerade auch in den Momenten der Unfähigkeit bzw. Hilflosigkeit des obersten Militärs, das tatenlos zusehen muss, wie seine Astronauten im wahrsten Sinne des Wortes verschluckt werden. Es sind die Augenblicke der größenwahnsinnigen Ideen, die den Bondfilmen ihre Faszination verleihen. Das Unmögliche wagen, das Establishment herausfordern, nach todbringender Macht greifen und die Menschheit an den Rande der Zerstörung zu bringen - diese Ziele seiner Gegner treiben James Bond zu Höchstleistungen an und sorgen für kurzweilige Unterhaltung. Der kalte Krieg zwischen den Atommächten USA und Sowjetunion liefert einmal mehr den Hintergrund für finstere Intrigen und ein Vabanquespiel eines unsichtbaren Dritten. James Bond übt sich im Land des Lächelns zeitweise in Zurückhaltung, weil er der Tarnung verpflichtet ist, was seine Figur in den Hintergrund treten lässt und die Handlung unnötig dehnt. Im furiosen Finale kann Bond dann wieder auf gewohntem Terrain agieren und seine Talente unter Beweis stellen.

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Prisma
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Prisma »



Für mich eine der schönsten Opening-Credits mit einem noch schöneren Titelsong von Nancy Sinatra:


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Sid Vicious
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Sid Vicious »

Ich mag diesen Song ebenfalls sehr gern. Zum Film kann ich immo nichts schreiben. Die Sichtung liegt ewig zurück.

Erich Kocian hat ein schönes Buch über die Bond-Filme geschrieben, da werden viele interessante Geschichten erzählt, die sich um die vielen tollen Bond-Filme ranken. Das Buch wurde 1984 veröffentlicht (Heyne-Verlang).
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Prisma
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Re: JAMES BOND - MAN LEBT NUR ZWEIMAL - Lewis Gilbert

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 24.06.2023 10:20
Erich Kocian hat ein schönes Buch über die Bond-Filme geschrieben, da werden viele interessante Geschichten erzählt, die sich um die vielen tollen Bond-Filme ranken. Das Buch wurde 1984 veröffentlicht (Heyne-Verlang).

Ach ja, das Buch habe ich auch. Danke für die Erinnerung, ich müsste mal wieder reinschauen, denn bei der Lektüre geht es mir wie dir bei dem Film: ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern, dass die Anekdoten interessant waren, weiß aber nicht mehr worum es ging. :mrgreen:

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