IM NEST DER GELBEN VIPER - Wolfgang Schleif und Alfredo Medori

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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IM NEST DER GELBEN VIPER - Wolfgang Schleif und Alfredo Medori

Beitrag von Prisma »

IM NEST DER GELBEN VIPER

● IM NEST DER GELBEN VIPER - DAS FBI SCHLÄGT ZU / DIE SCHLANGENBANDE / F.B.I. OPERAZIONE VIPERA GIALLA (D|I|1964)
mit Hellmut Lange, Moira Orfei, Adeline Wagner, Peer Schmidt, Massimo Serato, Michael Kirner, Sam Garter, Allan Prior, Harold Lake, u.a.
eine Produktion der Imperial Filmproduktion | Labor Film | Centro Produzioni Cinematografiche Città di Milano | Castello Film | im Team Filmverleih
ein Film von Wolfgang Schleif und Alfredo Medori


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»Ich könnte Sie mir ganz gut als Schlangenbeschwörer vorstellen!«


Die Hafenmetropole Kapstadt ist in heller Aufregung, da sie fest in der Hand der Unterweltorganisation "Gelbe Viper" zu sein scheint, die nicht vor Raub und Mord zurückschreckt. Widersacher und Geheimnisträger werden rücksichtslos mit Schlangengift liquidiert, sodass Interpol und FBI sich zu Gegenmaßnahmen gezwungen sehen. Washington schickt seinen besten Agenten namens Claus van Dongen (Hellmut Lange), der in die Organisation eingeschleust werden soll, um die Drahtzieher auszuschalten. Plötzlich beginnt die "Gelbe Viper" ihre eigenen Reihen zu lichten, doch kurz vor seinem Tod hatte eines der Bandenmitglieder einen Brief verfasst, der alle Bandenmitglieder namentlich erwähnt. Doch wo ist der belastende Brief geblieben? Van Dongens Mission beginnt immer gefährlicher zu werden, da sein Inkognito endgültig aufzufliegen droht...

Giftige Reptilien wurden immer wieder gerne als namentliche Aufhänger für Filme unterschiedlichster Genres verwendet, da sie aufgrund ihrer allgemeinen Gefahreneinschätzung bereits im Vorfeld für für ein gewisses Unbehagen sorgen können. In diesem 1964 angefertigten Vertreter der Eurospy-Welle, der in der Bundesrepublik erst zwei Jahre später ausgewertet wurde, ist die Bothriechis schlegelii, auch Greifschwanz-Lanzenotter genannt, mit der zweifelhaften Titelrolle betraut worden. Unberuhigenderweise finden sich innerhalb dieser Gattung nicht nur gelbe, sondern auch braune, blaue oder grüne Exemplare, beziehungsweise Mischungen, die allesamt eines gemeinsam haben, nämlich ihre hochgiftigen Eigenschaften und Angriffslust. Die Verwendung als Äquivalent eines eiskalten und tödlichen Jägers kommt dem deutschen Titel sehr zugute und verteilt beinahe schon einige Vorschusslorbeeren, wenngleich sich erst noch herausstellen muss, ob sich dieser unter Regie-Doppelspitze entstandene Vertreter merklich von der üppig vorhandenen Konkurrent abzuheben weiß. Farbgebungen in den Verleihtiteln waren spätestens seit der Edgar-Wallace-Reihe salonfähig geworden, verbreiten dementsprechend einen angenehmen Wiedererkennungswert für den an mehreren Sparten interessierten Zuschauer, der hier ebenfalls mit ein paar bekannten Gesichtern des Kriminal- und Abenteuerfilms versorgt wird. Eine Schlange wird als Synonym für Verbrechen und eiskalten Mord verwendet. Dementsprechend entstehen einige recht atmosphärische Ermordungsszenen, wenngleich den Kinogängern barbarische Todeskämpfe vorenthalten bleiben. In Sachen Brutalität werden daher keine besonderen Register gezogen, was dieser Produktion aber gut zu Gesicht gestanden hätte, da sich hartnäckige Phasen einschleichen, die rein gar nichts von der eleganten und geschmeidigen Fortbewegungsweise einer Viper zu haben wollen.

Die Geschichte wartet mit den üblichen und gleichzeitig gewinnbringenden Zutaten des Genres auf, wobei der Einstieg bereits chaotische und nervöse Zustände in der gefährlichen Verbrecherorganisation andeutet. Die weitere Abhandlung beschäftigt sich somit eher mit einer Art Schadensbegrenzung innerhalb der kriminellen Reihen und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der angeblich beste Mann des FBI diesen Fall lösen und die Hintermänner ausschalten wird. Mit Hellmut Lange ist ein sehr solider und überzeugender Darsteller für die Hauptrolle engagiert worden, der darstellerisch alles tut, um für überzeugende Momente zu sorgen. Leider verläuft ein Großteil der Story viel zu reibungslos und es wirkt hin und wieder so, als fielen Claus van Dongen die Erkenntnisse nur so in den Schoß. Die tödlichen Gefahren sind in diesem Zusammenhang leider nicht konkret genug ausbuchstabiert, sodass "Im Nest der gelben Viper" zu häufig beginnt, vor sich hinzuplätschern. Imposante Kulissen und exotische Schauplätze werten den teils wenig dynamischen Verlauf ausgleichend auf und es ist auch nicht zu leugnen, dass streckenweise ein angemessenes Tempo aufkommt. Die Produktion hat mit einer empfunden schwachen Dramaturgie mit einem weiteren Hemmschuh zu kämpfen, nämlich der Auswahl der hier agierenden Interpreten. Neben Hellmut Lange entsteht eigentlich zu keinem Zeitpunkt irgend ein Eindruck von (darstellerischer) Augenhöhe, was letztlich dem Erzählfluss oder der Brisanz der Veranstaltung schadet. Für angenehme Akzente sorgt die aparte Italienerin Moira Orfei, die sich neben der Schauspielerei auch als Zirkusleiterin und Artistin einen Namen machen konnte. Orfei bedient sich der Mechanismen des Agentenfilms mit einer auffälligen Sicherheit, und insgesamt fabriziert sie einen hohen Wiedererkennungswert, gleichzeitig sogar einen verhaltenen Gegenentwurf bezüglich der gemeinen Femme fatale des Eurospy.

Interessant ist, dass die aparte Dame trotz ihrer einbetonierten Rolle einen Hauch von Geheimnis um sich herum kreieren und bestehen lassen kann, somit eine überdurchschnittliche Performance abliefert. Ihre deutsche Kollegin Adeline Wagner hat aufgrund der Anlegung ihres darzustellenden Charakters das Nachsehen, findet sie sich doch in einem hoffnungslosen Zuschnitt wieder, aus dem es trotz ihrer merklichen Spiellaune kein entrinnen mehr gibt. Massimo Serato und Gérard Landry hinterlassen gut abgestimmte Eindrücke, wobei Peer Schmidt hier leider ziemlich bedeutungslos zurückbleibt und den Verlauf mit keinen zusätzlichen Konturen ausstatten kann. Da die Ermittlungsarbeit des FBI-Mannes immer vehementer zu werden scheint und alle Anzeichen darauf stehen, dass das Schlangennest früher oder später ausgeräuchert wird, entstehen glücklicherweise noch einige Sequenzen, in denen Action und Zweikampf etwas größer geschrieben werden. Insgesamt steuert man definitiv etwas zu glatt auf das erwartete Finale hin, in dem es jedoch noch zu einigen Überraschungen aus der Vergangenheit kommen darf, wenngleich diese wie aus dem Nichts hergezaubert wirken. "Im Nest der gelben Viper" bleibt unterm Strich ein recht durchschnittlicher Vertreter seiner Gattung, der durch einige seiner Schauspieler aufgemöbelt wird. Außerdem können die herrlichen Schauplätze überzeugen, was bei gewissen Unzulänglichkeiten ja gerne wohlwollend Erwähnung finden sollte. Dennoch fehlt es der Story grundlegend an Drive, ausgefeilten Einfällen und Spritzigkeit, wenn nicht sogar Kaltschnäuzigkeit. So geht "Im Nest der gelben Viper" im breiten Angebot gleich gestrickter Beiträge etwas unter, da man als Zuschauer kaum umhin kommt, Vergleiche zur runder wirkenden Konkurrenz zu ziehen. Fans des Genres werden diesem Flick aber sicherlich etwas Gutes abgewinnen können, hält er sich doch immerhin an alle erdenklichen Gesetze des Genres.

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Richie Pistilli
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Re: IM NEST DER GELBEN VIPER - Wolfgang Schleif und Alfredo Medori

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Deutsche Title-Credits in Einzelbildern:


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Die dazugehörige Bildergalerie folgt auch noch demnächst.

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Richie Pistilli
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Re: IM NEST DER GELBEN VIPER - Wolfgang Schleif und Alfredo Medori

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Im Nest der gelben Viper - Das FBI schlägt zu (D)
Die Schlangenbande (D)
FBI - operazione vipera gialla (IT)
F.B.I. Opération vipère jaune (F)
F.B.I. operación Víbora Amarilla (ES)
FBI - Operatie Gele Slang (BE)
FBI Operation Yellow Viper


IT / D 1964

R: Wolfgang Schleif und Alfredo Medori
D: Hellmut Lange, Massimo Serato, Moira Orfei, Adeline Wagner, Peer Schmidt, Michael Kirner, Gérard Landry, Joe Marsicano, Danielle Margold, Brian Lowenthal, Sam Garter u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 13.05.1966

Synchronkartei

Filmportal

Italo-Cinema.de

Score: Francesco De Masi

OFDb



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Ein äußerst kurzweiliger Agentenfilm, den die beiden Regisseure Wolfgang Schleif und Alfredo Medori 1964 in der traumhaften Kulisse von Kapstadt auf die Beine stellten. Obwohl die Handlung kaum vor Einfallsreichtum strotzt, gelang es den beiden Verantwortlichen dem Film einen angenehmen Fluss zu verleihen, in dem man sich als Zuschauer gerade an einem verregneten Sonntagnachmittag bestens treiben lassen kann. IM NEST DER GELBEN VIPER erzählt die Geschichte einer Verbrechensorganisation, die von einem unbekannten Auftraggeber namens X01 geführt wird, der sich seiner Gegner mit Schlangengift entledigt. Daher lautet der Namen seiner Organisation auch 'Die gelbe Viper'. Seinen untergebenen X-Männern und X-Frauen gegenüber hält er seine Identität verschleiert, denn er verteilt seine Aufträge ausschließlich in anonymen Telefonaten. Als dann aber plötzlich ein Bandenmitglied namens X03 abtrünnig wird, indem er die gesamte Organsisation mit einer angefertigten Namensliste ihrer Mitglieder erpresst, die er wiederum einem ahnungslosen Bekannten zur Aufbewahrung anvertraut hat, sind nicht nur dessen von da an knapp bemessenen Stunden gezählt, sondern es beginnt auch eine gnadenlose Jagd nach dem kompromittierenden Beweismaterial, welches sich mittlerweile fest verschlossen in einem unbekannten Tresor befindet. Ein glasklarer Fall für den Superagenten Claus van Dongen, der auch prompt von seinem Arbeitgeber, dem F.B.I., mit den Ermittlungen nach dem verantwortlichen Hintermann der Schlangenbande beauftragt wird.


Obwohl es mir für eine italienisch-deutsche Koproduktion ein wenig an italienischem Flair fehlte, denn irgendwie fühlte sich der Film wie eine etwas breitgefächerte Eurofilmproduktion mit einem stark deutschen Einschlag an, konnte mich die dargebotene Atmosphäre dennoch stets beeindrucken. Was die deutsche Synchronfassung anbelangt, so kann ich nur sagen, dass diese durchweg gelungen ist. Musikalische Unterstützung erhält der Film von Francesco De Masi, wobei es sich bei der Titelmusik um eine frühe Variation seines späteren Hauptthemas für DIE KILLERMEUTE handelt. Weiterhin habe ich gerade gesehen, dass IM NEST DER GELBEN VIPER gerade erst vor wenigen Wochen von dem zwielichtigen Cargo-Verein veröffentlicht wurde. Weiß zufällig jemand, wie die Bildqualität dieser fragwürdigen Veröffentlichung ausgefallen ist?


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