UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Prisma »

UNSER MANN AUS ISTANBUL

● ESTAMBUL 65 / OPERACIÓN ESTAMBUL / COLPO GROSSO A GALATA BRIDGE / L'HOMME D'ISTANBUL (E|I|F|1965)
mit Horst Buchholz, Sylva Koscina, Ángel Picazo, Mario Adorf, Klaus Kinski, Agustín González, Christiane Maybach und Perrette Pradier
eine Produktion der Isasi | Compagnia Cinematografica Mondiale | Edition et Diffusion Cinématographique | im Constantin Filmverleih
ein Film von Antonio Isasi-Isasmendi


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»Sie grinsen zu viel, um einfach Bill zu heißen!«


Der amerikanische Abenteurer und Playboy Tony Mecenas (Horst Buchholz) betreibt ein berüchtigtes Nachtlokal in den Untiefen von Istanbul. Obwohl er es nicht nötig hätte, sich in krumme Geschäfte ziehen zu lassen, gerät er dennoch unter den den Verdacht, an der Entführung des verdienten Atomwissenschaftlers Professor Pendergast (Umberto Raho) beteiligt gewesen zu sein. Dies ergeben zumindest die Erhebungen des FBI. Den nebulösen Fall um das Verschwinden des Wissenschaftlers übernimmt die attraktive Agentin Kenny (Sylva Koscina), die sich in Tonys Club auch gleich ihn heranheftet. Allerdings lässt dieser einen solchen Verdacht nicht auf sich sitzen und jagt die Hintermänner einer nach der Weltherrschaft strebenden Verbrecherorganisation auf eigene Faust. In den Irrungen und Wirrungen der Istanbuler Unterwelt gerät Tony trotz Kennys Schützenhilfe in immer gefährlicher werdende Situationen und trifft auf Gegenspieler, die sich noch wünschen werden, ihn niemals kennengelernt zu haben...

Im Zuge der florierenden James-Bond-Welle wurden seinerzeit haufenweise Beiträge ins Rennen geschickt, um die Gunst der Stunde zu nutzen und auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen. Selbstverständlich erhob jede Konkurrenz-Produktion den Anspruch, einen Teil vom üppigen Kuchen abhaben zu wollen und Regisseur Antonio Isasi-Isasmendi gelang es sogar, ein Millionenpublikum mit seinem actiongeladenen Film in die Kinos zu locken. In derartig bunten Geschichten, die sich rund um Action und Crime drehen, liegen Bond-Vergleiche stets unmittelbar auf der Hand und es besteht die Gefahr, deren Eigenständigkeit in Frage zu stellen, oder ihnen eine gewisse Seelenlosigkeit vorzuwerfen. Die Palette der Kritikpunkte kann bei konkurrierenden Artgenossen naturgemäß recht lang sein, allerdings braucht sich "Unser Mann aus Istanbul" in diesem Zusammenhang nichts vorzuwerfen. Die Liste von Eurospy-Filmen, die häufig nur billig produziert und hastig abgedreht wurden, will dem Empfinden nach kein Ende nehmen, denn in bestimmten Phasen war der hohe Output kaum ein gutes Aushängeschild für ein Genre, das sich viel zu häufig selbst zu einem Plagiate-Pool degradierte. Isasi-Isasmendis Beitrag hat erfreulicherweise nichts mit dieser Spezies zu tun, auch wenn sich viele Anlehnungen finden lassen, die glücklicherweise der originelleren Sorte entsprechen. So kann dieses leichtfüßige und mit feinem Humor angereicherte Happening als vollkommen eigenständige Geschichte überzeugen, die insgesamt nur unbedeutende Längen aufweist. Exotisch wirkende Kulissen und imposante Schauplätze erzeugen ein sehr ansprechendes Flair, außerdem entwickelt Hauptdarsteller Horst Buchholz einen Drive, der sich nicht nur sehen lassen kann, sondern auch eine mitreißende Wirkung entwickelt. Die Anlegung seiner von Agilität, Witz und Charme erzählenden Rolle kann anteilig als Pendant, Novum oder sogar Plagiat verstanden werden, jedoch nie ausschließlich, denn dafür lässt sich der Berliner zu wenig auf bestimmte Facetten festlegen. Hierbei zeigen sich seine unkonventionellen, oft auch unberechenbaren Seiten ganz offenkundig und seine glänzende Spiellaune kann das Publikum rapide mitreißen.

Um entscheidende Motive zu liefern, wird erneut die Wissenschaft bemüht, die subversive Gruppierungen zum Handeln animiert. Größenwahn und illusionäre Weltherrschaftsträume bilden den ergiebigen Nährboden, um den betriebenen Aufwand letztlich voll und ganz zu rechtfertigen, außerdem appelliert die Story an Ängste, die mit Kontrollverlust und dem Fehlen globaler Sicherheit zu tun haben, zumal die Mittel der Gegenspieler oft drastisch erscheinen. Helden wie Horst Buchholz kommen in solchen Fällen wie gerufen und überzeugen mit teils auffällig omnipotenten Anstrichen, die den jeweiligen Geschichten erst die richtige Würze verleihen. Tony Mecenas erweist sich nach kürzester Zeit als Allround-Talent im Kampf gegen Ungerechtigkeit und Größenwahn, platziert sich außerdem als richtiger Mann im Umgang mit scharfen Waffen und attraktiven Damen. Hier ist selbstverständlich die schöne Wahl-Italienerin Sylva Koscina zu nennen, die zweifellos zu den verdientesten Interpretinnen des Genres zu zählen ist. Ihre geballte Ladung Erotik bekommt einen für das Genre nicht alltäglichen Zusatz, denn die beweist Köpfchen und eine schnelle Auffassungsgabe, um die Hintergründe nicht nur schnell zu durchschauen, sondern sie darüber hinaus im Sinne der Gerechtigkeit zu korrigieren. Ihre französische Kollegin Perrette Pradier spricht ebenso gut an und stattet ihre Sequenzen zusätzlich mit Verve und Charme aus, sodass sich das Publikum mit dieser geballten Ladung auf der sicheren Seite fühlen kann. Kurze oder eher Gast-Auftritte liefern einige der bekanntesten Darsteller für unzweifelhaft zweifelhafte Charaktere, wie beispielsweise Klaus Kinski oder Mario Adorf. Insgesamt gesehen kann "Unser Mann aus Istanbul" als ausgesprochen gut besetzter Flick für Furore sorgen, denn der Film weiß mit sehr interessanten Variationen aufzutrumpfen. Der betriebene Aufwand der Produktion ist somit nicht nur diesbezüglich mehr als ersichtlich, sondern durchgehend in nahezu allen Bereichen. Insgesamt bleibt schließlich zu betonen, dass Antonio Isasi-Isasmendi ein spritziger, vorwiegend kurzweiliger, in Intervallen spannender sowie augenzwinkernder Spionagefilm gelungen ist, der sich gebündelt auf seine Stärken konzentriert und voller Selbstbewusstsein als gute Visitenkarte des Genres über die Ziellinie geht.

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Count Yorga
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Count Yorga »

IFK Filmprogramm
istanbul.jpg
:hut:

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Dharma
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Dharma »

Den würde ich ja gerne mal sehen. Sollte der nicht dieses Jahr als DVD rauskommen? Oder war das Blu-Ray? Oder war das bereits letztes Jahr?

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Jokerfive
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Jokerfive »

Dharma hat geschrieben:
Mo., 14.12.2020 14:58
Den würde ich ja gerne mal sehen. Sollte der nicht dieses Jahr als DVD rauskommen? Oder war das Blu-Ray? Oder war das bereits letztes Jahr?
Laut Italo-Cinema im Mai 2019: „Kino Trivial hat für den Herbst [2019] eine Veröffentlichung von Antonio Isasi-Isasmendis "Unser Mann aus Istanbul" ... in Aussicht gestellt. Die Abtastung in 2K ist bereits erfolgt, weitere Infos folgen!“

Danach kam aber offenbar nichts mehr. Bei OFDB oder anderern wird keine Publikation gelistet.
Jokerfive

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alex_wintermute
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von alex_wintermute »

Tolles Filmplakat...

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Macht Lust auf mehr.

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Prisma
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Prisma »

Dharma hat geschrieben:
Mo., 14.12.2020 14:58
Den würde ich ja gerne mal sehen.

Ist vermutlich keine wirkliche Alternative, aber den Film kann man sich bei Interesse in der Tube anschauen.

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Mater_Videorum
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Mater_Videorum »

Ganz großartiger Spionage-Krimi mit einer gehörigen Portion Action, dazu sind Sylva Koscina und Horst Buchholz extrem hinreißend in ihren Rollen. Außerdem noch die wahnsinnig attraktive Französin Perrette Pradier als kleine Nebenattraktion an Bord - nur schade, dass sie ab den auslaufenden 60er Jahren wohl die Schauspielkarierre an den Nagel gehängt hat und sich vermehrt um Synchronisationsarbeiten gekümmert hat.

Ich hab Unser Mann aus Istanbul wirklich jahrelang vor mir hergeschoben, bis ich das Rendevous-Ticket dann doch endlich mal lösen konnte, und was soll ich sagen ... der Film hebt sich mit seiner Laufzeit von knapp zwei Stunden deutlich von den meisten (kürzeren) Genre-Vertretern ab, allerdings kommt hier gegenüber vielen seiner Gattungskollegen überhaupt keine Langeweile auf, denn der ganze Film von Isasi-Isasmendi ist wahrlich ein Highlight und schafft es unentwegt, nonstop zu unterhalten.

Eine zukünftige Kinosichtung im feinsten CinemaScope wäre ganz bestimmt was feines! :)

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Prisma
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Prisma »

Mater_Videorum hat geschrieben:
Mi., 23.12.2020 14:14
Außerdem noch die wahnsinnig attraktive Französin Perrette Pradier als kleine Nebenattraktion an Bord

Oh là là, eine besondere Erwähnung von Perrette Pradier hätte ich gerade nicht erwartet, da viele Filmfreunde sie überhaupt nicht kennen oder wahrgenommen haben. Ich mag die schöne Französin ja auch sehr gerne, schätzen gelernt habe ich sie seit Robert Hosseins "Mitternachtsparty" in einer überaus scharfzüngigen und zynischen Rolle, darüber hinaus in einem überragenden Film. In "Unser Mann aus Istanbul" macht sie auch eine gute Figur, wenngleich sie Sylva Koscina natürlich untergeordnet ist.

Mit dem Film ging es mir übrigens ähnlich, denn ich habe ihn trotz Sylva Koscina, Perrette Pradier, Klaus Kinski, Christiane Maybach oder Mario Adorf für eine lange Zeit eher links liegen gelassen und mich im Anschluss gefragt, warum überhaupt, denn der Film ist wirklich sehr gelungen und macht trotz der langen Spielzeit richtig Spaß. Ich kann gar nicht mehr sagen, warum ich keine Lust auf den hatte, aber vermutlich hat es an Horst Buchholz gelegen, obwohl ich ihn auch immer ganz gerne sehe. Er war vielleicht nicht derjenige, den ich mir gut in einer solchen Veranstaltung vorstellen konnte. Am Ende muss man aber schon sagen, dass sich einige Kollegen, die ein Abo in diesem Bereich hatten, beinahe eine Scheibe von ihm abschneiden können.

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Mater_Videorum
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Mater_Videorum »

Prisma hat geschrieben:
Sa., 26.12.2020 02:11
Oh là là, eine besondere Erwähnung von Perrette Pradier hätte ich gerade nicht erwartet, da viele Filmfreunde sie überhaupt nicht kennen oder wahrgenommen haben. Ich mag die schöne Französin ja auch sehr gerne, schätzen gelernt habe ich sie seit Robert Hosseins "Mitternachtsparty" in einer überaus scharfzüngigen und zynischen Rolle, darüber hinaus in einem überragenden Film. In "Unser Mann aus Istanbul" macht sie auch eine gute Figur, wenngleich sie Sylva Koscina natürlich untergeordnet ist.

Mit dem Film ging es mir übrigens ähnlich, denn ich habe ihn trotz Sylva Koscina, Perrette Pradier, Klaus Kinski, Christiane Maybach oder Mario Adorf für eine lange Zeit eher links liegen gelassen und mich im Anschluss gefragt, warum überhaupt, denn der Film ist wirklich sehr gelungen und macht trotz der langen Spielzeit richtig Spaß. Ich kann gar nicht mehr sagen, warum ich keine Lust auf den hatte, aber vermutlich hat es an Horst Buchholz gelegen, obwohl ich ihn auch immer ganz gerne sehe. Er war vielleicht nicht derjenige, den ich mir gut in einer solchen Veranstaltung vorstellen konnte. Am Ende muss man aber schon sagen, dass sich einige Kollegen, die ein Abo in diesem Bereich hatten, beinahe eine Scheibe von ihm abschneiden können.
PPOSS.png


Perrette Pradier fiel mir zuvor schon in dem OSS 117-Film auf (siehe Bild darüber), wo sie einfach nur hinreißend aussieht, dazu Guillermins Jedes Kartenhaus zerbricht und Eddie wieder colt-richtig (der vor ein paar Wochen sogar auf arte lief). Ich muss noch mehr Filme mit ihr schauen, soviel steht fest. :D

Das mit Horst Buchholz kann ich irgendwie verstehen, denn möglicherweise war das bei mir immer derselbe Grund bzgl. des Aussetzens, aber seitdem ich ihn in Pietrangelis Wo, wann, mit wem? gesehen habe, firmierte er bei nicht mehr unter dem Halbstarken und konnte sehr viel an Charisma dazu gewinnen.






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Prisma
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Re: UNSER MANN AUS ISTANBUL - Antonio Isasi-Isasmendi

Beitrag von Prisma »

Mater_Videorum hat geschrieben:
Mo., 28.12.2020 14:41
Ich muss noch mehr Filme mit ihr schauen, soviel steht fest. :D

Genau das dachte ich mir auch, als ich mir ihre Filmografie mal durchgesehen habe. Die ist zwar nicht so unheimlich lang, aber es sind dann doch ein paar mehr Filme zustande gekommen, als ich gedacht hätte. Naja, ich kenne unterm Strich auch eher die bekannteren Produktionen, aber leider kaum was außer der Reihe. Bei Horst Buchholz ist mir noch ins Auge gefallen, dass er im nachfolgenden Film "Johnny Banco - geliebter Taugenichts" auch neben Sylva Koscina spielt. Da muss ich demnächst auch mal einen Blick riskieren. Bezüglich seines Einsatzes hier - und dass ich ihn mir im Vorfeld nicht besonders gut vorstellen konnte - ist mir noch eingefallen, dass ich seinerzeit genau die gleiche Assoziation mit Karlheinz Böhm in "Augen der Angst" hatte. Da hatte ich noch weniger den Eindruck, dass es in irgend einer Weise funktionieren könnte, aber seine Rolle war schon beeindruckend. Zumindest vergleichsweise.

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