Eva Renzi
DIE ZIELSCHEIBE
● TASTE OF EXCITEMENT / WHY WOULD ANYONE KILL A NICE GIRL LIKE YOU? / DIE ZIELSCHEIBE (GB|US|1969)
mit David Buck, Peter Vaughan, Sophie Hardy, Kay Walsh, Francis Matthews, George Pravda und Paul Hubschmid
eine Produktion der Trio Film | Group W
ein Film von Don Sharp
»Do you know how to catch a tiger?«
Die Engländerin Jane Kerrell (Eva Renzi) wollte eigentlich nur einige unbeschwerte Tage an der französischen Riviera verbringen, doch schon bald wird ein Mordanschlag auf die junge Frau verübt. Sie und die Polizei stehen vor einem Rätsel und die Ermittlungen werden schnell wieder eingestellt, da man ihr aufgrund der vagen Informationslage nicht helfen kann. Plötzlich heftet sich der Psychiater Doktor Forla (George Pravda) an die Touristin und möchte ihr einreden, dass sie seine Hilfe brauche. Schon bald folgen weitere Anschläge. Glücklicherweise findet sie in dem Maler Paul Hedley (David Buck) einen verlässlichen Verbündeten, der ihr bei allen Gefahren fortan zur Seite steht. Doch was steckt dahinter und wer will Jane umbringen lassen? Eine Spur führt schließlich zu einem von Davids Kunden namens Hans Beiber (Paul Hubschmid), der Jane angeblich einen Job anbieten will, und auf dessen Anwesen es nur von Verdächtigen wimmelt...
In der Filmografie von Eva Renzi handelt es sich bei "Taste of Excitement" um ihren ersten Spielfilm, der in der Bundesrepublik bis dato keine Kino-Auswertung erfahren hatte. Erst im Jahr 1981 gab es für Don Sharps Beitrag unter dem Namen "Die Zielscheibe" eine Deutschlandpremiere im Nachtprogramm des ZDF, und zu diesem Zweck wurde auch eine TV-Synchronisation angefertigt. Rückblickend ist es schade, dass der Film seinerzeit nicht die Aufmerksamkeit bekam, die er bestimmt verdient hätte, denn er besitzt ganz spezielle Vorzüge die das Anschauen lohnenswert machen. Natürlich war es zur Zeit der Produktion noch so, dass zahlreiche Filme gleichen Musters auf den Markt gebracht wurden, die viel mehr Spektakel und Action zu bieten hatten. "Taste of Excitement" ist sozusagen über weite Strecken ein seelenruhiger Vertreter seines Genres geworden, dessen Stärken im linearen Aufbau und der atemberaubenden Bildgestaltung zu finden sind. Der Einstieg in den Film vermittelt eine Art trügerisches Urlaubsflair, die Hauptperson Jane Kerrell meistert die scharfkurvigen Straßen an der französischen Riviera mit ihrem roten Mini Cooper, nicht ohne sich die Zeit zu nehmen, den Panoramablick aufs Meer zu genießen und womöglich genau das zu tun, wofür diese Reise ursprünglich gedacht war. Plötzlich taucht jedoch ein weißer Mercedes-Benz im Rückspiegel auf und der aggressive Fahrstil verheißt nichts Gutes, da alleine die Größenverhältnisse der beiden Wagen einen ungleichen Kampf andeuten. Nachdem das Auto der weiblichen Hauptperson beinahe in den Abgrund gedrängt wurde, setzt der hoch atmosphärische Vorspann als eine Melange aus Standbildern und Szenen nach dem Zwischenfall ein, der deutlich darauf hinweist, dass der komplette Verlauf von Hauptakteurin Eva Renzi dominiert werden wird.
Die offenkundige Strategie des Verlaufs ist eindeutig wie simpel in der Anlegung, denn das Prinzip einer verfolgten Sympathieträgerin geht wohl immer effektiv auf, und "Taste of Excitement" zieht seine subtile Spannung vor allem aus einer Quelle - nämlich der Fragestellung, warum es überhaupt zu diesen Zwischenfällen mit der attraktiven Hauptperson kommt; immerhin wird ihre Integrität niemals infrage gestellt und sie bleibt ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Ganz im Sinne der Architektur der Geschichte sieht man Eva Renzi zunächst vollkommen unscheinbar in ihrer Erscheinung und nervlich derartig angegriffen, dass ein bevorstehender Kollaps durchaus in Erwägung gezogen wird. Als Zuschauer sieht man vor allem wegen der schnellen und überaus bedrohlichen Einführung in die Geschehnisse keine Veranlassung für diese Szenen, da es diesbezüglich auch keinerlei Erklärungen oder Hintergründe gegeben hat. Eine unbescholtene Frau, offensichtlich ohne großes Vermögen oder dunkle Geheimnisse, wird von Unbekannten offensiv bedroht. Ohne Zusammenhänge zu kennen kommt man dennoch zu dem Schluss, dass subversive Elemente im Hintergrund agieren, die ihre Zielscheibe auch alles andere als zufällig ausgewählt haben dürften. In Betracht wird unter solchen Voraussetzungen naturgemäß eine breite Palette von Möglichkeiten gezogen, die alles zwischen Kanonenfutter für Ablenkungszwecke, über finanzielle Belange, bis hin zu politischen Hintergründen mit einbezieht. Selbstverständlich wird die sorgsam und aufmerksam agierende Regie dieses Rätsel lösen, doch vorher wird noch eine spannender Verlauf in Form eines Puzzlespiels angeboten, dessen Zusammensetzen sich als sehr lohnenswert herausstellt. Allerdings braucht man auf keinen Selbstläufer zu spekulieren, denn Sharp setzt weniger auf Spektakel als auf inszenatorischen Anspruch.
Die erweiterte Darstellerriege neben einer dominanten Eva Renzi wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar, kann aber mit eingängigen Leistungen überzeugen. David Buck als Verbündeter des Zufalls wirkt geradlinig und sympathisch, wenngleich er vielleicht nicht als das essentielle Element ausgemacht werden möchte, das der Hauptdarstellerin zu ihrem vollkommenen Glück fehlt. Andererseits kommt unter eben genau dieser Voraussetzung eine Art Schicksalsprinzip zum Vorschein, das die Aufrichtigkeit beider Protagonisten nur unterstreichen will. Als treuer Wegbegleiter und Beschützer begibt sich der Maler Paul also in ungeahnte Gefahren, denen er vielleicht lieber ferngeblieben wäre, wenn da nicht die bezaubernde Belohnung in persona von Eva Renzi warten würde. Gerade beim männlichen Zuschauer fabriziert der Engländer angesichts seiner Herzdame ein uneingeschränktes Verständnis für sein riskantes Tun. Die Chemie zwischen den beiden stimmt zu jeder Sekunde und man sieht optimale Bedingungen der Interaktion, sodass es zu einer groß angelegten Palette der Zwischenmenschlichkeit kommen darf, die viele Bereiche sicher abdeckt. Peter Vaughan, Kay Walsh, Francis Matthews und George Pravda überzeugen innerhalb ihrer beinahe determinierten Charaktere des Films mit stichhaltigen Leistungen, genau wie Eva Renzis damaliger Ehemann Paul Hubschmid, der seine ganze Routine zur Verfügung stellt und erneut weltmännisch oder wahlweise sogar arrogant agiert. Ein Rätsel bleibt unterdessen der kurze Auftritt der Französin Sophie Hardy, deren Karriere so vielversprechend begann. Hier sieht man sie allerdings nur noch als Stichwortgeberin und irrelevante Figur in einer Geschichte, die sich möglicherweise noch mit einen weiteren bekannten Namen schmücken wollte. Nach "Taste of Excitement" war Hardys Karriere leider schon so gut wie beendet.
Mordanschläge und tatsächliche Morde demonstrieren die Brisanz der Geschichte in lang auseinandergezogenen Intervallen sehr klassisch und elegant. Der Eindruck, dass letztlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, lässt sich nicht leugnen. Wenn sich die Zusammenhänge allerdings langsam erschließen, kann Don Sharp mit seinem ruhigen, aber immer wieder an Drive aufnehmenden Thriller beweisen, dass er gut durchdacht ist und keine übertrieben reißerischen Manöver nötig hat. Auf Szenen der Bedrohung folgen immer wieder beschauliche Momente, die beinahe das Flair eines herrlichen Urlaubs vermitteln. Diese on-off-Strategie verleiht der Produktion ein prickelndes Profil und erweckt sogar den Eindruck, dass man es bei "Taste of Excitement" mit einem Vertreter zu tun hat, der sich seiner Stärken vollkommen bewusst ist und sich im Endeffekt von der Konkurrenz abheben kann. Die außergewöhnliche Bildsprache in die herrliche Dekors eingewebt sind, stattet den Film trotz mörderischer Machenschaften mit einer Eleganz aus, die absolut greifbar erscheint. Mit passender musikalischer Untermalung versehen, bekommt der Zuschauer immer wieder einen Hauch von Vollkommenheit präsentiert, der eine Geschichte charakterisiert, und der man unter normalen Umständen vielleicht ihre immer wieder auftauchende Seelenruhe vorgeworfen hätte, was jedoch eher vergleichsweise auftaucht. Dass der Film seine Premiere im TV haben musste, ist rückblickend sehr schade. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht verwehren, dass der Film trotz seiner vielen Stärken kein großer Erfolg geworden wäre, da er sozusagen überqualifiziert ist. Freunde von Action, Verschwörung und Spektakel kommen hier bestimmt auf ihre Kosten, doch viel wichtiger ist, dass Don Sharp seinen Film mit zeitlosen Bildern zu einer kinematographischen Unsterblichkeit verholfen hat, die auch heute noch anziehend, teils sogar krude, aber faszinierend wirken.
In der Filmografie von Eva Renzi handelt es sich bei "Taste of Excitement" um ihren ersten Spielfilm, der in der Bundesrepublik bis dato keine Kino-Auswertung erfahren hatte. Erst im Jahr 1981 gab es für Don Sharps Beitrag unter dem Namen "Die Zielscheibe" eine Deutschlandpremiere im Nachtprogramm des ZDF, und zu diesem Zweck wurde auch eine TV-Synchronisation angefertigt. Rückblickend ist es schade, dass der Film seinerzeit nicht die Aufmerksamkeit bekam, die er bestimmt verdient hätte, denn er besitzt ganz spezielle Vorzüge die das Anschauen lohnenswert machen. Natürlich war es zur Zeit der Produktion noch so, dass zahlreiche Filme gleichen Musters auf den Markt gebracht wurden, die viel mehr Spektakel und Action zu bieten hatten. "Taste of Excitement" ist sozusagen über weite Strecken ein seelenruhiger Vertreter seines Genres geworden, dessen Stärken im linearen Aufbau und der atemberaubenden Bildgestaltung zu finden sind. Der Einstieg in den Film vermittelt eine Art trügerisches Urlaubsflair, die Hauptperson Jane Kerrell meistert die scharfkurvigen Straßen an der französischen Riviera mit ihrem roten Mini Cooper, nicht ohne sich die Zeit zu nehmen, den Panoramablick aufs Meer zu genießen und womöglich genau das zu tun, wofür diese Reise ursprünglich gedacht war. Plötzlich taucht jedoch ein weißer Mercedes-Benz im Rückspiegel auf und der aggressive Fahrstil verheißt nichts Gutes, da alleine die Größenverhältnisse der beiden Wagen einen ungleichen Kampf andeuten. Nachdem das Auto der weiblichen Hauptperson beinahe in den Abgrund gedrängt wurde, setzt der hoch atmosphärische Vorspann als eine Melange aus Standbildern und Szenen nach dem Zwischenfall ein, der deutlich darauf hinweist, dass der komplette Verlauf von Hauptakteurin Eva Renzi dominiert werden wird.
Die offenkundige Strategie des Verlaufs ist eindeutig wie simpel in der Anlegung, denn das Prinzip einer verfolgten Sympathieträgerin geht wohl immer effektiv auf, und "Taste of Excitement" zieht seine subtile Spannung vor allem aus einer Quelle - nämlich der Fragestellung, warum es überhaupt zu diesen Zwischenfällen mit der attraktiven Hauptperson kommt; immerhin wird ihre Integrität niemals infrage gestellt und sie bleibt ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Ganz im Sinne der Architektur der Geschichte sieht man Eva Renzi zunächst vollkommen unscheinbar in ihrer Erscheinung und nervlich derartig angegriffen, dass ein bevorstehender Kollaps durchaus in Erwägung gezogen wird. Als Zuschauer sieht man vor allem wegen der schnellen und überaus bedrohlichen Einführung in die Geschehnisse keine Veranlassung für diese Szenen, da es diesbezüglich auch keinerlei Erklärungen oder Hintergründe gegeben hat. Eine unbescholtene Frau, offensichtlich ohne großes Vermögen oder dunkle Geheimnisse, wird von Unbekannten offensiv bedroht. Ohne Zusammenhänge zu kennen kommt man dennoch zu dem Schluss, dass subversive Elemente im Hintergrund agieren, die ihre Zielscheibe auch alles andere als zufällig ausgewählt haben dürften. In Betracht wird unter solchen Voraussetzungen naturgemäß eine breite Palette von Möglichkeiten gezogen, die alles zwischen Kanonenfutter für Ablenkungszwecke, über finanzielle Belange, bis hin zu politischen Hintergründen mit einbezieht. Selbstverständlich wird die sorgsam und aufmerksam agierende Regie dieses Rätsel lösen, doch vorher wird noch eine spannender Verlauf in Form eines Puzzlespiels angeboten, dessen Zusammensetzen sich als sehr lohnenswert herausstellt. Allerdings braucht man auf keinen Selbstläufer zu spekulieren, denn Sharp setzt weniger auf Spektakel als auf inszenatorischen Anspruch.
Die erweiterte Darstellerriege neben einer dominanten Eva Renzi wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar, kann aber mit eingängigen Leistungen überzeugen. David Buck als Verbündeter des Zufalls wirkt geradlinig und sympathisch, wenngleich er vielleicht nicht als das essentielle Element ausgemacht werden möchte, das der Hauptdarstellerin zu ihrem vollkommenen Glück fehlt. Andererseits kommt unter eben genau dieser Voraussetzung eine Art Schicksalsprinzip zum Vorschein, das die Aufrichtigkeit beider Protagonisten nur unterstreichen will. Als treuer Wegbegleiter und Beschützer begibt sich der Maler Paul also in ungeahnte Gefahren, denen er vielleicht lieber ferngeblieben wäre, wenn da nicht die bezaubernde Belohnung in persona von Eva Renzi warten würde. Gerade beim männlichen Zuschauer fabriziert der Engländer angesichts seiner Herzdame ein uneingeschränktes Verständnis für sein riskantes Tun. Die Chemie zwischen den beiden stimmt zu jeder Sekunde und man sieht optimale Bedingungen der Interaktion, sodass es zu einer groß angelegten Palette der Zwischenmenschlichkeit kommen darf, die viele Bereiche sicher abdeckt. Peter Vaughan, Kay Walsh, Francis Matthews und George Pravda überzeugen innerhalb ihrer beinahe determinierten Charaktere des Films mit stichhaltigen Leistungen, genau wie Eva Renzis damaliger Ehemann Paul Hubschmid, der seine ganze Routine zur Verfügung stellt und erneut weltmännisch oder wahlweise sogar arrogant agiert. Ein Rätsel bleibt unterdessen der kurze Auftritt der Französin Sophie Hardy, deren Karriere so vielversprechend begann. Hier sieht man sie allerdings nur noch als Stichwortgeberin und irrelevante Figur in einer Geschichte, die sich möglicherweise noch mit einen weiteren bekannten Namen schmücken wollte. Nach "Taste of Excitement" war Hardys Karriere leider schon so gut wie beendet.
Mordanschläge und tatsächliche Morde demonstrieren die Brisanz der Geschichte in lang auseinandergezogenen Intervallen sehr klassisch und elegant. Der Eindruck, dass letztlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, lässt sich nicht leugnen. Wenn sich die Zusammenhänge allerdings langsam erschließen, kann Don Sharp mit seinem ruhigen, aber immer wieder an Drive aufnehmenden Thriller beweisen, dass er gut durchdacht ist und keine übertrieben reißerischen Manöver nötig hat. Auf Szenen der Bedrohung folgen immer wieder beschauliche Momente, die beinahe das Flair eines herrlichen Urlaubs vermitteln. Diese on-off-Strategie verleiht der Produktion ein prickelndes Profil und erweckt sogar den Eindruck, dass man es bei "Taste of Excitement" mit einem Vertreter zu tun hat, der sich seiner Stärken vollkommen bewusst ist und sich im Endeffekt von der Konkurrenz abheben kann. Die außergewöhnliche Bildsprache in die herrliche Dekors eingewebt sind, stattet den Film trotz mörderischer Machenschaften mit einer Eleganz aus, die absolut greifbar erscheint. Mit passender musikalischer Untermalung versehen, bekommt der Zuschauer immer wieder einen Hauch von Vollkommenheit präsentiert, der eine Geschichte charakterisiert, und der man unter normalen Umständen vielleicht ihre immer wieder auftauchende Seelenruhe vorgeworfen hätte, was jedoch eher vergleichsweise auftaucht. Dass der Film seine Premiere im TV haben musste, ist rückblickend sehr schade. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht verwehren, dass der Film trotz seiner vielen Stärken kein großer Erfolg geworden wäre, da er sozusagen überqualifiziert ist. Freunde von Action, Verschwörung und Spektakel kommen hier bestimmt auf ihre Kosten, doch viel wichtiger ist, dass Don Sharp seinen Film mit zeitlosen Bildern zu einer kinematographischen Unsterblichkeit verholfen hat, die auch heute noch anziehend, teils sogar krude, aber faszinierend wirken.