EINE STADT ZITTERT VOR SOLO - Jean-Pierre Mocky

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Graf Karnstein
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EINE STADT ZITTERT VOR SOLO - Jean-Pierre Mocky

Beitrag von Graf Karnstein »

EINE STADT ZITTERT VOR SOLO / DIE BRUT DER GEWALT
(Solo)
Frankreich 1970

Jean-Pierre Mocky , Sylvie Bréal , Anne Deleuze
Denis Le Guillou , René-Jean Chauffard , Marcel Pérès
Éric Burnelli u.a.

Regie: Jean-Pierre Mocky


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Vincent Cabral ist ein professioneller Dieb, der nur Reiche bestiehlt. Als er in Paris ankommt, sucht er seinen Bruder, Virgil. Der betätigt sich inzwischen als Linksextremist und Terrorist, denn er hat sich einer gewaltbereiten anarchistischen Studentengruppe angeschlossen, die, was man zu Beginn dieser Geschichte sieht ein Massaker an reichen Bürgern der Bourgeoisie verübt. Wegen der Suche nach seinem Bruder gerät Vincent nun zwischen die Fronten der Polizei und den Linksextremisten und wird selber zum Gejagten.

Dies ist ein weiterer Film von Jean-Pierre Mocky, den ich kürzlich sah. Mocky führte nicht nur Regie, sondern spielte auch gleichzeitig die Hauptrolle, Vincent. Der Film ist ein klein wenig ein Kind seiner Zeit, denn Mocky inszenierte seinen Film ein Jahr nach den Studentenunruhen in Frankreich 1968. Dennoch kann sich der Streifen auch heute noch sehen lassen. Auch hier wieder keine sinnlosen sich in die länge ziehenden Nebenplots, denn Mocky blieb auch hier wieder strickt bei der Sache. Teils wird hier schon mit harten Bandagen gekämpft und vor allen Dingen geschossen. Auch zeigt Mocky die Problematik von allzu leichtfertiger Gewalt durch Ideologie gepaart mit dem Radikalismus linker Jugendlicher, die das mit sich bringt inkl. der ganzen gesellschaftlichen politischen Konsequenzen. Auch der Film ist gut gemacht und war spannend anzusehen. Der Film war damals zuerst im Verleih der Constantin. Später bei seiner Wiederaufführung war der Film im Verleih der Nobis. Und dort hatte er den Titel, Die Brut der Gewalt, ein eher reißerischer Titel. Dennoch, bzw. unabhängig davon, auch dieser ist ein gelungener guter Film von Mocky. Auch dieser Mocky-Film befindet sich derzeit in der Arte Mediathek, diesmal mit alter deutscher Kinosynchro.


Graf Karnstein

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Richie Pistilli
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Re: EINE STADT ZITTERT VOR SOLO - Jean-Pierre Mocky

Beitrag von Richie Pistilli »

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Deutsche Erstaufführung: 07.07.1972

Synchronkartei

Score: Georges Moustaki

Film in der ARTE-Mediathek (online bis zum 31.08.2023)

IMCDb

OFDb



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"Und nun Einzelheiten zu dem Massenmord in Bétheny: Wie wir bereits berichteten, haben gestern 18 Gäste einer Party den Tod gefunden. Bestialisch ermordet durch Maschinengewehrsalven. Kommissar Verdier, der die Untersuchung leitet, glaubt Grund zu der Annahme zu haben, dass die Täter aus studentischen Kreisen stammen."


Ein sehr beeindruckender Film, der mich gleich auf Anhieb angesprochen hat. SOLO war dann auch zugleich der erste Streifen, den ich mir gleich nach Erscheinen von der Jean-Pierre Mocky-Filmreihe in der ARTE-Mediathek zu Gemüte geführt haben. Mocky, der neben der Regie zugleich auch noch als Schauspieler die Hauptrolle übernahm, erschuf mit DIE STADT ZITTERT VOR SOLO einen außergewöhnlichen Film, der das leidige Thema 'politischer Extremismus' in Form eines äußerst spannend in Szene gesetzten Kriminalfilms präsentiert. Jean-Pierre Mocky spielt dabei einen halbseidenen Geigenspieler namens Vincent Cabral, der auf der Suche nach seinem Bruder unbeabsichtigt in den Sog der linksrevolutionären Terrorzelle SOLO gerät, die es sich wiederum zur Aufgabe gemacht hat, die Verantwortlichen an den immer maßloser werdenden Auswüchsen des Kapitalismus mit roher Waffengewalt zu eliminieren. Und wie sollte es auch anders sein, entpuppt sich kurz darauf der gesuchte Bruder als das Oberhaupt dieser fanatischen Bande. Als dann auch noch die Polizei auf den Plan tritt, gerät Vincent in den Verdacht, der ideologische Anführer der Terrorzelle zu sein. Was folgt, ist eine gnadenlose Jagd der Staatsmacht auf die verantwortlichen Terroristen, zu denen eben in ihren Augen auch Vincent zählt.


Anstatt auf Action zu setzen, inszenierte Jean-Pierre einen melancholischen Kriminalfilm, der sowohl durch das intensive Schauspiel der beteiligten Darsteller beeindruckt als auch inszenatorisch glänzt. Obwohl mich das brisante Dauerthema 'Extremismus' durchweg in einer Denkspirale gefangen hielt, gelang es dem Film dennoch aufgrund seines spannenden Handlungsverlaufs mich durchweg mitzureissen. Ebenfalls als gelungen kann die von Georges Moustaki komponierte Filmmusik als auch die hervorragende deutsche Synchronfassung bezeichnet werden, die somit diesen empfehlenswerten Film um ein Weiteres aufwerten.


"Schlächterei? Wenn sie dasselbe vor ein paar Jahren woanders gemacht hätten, dann hätten sie ganz sicher einen Orden dafür gekriegt.
Je nach den Umständen wird eine solche Sache entweder als Heldentat gewertet oder als Verbrechen
."


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