24 HOUR PARTY PEOPLE - Michael Winterbottom

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Richie Pistilli
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24 HOUR PARTY PEOPLE - Michael Winterbottom

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24 Hour Party People (D)
Manchester 1970-1990: La fiesta interminable (ARG)
La fiesta interminable (ARG)
A Festa Nunca Termina (BRA)
La nueva orden (MEX)
Madchester
Twenty Four Hour Party People


UK 2002


R: Michael Winterbottom
D: Steve Coogan, Lennie James, Paul Popplewell, Paddy Considine, Andy Serkis, Shirley Henderson, Keith Allen, Peter Gunn, Martin Hancock, Mani, Mark E. Smith, Clint Boon, Paul Ryder, Howard Devoto, Simon Pegg, Martin Coogan, Tony Wilson u.a.



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Deutsche DVD-Premiere: 20.06.2008

Score: Sex Pistols, Buzzcocks, The Clash, Joy Division, New Order, Happy Mondays, Durutti Column, 808 State, A Guy Called Gerald, Marshall Jefferson u.a.

Wikipedia: 24 Hour Party People

Wikipedia: Factory Records (inkl. Hintergrundinfos zu den FAC-Katalognummern)

Beitrag des Ox-Fanzines: Factory Records

Manchester United: Das Label Factory Records (BR)

Grafikdesigner Peter Saville: Plattencover für die Ewigkeit

Factory Records: 'Die letzte wahre Geschichte des Pop' - Interview mit Peter Saville

Bericht aus dem Spiegel (Nov. 2002): Von Joy Division bis Acid House: '24 Hour Party People' - Abgesang auf einen schrägen Mythos

Bericht aus der Frankfurter Rundschau (Juli 2017): 24 Hour Party People - Manchesters Montage

OFDb



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"Willkommen in Manchester!"


24 HOUR PARTY PEOPLE ist eine aus dem Jahre 2002 stammende Mockumentary, in der Regisseur Michael Winterbottom nicht nur den sagenhaften Aufstieg sowie den heftigen Fall des britischen Rundfunk- und Fernsehmoderators, Plattenlabelbesitzers, Nachtclubmanagers und Journalisten Anthony Howard 'Tony' Wilson nachskizziert, sondern auch eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen der britischen Punk-, New-Wave-, Indie- und späteren Ravekultur aufzeigt. Die ironische Machart des Films lässt sich übrigens auch als eine Kombination aus realen Ereignissen, Gerüchten und urbanen Legenden beschreiben, die auf den Vorstellungen Winterbottoms beruhen.


Wenn man der Geschichte Winterbottoms glauben schenken darf, dann nahm alles mit dem allerersten Sex Pistols Gig in Manchester seinen Lauf, der am 04.06.1976 in der Lesser Free Trade Hall über die Bühne ging. Unter den 40(!) Besuchern befanden sich neben dem eigenwilligen Rundfunk- und Fernsehmoderator Tony Wilson auch die Bands 'Stiff Kitten', aus der später 'Warsaw', 'Joy Division' sowie letztlich auch 'New Order' resultieren sollte, die Band 'Buzzcocks', die wiederum als Veranstalter des historischen Abends agierte, der begnadete Musikproduzent Martin Hannett, Mick Hucknall (a.k.a Simply Red) sowie 'John der Briefträger'. Überwältigt von der rotzenden Kraft und Energie der Sex Pistols ermöglichte er diesen kurz darauf im Rahmen seiner regionalen Fernsehsendung 'So it goes' ihren ersten Auftritt im britischen TV, bei dem sich John 'Johnny Rotten', Steve Jones, Paul Cook und Glen Matlock (meines Wissens nach ersetzte Sid Vicious diesen erst kurz danach) erstmals einem breiten Publikum präsentieren konnten. Doch Wilson war zu diesem Zeitpunkt schon längst von seiner Moderatorentätigkeit gelangweilt, so dass er diese kurz darauf vorübergehend ad acta legte, um sich von da an intensiver seiner neuendeckten Selbstständigkeit als Club- als auch Plattenlabelbetreiber zu widmen. Der Name des Programms lautete 'Factory' und beinhaltete sowohl den Club [Fac 1], in dem sich von da an Wave-, Punk-, Post-Punk-, Independent- und avantgardistisch angehauchte Bands die Klinke in die Hand geben würden als auch das gleichnamige Plattenlabel, das mit seinen zukünftigen Künstlern keine Verträge, sondern lediglich sporadische Vereinbarungen der Marke 'Die Künstler behalten die Rechte - Das Label besitzt nichts!' oder 'unsere Bands haben die Freiheit, sich zu verpissen!' traf. Erstere Vereinbarung stammt übrigens aus dem legendären 'quasi' Vertrag, den Wilson mit der Band 'Warsaw' abschloss und mit Blut geschrieben war. Was jetzt noch folgte war die Umbenennung der Band 'Warsaw' in 'Joy Division' und alles weitere war Geschichte. Doch leider nahm der Traum bereits am 18.05.1980 infolge des tragischen Freitods Ian Curtis ein vorzeitiges Ende.


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'Wo ein Ende, da auch ein neuer Anfang'


Dieser wird in den Folgejahren unweigerlich mit den Namen 'Happy Mondays' und 'New Order' verbunden sein. Nachdem nämlich der legendäre 'Factory-Club' [Fac 01] am 21.05.1982 an einer anderen Stelle unter dem Namen 'Haçienda' [Fac 51] neu eröffnet wurde, waren es gerade diese beiden Bands, die das Geschehen des Labels dann auch bis Anfang der 90er bestimmen sollten. Und trotz des völlig unerwarteten Welterfolgs von New Orders 'Blue Monday' [FAC 73] blieb letztlich vom erzielten Gewinn nichts beim Label hängen, denn alleine die Herstellungskosten für die 'im Namen der Kunst' von Wilson erwünschte Verpackungsvariante (Vierfarbdruck im Floppy Disk-Design mit Klappcover) überschritt den eigentlichen Verkaufspreis bereits um 5 Pence pro Stück. ('Blue Monday' zählt übrigens zu den meistverkauftesten Maxi-Singles aller Zeiten). Erst später wurden mit dem Song durch mehrere Neuauflagen schwarze Zahlen geschrieben. Letztendlich hatten aber auch New Order nicht viel von ihrem Verkaufsgewinn, da dieser fast vollständig für die Unterhaltskosten des Haçienda-Clubs draufging. Ende der 80er Jahre kam es bei New Order zu einem fast zwei jahrelang andauernder Erholungsurlaub, den die Band auf Kosten des Labels in Ibiza verbrachte, um nebenbei aber auch ihr kommendes Album 'Technique' einzuspielen. Mitte der 80er Jahre hielten aber auch schon die ersten DJs ihren elektronischen House-Beat-Platten Einzug in der Haçienda, was zugleich die Geburtsstunde der britischen Rave-Culture einläutete, die sich in den Folgejahren unaufhaltsam wie ein Virus auf der ganzen Insel ausbreiten sollte.


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1985 kam dann die Stunde der multitoxen Chaotentruppe 'Happy Mondays', welche im gleichen Jahr ihre erste EP auf Factory Records veröffentlichten [FAC 129]. Die beiden musikalischen Meilensteine der groovenden Rave-Rock-Band lieferten die Happy Mondays aber erst 1987 mit 'Squirrel And G-Man Twenty Four Hour Party People Plastic Face Carnt Smile (White Out)' [FACT 170] sowie 1990 mit 'Pills 'N' Thrills And Bellyaches' [FACT 320] ab. Leider verlor Wilson zu diesem Zeitpunkt infolge seines ausufernden Drogenkonsums etwas die Kontrolle (beispielsweise verpulverte Wilson einfach mal so nebenbei 30.000£ für einen Designer-Schreibtisch oder auch 200.000£ für ein neues Album der Happy Mondays, das letztendlich aber nie bei Factory Records erschien), bevor er das gesamte Factory-Projekt kurz darauf vollends gegen die wand fuhr, denn sowohl der Betrieb der 'Haçienda' als auch 'Factory Records' mussten aufgrund fehlender Finanzen Ende der 90er eingestellt werden.


Die Person Tony Wilsons wird im Film übrigens absolut famos von dem britischen Schauspieler Steve Coogan verkörpert, wobei sich aber auch die meisten anderen Darsteller mit ihren Darbietungen nicht verstecken müssen, denn auch sie spielen ihre Rollen mit einem hohen Maß an Authentizität. Obendrein gibt es auch noch beispielsweise Paul Ryder (Happy Mondays), Gary 'Mani' Mounfield (The Stone Roses / Primal Scream), Howard Devoto (The Buzzcocks), Mark E. Smith (The Fall), Clint Boom (Inspiral Carpets) sowie Tony Wilson im Rahmen kleinerer Cameo-Auftritte zu bestaunen. Was will man mehr?


Eine erstklassige 'Madchester' Hommage!


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Soundtrack:





Interviews und Filmszenen:




TV-Beiträge & Interviews:



TV-Doku: The Way We Were Tony Wilson (1986)
► Text zeigen



Trailer:




Trailer #2



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Richie Pistilli
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Re: 24 HOUR PARTY PEOPLE - Michael Winterbottom

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Zur Vervollständigung der bereits geposteten TV-Beiträge folgen hiermit noch ein paar sehenswerte Dokus, die sich etwas ausführlicher mit dem Phänomen Madchester, Factory Records, der Hacienda sowie dem Beginn der britischen Rave-Szene befassen.




Factory – From Joy Division to Happy Mondays [BBC 4]






The Hacienda - The Club that Shook Britain [BBC Documentary]

Madchester:The Sound Of The North [Celebration - Granada TV 1990]

Madchester: Sound of the Past [Documentary]

Pioneers: The Hacienda [Documentary]

A Trip Around Acid House [ITV 1988]

The Summer Of Rave [Documentary 1989]

Everybody In The Place: Acid House (1984-1992)

The Chemical Generation - Acid House Documentary





Before 1989: How Manchester Became MADchester [Doku]






Außerdem eignet sich 24 HOUR Party People hervorragend für ein Double-Feature mit dem gleichfalls brillanten Film CONTROL von Anton Corbijn, der sich ausschließlich mit dem Werdegang von Ian Curtis und 'Joy Division' befasst. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich danach entweder die ausgezeichnete Doku GLASTONBURY von Julien Temple zum gepflegten Ausklang oder auch die irrwitzige Ravefilmsause HUMAN TRAFFIC zum munteren Weiterfeiern anschauen. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann gibt es immer noch den völlig entfesselten ACID HOUSE, um danach endgültig abzuschalten. RAVE ON!




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