Die Angst vor der Wahrheit (D)
Mord passt nicht in sein Konzept (D - TV)
Gefährliches Wissen (DDR)
L'uomo in basso a destra nella fotografia (IT)
Défense de savoir (F)
Prohibido saber (ES)
Forbidden to Know
F / IT 1973
R: Nadine Trintignant
D: Jean-Louis Trintignant, Michel Bouquet, Charles Denner, Juliet Berto, Bernadette Lafont, Serge Marquand, Carlo De Mejo, Pierre Santini, Marie Trintignant u.a.
Westdeutsche Erstaufführung: 29.05.1982
Ostdeutsche Erstaufführung: 04.03.1978
VHS Premiere BRD: 31.12.1984
Synchronkartei (BRD)
Synchronkartei (DEFA)
Score: Bruno Nicolai
OFDb
"Die ganze Welt ist eine Bühne. Männer und Frauen sind weiter nichts als Schauspieler. Ein jeder hat seinen Auftritt, jeder hat seinen Abgang und Zeit unseres Lebens spielen wir Rollen"
Nachdem Simone (Bernadette Lafont) in ihrer Wohnung von dem zuständigen Hausverwalter kniend vor der Leiche ihres Freundes Jean Ravier (Charles Denner) vorgefunden wurde, wird sie infolge ihrer Erklärungsnot von der Polizei zur Hauptverdächtigen forciert und bis zum anberaumten Prozess in Untersuchungshaft genommen. Rechtlichen Beistand erhält sie dabei von dem aufstrebenden Pflichtverteidiger Jean-Pierre Laubray (Jean-Louis Trintignant), dem sie gegenüber beharrlich ihre Unschuld beteuert. Ihrer Aussage nach soll Ravier in kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen sein, da er am Vorabend des Mordes von ihr sämtliche Papiere und sein ganzes Geld einforderte, um anschließend irgendwelchen Verfolgern zu entkommen. Sein Plan sah es vor, "ein kleines Ding vor den Augen eines Flics zu drehen", um sich dann anschließend im Gefängnis vor seinen ominösen Verfolgern in Sicherheit zu wägen. Danach sei er verschwunden und als sie am nächsten Tag nach einem ziellosen Spaziergang zurück gekehrt sei, habe sie ihn bereits tot ihn ihrer gemeinsamen Wohnung vorgefunden. Kurz darauf stand dann auch schon der Hausverwalter in der offenen Tür. Doch Laubray weiß zu diesem Zeitpunkt bereits viel mehr. Mit Schrecken muss Simone feststellen, das Ravier entgegen seiner Ansage letztendlich doch ein größeres Ding gedreht hat, infolgedessen es zu Toten, Verletzten und zu einer gewaltsamen Geiselnahme eines kleinen Schulmädchens (Marie Trintignant) kam. Im weiteren Verlauf seiner Ermittlungen verhört Laubray sowohl das entführte Schulmädchen als auch weitere Zeugen und Zeuginnen. Dabei stößt er auf den rechtskonserativen Politiker Paul Cristiani (Michel Bouquet), der Ravier im Rahmen seines Wahlkampfes als Security für seine Wahlplakatverteiler engagierte. Obendrein kam der Sohn des Politikers in der gleichen Nacht bei einem Verkehrsunfall ums Leben, in der auch Ravier seinen Tod fand.
DIE ANGST VOR DER WAHRHEIT stellt die dritte filmische Zusammenarbeit des damals noch noch verheirateten Ehepaars Trintignant dar, die durchweg zur vollen Zufriedenheit überzeugen kann. Dabei handelt es sich nicht nur um einen spannungsvollen, sondern auch äußerst wendungsreichen Kriminalfilm, der im Rahmen einer französisch-italienischen Zusammenarbeit entstand. Regisseurin Nadine Trintignant, die auch am gut durchdachten Drehbuch mitwirkte, gestaltete diesen Film gewissermaßen in zwei unterschiedlichen Zeitebenen: Zum einen die Gegenwartsebene, in der Laubray Ermittlungsarbeit nach dem wahren Mörder im Mittelpunkt steht. Die zweite Erzählebene in Form von Rückblenden spielt sich logischerweise in der Vergangenheit ab, wobei sich die zur Schau gestellten Erkenntnisse wiederum auf den eigentlich Handlungsverlauf der Gegenwartsebene auswirken. Hinzu kommen mehrfach unerwartete Wendungen, die dem Zuschauer eine immer größer werdende Dimension des Verbrechens offenbaren. Sobald die Politiker-Familie im Filmverlauf den Plan betritt, entfernt sich der Film etwas von seiner ursprünglichen Geschichte, um von da an die etwaige Verstrickung des einflussreichen Politikers und dessen Familienclans stärker ins Visier zu nehmen. Im weiteren Verlauf greift der Film noch einmal kurzzeitig das ursprüngliche Thema auf, bevor er schließlich mit einem unerwarteten Finale beendet wird.
Jean-Louis Trintignant spielt nicht nur seine Rolle als beharrlicher Anwalt durchweg überzeugend, sondern trumpft gerade im Zusammenspiel mit der französischen Schauspielerin Juliet Berto zur Höchstform auf, die wiederum die Tochter des dubiosen Politikers spielt. Was die beiden deutschen Synchronfassungen anbelangt, so vermute ich mal, dass die deutsche TV-Ausstrahlung mit der tadellosen DEFA-Synchro versehen wurde. DIE ANGST VOR DER WAHRHEIT entpuppt sich also als ein vorzüglicher Kriminalfilm mit sehr hohem Spannungspotenzial, den ich persönlich aber ganz knapp hinter dem drei Jahre zuvor entstandenen Gemeinschaftswerk LE VOLEUR DE CRIMES einordnen würde.
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