INVASION - Alan Bridges

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Prisma
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INVASION - Alan Bridges

Beitrag von Prisma »



INVASION


● INVASION (GB|1965)
mit Edward Judd, Yôko Tani, Valerie Gearon, Lyndon Brook, Ric Young, Barry Ingham, Anthony Sharp und Tsai Chin
eine Produktion der Metron Park Studios
ein Film von Alan Bridges

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»He's not human!«


In einem kleinen Krankenhaus in der Nähe von London geschehen seltsame Dinge. Als das Opfer eines Verkehrsunfalls (Ric Young) dort eingeliefert wird, steht man nach der Blutanalyse des jungen Mannes vor einem kompletten Rätsel, da dieses Ergebnis allem was man kennt nicht zugeordnet werden kann. Anscheinend hat man es mit einer unbekannten Spezies zu tun, die eine Übernahme durch das heimliche Austauschen bestimmter Personen planen. Nach kürzester Zeit wirken die Angestellten der Klinik wie ein Krisenstab, der das Haus aufgrund eines Kraftfeldes jedoch nicht mehr verlassen kann. Da in den umliegenden Wäldern eine Raumkapsel gefunden wurde, könnte man es tatsächlich mit der feindlichen Übernahme von Aliens zu tun bekommen, doch ist diese Annahme auch plausibel..?

Im Science-Fiction-Universum irren noch zahlreiche Produktionen in weit entfernten Umlaufbahnen umher, die nur auf eine Landung auf der Erde, beziehungsweise in deren Heimkinos warten. Bei Alan Bridges Low-Budget-Beitrag mit dem verheißungsvoll klingenden Titel "Invasion" ist dies zwar bereits geschehen, doch anscheinend verlief diese Ankunft ohne größeres Aufsehen zu verursachen. Wenn man von diesem wirklich charmanten Film keine allzu großen Wunder erwartet, bekommt man eine sehr unterhaltsame, sorgsam konzipierte, aber vor allem exzellent fotografierte Geschichte geboten, welche unterm Strich mit einer besonderen Aura überzeugen wird. Das ganz große Spektakel bleibt unter Bridges' Regie vergleichsweise aus, da hier mehr auf eine engmaschige Atmosphäre der Mystik geachtet wird, die nicht zuletzt wegen ihrer wirklich unheimlichen Sequenzen auffällt. Die sozialkritische Komponente rückt aufgrund der eher in den Fokus gestellten und beinahe kriegsähnlichen Bedrohlichkeit in die hintere Reihe, bleibt jedoch als statisch wirkender, anklagender Unterton zurück. Der Alltag im Krankenhaus ist gekennzeichnet von worcaholic-ähnlichen Zuständen, die das humane Material abnutzen, vielleicht sogar ausbeuten. Zur ihrer Stärke verhilft den Charakteren allerdings ihr Idealismus und der Wunsch, etwas auch über die Mauern dieser Klinik auszurichten. So arbeitet man anscheinend uneigennützig Hand in Hand, um sich zur richtigen Zeit gegen die drohende Invasion - bestehend aus drei asiatisch aussehenden Aliens - stellen zu können. Dieser Film überzeugt mit einer schönen Schwarzweiß-Fotografie, aufregenden Kamera-Einstellungen und nicht zuletzt hochinteressanten Einfällen, die man vielleicht nicht alle Tage serviert bekommt. Die Eindringlinge sind plötzlich da und platzieren sich in eigenartiger Selbstverständlichkeit. Aus dem Nichts greifen sie dabei nach unschuldigen Opfern und tauschen sich kurzerhand selbst gegen sie aus.

Diese einfache aber ebenso beängstigende Strategie verleiht dem Verlauf atemlose Intervalle, in denen man deutlich spürt, dass die Zeit davon läuft. Über die Hintergründe wird erst gar nicht ausladend diskutiert, da es Erklärungen eigentlich auch nicht zwingend braucht. Leider kommen hier und da ein paar xenophobe Tendenzen auf, was hauptsächlich auf das Aussehen der Invasoren zurückzuführen ist, auch wenn es sich hier wahrscheinlich um keine böse Absicht gehandelt hat. Vielmehr liegt die Wahrscheinlichkeit näher, dass man von einem internationalen Cast profitieren wollte, der beispielsweise mit Yôko Tani über eine Interpretin verfügt, der Science-Fiction-Erfahrung nicht fremd war. Ihre zierliche Silhouette und die auffällig geschmeidigen, beinahe fliehenden Bewegungen und Vorgehensweisen, stehen in herbem Kontrast zu ihrer Person, die vielleicht bereit wäre, zum Äußersten zu gehen. Offensichtlich hat sie die Führungsposition inne, doch sie lässt sich in keiner Sekunde durchschauen. Unterstützt durch die auffälligen bis weniger in Erinnerung bleibenden Leistungen von Edward Judd, Valerie Gearon, Lyndon Brook oder Ric Young, kommt es zu einer rastlosen Dynamik in der kleinen Klinik, die nach gewisser Zeit wie ein Käfig wirkt, aus dem es kein Entrinnen mehr geben soll. Interessanterweise ist hier auch noch Tsai Chin in einer ansprechenden Nebenrolle als Krankenschwester zu sehen, die wenig später als sadistische Tochter des "Dr. Fu Man Chu" in der fünfteiligen Reihe durchstarten sollte. Geschichten, die wie feiner Sand wirken, um durch den engen Hals einer Sanduhr hindurch zu kommen, verfügen naturgemäß über ein merkliches Zeitdiktat, das auch hier zu spüren ist und die Story gut über die Ziellinie bringt. Als Unterhaltungsfilm mit ein paar schockierenden und etlichen beunruhigenden Inhalten ist "Invasion" sehr gut konsumierbar und kann insgesamt als kleiner, wenn auch nicht geheimer Tipp unter den B-Science-Fictionern angesehen werden.

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