CHATOS LAND - Michael Winner

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Maulwurf
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CHATOS LAND - Michael Winner

Beitrag von Maulwurf »

Chatos Land
Chato's land
Großbritannien/Spanien/USA 1972
Regie: Michael Winner
Charles Bronson, Jack Palance, Richard Basehart, James Whitmore, Simon Oakland, Ralph Waite, Richard Jordan, Victor French, Sonia Rangan, William Watson, Roddy McMillan, Paul Young


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Chato erschießt den Sheriff. In Notwehr, was aber keinen interessiert. Denn Chato ist ein Halbblut, also fast ein verschissener Apache, und Apachen sind das Letzte. „Nur Gott weiß was Er sich dachte, als Er die Apachen machte.“ Also wird eine Posse zusammengestellt, die Chato jagt. Eine Handvoll weißer Arschlöcher, die denken sie seien Halbgötter. Mindestens. „Um einen toten Indianer zu sehen reite ich meilenweit.“ Die denken, sie jagen einen verängstigten Indianer. Der Anführer, der frühere Südstaatencaptain Quincey, sollte es besser wissen, denn er hat nach dem Bürgerkrieg quer durch das ganze Land Indianer gejagt. Aber Quincey ist so glücklich und so stolz, endlich wieder seine alte Uniform anziehen zu dürfen, da kann das Gehirn auch ruhig mal aussetzen.
Doch nicht nur Quincey merkt relativ schnell, dass nicht sie den Indianer suchen, sondern dass der vielmehr hinter ihnen her ist, und sich einen Spaß daraus macht, sie immer tiefer in die Wüste zu locken. Doch als die Weißen Chatos Frau finden und sie bestialisch vergewaltigen ist Schluss mit lustig. Das Halbblut will blutige Rache.

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Und Regisseur Michael Winner hat anscheinend einen diebischen Spaß daran, die Überlegenheit der weißen Rasse Stück für Stück zu demontieren. Der White Trash, der hier nach Strich und Faden vorgeführt wird, fast möchte man sagen verarscht wird, gehört auch heute noch zum Bodensatz der menschlichen Gesellschaft, und ist auch heute noch voller Freude dabei wenn es darum geht, alles Fremde und Andersartige an der nächsten Straßenlaterne aufzuhängen.

Quincey, der in seinen Erinnerungen an die gute alte Zeit schwelgt, und nicht gemerkt hat wie alt er dabei geworden ist, ist dabei derjenige, der zwar einerseits die Truppe anführt, aber andererseits auch zu alt und zu weich geworden ist um sich durchzusetzen. Das hingegen macht der älteste der Hooker-Brüder, Jubal, der sich schon beim Zusammenstellen der Männer als extremistisches und rassistisches Arschloch entpuppt, das bereit ist für das Durchsetzen seiner eigenen Ansichten über Leichen zu gehen. Und willst Du nicht mein Bruder sein … An seiner Seite der mittlere Bruder Elias, der zwar distanziert-ironisch wirkt, dabei aber ein treuer Befehlsempfänger Jubals ist, und von diesem keinen Millimeter abweicht. Und der jüngste Bruder Earl, der nur und ausschließlich ans Vögeln denkt, und wenn er das nicht haben darf, sich die gewünschte Frau bevorzugt mit der Waffe in der Hand gefügig macht. Jack Palance als Quincey, Simon Oakland als Jubal, Ralph Waite als Elias und Richard Jordan als Earl – Unfassbar gute Schauspieler, die alles geben, und denen man nicht einmal im Tageslicht auf der Straße begegnen möchte. Kaum zu glauben, dass Ralph Waite seine große Rolle als Vater der WALTONS hatte …

Die anderen Männer der Gruppe sind Mitläufer, sind schwache Männer, die Befehlen gehorchen und sich erst dann auflehnen, wenn es viel zu spät ist. In so einigen Szenen ist CHATOS LAND ein bitterer und verstörender Kommentar über Gruppendynamik und –zwänge. Über Mitläufertum und das Wesen von Führern. Und vor allem über das Resultat solcher Prozesse.

CHATOS LAND ist zwar erstmal ein starker Western, der von der ersten Minute an Gas gibt und keine einzige Sekunde langweilt. Aber gleichzeitig ist CHATOS LAND ein zutiefst depressiv machender Film über soziales Verhalten, der fast 50 Jahre nach seinem Entstehen immer noch brandaktuell ist. Und ordentlich reinhaut!

8/10

DukeElster
Beiträge: 23
Registriert: So., 14.03.2021 04:43

Re: CHATOS LAND - Michael Winner

Beitrag von DukeElster »

Aber was mich bis heute immer wieder irritiert ist der beinahe völlig nackte Charles Bronson. :omg:

Wenn ich es mir recht überlege...In anbetracht der langjährigen Arbeitsbeziehung zwischen Winner und Bronson,und der Tatsache das sie sich de facto...iwie...auch die gleiche Frau “geteilt“ haben...Der ständig ausgestellten Frauenfeindlichkeit(Rape...Rape...und nochmals Rape) in Winners Filmen.
Wäre es doch mal an der Zeit sein “Werk“ Queer zu deuten...respektive...hineinzuunken. :hmmm:

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alex_wintermute
Beiträge: 1754
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: CHATOS LAND - Michael Winner

Beitrag von alex_wintermute »

Hm... Charles Bronson ein Homo? Niemals. Sehe das evtl. auf einer etwas anderen Ebene. Charles Bronson verkörpert wohl eher den kernigen Mann in Winners Werken, der Letzterer wohl gerne sein möchte. ;)
Was schreibt er denn zu dem Thema in seiner Biografie "Winner Takes All: A Life of Sorts" von 2006? Irgendwelche fragwürdigen Anspielungen? Optisch sah er zumindest nicht gerade wie ein taffer Mann aus, aber was heisst das schon. Gewaltphantasien hatte er sicherlich zur Genüge, die kommen in seinen Filmen zum Tragen.

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