SECRET DEFENSE - Philippe Haïm

Türkploitation, isländische Kannibalenfilme und alles andere aus Europa
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Maulwurf
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SECRET DEFENSE - Philippe Haïm

Beitrag von Maulwurf »

Secret Defense
Secret défense
Frankreich 2008
Regie: Philippe Haïm
Gérard Lanvin, Vahina Giocante, Nicolas Duvauchelle, Mehdi Nebbou, Rachida Brakni, Simon Abkarian, Aurélien Wiik, Katia Lewkowicz, Kamel Belghazi, Djemel Barek, Carim Messalti, Hassam Ghancy


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OFDB

Zwei Menschen. Diane studiert arabische Sprachen und hat gerade die letzte Prüfung vermasselt. Sie wird vom französischen Geheimdienst gepresst, und ihr erster Auftrag führt sie nach Beirut, wo sie einem Islamisten eine sogernannte Honigfalle stellen soll. Was nichts anderes heißt, als für das Vaterland die Beine breitzumachen. Pierre ist ein Drogendealer, der im Gefängnis Kontakt bekommt zu einer Gruppe von Islamisten, und allmählich extremisiert wird. Irgendwann werden sich die beiden Lebensläufe überschneiden …

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Eine düstere Welt, in der zwischenmenschliche Beziehungen nur über dienstliche Abhängigkeit oder den Tod gekennzeichnet sind. Vertrauen existiert nur, wenn jemand davon einen Nutzen hat. Jemanden zum Freund zu haben bedeutet, früher oder später ausgebeutet zu werden. Selbst für den Geheimdienst zu arbeiten heißt, dass das Vertrauen entzogen werden und der Gefallene in tiefen Kellern zu einem Geständnis gezwungen werden kann. Actionlastiger als im vergleichbaren AGENTS SECRETS – IM FADENKREUZ DES TODES wird eine Welt gezeigt, die nur aus Misstrauen und Tod besteht. In der ein falscher Schritt, eine falsche Reaktion, ein Moment Gedankenlosigkeit den eigenen Tod bedeutet. Oder den Tod anderer. Die Einsamkeit der Menschen ist überwältigend – Wenn sich Diane und Pierre irgendwann gegenüberstehen ist beider innere Leere mit Händen zu greifen, genauso wie ihre Verzweiflung und Angst. In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Das Tempo von SECRET DEFENSE ist hoch, und die Menge der auf den Zuschauer einhämmernden Informationen gigantisch. Dadurch wird auf vermutlich recht realistische Art gezeigt, wie sich ein Agent im Einsatz fühlen muss. Dauerbeschuss von Eindrücken, Gedanken, Informationen, und die Aufmerksamkeit darf keine Sekunde erlahmen. Verwirrung als Kampf gegen die eigene Existenz als Lebenszweck.

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SECRET DEFENSE ist spannend und grausam. Er lässt den Zuschauer keine Sekunde los, und doch möchte man den Kopf eigentlich viel lieber abwenden. Er zeigt auf was in den Schatten passiert. Sowohl in den Schatten in Paris wie auch in Beirut. Und er zeigt, wie einfach es ist, einen Menschen Dinge tun zu lassen, die er gar nicht tun will. Zum Beispiel einen Selbstmordanschlag zu verüben. Und bei allem trickreichen Dauerfeuerwerk und bei aller (mutmaßlichen) Übertreibung ist das die eigentliche Aussage des Films: Wozu sind wir fähig, und was braucht es, uns bis zum Äußersten zu treiben? Eine mögliche Antwort lautet Gar nicht viel, und allein für das Aufzeigen dieser Antwort innerhalb eines spannenden Thrillers kann man SECRET DEFENSE gar nicht hoch genug loben …

7/10

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