"Der große Eisenbahnraub 1963" (The Great Train Robbery) (Großbritannien 2013)
mit: Luke Wilson, Jack Roth, Martin Compston, Paul Anderson, Neil Maskell, Nigel Collins, Bethany Muir, Robert Glanister, George Ward, Del Synnott, Stuart Graham, Nicholas Murchie, Jordan Long, Jack Gordon u.a. | Drehbuch: Chris Chibnall und Rob Ryan nach der Buchvorlage "Red Signal" von Rob Ryan | Regie: Julian Jarrold
Eine Gruppe entschlossener Männer plant nach einem Insider-Tipp den Überfall auf den Postzug Ihrer Majestät der Königin und erbeutet dabei die unvorstellbare Summe von 2.631.784 Pfund Sterling - in heutiger Währung 41 Millionen Pfund. Bruce Richard Reynolds ist der Kopf der Bande, ein kühler Denker, der schon lange von einem Verbrechen nach Maß träumt; einer stilvollen Initiative, die ihm Ruhm und Unabhängigkeit beschert. Wird es gelingen, der Polizeifahndung zu entwischen und sich der Verfolgung der Gerichte zu entziehen?
Nachdem sich die Kollegen vom deutschen Fernsehen rasch auf den Sensationsraub stürzten und drei Jahre später bereits eine aufwendige Verfilmung des Falles auf den Bildschirm brachten, nutzte die englische BBC das 50-Jahre-Eisenbahnraub-Jubiläum, um eine Hommage an die Gentlemen-Gangster zu inszenieren. In der Hauptrolle sehen wir mit Luke Evans einen Mann, der uneingeschränkte Autorität verkörpert, sich durch straffe Führung auszeichnet und in der schwierigen Aufgabe eine Herausforderung sieht, die er für sein Selbstverständnis braucht. Er überwindet Widerstände, hat Freude am Wettkampf mit Polizei und Öffentlichkeit und achtet auf eine exzellente Vorbereitung des Unternehmens. Als er fürchten muss, die Kontrolle über das Vorhaben zu verlieren, kriecht die kalte Angst in ihm empor, was einer der erschreckendsten Momente des Films ist. Das Auseinanderbrechen des Teams ist weniger schmerzlich als eine Schwächung des Leaders. An ihm hängt alles, seine Ziele sind jene des Zuschauers, sein Erfolg ist auch der seines Publikums. In seiner Planung gibt es keinen Leerlauf, jede Aktion ist präzise durchdacht und beeindruckt auch jene, die selbst weniger diszipliniert agieren. Der zweite Mann neben Bruce Reynolds ist Jack Roth als Charlie Wilson. Der schmächtige Mann mit dem forschen Blick bildet den Gegenpol zum einsamen Denker und erweist sich als geradeheraus und weniger vornehm im Gebaren. Seine Bodenständigkeit und klugen Einwände machen ihn greifbarer als den unnahbaren Reynolds, was ihm die Sympathie von Teilen des Publikums sichert. Er sorgt dafür, dass der elitäre Anführer nicht die Haftung verliert und alternative Möglichkeiten in Betracht zieht.
Der Ablauf der Handlung spiegelt britische Coolness wider und wird dementsprechend leichtfüßig in Szene gesetzt. Die Anfangssequenz mit dem Überfall auf die Geldboten der BOAC ist das beste Beispiel für die unverhohlene Bewunderung, die Kameraarbeit und Musikuntermalung den eleganten Ganoven zuteil werden lassen. Die clevere Durchführung des Unternehmens scheint den Erfolg geradezu zu rechtfertigen und das Anrecht der Räuber auf die Millionen abzusegnen. Die kühne Tatkraft der Männer überstrahlt die Routine der staatlichen Rechtschaffenheit von Post und Polizei und bestätigt den geheimen Wunsch der breiten Masse gegen das Establishment aufzubegehren. Psychologisch raffiniert gesteht Regisseur Jarrold seinen Gentlemen gerade so viel Härte zu, wie nötig ist, um ahnungslose Exekutive des Systems in Schach zu halten. Brutalität oder Exzesse würden die Stimmung der Beobachter ins Negative kippen lassen, was auch Bruce Reynolds in Hinblick auf ein eventuelles Gerichtsverfahren in Erwägung zieht. Die Eisenbahn als Transportmittel des Kapitals erweist sich als sportliche Herausforderung, der sich die Männer stellen und nähert sich ihrem unplanmäßigen Halt bedrohlich und einschüchternd. Die schlichte Abgeschiedenheit des Verstecks auf der Farm unterstreicht die Isolation, in die sich die Gruppe begeben hat und markiert ein Leben im Untergrund, das sich nun auftut. Nach den technischen Feinheiten müssen sich die Männer nun den psychologischen stellen, womit sie weitaus schwieriger zurecht kommen. Nicht jedes Mitglied der Bande sieht in dem Abenteuer die intellektuelle Herausforderung; manch einer benötigt schlicht und einfach das Geld. Und die Jagd auf die Leute hinter dem Mastermind läuft gerade erst an.
Teil 1 erzählt die Geschichte aus der Sichtweise der Räuber, zeigt ihre anfänglichen Zweifel und die Entschlossenheit ihres Kopfes Bruce Reynolds. Sobald ihre Pläne Fahrt aufnehmen, rollt die Handlung zuverlässig wie ein Uhrwerk ab und macht das Publikum zum Komplizen des Raubes. Authentische Schauplätze und ein stimmiges Ambiente stützen die dominante Darstellung von Luke Evans, der sein Ensemble ebenso überzeugt wie den Zuschauer.
mit: Luke Wilson, Jack Roth, Martin Compston, Paul Anderson, Neil Maskell, Nigel Collins, Bethany Muir, Robert Glanister, George Ward, Del Synnott, Stuart Graham, Nicholas Murchie, Jordan Long, Jack Gordon u.a. | Drehbuch: Chris Chibnall und Rob Ryan nach der Buchvorlage "Red Signal" von Rob Ryan | Regie: Julian Jarrold
Eine Gruppe entschlossener Männer plant nach einem Insider-Tipp den Überfall auf den Postzug Ihrer Majestät der Königin und erbeutet dabei die unvorstellbare Summe von 2.631.784 Pfund Sterling - in heutiger Währung 41 Millionen Pfund. Bruce Richard Reynolds ist der Kopf der Bande, ein kühler Denker, der schon lange von einem Verbrechen nach Maß träumt; einer stilvollen Initiative, die ihm Ruhm und Unabhängigkeit beschert. Wird es gelingen, der Polizeifahndung zu entwischen und sich der Verfolgung der Gerichte zu entziehen?
Nachdem sich die Kollegen vom deutschen Fernsehen rasch auf den Sensationsraub stürzten und drei Jahre später bereits eine aufwendige Verfilmung des Falles auf den Bildschirm brachten, nutzte die englische BBC das 50-Jahre-Eisenbahnraub-Jubiläum, um eine Hommage an die Gentlemen-Gangster zu inszenieren. In der Hauptrolle sehen wir mit Luke Evans einen Mann, der uneingeschränkte Autorität verkörpert, sich durch straffe Führung auszeichnet und in der schwierigen Aufgabe eine Herausforderung sieht, die er für sein Selbstverständnis braucht. Er überwindet Widerstände, hat Freude am Wettkampf mit Polizei und Öffentlichkeit und achtet auf eine exzellente Vorbereitung des Unternehmens. Als er fürchten muss, die Kontrolle über das Vorhaben zu verlieren, kriecht die kalte Angst in ihm empor, was einer der erschreckendsten Momente des Films ist. Das Auseinanderbrechen des Teams ist weniger schmerzlich als eine Schwächung des Leaders. An ihm hängt alles, seine Ziele sind jene des Zuschauers, sein Erfolg ist auch der seines Publikums. In seiner Planung gibt es keinen Leerlauf, jede Aktion ist präzise durchdacht und beeindruckt auch jene, die selbst weniger diszipliniert agieren. Der zweite Mann neben Bruce Reynolds ist Jack Roth als Charlie Wilson. Der schmächtige Mann mit dem forschen Blick bildet den Gegenpol zum einsamen Denker und erweist sich als geradeheraus und weniger vornehm im Gebaren. Seine Bodenständigkeit und klugen Einwände machen ihn greifbarer als den unnahbaren Reynolds, was ihm die Sympathie von Teilen des Publikums sichert. Er sorgt dafür, dass der elitäre Anführer nicht die Haftung verliert und alternative Möglichkeiten in Betracht zieht.
Der Ablauf der Handlung spiegelt britische Coolness wider und wird dementsprechend leichtfüßig in Szene gesetzt. Die Anfangssequenz mit dem Überfall auf die Geldboten der BOAC ist das beste Beispiel für die unverhohlene Bewunderung, die Kameraarbeit und Musikuntermalung den eleganten Ganoven zuteil werden lassen. Die clevere Durchführung des Unternehmens scheint den Erfolg geradezu zu rechtfertigen und das Anrecht der Räuber auf die Millionen abzusegnen. Die kühne Tatkraft der Männer überstrahlt die Routine der staatlichen Rechtschaffenheit von Post und Polizei und bestätigt den geheimen Wunsch der breiten Masse gegen das Establishment aufzubegehren. Psychologisch raffiniert gesteht Regisseur Jarrold seinen Gentlemen gerade so viel Härte zu, wie nötig ist, um ahnungslose Exekutive des Systems in Schach zu halten. Brutalität oder Exzesse würden die Stimmung der Beobachter ins Negative kippen lassen, was auch Bruce Reynolds in Hinblick auf ein eventuelles Gerichtsverfahren in Erwägung zieht. Die Eisenbahn als Transportmittel des Kapitals erweist sich als sportliche Herausforderung, der sich die Männer stellen und nähert sich ihrem unplanmäßigen Halt bedrohlich und einschüchternd. Die schlichte Abgeschiedenheit des Verstecks auf der Farm unterstreicht die Isolation, in die sich die Gruppe begeben hat und markiert ein Leben im Untergrund, das sich nun auftut. Nach den technischen Feinheiten müssen sich die Männer nun den psychologischen stellen, womit sie weitaus schwieriger zurecht kommen. Nicht jedes Mitglied der Bande sieht in dem Abenteuer die intellektuelle Herausforderung; manch einer benötigt schlicht und einfach das Geld. Und die Jagd auf die Leute hinter dem Mastermind läuft gerade erst an.
Teil 1 erzählt die Geschichte aus der Sichtweise der Räuber, zeigt ihre anfänglichen Zweifel und die Entschlossenheit ihres Kopfes Bruce Reynolds. Sobald ihre Pläne Fahrt aufnehmen, rollt die Handlung zuverlässig wie ein Uhrwerk ab und macht das Publikum zum Komplizen des Raubes. Authentische Schauplätze und ein stimmiges Ambiente stützen die dominante Darstellung von Luke Evans, der sein Ensemble ebenso überzeugt wie den Zuschauer.