DIE BETT-HOSTESSEN - Erwin C. Dietrich

Türkploitation, isländische Kannibalenfilme und alles andere aus Europa
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Maulwurf
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DIE BETT-HOSTESSEN - Erwin C. Dietrich

Beitrag von Maulwurf »

Die Bett-Hostessen
Die Bett-Hostessen
Schweiz 1972
Regie: Erwin C. Dietrich
Ingrid Steeger, Karin Hofmann, Christa Free, Monica Marc, Kurt Meinicke, Kenita Flynn, Tiara Moana, Carlo Monti, Christian Van Bergen, Max Crottet, Rolf Häubi, Roman Huber


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OFDB

Der Fensterputzer Blomsky hat in seinem Job die Möglichkeit, in vieler Frauen Fenster zu schauen. In eben dieser Eigenschaft als Fensterputzer krabbelt er bei der Filmgesellschaft Ascot-Film durchs Fenster, und weil in seinem Leben nicht nur Fensterputzer, sondern auch Masseur, Kutschenfahrer, Krankenpfleger und wer weiß noch alles war, erzählt Blomsky nun dem geneigten Produzenten, Erwin C. Dietrich himself, lustige Schwänke aus seinem Leben: Was der 6-Tage-Rennen-Profi hinterm Vorhang treibt, was Arzt und Schwester machen wenn ein Patient das Bett verlässt, wie hinterhältige Fotografen unschuldigen Mädchen vorgaukeln, dass sie gerade mit Umberto Fellini telefonieren würden (“Marlon Brando in LETZTES POLKA“) ... Solche Dinge halt.

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Dass es dabei nur um eines geht ist klar, immerhin reden wir hier von einem Film von Erwin C. Dietrich, womit Handlungs(?)ablauf, Stil der Erotik, Musik und der Grad der Nacktheit eigentlich festgelegt sind, und der Zuschauer früher oder später selig entschlummern kann.

Doch halt, was ist das? Die letzte Episode dieses bunten und miest drögen Einerleis, die ist anders. Die ist ... fremdartig: Erwin C. Dietrich macht transgressives Kino! Eine nackte Frau im Stroh, drumherum eine Gruppe Männer (zuerst im sexy 70er-Jahre-Trainingsanzug, dann nackt), und die Frau tanzt zu hypnotisch-psychedelischen Rhythmen. Ein Krug geht herum mit einer unbekannten Flüssigkeit, welche sich in eine Schlange verwandelt und den Körper der Frau liebkost. Jeder darf die, sich im Stroh aufreizend gebärende, Schönheit mal genießen, wobei das bis hin zu Überblendungen von Gewaltfantasien über den sich räkelnden Körper geht, während die übrigen Männer vollkommen regungslos dabei stehen. Und als Geräuschkulisse, gleichberechtigt zur Musik - die Geräusche eines Fußballplatzes …

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Dietrich und sein Stamm-Kameramann Walter Baumgartner verlassen mit dieser Episode die Welt der kleinen billigen Sexfilmchen und stoßen in die Sphären eines Kinos vor, von dem ich an dieser Stelle niemals zu träumen gewagt hätte. Bild, Ton und Assoziation gehen durch ihre Verschiedenartigkeit eine Synthese ein und erschaffen etwas ganz Neues. Etwas hocherotisches und zugleich mystisches. Eine künstlerisch-sexuelle Darbietung, die vielleicht nicht gegen die Fantasien von, sagen wir, Michael Ninn bestehen kann, aber wenn sie von Schmuddel-Onkel Erwin kommt, definitiv etwas Außergewöhnliches ist. Und den ansonsten eher mauen 08/15-Softsexer gewaltig aufwertet. Auch wenn man um die Filme von Dietrich einen Bogen macht – diesen sollte man mal gesehen haben.

5/10

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